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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.07.1868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1868-07-08
- Erscheinungsdatum
- 08.07.1868
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- Deutsch
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1802 Nichtamtlicher Theil. JL 155, 8. Juli. „Auf der Pariser Ausstellung erschien der ocsterreichischc Buch handel und Verlag nur durch wenige Firmen selbständig vertreten, aber durch diese in sehr ansehnlicher Weise. Die allgemeine Auf merksamkeit erregten die reichen und schönen Ausstellungen der beiden ersten und wohlbekannten Buchhändler und Verleger Braumüller und Gerold in Wien, welche je einen der vier, der Ausstellung von Verlagsartikeln zugewiesenen Kästen in Besitz genommen halten Beide haben jede prächtige äußerliche Ausstattung ihrer Artikel durch Einband oder Goldschnitt vermieden, sondern brachten diesel ben, wie sie auf dem Markt erscheinen, zur Ausstellung. Wir haben schon angcdeutet, daß wir dies jedem Aussteller sehr hoch anrechnen*). Wir stehen keinen Augenblick an, auf der Ausstellung auf dem Mars felde der Firma Braumüller den ersten Preis zu ertheilen. Ihre Ausstellung repräsentirt einen Verlag, dem an Schönheit der Aus stattung wie im Reichthum des Inhaltes wohl nur wenige Firmen in ganz Deutschland gleich kommen. „Wir begegnen hier beinahe jeder Wissenschaft und wir begeg nen ihr stets in einer ausgezeichneten Vertretung. Hier stehen aus dem Gebiete der Berg- und Hüttenkunde Werke von Cotta, von Haidinger, von Hauer und Anderen; aus dem Gebiete der Chemie und Pharmacie die Arbeiten von Bauer, Ettingshausen, Hinterber ger, Pohl, Scherer, Schroff u. s. w.; Geographie, Geschichte und Statistik sind vertreten durch die Arbeiten der besten oesterreichischen Schriftsteller, ebenso wie die Handelswissenschaften, Militär- und Naturwissenschaften. Der Verlag philosophischer Schriften enthält die Werke ocsterreichischer und außeroesterreichischer Schriftsteller, wie jene von Bach in München, Carus in Dresden, Gerkrath in Bonn, Schmid in Erlangen u. s. w. Zahlreich sind die Werke über Sprachwissenschaft und Literatur, über Kunst und Theologie. „Am bedeutendsten aber ist der Verlag der rechts- und staats- wissenschaftlichcn Werke, der Mediein und der Land- und Forst wissenschaft. In den beiden ersteren Wissenschaften erscheint die ge- sammte oesterreichische Gelehrtenwelt, die auf dem Gebiete der Mediein Namen umfaßt, welche längst der oesterreichischen Wissen schaft einen Weltruhm errungen haben. In dem Verlag der Land- und Forstwissenschaft, ebenso wie in jenem der mathematischen Werke kommen neben den besten Geistern Oesterreichs wieder hervorragende Lehrer dieser Wissenschaften aus Deutschland vor, wie Albert in Würzburg, Baur in Hohenheim, Pinckert in Etzdorf u. s. w. Und gerade diese Vertretung der buchhändlerischen Interessen deutscher Gelehrten ist cs, die uns mit großer Freude erfüllt. Wir können nicht Ketten genug finden, die uns mit Deutschlands Cultur und Sitte verbunden halten. So sehen wir denn in dem genannten Ver lagsgeschäft die Summe von 650 Werken und 830 Bänden, von denen bereits 123 in zweiter und dritter Auflage erscheinen. Einige haben 5, andere 6, 7, 8, ja ein Werk sogar 18 Auflagen aufzu weisen. „Je ausgedehnter und vielseitiger nun dieser Verlag ist, um so ') Die bezügliche Stelle in dem Bericht lautet wörtlich: „Der deutsche Buchhandel erschien aus der Weltausstellung, so wie er in der Well erscheint, im Geschästsgewande. Mit wenigen Ausnahmen be trachtete er die Darstellung der gesammten Fortschritte des Völkerlebens nicht wie einen besonderen Festtag, an dem man ein seltenes oder eigens bestelltes Kleid trägt, sondern er nahm sie als das, was sie eben in Wirk lichkeit war, als einen großen Arbeitstag aller Völker, aus dem sie sich an einander messen und mit einander ringen, lind wir rechnen dies dem deutschen Buchhandel auf der Ausstellung als ein großes Verdienst an. Die hervorragendsten Firmen des deutschen Verlages sandten ihre Bücher so, wie sie in den Handel kommen, und verschmähten es, mit der Dar stellung des deutschen Geistes und seiner Wissenschaft eine Buchbinderaus stellung zu verbinden. In dieser Art der Ausstellung kam kein Land unserer großen Heimath gleich. Ja wir möchten sagen, Frankreich wählte seine Ausstellungsgegenstände nur nach dem Leder, in dem sie gebunden, ebenso Italien und andere Staaten, und selbst England ist nicht frei von diesem Vorwurf." mehr muß man die große Sorgfalt in der Ausstattung bewundern und anerkennen. Die Illustrationen bei zahlreichen Werken sind musterhaft und jene zu dem schönen Werke über Kehlkopfkrankheiten von vr. Türck so ausgezeichnet, daß man wohl schwerlich etwas Aehnliches finden wird. Neben diesem außerordentlichen Verlags geschäfte hat Braumüller noch eine der bedeutendsten Buchhandlungen, in welcher die fremdländische Literatur neben der deutschen Wissen schaft im reichsten Maße vertreten ist. „Bei dieser ausgezeichneten Repräsentanz konnte die Firma Carl Gerold's Sohn auf der Ausstellung nur durch die Bedeutung einiger Werke, keineswegs durch Verschiedenheit und Massenhaftig- keit des Verlages zu gleichem Ansehen sich aufschwingen. Wir über gehen es mit Stillschweigen, daß Gerold eine sehr große Zahl ein- j facher Commisstonsartikel, die mit seiner Thätigkeit ganz und gar ^ nichts zu thun haben, ausgestellt hat, und erwähnen nur die vor zügliche Literatur der Rechtswissenschaft, der Geschichte, der Natur wissenschaften u. s. w., deren Verleger eben die genannte Firma ist." Die Besorgung der Zeitungen durch das Postamt. III.*) Das englische Postamt ist als Anstalt das Muster eines freien, praktischen, gebildeten, vorausschreitenden Staates. Es wirft dem Staate einen jährlichen Reingewinn von 1,200,000 Pfd. Sterl. ab, weil cs nichts anderes ist, als was es sein soll; cs hat das ABC der Postverwaltung gelernt, kennt keine Ober-, Unter-, Vice- re. Post- secretäre, sondern heißt alle diese Menschen einfach „olsrsis". So wie diese einfache Einrichtung der Verwaltung, so auch das praktische Prinzip der Arbeit und das wunderbare Resultat. Das englische Post amt hat gar keine Macht, es ist keine Spioniranstall und steht nicht im Bereich der Polizei, es macht keine Geschäfte mit Zeitungen und Zeitschriften, es macht dem Buchhändler keine Concurrenz, sondern es erleichtert dem Handel seine Communicationcn nach allen Seiten hin. Es hat zwar in den letzten Prinzipien das System des Frei handels noch nicht begriffen, aber das englische Publicum wird dafür sorgen, daß es an Wissen zunimmt. Denn cs stehen an der Spitze des englischen Postamtes Leute, die sich unterrichten lassen und die an ein freies Handeln gewöhnt sind; bei uns ist dies nicht der Fall, die Leute sind reine Maschinen ohne allen Einfluß auf weitere Entwicklung. Aus diesem Grunde müssen die Repräsentanten des Zollparlaments die Frage der Post in die Hand nehmen, es ist ein dringendes Be- dürfniß, eine brennende Frage für den ganzen Handel Deutschlands; für den Buchhandel insbesondere ist die Abschaffung der Zeitungs- bureaur, das Zurückfallen der Erpedition an ihren rechtmäßigen Vermittler — an den Buchhandel — von der allergrößten Wich tigkeit. Für den ganzen deutschen Handel aber ist auch die Erpedition kleiner Packele durch die Post eine sehr wichtige und dringende Frage. Was hat die Post für ein Recht, sich die exclusive Erpedition kleiner Packele anzu eignen? Wie darf sie ein Monopol machen aus den Bedürfnissen des Kleinhandels? Wenn die Sache nicht so ernst wäre, müßte man über die Kleinstädterei Deutschlands lachen, man spricht von Freihandel, man disputirt und setzt sich aufs hohe Pferd in allen staatsökonomi schen und socialen Fragen, und das Erste, Allerdringendste übersieht man, weil es zu winzig ist. Denn wie wir später Nachweisen werden, ist es nicht genug, daß wir der Post das Zeitungserpeditionswesen entreißen, wir müssen ihr auch die Beförderung kleiner Packele ent ziehen, die sic jetzt als ein Recht beansprucht, denn sonst gelingt es dem Buchhändler nicht, das Zeitungswesen mit Profit in die Hand zu nehmen; und ferner kommt die dritte Nothwendigkeit hinzu, die Ge werbefreiheit des Buchhandels. x. ') II. S. Nr. l4l.
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