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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1868-08-31
- Erscheinungsdatum
- 31.08.1868
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- Deutsch
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2328 Nichtamtlicher Theil. 26 201, 31. August. VI. (Aus dem Briefe eines kleinen Sortimenters.) Ich muß dabei bleiben: ich kann dein Burdach'schen Pensions-Vereine nicht beitretcn. Sie wissen, wenn es sich um ein gemeinsames, humanes Vorhaben handelt, ich fehle da nie mit mei nem bescheidenen Scherflein und im vorliegenden Falle würde mich kleinen Sortimcntshändler schon die Aussicht, Frau und Kind nach meinem Heimgange eine kleine Pension zu verschaffen, bewegen bei zutreten — wenn das Project mir wirklich solche Aussicht zu gewäh ren im Stande wäre. Das ist aber nicht der Fall. Sie weisen mich jetzt auf die bezüglichen Artikel unseres Börsenblattes, um mich zu einem andern Entschlüsse zu bringen; aber was da gegen den ersten Artikel von dem Kollegen F. F. alles gesagt wird, ist ja gerade der Art, die Ansichten desselben und meine Weigerung zu bestärken. Lieber College! Mit unseren Debatten im Börsenblatte ist das manchmal wirklich eine komische Sache; während solcheDebatten auf klären und klar machen sollen, sind sie oft nur zu sehr dazu angethan, den Gegenstand noch mehr zu verwirren. Die über das Burdach'sche Project begonnene Discussion ist auf dem besten Wege dahin. Der erste F. F. seht auseinander, daß das Burdach'sche Vor haben mit 5 Thlr. Jahresbeitrag und vom zweiten Jahre ab Ver- theilung von Neunzehntel des ganzen Vermögens an die überleben den Wittwen sich sehr schnell im Sande verlaufen muß; ich meine nun, das muß Jedermann einsehen, der auch nur ein Weniges zu rechnen versteht. Nun tritt Hr. Burdach und bis jetzt schon weitere drei Collegen gegen F. F. auf. Aber merkwürdig, im Grunde be ginnen sie alle damit, auszusprechen: ja da hat F. F. Recht, mit 5 Thlr. Jahresbeitrag von Jedermann und Vertheilung von Neun zehntel kann die Sache nicht bestehen. College G. G., der damit be ginnt: dem F. F. will ich's zeigen, rechnet uns sogar vor, daß Hrn. Burdach's Verein schon in acht Jahren fertig sein muß, während F. F. ihm doch zehn Jahre Bestand gab! Nachdem so eigentlich Alle ausgesprochen, daß cs mit dem Bur dach'schen Plane nicht geht, loben sie das Schöne des Vorhabens des Collegen Burdach und meinen: wenn man dasselbe weiter über lege, wäre dasselbe doch vielleicht, wenn auch anders, ausführbar. Das Vorhaben des Collegen Burdach ist gewiß ei» sehr schö nes und dankenswerthes; wer wollte dem widersprechen? Aber es will mir scheinen, der College F. F. habe doch Recht, Laß das alles ist, was über dasselbe Anerkennenswerthes gesagt werden kann. Die andern Gegner des F. F. haben bereits angefangen, die klare Linie zu verlassen, welche College Burdach vorgezeichnet hat: daß er neben unserem Unterstützungsverein, der jährlich mehr als 6000 Thlr. aus milden Beiträgen des Buchhandels an Solche vertheilt, die hilfsbedürftig sich bittend an ihn wenden, einen Verein gründen will, der verpflichtet ist, unseren Witlwen eine Pension zu bieten. College Burdach's Verein hat mil ganz positiven, im voraus be stimmten Beiträgen und Einnahmen zu rechnen; die ganze Sache kommt gleich in Verwirrung, wenn bei seinen Einnahmen auf den Wohlthätigkeitsstnn einzelner besser situirter Collegen, auf Verzicht leistung Anderer auf die ihnen zustehende Pension u. s. w. gerechnet wird. Dergleichen kommt bei unserem Unterstühungsverein, nicht aber bei dem Burdach'schen Verein irgendwie in Betracht. Wenn ich zu letzterem meine 5 Thlr. jährlich gebe, so thue ich das in dem Glauben, dadurch meiner Frau nach meinem Tode eine Pension von jährlich bis lOOTHlr. zu sichern. Die Frage: ob ich sie dadurch sichere, kann ich mir aber wirklich nicht durch allgemeine Zu sicherungen, Redensarten, Hinweisung auf den Wohlthätigkeitsstnn anderer Collegen, auch nicht durch Ihr liebenswürdiges Zureden, weither College, entscheiden lassen; das ist eine ganz kalte Geld frage, mit welcher Ihre und meine Neigung für den mühsamen Sorlimentshandel und den lieben Buchhandel überhaupt gar nichts zu thun hat, und die eben nur nach den ausgezeichneten Erfahrungen ähnlicher Gesellschaften der Art entschieden wird. Da hilft uns auch gar kein weiteres Grübeln und Sinnen und ein Bespötteln des Ma terials, auf welches College F. F. im Börsenblatte hingewiescn hat, dies Material basirt auf den reellen Lebensverhältnissen, die heute wie vor zwanzig Jahren gelten. Stellen Sie mir einfach eine Rechnung auf: wie hundert Buch händler bei einem Jahresbeiträge von 5 Thlr. ihren Witlwen — von 100 Thlr. Jahrespension gar nicht zu reden — eine solche von nur 50 Thlr. auf die Dauer von nur fünfundzwanzig Jahren — und Ihre liebe Frau wird, so Gott will, doch noch länger leben — sichern, und ich werde dem projectirten Vereine sogleich beitreten. Daß Sie das auch ohne dem gethan, will ich Ihnen nicht zum Vorwurf machen; — als ich in dem ersten Artikel von F. F. las, es würden sich nicht fünfzig Buchhändler finden, die dem Burdach' schen Project zutreten, sagte ich zu College K.: da kennen Sie die Buchhändler schlecht! Zum Buchhändler-Examen. Ts roi sst wort — vivs Is roi! Noch kaum begraben ist das vielbesprochene Institut, dieser Concessions- und Concurrenz-Ricgel, und schon tauchen Vorschläge, natürlich „zum allgemeinen Besten des Buchhandels" auf, um, was das Nothgewerbegesetz gut gemacht hat, zu verschlimm-bessern. Freilich! „man freut sich über den gewerblichen Fortschritt", der durch die Freigebung der Concurrenz hcrbeigeführt ist; aber man bedauert aufs tiefste die Freigebung der Concurrenz, weil dadurch die Organisation des Buchhandels Elemente in sich aufnchmen müßte, die dieser Wohlthat — nicht würdig sind. Man behauptet, daß der größte Theil der Stiinmen gegen das preußische Buchhändler-Eramen von Solchen gekommen sec, die sich davor gefürchtet hätten. Wir haben es immer für eine charakteristische Eigenthümlichkeit gallen- süchtigcr Schulmeister gehalten, in jeder selbständigen Meinungs äußerung nach selbstsüchtigen Beweggründen zu suchen. Wie aber, wenn diese Stimmen gegen das Buchhändler-Eramen zum Theil von Leuten herrührtcn, die vermöge der speciellen Institutionen ihres Vaterlandes diesem „Rigorosum" gar nicht unterlagen, sondern nur aus theoretischem Interesse sich mit der Frage beschäftigten, zu einem andern großen Theile aus Solchen, die, bereits von den wohlwollen den preußischen Buchhändler-Censurbehörden accrcditirt, die praktische Unzulässigkeit einer solchen Einrichtung für den heutigen Gewerbe betrieb erkannt hatten. Freilich spricht man da und dort von dem Werth der national ökonomischen Studien für den Gewerbetreibenden — und das sind wir Buchhändler doch auch —; man beruft sich auf die Autoritäten in diesem Gebiet, um dies oder das zu belegen. Aber die einfachsten Grundsätze der Nationalökonomie kennt man entweder nicht oder ignorirt sie absichtlich. Wer sich an den Fortschritten, von denen das Nothgewerbegesetz zeugt, freut, der huldigt entschieden dem national- ökonomischen Grundsatz, daß Freigebung der Concurrenz den Ge werbebetrieb hebt. Wer aber rn demselben Athcm darauf dringt, ! daß, da die Regierung auf die Bevormundung der Preßgewerbe j verzichtet hat, jetzt diese „Zunft" sich unter sich selbst enger zusam- ! menschlichen und dem Eintritt in ihr Heiliglhum selbst einen Riegel vorschieben muß, der dürfte sich damit weder sachlich noch formal eine Anerkennung seiner nationalökonomischen Anschauungen gewinnen. Süddeutschland hat noch nie ein derartiges Buchhändler-Eramen gekannt — und ist der süddeutsche Buchhandel mehr mil „uneben bürtigen" Elementen verseht, als der norddeutsche? Sachsen ist in Bezug auf Ertheilung von Buchhandlungsconccsstvnen höchst liberal, und die erfreuliche Blüthe des sächsischen Buchhandels wird kein Un parteiischer in Abrede stellen wollen. Der geringe Verdienst des Sortimenters, der der erhöhten Concurrenz zugeschrieben wird, hat andere innere Gründe und ver-
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