Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.10.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-10-04
- Erscheinungsdatum
- 04.10.1916
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19161004
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191610043
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19161004
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1916
- Monat1916-10
- Tag1916-10-04
- Monat1916-10
- Jahr1916
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
6458 Börsenblatt f. d, Tisch» Buchhandel. Fertige Bücher. 231, 4. Oktober 1916. tu»»' Dublin »'Gl Vvorf — Ein Noman aus äem jenseits ^ Don Nuäolf Lothar /2^in höchst merkwürdiges Buch, äas äen Titel trügt: „Die andere Zeile äer Welt". Der Verfasser, dessen Namen ich zum erstenmal höre, Georg korf, nennt äas Buch einen metaphysischen Roman (München, bei Hermann A. Wiech- mann). Gs gibt Partien im Buche, äie hinreißend schwung voll geschrieben sinä, äie eine eigene Schönheit ausstrahlen, äie äen Leser wirklich einem Dichter gegenüberstellen. Manch mal ist es uns, als schriebe eine andre Persönlichkeit mit äer Hanä Georg korss, als spräche aus seinem Munde ein andrer Geist. Anä so wirä keiner sich äem eigentlichen Zauber äieses höchst merkwüräigen Buches entziehen können. Die Handlung äes Romans spielt in einer Amgebung, wo gewiß noch nie sich eine Romanhanälung abgewickelt hat. Näm lich im jenseits. Nicht etwa im Himmel oäer in äer Hölle christ lichen Glaubens, zwei Schauplätzen, äie äen Dichtern aller Zeiten keine Terra incoxm'ta waren, sonäcrn im jenseits äes Spiritis mus unä äer Seelen im Astralleibe. Die Idee, von äer äer Dichter auogeht, ist gewiß von einer noch nicht äagcwesenen Kühnheit. Nm äie Menschen vom tatsächlichen Vorhandensein äer Aber- sinnenwclt zu überzeugen, tritt äer Geist eines Marsbewohners namens Atlamos in einen spiritistischen Kreis unä entführt äaraus äie Seele eines jungen Amerikaners, um ihr inäes äas Meäium in tiefem, toäähnlichem Schlafe liegt, äas jenseits zu zeigen. Die Himmelfahrt äieser von ihrem Körper äurch fünfzehnStunäcn gc- trenntenSeele istäerInhalt äiesesBuches. Atlamos istäerVergil äieses neuen Dante. Aus äer Reise äurch äasjenseits schöpft aber äieser Vergil äie Srunäzüge einer Weltanschauung. Sie ist nicht neu, äenn sie fußt auf äer Lehre äes Karma, äer Reinkar- natiou unä äer Läuterung äer Seele, bis sie in Gott eingeht. Der Mensch besteht, sagt Georg korf, nein, sagt Atlamos, aus Körper, Seele unä Geist. Die Seele ist äie feinstosfliche ätherische Konstitution, äer Träger äes Innenmenschen als Individuum; äer gebiläet ist aus äem Lebensprinzip, aus äen Prinzipien äer Begieräen, Wünsche, Leiäenschaften unä äes irdischen Verstanäes. Anä äer Geist ist äer in alle Ewig keit unsterbliche Teil in euch, äer allgegenwärtige, ewige Sott. Ebenso wie äie Qualität äes Samenkornes äas Wachstum unä äie Größe äer äaraus hervorgehenäen Pflanze beäingt, so ist äie Qualität äer Seele, äer Charakter, maßgebenä für Ihr weiteres Wachstum, womit äas Schicksal innig verbunden ist. jedes Geschehnis hat seine Arsache unä äiese ihre Vor ursache, unä äiese habt ihr auf äer anäern Seite äer Welt — in äer Innenwelt zu suchen. jeder untersteht äen Gesetzen äer- jenigen Welt, äeren Schwingungen ihm zum Bewußtsein kommen, unä mit äer er sich jeweilig iäentifiziert. Die Gesetze, äie in äer ultraphysischen Welt herrschen, sind zwar äieselben wie in äer physischen Welt. Nuräie Schwingungen sinä feinere. Sie umfassen eine anäere Oktave. Im überphysischen Reich ist alles Seäanke, Wille unä Glaubensarbeit. Im Jenseits ist Wunsch gleich Wille unä Glaube gleich Kraft. In äiesem jenseits äer Materie gibt es kein räumliches Nebeneinander unä kein zeitliches Nach- einanäer. Hier gibt es nur äas Sein. Die Ewigkeit ist äie zeitlose Gegenwart, äie Allgegenwart; unä äie Anenälichkeit ist äas raumlose Sein — also auch Allgegenwart. Der Raum aber ist äas Absolute, in äem alles ist, was ist. Raum unä Zeit sinä in ihrem Arsein iäentisch. In äer Allgegenwart liegt äas All wissen; unä äas Allgeschehen ist dadurch begrünäet. Anä äa Gott äas Absolute ist, so sinä ihm äie Geschehnisse aller Zeiten gegenwärtig. Anä was er weiß, wirä, weil er es weiß, ge schehen. Von äer höchsten Marte aus betrachtet ist äas Wissen vom Geschehen unä äas Geschehen selbst ein unä äasselbe. Der Raum ist keine Leere, sonäern ist angefüllt mir äer absoluten Substanz, äie äie Trägerin aller Schöpfungskräste ist. Bis aber äie Seele in äiesen Raum gelangt, wo sie all- sehenä, allgegenwärtig, allwissenä wirä, hat sie einen weiten Weg zurückzulegen. Das Karma beherrscht sie im Menschen leibe. Das Karma ist Kausalität, Gerechtigkeit unä Entwick- L lung zugleich. So ist äer gegenwärtige Charakter eines Mcn- "!T ''' ' scheu nur äie Wirkung äes Dorangegangenen unä stets äie Arsache äes kommenäen. Freilich erinnert sich bloß äie Seele äes Gewesenen, nicht äas Gehirn. Dieses Erinnern äer Seele nennt äer Verfasser Gewissen. Wer also nach seinem Gewissen hanäelt, äer zieht' äie Nutzanwenäung aus äen Erfahrungen, äie ihm äas vorige Leben brachte. Aber nicht nur äie Menschen müssen sich von Reinkarnation zu Reinkarnation entwickeln, auch äie aus äem Menschenleibe freigeworäene Seele muß sich äieser Seelenläuterung ist abhängig von äer Kraft, mit äer sich äie Seele an äas Iräische äurch äie Erinnerung unä äie Gewohnheit klammert. Es äauert lange Zeit, ehe äie frei geworäene Seele sich äer Freiheit bewußt wirä. Aber äann jungen Amerikanncro, drüben „Frieäo" genannt, äurch alle Weiten, besucht äen Monä unä äie merkwüräigen Monä- menschen, äie tief in seinem Innern Hausen, schwebt im Raume unä gewinnt ganz neue Anschauungen von äer Eräe; er er fährt äie tiefsten Geheimnisse, äie sonst nur äie Seligen, um äas alte Wort zu gebrauchen, empfangen. Nur einmal ge- Auf äem Monde ist äer Geist — jules Vernes ihr Führer. Wie man sieht, ist äie Weltanschauung äes Marsbewohners Atlamos äcmBuäähismus innig verwandt.Buddhistisch istja auch Gewiß bringt Frieäo aus äem Jenseits überzeugenäe Be weise. Aber es steht ja „Roman" auf äem Amschlag! Der Romanäichter hat freie Hanä, äie zwingenästen Beweise zu konstruieren. Hätte äer Dichter keinen Roman geschrieben, sonäern Tatsachen äer Wirklichkeit berichtet, er wär äer Kolum bus äes jenseits. Anä vor seiner Größe würäe alles erblassen, was jemals eine Feäer geführt hat. So haben wir nur äas tiefe Veäauern, äaß es ein Roman, leiäer nur ein Roman ist, was uns korf erzählt. Aus meinen kinäertagen erinnere ich mich, wie betrübt ich war, wenn ich erfahren mußte, äaß äie schönsten Geschichten nur Märchen waren. So ging es mir auch mit äiesem Buche über äie anäre Seite äer Welt. Wie schaäe, äaß es nur Dichtung unä nicht Wahrheit ist! Wie ungeäuläig würäen sonst alle Menschen äas Sterben er warten, wie groß wäre äie Sehnsucht aller, äie Freiheit im jenseits zu genießen! Anä weil äiese Sehnsucht so übergroß wäre, ist es äoch gut, äaß es sich hier bloß um einen Roman hanäelt. Es äarf äem Menschen äas Sterben nicht so leicht gemacht weräen. Man äarf äen Toä nicht in allzu verlockenäen Farben schiläern. Wer hielte es sonst ausEräen aus?Wüßtenwirbestimmt,äaßäasjen- seits so himmlisch ist, wie Georg korf es schiläert, warum sollten wir uns äenn hier mit Sorgen unä Not herumschlagen, uns im Schweiße unseres Angesichtes mühen, alles äaran setzen, unser Leben zu ver längern? jDie Auswanderung nach äen wundervollen Räumen, in denen Frieäo unä Atlamos schwebten, wäre allzu groß. Aber es scheint mir äoch, als ob Georg korf mehr geben wollte als einen bloßen Roman. Er will, wenn ich nicht irre, geglaubt weräen; unä voller Äberzeugung schließt er sein Buch mit äen Worten: „Es steht eine ungeheure Amwälzung äer Eräe bevor, hervorgerufen äurch äas Erscheinen eines mäch- tigenWeltlehrers." DieserChristus äer nächsten Zukunft wirä äie Lehren äes Romans in Glaubenssätze fassen, wird äie Menschheit anführen in ihremkampfe um äenHimmel, äen manErlösung heißt. phantastischer Roman oäer überzeugter Bericht, äaß äiese Träume wahr sinä? Georg Korf läßt uns darüber im An6aren. Wie aber auch äer Leser sich zu äieser Frage stellen mag, er wirä äas Buch nicht ohne riefe Bewegung aus äer Hanä legen. (Aus äem „Neuen Wiener Tageblatt", August 1V 6.) ^
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder