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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.08.1868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1868-08-26
- Erscheinungsdatum
- 26.08.1868
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- Deutsch
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2278 Nichtamtlicher Theil. ^ 197, 26. August. Aufnahme dieser Erwiderung. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ist gerade das Börsenblatt der geeignete, ja einzig richtige Ort für ruhige Besprechungen von Angelegenheiten, die den Buchhandel be rühren, und es würde mir wieProfanation Vorkommen, wenn dergleichen innere Streitfragen in fremde Blätter getragen und dort vor Laien verhandelt würden. Es ist aber eine bekannte Erscheinung, daß bei jedem Federstreite immer ein Theil (man könnte ihn genauer be zeichnen) dem Gegner das Wort abgeschnitten wissen möchte. Ich für meinen Theil versichere Hrn. Payne, daß ich mich über die Auf nahme seiner Entgegnung nicht geärgert, sondern sie erwartet habe. Auch für fernere Erwiderungen, wenn ich auch nicht mehr darauf antworten werde, wünsche ich ihm alles Wohlwollen der Redaction. Dies als Einleitung. Ehe ich jedoch zum eigentlichen Kern der Sache übergehen kann, von welchem Hr. Payne auffallend wenig spricht, will ich auch noch die andern Aeußerlichkeiten seiner „Ent gegnung" rasch abthun. Hr. A. H. Payne verleugnet die von mir nebenbei angeführte „englische Firma". Er gesteht, daß er Eng länder ist, kann nicht leugnen, daß sein englischer Name die Firma bildet, will aber nicht zugestehen, daß er die Firma, welche er in Leipzig gründete, dort „angesiedelt" habe. Das ist, wenn man's so liest, ein kleiner Galimathias, der aber nur daher kommt, daß Hr. Payne die Worte „ansiedeln" und „übersiedeln" verwechselte. Ich habe nicht gesagt, daß er irgend eine schon in England begründete Firma nach Leipzig übergesiedelt habe, und damit fällt seine ganze Argumentation zusammen, — zumal ich seine gehässige Insinuation, als habe ich (wie das in England Mode!) die englische Firma der deutschen gegenüberstellen und so den Patriotismus wider ihn ins Feld rufen wollen, einfach zurückweise. Eine geehrte Redaction hat das sicher nicht in meinen Worten gelesen; sonst hätte sie Recht ge habt, den Artikel zurückzuweisen. Ich wollte nichts auf der Welt anders, als die Firma, um welche sich der Streit drehte, kennzeichnen, ohne sic nennen zu müssen. Ich denke, das konnte eben nur ein Ausländer nicht sofort erkennen. Wenn Hr. A. H. Payne ferner meint, ich kenne die beiden Kalender nicht, ich habe die „Jllustrirte Zeitung" und die „AllgemeineJllustr. Zeitung" noch nicht gesehen, ich wisse dies und das nicht u. dergl., so muß ich ihm ein für allemal sagen, daß er sich sehr irrt. Ich kenne nicht bloß das alles, sondern ich weiß noch viel mehr. Ich kenne die „Jllustrirte Bibel," welche er Hrn. Georg Wigand, wenn auch in anderer Art nachgeahmt hat, ich weiß, daß das Payne'sche „Univer sum" dem Mcyer'schen Vorgang, daß „Hogarth's Werke" den Hrn. Dieterich in Göttingen und Rieger in Stuttgart ihr Entstehen ver danken. Ich weiß, daß die „Dresdner Gallerte," „Reineke Fuchs" re. auch keine Originalwerke sind. Ich kenne also so ziemlich seinen Verlag, der fast durchgängig nichts als Nachahmung deutscher Firmen ist, — denselben, den er als „deutsche Unternehmungen, die sein Hauptgeschäft bilden", charakterisiert. Ich kenne ferner, um ihm jeden weiteren Vorwurf der „Unwissenheit" abzuschneiden, alle die verschiedenen Streitigkeiten, in die er durch seine Nachahmungen ver wickelt worden: Len famosen Streit mit Piloty L Loehle — mit dem deutschen Schriftstellerverein — mit I. G. Cotta wegen seiner Schiller-Ausgabe, und noch vieles Andere, was ich verschweige. Ich muß wieder als guter Deutscher so ein altes „Kinderstuben-Sprich- wort" anführen; es lautet: „Wer in einem Glashaus sitzt, muß nicht mit Steinen werfen!" Mag auch Hr. Payne als Engländer die deutschen Sprichwörter perhorresciren, wir Deutsche sind nun ein mal gewohnt, unsre alten Volkssprüche da und dort einzuflechten; es ist die Weisheit unserer Väter; ihr kann man wenigstens nicht vor werfen, daß sie „confus und unreif" sei. Ja, Hr. Payne hat viel nachgeahmt; aber — er schlägt an seine Brust: „Nie habe ich eine der Minde'schen ähnliche Handlung be dangen," und damit glaubt er gerechtfertigt vom hohen Rathe in sein Haus gehen zu können. Im Allgemeinen, d. h. so im Großen und Ganzen, von der Vogelperspective betrachtet, und ohne daß man jeden kleinen Splitter mit auf die Wagschale legt — kann ich den Unter schied nicht so bedeutend finden. Hr. Payne, wie Hr. Minde nach i h m — haben Form und Wesen nachgeahmt; von dem Inhallhaben sich beide fern gehalten. Auch Hr. Minde könnte sagen: die Ten denzen der beiden Kalender sind verschieden; beide sind für zwei ganz verschieden^ Volksclassen bestimmt, u. dergl.; aber solche Redensarten beweisen nichts, zumal in Deutschland die Volksclassen nicht so ge schieden sind, wie in England. Gewiß ist Eins: Hr. Payne war ein großer Vorgänger in der Nachahmung und Nachbildung; — warum will er sich beschweren, wenn Andere ihm folgen und — ihn übertreffen? Nur darum, weil dievon ihm gelernte Kunst gegen ihn selbst angewendet wurde? — Ja, da liegt der Hase im Pfeffer I Wenn es wahr ist, daß Hr. Minde in seinen Reclamen die von Hrn. Payne angeführten Worte gebraucht hat, so bin ich weit ent fernt, sie rechtfertigen zu wollen. Ich kämpfe überhaupt nicht für Hrn. Minde, sondern für die Freiheit des Buchhandels, welche Hr. Payne selbst schon so außerordentlich für sich ausgenutzt hat und jetzt für Andere beschränken möchte. Und wenn er es gar „merkwürdig" findet, daß ich an zwei Stellen meines Aufsatzes „alles auf Hrn. I. I. Weber zurückzuführen suche", und er auch auf diese achtungs- werthe Firma eine Verdächtigung zu werfen meint, so befindet er sich abermals auf ganz finsterem Holzwege, da doch die Ursache der zwei maligen Anführung nur darin zu suchen ist, daß Hr. Payne dem Hrn. Weber eben zweimal — nachgegangen ist. Ich muß es vollständig Hrn. Minde selbst überlassen, sich gegen die Vorwürfe und Anführungen des Hrn. Payne zu vertheidigen, da ich in keiner Weise gesonnen bin, für Personen cinzutrcten. Ich meine aber, Hrn. Payne gegenüber kann ihm das nicht schwer werden. Der Minde'sche Kalender ist eine Concurrenz-Ausgabe (das beweist schon der billigere Preis), ganz in derselben Weise, wie Hr. Payne selbst vielfach Andern Concurrenz gemacht hat — vielleicht etwas stärker, wie die Kopien gewöhnlich die Originale mit härteren Tinten wiedergeben (man vergl. den schrecklichen Oelfarbendruck im Jllustr. Familienkalender für 1866). Was die angebliche Tendenz einer „Täuschung des Publicums" betrifft, so kann ich nur wiederholen, daß ich hieraus nichts gebe, da sich das Publicum heutzutage nicht so leicht täuschen läßt. Das weiß jeder Sortimenter. Möge uns Hr. Payne die Glieder des deutschen Buchhandels nennen, welche da geglaubt haben, der Minde'sche Kalender sei rs vorn der Payne'sche und Hr. Payne habe den Verlag desselben verkauft! Ich glaube nicht an Gespenster. — Jetzt erst komme ich auf den eigentlichen Kern der Sache , den Hr. Payne nur mit wenigen Worten abthut, und zwar — H6! indem er sich mit meiner früheren Ausführung in der Sache selbst voll ständig einverstanden erklärt: die äußere Form eines Buches sei Sache der Industrie und sollte, gleich dieser, nicht mehr aber auch nicht weniger der Concurrenz freigegeben sein. Während also Hr. Payne in dankenswerther Weise in der Theorie mir beistimmt, be kämpft er mich (schwach genug!) in praxi, offenbar nur deswegen, weil diese Praxis seine Interessen nahe berührt. Und was führt er an, um die Anwendung jener Theorie in diesem Falle von sich abzu wenden? Er sagt: „Ich verlange ebendeswegen (!) für meinen Jllustr. Familienkalender denselben Schutz, Len jeder Messerschmied für seine Marke auf seinem Taschenmesser genießen kann." Das ist der Kern der Payne'schcn Entgegnung. Wir müssen diesen Kern etwas näher beleuchten. Die erste Frage ist: Für was verlangt Hr. Payne diesen Scbutz? Für den Jllustr. Familienkalender als solchen? Den In halt hat Niemand angerührt. Für seine Firma? Niemand hat sie mißbraucht. Es kann sich also nur um Format, Titel, Umschlag,
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