Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1868
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- 1868-02-03
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- 03.02.1868
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27, 3. Februar. Nichtamtlicher Thcil. 303 den Markt der Welt und ihr entschädigt ihn in angemessener Weise. England kauft eine große Anzahl theurer Bücher, weil dort Reich- lhum und Bildung gewöhnlich vereint sind, in denVcreinigtenStaa ten dagegen können Diejenigen, welche solche Bücher brauchen, sie gewöhnlich nicht kaufen und sind öffentliche Bibliotheken, die den besten Markt dafür bilden, noch sehr selten. Eine Ausgabe für Eng land, eine Uebersetzung ins Französische und Deutsche unter dem Schutze eines Gesetzes für das literarische Eigenthum würde dem Autor sein Honorar verdreifachen, wo nicht vervierfachen." „Wir haben die obige Berechnung nur aufgestellt", läßt sich der Artikel weiter vernehmen, „um danach zu beweisen, daß, wie die Zu stände jetzt sind, nur reiche Leute solche Werke schassen können; es sei denn, sie machten es wie Noah Webster, der von seinem ABC-Buch lebte, während er sein Lexikon schrieb. Ist aber ein solcher Zustand gesund, ist er einer großen Nation würdig? Die Erringung eines unabhängigen Einkommens ist das Werk eines Menschenlebens, aber auch die Herstellung eines solchen Buches ist es. Nicht Einer unter Millionen Menschen vermag beides zugleich. Man gebe uns inter nationalen Schutz des literarischen Eigenthums und wir werden Ver leger genug finden, die einem Autor die Möglichkeit verschaffen, ohne daß er pecuniäre Mittel besitzt, sich einer solchen Arbeit ausschließ lich zu widmen."j „Buckle sagt: »Wir haben erst dann eine Wissenschaft, wenn wir eine Classe besitzen, welche Muße gewonnen hat; denn trotzdem die Meisten dieser Classe diese Muße zum .Haschen »ach Vergnügen anwcnden werden, wird es doch immer Einzelne geben, welche sie der Pflege der Wissenschaft widmen. Die Wenigen sind dann die Blüthe der Nation, ihre Zierde und ihre Wohlthätcr, von ihnen geht die kostbare Frucht aus, welche endlich auch die Anderen ernährt und veredelt.« In einem neuen Lande, wo diese Bedingungen noch nicht erfüllt sind, ist es etwas sehr Seltenes, daß man einen Mann findet, der reich genug und befähigt genug ist. um sich einer großen wissen schaftlichen Arbeit zu widmen, und der auch den Willen und die Lust dazu hat. Es gereicht den Vereinigten Staaten wahrlich zur Ehre, daß eine Generation drei solcher Männer — Bancroft, Motley und Prescott — hervorgebracht hat; aber ist der glückliche Umstand, daß diese Leute das Geld nicht brauchen, auch eine Rechtfertigung dafür, daß man cs ihnen vorenthält? Kein Mensch ist so reich, daß er nicht gern redlich verdientes Geld annähme; solches Geld ist nicht eine Be zahlung, es ist eine Ehrenbezeigung, und es steht Denjenigen, welche Wohlihaten empfangen haben, nicht zu, ungerecht zu sein, weil man großmüthig gegen sie war. Noch einmal wiederholen wir: sollen wir wirklich bei Einrichtungen verharren, die uns nöthigen, die Berei cherung unserer Literatur mit Werken dauernden und universellen Werthes davon abhängig zu machen, daß jene oben angeführten Eigenschaften sich einmal in einem Manne vereinigen?" Die Abhandlung weist nun ebenfalls durch Zahlen nach, daß die Werke amerikanischer Autoren, mehr als man gewöhnlich in Ame rika denke, in Europa und namentlich in England Absatz finden, daß aber den Verfassern aus diesem sie ehrenden Umstande nirgend ein erheblicher Gewinn erwachse. Selbst Longfellow, der in England so beliebt wie in Amerika sei und der allerdings für die erste englische Ausgabe seiner Werke eine beträchtliche Summe erhalten habe, be ziehe doch für den jährlichen Absatz seiner Schriften in England keine weiteren Procente. „Und alle diese grobe» Ungerechtigkeiten, welche Männern und Frauen, die unscrm Lande zur Zierde gereichen, zugefügt werden, fallen uns zur Last!" ruft der Verfasser. „Wir sind es, welche die europäischen Verleger zum Diebstahl zwingen. England, Frankreich, Deutschland, Schweden, Dänemark und Rußland sind bereit, mit uns einen Vertrag zu schließen, kraft dessen das literarische Eigen thum in einem civilisirten Lande ebenso heilig sein soll wie Brannt wein und Tabak, kraft dessen unsere Autoren den ihnen gebührenden Lohn ihres Talentes erlangen und dadurch in eine Lage gebracht werden, welche sie schützt vor der Gefahr der Ueberproduction, die unsere ganze Literatur zu versanden droht." „Ein anderes, nicht minder hoch zu veranschlagendes Uebel, das aus dem Mangel eines das literarische Eigenthum schützenden inter nationalen Vertrages erwächst, ist, daß darunter gerade die Besten und Bedeutendsten zu leiden haben. Ein Buch untergeordneten Ranges, das keine Anziehungskraft besitzt, hat in diesen Eigenschaften schon so viel Schutz, Laß es keines andern bedarf, denn Niemand fühlt den Reiz, danach seine raubgierige Hand auszustreckcn. Eben so wenig Rücksicht verdient der geschickte Compilator, der Bücher- machcr, dem eine glückliche Spceulation auf die Zeitströmung und auf die Neugierde des Publicums in kurzer Zeit zu einem Vermögen verhilft, das der gediegene Schriftsteller in Jahren angestrengten Fleißes und ernster Arbeit nicht zu erwerben vermag. Brachte doch das in einer Zeit von vier Monaten zusammengeschriebene und ge klebte „Leben Abraham Lincoln's" dem glücklichen Bücherfabrikanlen einen Gewinn von 30,000 Dollars. Dergleichen Handlanger der Literatur bedürfen keines Schutzes; sie leiben nicht unter der Gesetz losigkeit unserer amerikanischen Zustände; es sind unsere besten, unsere unsterblichen Schriftsteller, ein Emerson, Hawthorn, Long fellow, ein Motley, Bancroft, Prescott u. s. w., die wir plündern lassen. Müssen durchaus amerikanische Bürger im Auslande ihres Eigenlhums beraubt werden, so gebt doch einmal Baumwolle und Tabak preis und seht einmal, wie dies unseren Grundbesitzern und Kaufleuten gefällt. Man lasse Manchester in die Docks von Liver pool kommen und sich nach Gefallen bedienen; man gebe den Euro päern freies Rauchen; man wähle für die Plünderung welchen Ge schäftszweig man wolle, nur nicht gerade die Literatur!" „Das Schlimmste bleibt jedoch noch auszusprcchen", fährt der Verfasser fort. „Es ist sehr übel, sich bestehlen zu lassen, aber noch weit übler, selbst zu Spitzbuben zu werden. Nicht bloß die Rechte unserer Autoren werden im Auslande gekränkt, den ausländischen Autoren geht es bei uns ebenso, am allerschlimmsten befindet sich aber bei diesem unseligen Zustande die Literatur. Sie wird herabgewür digt und zum Gegenstände der elendesten Spceulation gemacht." Der Artikel schildert nun die Art und Weise, wie das Ucber- setzungsgeschäft in Amerika betrieben wird, und wir können im Hinblick auf manche, jetzt glücklicherweise etwas im Verscheiden be griffene Uebersetzungs-Fabriken in Deutschland hinzufügen: ,/I'out oomws ollsri vou8". Respectable Firmen haben ein Entsetzen vor dem Verlag von Uebersetzungen aus dem Französischen und Deutschen, da ihnen, nachdem sie die Kosten für eine gute Uebersetzung und eine angemessene Herausgabe des Werkes getragen haben, keine gesetzliche Bestimmung Sicherheit dafür gewährt, daß nicht morgen oder über morgen zwei Concurrenz-Ausgaben des Buches erscheinen. Der Verlag von Uebersetzungen fällt also in die Hände gewöhnlicher Spe- culantcn, welche für den geringsten Preis die schlechtesten Uebersetzer dingen und von ihnen eine das Original dermaßen entstellende Ueber- tragung liefern lassen, daß man von ihr nur sagen kann, sie ist wür dig des Löschpapiers, auf das sie gedruckt wird, der Ausstattung, die sie erhält und die ihr einen Platz anweist unter jener auf der Straße feilgebotenen Literatur, welche von der Farbe ihrer Cartonnage „die Literatur vom gelben Umschläge" genannt wird. So lange ein amerikanischer Verleger sich nicht durch einen recht mäßigen, vom Gesetze sanctionirten Kauf das Eigenthumsrecht eines ausländischen Werkes sichern kann, hat nach der Meinung des Ver fassers Amerika keine Hoffnung, etwas Gediegenes nach dieser Seite zu erhalten, Und doch, fügt er hinzu, wäre gerade hier noch ein so großes Feld buchhändlerischer Thäligkeit, da allein die Uebersetzungen 48'
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