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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1868-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1868
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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bedeutsame Aufgabe, welche die Illustration zu erfüllen berufen ist, nämlich auf umfassendste Weise das, was Wissenschaft und Kunst früher nur der Minorität bevorzugter Geister darzubieten vermochte, im edelsten Sinne des Wortes zu popularisiren, d. h. zum Gemeingut der Nation zu mache»; umfassend nicht nur in Hinblick auf den dargebotenen Stoff, sondern auch in Beziehung auf die Masse der diesen Stofs Empfangenden und in sich Ausnehmenden. „Hierin offenbart sich der wahrhaft kulturgeschichtliche Beruf der Illustration namentlich der illustrirten Zeitungs- lectüre, und zwar in zweifacher Richtung, nämlich nicht nur nach der ästhetischen, sondern auch nach der der instruktiven Volksbildung. „Was die Illustration als Element der ästhetischen Volks bildung betrifft, so kann dieser Punkt nicht hoch genug angeschla gen werden. Wie weit sich auch die Werke der Architektur, Plastik und Malerei über ihre bescheidene Schwester, die Holzschneidekunst, erheben mögen, so fehlt ihnen doch, abgesehen davon, daß sie sich nur auf die wenigen großen Städte conccntriren und auch dort nur einer ausgewählten Zahl verständnißvoller Kunstfreunde ticfern Ge nuß gewähren, gerade jenes außerordentliche Wirkungsmoment des populären Interesses, welches die Illustration allen Classen der Ge sellschaft und allen Orten so vertraut macht. Wenn wir Bauwerke, Statuen, Gemälde als den Luxus des gebildeten Kunstgefühls We niger bezeichnen dürfen, so kann die Illustration mit Recht das täg liche Brot für den künstlerischen Geschmack des Volkes genannt wer den. Ja, für jene höher stehenden Künste ist gerade die Illustration die thätigste Dienerin; Tausende erfahren erst durch die Abbildungen in Per Illustrirten Zeitung von dem Vorhandensein der großen Künstler und ihrer Werke und lernen dieselben kennen und achten. Denn wenn der Holzschnitt auch nicht die imponirende Größe und Pracht des Bauwerkes, die plastische Schönheit des Bildhauerwcrkes, den malerischen Glanz des Gemäldes wiederzugebcn vermag; was er dem Blicke darbietet, ist trotz allem doch das Wesentliche, nämlich der in der Zeichnung sich aussprechende Gedanke, der von allem bestechlichen Glanz der äußern Technik befreite, reine Inhalt der künstlerischen Idee. Rechnet man hierzu noch die Portraits der Künstler selbst, welche jene Werke schufen, und den erklärenden Text, auf den das Interesse am Bilde ebenso hinleitet, wie umgekehrt der Text wieder ein gesteigertes Interesse und ein tieferes Verständniß des Bildes hervorruft, so kann die Summe jener sporadischen Ein drücke, welche durch die Originalwerke erzeugt werden, nicht in Ver gleich gestellt werden mit der ungeheuren Summe von Anregung, welche allwöchentlich durch die illustrirte Zeitungsliteratur in Millio nen aus allen Ständen und allen Orten bewirkt wird. „Aber die Illustration als Element ästhetischer Volksbildung bietet noch eine andere wichtige Seite der Betrachtung dar. Wenn sie die Werke der bildenden Kunst ihrem Jdeeninhalte nach zu einem Gemeingut der Nation macht, so dient sie anderseits den Werken der Dichtkunst als edelste Dolmetscherin ihres Gedankeninhalts, theils durch Veranschaulichung ihrer poetischen Gestalten und Hand lungen in selbständigen Kompositionen, theils durch die gefällige Symbolik der arabeskenartigen Randverzierung in Initialen und Randleisten. Hierin liegt vielleicht ein noch tieferer, weil unmittel bar den Geschmack bildender Einfluß auf das ästhetische Gefühl des Volks. Und kein Gebiet des dichterischen Schaffens ist dieser Ver lebendigung verschlossen; das ernste Drama wie die naive Idylle, das pathetische Epos wie das sinnige Lied und die humoristische Satyre, alle bieten dem Holzschnitt den Reichthum ihrer Schätze zur Ver- werthung für den Genuß und die Bildung der Nation im Großen und Ganzen dar. „Wenden wir unfern Blick der andern Seite zu, worin der kulturgeschichtliche Beruf der Illustration sich offenbart, so ist ihre Bedeutung als Hebel der Volksbildung — der Ausdruck „Bildung" im engern Sinne gefaßt — fast noch größer als auf dem ästhetischen Gebiet. Von der noch ABC studirenden Kindheit bis hinauf zu dem sich den ernsten Wissenschaften widmenden Mannesalter gibt es kaum eine Altersstufe, für welche — mag es sich um Naturgeschichte oder Reisebeschreibung, um Weltgeschichte oder Maschinenbaukundc, um Anatomie oder Mythologie handeln — die dem Text einverlcib- ten, das eingehendere Verständniß desselben vermittelnden Abbil dungen nicht zu unentbehrlichen Beigaben geworden wären. Die Phantasie und das Gedächtniß sind die beiden in der jugendlichen Verstandesentwickelung wirksamsten Geisteshebel; und gerade auf diese wirkt das „Bild" durch seine Anschaulichkeit am unmittelbarsten und nachhaltigsten. Hierin liegt das Geheimniß der instruktiven Kraft der Illustration. Was nun die Lehrbücher für die lernende Jugend, das sind die „Illustrirten Zeitungen" im Großen und Gan zen, indem sie aus dem Strom des Lebens der Gegenwart diejenigen Erscheinungen herausgrcifen und bildlich veranschaulichen, welche nicht nur überhaupt das Interesse erregen, sondern deren genauere Kenntniß für das Verständniß der so mannigfaltigen und überreichen Entwickelung der Zeitgeschichte nothwendig ist. Wenn die Illustrirte Zeitung ihre Aufgabe selbst dahin definirt hat, daß sie „Nachrichten über alle Ereignisse, Zustände und Persönlichkeiten der Gegenwart, über Tagesgeschichte, öffentliches und gesellschaftliches Leben, Wis senschaft und Kunst, Theater und Mode" zu bringen habe, so beruht ihr kulturgeschichtlicher Einfluß in Rücksicht auf eigentliche Volksbil dung doch hauptsächlich darin, daß sie diese Nachrichten durch die hinzugefügten Abbildungen der Anschauung näher bringt, als dies durch den bloßen gedruckten Buchstaben möglich wäre. Hierzu kommt ihre Objektivität. Denn indem sie das treue Bild der für die An schauung zu verwerthenden Erscheinungen, welche aus jenem mäch tigen Strom der Zeitbewegungen emportauchen, sestzuhalten sucht, ist sie von vorn herein gezwungen, von der specifischen Färbung, welche den politischen Zeitschriften im engern Sinne anhaftet, zu abstrahiren, um vor allem der Wahrheit einen möglichst reinen und unbefangenen Ausdruck zu geben. So erhält die Nation auch nach dieser Seite einen gesünder», weit unverfälschter» Nahrungsstoff durch die illustrirte Zeitungsliteratur, als dies im Allgemeinen durch die anderweitige, politisch gefärbte Zeitungsprcsse möglich ist. „Diese Gesichtspunkte, welche hier nur ohne weitere Ausfüh rung in ihren allgemeinsten Grundzügen dargelcgt wurden, wider legen wohl am besten das Vorurtheil, welches, auf Grund des Miß brauchs, hier und da mit der Illustration getrieben worden ist, sich gegen die letztere geltend gemacht hat; es sind wenigstens diejenigen Gesichtspunkte gewesen, welche uns von vorn herein für die Idee der „Illustrirten Zeitung" begeistert und seitdem stets in unfern Be strebungen geleitet haben. „Daß sie dies auch für die Zukunft bleiben werden, dies kön nen wir hier an der Schwelle des zweiten Vierteljahrhunderts des Bestehens unseres Blattes mit um so größerer Bestimmtheit ver sprechen, als durch die hinter uns liegende fünfundzwanzigjährige Er fahrung in uns die Ueberzeugung von der hohen kulturgeschichtlichen Bedeutung unserer Aufgabe unerschütterlich befestigt worden ist." Miscellen. Offene Frage. — Verleger S. in Leipzig will vom Sorti menter W. in B. ein Remitt endenpacket nicht erhalten haben; der Commissionär des letzteren bestätigt, daß das Packet in Leipzig eingetroffen ist; trotzdem schreibt der Verleger S. an W. in B.: „Da ich Ihre Remittenden nicht erhielt, so kann ich Ihnen den Betrag auch nicht gutschreiben, belasten Sie ganz einfach (!) Ihren Kom missionär dafür, wenn Sie dieselben an ihn abgeschickt haben." —
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