Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1916
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- 1916-10-14
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.k 240, 14. Oktober 1916. Redaktioneller Teil. fasscrs an alle an» Werte Beteiligten, insbesondere an die Königliche StaatSregicrung, die Stadtgemeinde Leipzig, an die Tausende von Gönnern und Förderern, nicht zum wenigsten auch an die kunstsinnige und umsichtige Bauleitung wird sich jeder teilnehmende Leser auf richtig anschließen. Ausführlicher geht im folgenden Beitrag Ernst Mohrmann auf das Geschichtliche des Gründungsgedantens der Deutschen Bücherei ein. Ein deutscher Buchhändler, Wilhelm Heinrich Hahn in Hannover, war es, der im Fahre 1848 der allgemeinen Sehnsucht nach deutscher Einheit in einer deutschen Neichsbibliothek den Stützpunkt zu geben ver suchte. Als Grundstock einer solchen machte er der deutschen Neichs- versammlung in Frankfurt am Main den gesamten Bestand seines be deutenden Berlages zum Geschenk, das verständnisvolle Annahme fand. Mehr als vierzig deutsche Verleger folgten sofort seinem Beispiel und m weiterer Folge noch viele, zumal das Frankfurter Parlament in der Person des l)r. Johann Heinrich Plath (des verdienten späteren Münchner Hofbibliothekars) einen Reichsbibliothekar ernannt hatte, der eine eifrige Werbetätigkeit entfaltete. Zunächst in der Pauls kirche in Frankfurt aufgestellt, lief die Neichsbibliothek 1854 nach dem Scheitern vieler Hoffnungen als Wrack in den Hafen des Germanischen Museums in Nürnberg ein. Im Norddeutschen Reichstage bei Beratung des ttrhcbcrrechts- gesetzes, darauf im Deutschen Reichstage 1874 bei Beratung des Prcß- gesetzes von I)r. Eduard Brockhaus erneut angeregt, fanden die An träge auf Schaffung einer deutschen Zentralbibliothek keine Annahme, ebensowenig wie die Negierungen den sich mehrenden Stimmen von Bibliothekaren und Schriftstellern Gehör schenkten, die offen von einem Notstände und einer bedenklichen Vernachlässigung der deutschen Nationalliteratur sprachen. Erst bei viel späterer Erörterung biblio graphischer Fragen des weitblickenden, freimütigen und Willensstärken preußischen Ministerialdirektors Friedrich Althoff 1906 mit dem da maligen Ersten Schriftführer des Börsenvereins Karl Siegismnnd kam ersterer auf jene ihm nicht unbekannt gebliebenen Klagen der Biblio thekare zurück, und seiner lebhaften Anregung, seiner einflußreichen Be fürwortung, im Verein mit dem vollen Verständnis, das er dafür im Börsenverein fand, ist es zu danken, daß der jahrzehntelang, bisweilen fast hoffnungslos genährte Gedanke einer das ganze deutsche Literatnr- gebiet restlos umfassenden Bücherei neuerdings in Bewegung kam und allen Bedenken, Hemmungen und Widerständen zum Trotz sich zur Ver wirklichung durchgerungen hat. Althoff hat diese Verwirklichung nicht erlebt; mit ihm starb auch die mächtige Triebfeder vieles Nützlichen. Aber im Börsenverein blieb die Nachwirkung seines starken Geistes lebendig. Unausgesetzt blieb die Gründung einer Deutschen Gesamtbücherei auf der Tagesordnung seines Vorstands. Immerhin vergingen noch Jahre. Erst 1910 kam ein Lichtblick, als es den Bemühungen Dr. Erich bhlermanns, des da maligen Zweiten Vorstehers des Börsenvereins, in zunächst vertrau licher Fühlungnahme mit maßgebenden Stellen in Dresden und Leipzig! gelang, bei der Königlichen Negierung Geneigtheit für den Plan einer Neichsbibliothek in Leipzig zu wecken. Auch bei den Leipziger Stadt behörden fand der Plan wohlwollendes Entgegenkommen. Eine Denk schrift I)r. Ehlermanns, die die Nützlichkeit, Notwendigkeit und Aus führbarkeit des Unternehmens nachwies, schließlich das förderliche Eingreifen des früheren Ersten Vorstehers des Börsenvereins, Mit glieds der königl. sächsischen Ersten Ständekammer Albert Brock haus im Landtage ließen in den Jahren 1911 und 1912 den Entwurf zum Beschluß reifen. »Die Entwicklung der Deutschen Bücherei in den Jahren 1913 bis! 1916« schildert deren Direktor Or. Gustav Wahl im dritten Beitrag, dessen klare und wohlgegliederte Form außerordentlich anregend wirkt. Es ist im Buchhandel bekannt, daß die Sammeltätigkeit der Deutschen Bücherei schon am 1. Januar 1913 begonnen hat. Nachdem sie zunächst im Dcntsck-en Buchhändlerhanse unterge bracht, durch wachsenden Umfang aber bald genug dort mehr und mehr beengt war, mag ihren Beamten der Einzug ins stattliche und bequeme neue Heim eine Erlösung gewesen sein. Er vollzog sich schnell und glatt in den Tagen vom 22. bis 27. Mai 1916. Das Sammelgebiet umfaßt im wesentlichen: 1. alle Bücher, die im Buchhandel erschienen oder sonst im Handel sind, 2. amtliche Druck schriften, 3. Prioatdrucke. Die Zahl der Verleger, die sich zur Stif tung ihrer Verlagswerke bereit erklärt haben, beträgt 1916: 4042. Zn ihnen kommen aber weitere etwa 2000 Firmen, die zwar keine ausdrückliche schriftliche Erklärung gegeben haben, gleichwohl aber ihre Veröffentlichungen schenken. Gegen 800 Behörden im deutschen Sprach gebiet, 245 Akademien, Universitäten, wissenschaftliche Institute und Schulen aller Art senden regelmäßig ihre Amtsblätter bzw. Ver öffentlichungen. In ständigem Verkehr steht die Deutsche Bücherei mit 273 wissenschaftlichen Vereinen, gelehrten Gesellschaften und ähnlichen Gründungen, ferner mit 1100 Körperschaften, Vereinen und Verbänden . wirtschaftlicher, politischer, konfessioneller und mancherlei anderer Be tätigung und empfängt deren Veröffentlichungen. Vieles, was bisher der bibliographischen Verzeichnung und der Bewahrung in Biblio theken entging, namentlich viele Privat- und Manuskriptdrucke, wird ihr durch Vermittlung hilfsbereiter Drucker, buchhändlerischer und anderer Förderer zugeführt. Auch der deutschen AuSlandsliteratur hat sich der werbende Eifer der Bücherei mit befriedigendem Erfolge zugewaudt, trotz der Blockade. Bezüglich ihrer Sammlung verbotener, unbrauchbar zu machender, zeitlich beschlagnahmter, zurückgezogener und ähnlicher Werke hat sie zum Teil mit freundlich gewährter diplo matischer Unterstützung der königl. sächsischen Negierung gleichfalls wertvolle Erfolge verzeichnen dürfen. Ihre Sammlung von Kriegs literatur umfaßte am 1. Juli 1916: 24 728 Nummern. Die Gesamt zahl der inventarisierten Eingänge an Büchern, Serien- und Zeit schriftenbänden und amtlichen Druckschriften betrug i. I. 1914: 45 485, 1915: 50 828 bibliographische Einheiten. Die Beamtenzahl begann i. I. 1913 mit 3; sie ist zurzeit auf 62 gestiegen. Der folgende Beitrag behandelt in sehr ausführlicher Darstel lung den Neubau der Deutschen Bücherei. Der Baugcschichte folgt eine umfangreiche zweite Abteilung: Baubeschreibung, die ihrerseits in 10 Abschnitte verschiedenartigsten Inhalts eingcteilt und dort sehr sachkundig und eingehend behandelt ist. Nur wenig von diesem inter essanten Inhalt kann hier kurz angeführt werden. Der gesamte von der Stadtgemeinde Leipzig dem Börsenverein kosten- und lastenfrei übereignete Bauplatz umfaßt eine Fläche von 16 741 l^m, wovon rund 8 400 lH m für den zunächst errichteten Bau teil der Bücherei in Anspruch genommen sind. Dessen Front begrenzt in einer Länge von 120 m die Nordostseite des »Deutschen Platzes« im Zuge der (sonst noch wenig bebauten) »Straße des 18. Oktobers«, die in gerader Richtung vom alten Bayrischen Bahnhof zum Völkerschlacht denkmal führt und manchem Besucher der »Bugra«, deren belebte und schöne Hauptstraße sie bildete, in angenehmer Erinnerung sein wird. Die Formen der mächtigen Schauseite des Hauses halten sich im Rah men einer modern entwickelten Frührenaissance. Um an dem großen Platz zur vollen künstlerischen Geltung zu kommen, sind sie straff und wuchtig durchgebildet. Zwei kräftig vorspringende Nundtürme umrahmen das Bild und beleben es. Die Bedeutung des Hauses und seine innere Raumteilung kommen im Äußeren aufs wirksamste zum Ausdruck. Das Innere zeigt eine außergewöhnlich glückliche, vor bildliche Anordnung der Räume. Der Zweck, dem sie dienen sollen, ist in strenger Durchführung allen anderen Forderungen und Wünschen vorangcstellt. Die Ausstattung ist gediegen und würdig, die Einrich tung zweckmäßig und bequem; viele Neuerungen, Hilfs- und Siche rungsmittel unserer hochentwickelten Technik sind verständnisvoll ver wertet worden. Wer sich persönlichen Einblick versagen muß, wolle sich aus dieser Denkschrift überzeugen, baß nichts versäumt worden ist, um in diesem Riesenbau etwas Vorbildliches zu schaffen. Eiserne ^ Büchergestelle mit einhängbaren eisernen Böden (System Blöüner- Gotha) sind zurzeit mit einem Fassungsvermögen von 1 230 000 Bän den eingebaut. In ihrer für später geplanten Vollendung wird die gesamte Bauanlage 10 Millionen Bände aufnehmen können, annehm bar somit für etwa 200 Jahre ausreichen, und auch über diesen Zeit- k raum hinaus sind mit Hilfe jetzt schon teilweise eingebauter Tunnel rohre anschließende Erweitcrungsmöglichkeiten gegeben. Tie künst lerische Ausschmückung konnte, dank freigebiger Beteiligung von Stif tern, in reicherem Maße erfolgen, als vorgesehen war. Sie ist äußerst gediegen und wertvoll. Der materielle Wert der zur Ausschmückung ! bisher beigestcnerten Stiftungen ist auf 250 000 ./i zu schätzen. Die Gesamtbaukosten stehen zurzeit noch nicht soweit fest, um Genauigkeit zu verbürgen. Der Krieg hat natürlich auch auf sie ungünstig einge- wirkt. Die einstweilige Kostenschätzung ergibt 2 380 000 .L, gewiß ein königliches Geschenk, das der sächsische Staat seinem Leipziger und dem deutschen Gesamtbuchhandel macht? Den weiteren textlichen Teil des Buches füllen sechs bemerkens wert umfangreiche Verzeichnisse von Stiftern und Stiftungen man cherlei Art. Besonderer Wert muß den vielen Abbildungen, Zier stücken, Grund- und Aufrissen beigelegt werden, die das Buch schmücken und insbesondere den Baubericht höchst anschaulich erläutern. Ihre technische Ausführung ist zumeist vortrefflich. Nicht nur die Schauseite am Deutschen Platz, sondern auch die mannigfach gegliederte Rückseite, gegen den Windmühlcnwcg gerichtet, kommen lebendig zum Ausdruck; manches beachtenswerte Bauglied, manches Schmuckstück, außen wie innen, wird einzeln vorgcstellt, mancher interessante Einblick in innere Räume gewährt. Vortrefflich ist die Wiedergabe einer der drei vom Rate der Stadt gestifteten kunstvoll geschmiedeten Eisentüren am Haupteingang, vom gewaltigen Bismarckkopf überragt, die der ver größerte» Wiederholung des letzteren, des Mcdaillonbildes des Königs, des Turmstücks an der Stirnseite, besonders auch des Ölgemäldes Professor Hugo Vogels im Treppenhause, von Hofrat Arthur Meiner gestiftet, das eine Sitzung deS ersten geschäftsführeuden Ausschusses !303
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