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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.01.1868
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- 1868-01-13
- Erscheinungsdatum
- 13.01.1868
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- Deutsch
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-1L 9, 13. Januar. Nichtamtlicher Theil. 103 Nichtamtlicher Theil. Johann Peter Himmer. Am 18. December 1867 starb, infolge eines Gehirnschlages, 67 Jahre alt, Herr Johann Peter Himmer, vormals Besitzer der Matth. Nicger'schen Buchhandlungen in Augsburg und München und bis zuletzt Inhaber einer ausgedehnten Buchdruckerei in Augs burg. Mit ihm wurde wieder einer jener Männer zu Grabe getra gen, die, in dürftigen Verhältnissen geboren, durch eigene Kraft und Beharrlichkeit sich den Weg zu Bildung und Ansehen, wie zu äußerem Wohlstände gebahnt haben. Die Geschichte des Buchhandels verzeichnet eine stattliche Reihe von Namen, an welche sich gleiche Erinnerungen knüpfen, während sie anderseits wohl auch mitunter hochberühmte Firmen, einst von Geschlecht zu Geschlecht vererbt, im Dunkel der Vergessenheit ver schwinden läßt. Das Naturgesetz steter Wechselwirkung und Verjüng ung in allen Gebieten des Lebens und der Gesellschaft scheint auch hier bestimmt zu sein, der auf - und abfluthenden Bewegung als Re gulator zu dienen. Der Verewigte wurde am 4. Juli 1801 zu Glasehausen un weit Heiligenstadt geboren. Sein Vater, ein geachteter, aber durch die KriegSercignisse jener Zeit in gedrückte Umstände gcrathener Rechtsanwalt, und seine treffliche Mutier waren mit vielen Kindern gesegnet; ihre beschränkten Mittel erlaubten daher nicht, ihm eine Erziehung und Vorbildung geben zu lassen, die den Anforderungen seines spätcrn Berufes auch nur einigermaßen entsprochen hätte. Wenn ein berühmter rheinischer Industrieller und Staatsmann im Parlamente zu Frankfurt sagen durfte: „Meine Wiege stand am Webstuhle meines Vaters", so konnte auch unser Himmer im reiferen Alter mit Befriedigung auf eine Lebensbahn zurückblicken, die ihn durch eigene Anstrengung aus einer Jugend voll Mangel und Ent behrungen zu dem würdigsten Ziele eines rechten Mannes, zur Un abhängigkeit und zu einer allseitig geachteten Stellung im Kreise seiner Berufsgenosscn wie in der Gesellschaft geführt hatte. Im Jahre 1815 wanderte der Knabe zu Fuß nach Göttingen, wo ein Onkel das Buchbindergewerbe betrieb. Hier sollte sich seine Zukunft entscheiden. Von den Eltern zu irgend einem Handwerk bestimmt, da es unmöglich erschien, in anderer Weise für sein Fort kommen zu sorgen, kam es, unter den erwähnten Umständen, haupt sächlich darauf an, ihn bald in die Lage zu bringen, sich selbst zu unterhalten. Kleine Dienstleistungen im Hause des Verwandten führten ihn öfter mit fertigen Einbänden in die Deuerlich'sche Buch handlung; der Besitzer fand Gefallen an dem anstelligen Knaben und letzterer ergriff gern ein Anerbieten zur Aufnahme als Lehrling in ^ dessen Geschäft. Sieben arbeitsvolle, und entbehrungsreiche Jahre (wovon fünf als Lehrling), wie sie in den damaligen Verhältnissen ihre Erklärung finden, aber jetzt wohl nur von denen richtig gewürdigt ^ werden, die einst sich in ähnlicher Lage befanden, verflossen nun hier I unter stetem Ringen nach Ausbildung im Geschäft, wie nach Erwer-1 bung der fehlenden Vorkenntnisse, zu welchem Zwecke, nach des Tages Last und Schweiß, meistens die späten Nachtstunden benutzt werden mußten. Der Verewigte erinnerte sich oft noch im Aller mit Dank der, gleich ihm mittellosen Studenten, die, für ein Honorar von zwei Gutegroschcn die Stunde, ihm Unterricht crtheilt hatten. Von seinem wohlwollenden Lehrherrn mit den Beweisen hoher Zufriedenheit und Anerkennung ausgcstattct, trat Himmer im Jahre 1822 als Gehilfe in das Geschäft von P. G. Kummer in Leipzig. Einige Jahre später erhielt er ein Engagement von der Stahel'schen Buchhandlung in Würzburg, zu deren Besitzern ihn Fleiß und um sichtige Thätigkeit bald in freundschaftliche Beziehungen brachten. 1828 verband er sich mit dem 1866 gleichfalls verstorbenen Karl! Kollmann zur käuflichen Uebernahme der vormals Jos. Wolff'schen! Sortimentsbuchhandlung in Augsburg. Dieses Societätsverhältniß dauerte jedoch nur wenige Jahre; schon 1831 fand Himmer Gelegen heit, die Matth. Rieger'sche Buchhandlung in Augsburg von dem damaligen Besitzer Al. Eurisch unter besonders günstigen Bedingun gen zu acguiriren. Das früher berühmte Geschäft, welches dirccte Verbindungen durch Reisende nach fast allen Theilen Europas unter halten hatte, war unter den letzten Besitzern in Verfall gcrathen. Unser Himmer griff rüstig ein und war so glücklich, bald überraschende Erfolge zu gewahren. Beinahe ohne Mittel, nur auf die Bürgschaft eines wohlwollenden Mannes, der die Solidität seines Charakters zu schätzen wußte, und auf seinen persönlichen Credit gestützt, hatte er das Unternehmen begonnen. Doch bald sehen wir wieder eine belebte Verlagsthätigkeit, einen erweiterten Sortimentsbctricb in dem stark vergitterten Hause der Philippinc-Welser-Straße, bald durchzogen seine Reisenden wieder Oberbaycrn, die Schweiz und den wenigstens in Hinsicht der Sprache und Literaturbedürfnisse deutsch gebliebenen Elsaß. Im Jahre 1835 übernahm Himmer die ehemals Kranzfclder'- sche Buchhandlung in Lindau, welche er nach einigen Jahren wieder au seinen bewährten Mitarbeiter I. Th. Stettner abtrat. 1845 ging die bisher fast ausschließlich durch seinen Verlag beschäftigte Reichel'- sche Buchdruckern in Augeburg in seinen Besitz über, deren Aus dehnung und innerer Entwicklung er bis an seinen Tod besondere Sorgfalt widmete. Wir erinnern nur daran, daß eine Reihe der ersten Jahrgänge der „Fliegenden Blätter" aus seiner Officin her vorgegangen, Leistungen auf dem bis dahin noch wenig cultivirtcn Gebiete des rylographischen Druckes, die auch von Kennern als vor züglich bezeichnet wurden. 1848 errichtete er die M. Rieger'sche Universitäts-Buchhandlung in München, die bald zu großer Blüthe gelangte und jetzt, in den Händen eines seiner intelligenten Söhne, einer immer mehr erweiterten Ausdehnung cntgegcngeht. Das Jahr 1849 bot ihm Gelegenheit, auch die alte Moy'sche Verlagshandlung in Augsburg mit seinem dortigen Geschäfte zu vereinigen. Wie Himmer im Geschäftsleben sich eines verdienten Ansehens erfreute, so ward ihm nicht minder das Vertrauen seiner Mitbürger in hohem Grade zu Theil und gab ihm Veranlassung, seinen geraden, rechtlichen Sinn und seine praktische Lebenserfahrung auch auf dem Gebiete der Gemeindeverwaltung zu bethätigcn. Eine lange Reihe von Jahren widmete er, theils als Gcmeindebevollmächtigter, thcils als Magistratsrath, seine Kräfte den öffentlichen Angelegenheiten und manche später bewährtcEinrichtung, manche wohlthätige Verbesserung auf diesem Gebiete verdankt ihm ihre erste Anregung. Seine viel fachen, mit Umsicht begonnenen und mit nachhaltiger Energie durch- geführtcn Unternehmungen wurden im Laufe der Zeit durch Glücks güter gesegnet, die vielfach wieder in Betheiligung bei industriellen Etablissements, durch welche Augsburg neuerdings abermals einen so erheblichen Aufschwung genommen, ihre fruchtbringende Verwen dung fanden. Daß auch das „Glück" ihm im Leben die Hand gereicht, hat Himmer stets anerkannt, wenn er sich hingegen auch sagen durfte, daß er in solchen Fällen diese Hand nicht Mit blöden Augen ergriffen und festgchallcn habe. Sein häusliches Leben war das Bild einer einfachen, anspruchs losen Behaglichkeit. In glücklicher Ehe mit der ihn überlebenden trefflichen Gattin wurden ihm sieben Kinder — drei Söhne und vier Töchter — geboren, die nun, im blühendsten Lebensalter, seinen unerwarteten Verlust tief betrauern. Die Söhne widmeten sich alle dem Buchhandel und stehen jetzt, als Erben der Gesinnungen und Bestrebungen ihres Heimgegangenen Vaters, an der Spitze der von ihm hinterlassencn Geschäfte. Obwohl von der Natur mit einer kräf tigen Constitution ausgcstattct, hatte der Verstorbene doch auch den geistigen und körperlichen Anstrengungen, welche vom Buchhandel 17'
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