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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1868
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- 1868-07-01
- Erscheinungsdatum
- 01.07.1868
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- Deutsch
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149, 1. Juli. Nichtamtlicher Theil. 1735 Effect zu legen; denn eine Einfassung von demselben Effect wie der Text ist wirkungslos, ja beeinträchtigt die Wirkung des Textes. Die Umrahmung muß durchaus im Effect entweder unter oder über der Wirkung des Textes sein, indem man sie Heller oder dunkler als diesen hält, nur erdrückend sollte sie nie werden, d. h. sie dürfte nie so in die Augen fallen, daß man den Text ganz übersieht. Man hat zwei Hauptarten von Einfassungen; die eine hat gleich breite Seiten, höchstens an den Ecken und Mittelstückcn etwas ausgeladen, die andere aber verschieden breite Seiten. Es ist bei den Büchern der letzteren Art fast als Regel angenommen, bei einem abgeschlagenen Buche die Umrahmung der Außenseiten und unteren Theilc breiter, die der Innenseiten und oberen Theile schmäler zu machen. Außerdem findet man noch in alten Gedichtwerken schmaler Zeilcnlänge eine dritte Art Einfassung, indem nur an den Jnnen- und Außenseiten nach letzterer Regel Rahmen sind, oben und unten aber dieselben fehlen. Die einfachste Art der gleichbreiten Einfassungen sind wohl die einfachen feinen Linien, einfach, doppelt, doppelfein, oder letztere in Verbindung mit einer feinen Linie angewendet; halbfette und ganz fette Linien sollten bei einer Umrahmung in Schwarzdruck nicht angewendet werden, weil es nicht gut aussteht, doch können solche, in einem zarten Ton gedruckt, recht hübsche Wirkung Hervorbringen. Bei Accidenzarbeilen und Titeln läßt man heutzutage diese Linien häufig in sehr verschiedenartig geformte Eckstücke auslaufen; ich möchte diese Art der Verzierung für den fortlaufenden Satz nicht empfehlen, einmal, weil dadurch die Rechtwinkligkeit im Innern der Einfassung gestört wird, die eine der Hauptbedingungen der typographischen Schönheit ausmachl (sie?), und das andere Mal, weil die wenigsten Muster solchen Werth haben, daß sie das Auge oft wiederholt ertragen könnte. — Für breitere Muster dürften zu demselben Zweck von unseren aus einzelnen Stücken zusammenzu- sctzenden Einfassungen auch nur sehr wenige genügen, weil die meisten den Fehler einer endlosen Wiederholung zusammengesetzter Verzierungsmotivc haben; nur sehr einfache Verzierungsmotive, als Wellenlinien, Schlingen, Perlen, Zähne u. a., lassen wohl eine öftere Wiederholung zu. — Es gibt unter den aus einzelnen Stücken zusammenzusctzenden Einfassungen mehrere, welche alle die genannten Fehler nicht besitzen, von schöner Zeichnung und muster haft gestochen sind und sich doch nicht zur fortlaufenden Verzierung eines Buches eignen würden. Woran liegt dies? Nur am Effect. Derselbe ist dem des Schriftsatzes fast stets zu ähnlich. Bei Titeln angewandt, wo kräftige Schriften sich von vielem weißen Papier gut abheben, nehmen sie sich prachtvoll aus, bei vollen Eolumnen aber, wo diese Bedingungen nicht vorhanden sind, verlieren sie um desto mehr. Es sei mir hier erlaubt, den Ornamentisten neben dem Studium der alten Werke (des sechzehnten Jahrhunderts insbesondere) auf den Reichthum von Verzierungsmotiven hinzuweisen, der hauptsächlich in der inneren Ausschmückung der alten Bauwerke der byzantinischen und Maurenzeit, sowie in den Goldschmiedearbeiten der Renaissance- zeit gegeben ist, der Schätze in den allen Manuscripten gar nicht zu gedenken; ich glaubte diese Hinweisung geben zu dürfen, weil ich finde, daß diese Fundgruben für die Zwecke der Typographie noch wenig oder gar nicht ausgebeutet sind. Hinsichtlich der typographischen Raumvertheilung möchte für diese Art Einfassungen die Regel gelten, daß, um den Satz als Hauptsache gut hervortretend zu machen, die Einfassung bei größerer Breite derselben von diesem so weit abstehe, als ihre eigene Breite beträgt; daß dann der äußere weiße Papierrand immer noch um mindestens die Hälfte breiter als der vorhergcnannte Abstand sein müsse, ergibt sich wohl fast von selbst. Bei schmalen Einfassungen wird der gute Geschmack mit Leichtigkeit nach Maßgabe des vorhan denen Raumes den Abstand des Rahmens von der Schrift bemessen können, wie sich überhaupt die Wahl der Breite und des Effects der Einfassung nach der Größe des Formats und der Splendidität des Druckes richten wird. Eine Bemerkung scheint mir für die Wahl der Größenverhält- nisse dieser, wie der andern Att Einfassung nicht unwichtig, nämlich, daß die Länge stets das Vielfache der Breite von den Einfassungsseiten sei; da geometrische Combinationen häufig oder meist die Basis der Verzierung bilden, so muß durch Befolgung dieser Regel der Ent wurf sehr erleichtert werden. Bei den gleichseitigen Umrahmungen würden die Kolumnen ziffern, wenn ihnen nicht in einem Mittelstücke der Umrahmung Platz ausgespart würde, wohl stets im Innern, in der Mitte ihren Stand haben, um aber den Satz nicht heruntcrzudrücken, so wenig auffällig als möglich; sie sind ja, streng genommen, nur Nebensache. Die Beschreibung der zweiten Art Einfassungen mit ungleich breiten Rändern habe ich oben schon gegeben. In typographischer Hinsicht würden sich etwa folgende Regeln ergeben: erstens, daß der Satz nicht zu nahe an die Einfassung zu stehen komme, wenn möglich so weit davon entfernt, als die schmälere Randleiste breit ist, der Papierrand müßte mindestens immer die Breite der breiteren Rand leiste haben; zweitens, daß die Columnenziffer auf den geraden Eolumnen stets links und auf den ungeraden rechts zu stehen habe, am besten außerhalb der Einfassung zwischen der oberen Ecke dersel ben und der oberen Papierecke, auch recht wenig auffällig; Bücher mit lebenden Columnentiteln würden von letzterer Regel eine Aus nahme machen. Die Verzierungen der Randleisten sollten fast stets nur reines Ornament sein, weil, wie Clerget bemerkt, das Auge durch die öftere Wiederkehr von Bildern, die es in der Natur zu sehen Ge legenheit hat, beleidigt wird, wogegen das reine Ornament durch seine wunderbaren Linienverschlingungen, denen gegenüber die Natur selten etwas Aehnliches darbictet, erst dem Geiste durch öftere Wie derholung nahe gebracht wird. Aus diesem Grunde sollten derartige Umrahmungen, falls nicht deren steter Wechsel und öftere Wiederkehr ein und desselben Verzierungsmotivs vorgezogen wird, nur dann wechseln, wenn das Buch eine Gelegenheit dazu bietet, also etwa bei einem neuen Capitel, einer neuen Erzählung. Daß die sich gegenüber stehenden Eolumnen in Zeichnung und Effect, wenn auch nicht gleich, doch sehr ähnlich seien, ist auch ein Mittel, um keinen unruhigen Eindruck hervorzurufen. Von der Regel der öfteren Wiederkehr derselben Einfassung von reinem Ornament und der Ausschließung von Figuren möchte ich Gebet- und Betrachtungsbücher und diesen ähnliche Werke aus genommen wissen. In diesen Werken kehren nämlich gewisse Ge dankenreihen, als Gottvertrauen, Demuth, Reue, Dank, Trost im Leiden u. s. w. unter immer neuen Formen stets wieder, und analoge Bilder und Symbole in den Randleisten geben den angeregten Empfindungen ein individuelles Leben. Hier ist nun wieder die größte Mannigfaltigkeit Bedürfniß; die öftere Wiederkehr eines und desselben Bildes wäre freilich nicht auszuschließen, weil in religiösen Dingen oft nur ein bestimmtes Bild ganz der angeregten Empfin dung entspricht; doch sollte durch reichste Abwechslung mit Ornament und durch geschicktes Verstellen der Bilder diese Wiederholung kaum merklich gemacht werden. Die Zerlegung des breiten Rahmens in etwa drei Theile gäbe die beste Gelegenheit, dies zu ermöglichen. — Auch bei Werken mit Ornamentrahmen ist durch Einsatzstücke Ge legenheit geboten, Mannigfaltigkeit zu geben. So wäre es z. B- möglich, bei einer Geschichte der römischen Kaiser deren Portraits nach Münzen- und Gcmmenabbildungen den breiten Randleisten einzuverleiben. Man könnte vielleicht glauben, daß durch solche breitere Ein fassungen der Text 'gewissermaßen erdrückt würde. Dem ist aber nicht so, wie viele schöne Beispiele in alten Büchern beweisen. Die 262*
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