Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.09.1868
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- 1868-09-02
- Erscheinungsdatum
- 02.09.1868
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2350 Nichtamtlicher Theil. JZ 203, 2. September. Willen, Frau und Kinder zu ernähren —, das ist eine Erfahrung, die ihre Spuren in unserem Adreßbuch zurückläßt. Ein solcher Wechsel im Besitz der Handlungen, ein solches Kommen und Verschwinden ist in anderen Geschäften beispiellos. Und, ach! wie viele verschwinden leider nicht, sondern bleiben, ohne je ihren Verpflichtungen nachzukommen. Für alle dergleichen Subjecte ist die Wiltwencasse nicht; die Frauen und Kinder derselben sind zu bedauern, aber zu helfen ist ihnen nicht. Unsolidität und Unpünktlichkeit kann bei einem Verein, der die Zukunft der Ange hörigen sichern soll, nicht geduldet werden. Viele von den 4000 Buch händlern sind in der glücklichen Lage, einer Unterstützung für ihre etwaigen Wittwen nicht zu bedürfen; Viele blicken leichtsinnig in die Zukunft und halten eine Vorsorge nicht für nöthig; Manche treten nicht bei, weil sie — zu bequem sind, und endlich noch Andere, Weil sie an den Statuten zu mäkeln haben. Es bleiben aber noch übergenug, um eine Wittwencaffe ins Leben zu rufen, wie sie Hr. Burdach vorschlägt. Je mehr Mitglieder aber die Casse hat, um so mehr Bürgschaft bietet sie, daß sie auf lange besteht, und daß sic den von Hrn. Burdach angenommenen 20fachen Betrag der Jahresbeiträge als Pension zahlen kann. Es werden durchschnittlich, da immer Ab- und Zugang stattfindet, und auch oft die Frauen vor den Männern sterben, bei einem 20jährigen Durchschnitt nicht über 5 Winwen auf je 100 Mitglieder kommen; dann stellt sich aber die Rechnung so: 100 Mitglieder zahlen in 20 Jahren ä 5 Thlr. — 10000 Thlr. 5mal 20 Wittwenpensionen ä 100 Thlr. — 10000 Thlr. Wen» also, wie ich Vorschlägen würde, um die Casse davor zu be wahren, daß sich notorische TodcscandiLaten zum Beitritt melden, in den erste» 3 Jahren nach dem Beitritt die Pensions-Berechtigung ausgeschlossen ist, so würde aus den Beiträgen der ersten 3 Jahre schon ein hübscher Grundfonds erwachsen und die unbedeutenden Kosten der Verwaltung (baare Auslagen) dürften wohl durch die Zinsen zu decken sein. Es mag hart erscheinen, kranke Kollegen ge wissermaßen auszuschließen, indem man ihnen wenigstens für ihre Wittwen die Pension versagt, wenn diese kranken Kollegen innerhalb 3 Jahren nach dem Beitritt sterben; die Gesellschaft kann aber ohne diese Bestimmung nicht bestehen. — Auf Altersvcrschiedenheit der Ehegalten braucht die Gesellschaft dagegen gar nichts zu geben, ebenso wenig wie auf Gesundheitsatteste; die Altersverschiedenheit spricht bei der Durchschnittsberechnung gar nicht mit. — Den Vorschlägen zu „Einheiten ä 5 Thlr." würbe ich gern zustimmen; dann kann Jeder sich nach seinen Kräften und Ansprüchen betheiligen. — Einem andern Vorschlag: auch die Waisen zu berücksichtigen, würde ich entgegen sein, und für jetzt nur erst wünschen, daß die Wittwen casse, als das Einfachste und Erreichbare, ins Leben tritt. Mäkeln wir und bessern zu lange, so wird aus der Sache wieder gar nichts und dann ist wieder „das Bessere des Guten Feind" gewesen. B. M. Auch eine Welt- (und Rechts-)Anschauung! Damit die geehrte Buchhändlerwell nicht etwa vermeint, ich wolle in irgend welcher Weise dem Nachdruck (d. h. dem wirklichen) das Wort reden oder verwerfliche und unmoralische Handlungen be schönigen, erlaube ich mir, derselben zum Dessert ein Kuriosum vor zusetzen, das in der Thal seines Gleichen sucht. Die Räubergeschichte ist „gedruckt in diesem Jahr", hat also den Reiz der Frische, und dürfte manchem jungen deutschen Verleger sehr, wie unsere Prediger zu sagen pflegen, „zur Auferbauung" dienen. Da ich nicht gern Versteckcns spiele und auch gar kein Grund vorhanden, hier etwas zu verschweigen, so nenne ich die betreffenden Namen. Wen es juckt, der mag sich kratzen! Rslat» roter»: „Denken Sie sich", so erzählte mir dieser Tage mein würdiger Nachbar, Hr. Wilh. Grothe, „was mir im Laufe dieses Jahres pas- sirt ist! Ich erhalle eines schönen Tages einen Schreibebrief aus New-Mrk (— liegt in dem »freien« Amerika! —), worin mir Hr. Fr. Steiger, der amcrikanisirtc deutsche Buchhändler dort, ganz percmtorisch schreibt: »Entweder Sie geben mir jeden Ihrer Ro mane pro Band ä 5Sgr. (kostet mich selber mehr ! schaltcteHr. Grothe ein) oder ich drucke Ihnen jeden Roman nach, der mir paßt.« — Dieser Brief ging mir natürlich im Kopfe herum; denn warum? — Heißt ein Geschäft! — Ich rcsolvirte mich endlich kurz, und um dem New-Horker Ehrenmanne jeden Vorwand zu nehmen, als gebe ihm nur die Zähigkeit und die geizige Selbstsucht deutscher Verleger ein Recht zum Nachdruck, antwortete ich: »Wenn Sie von einem meiner Romane 500 Exemplare abnehmen, gebe ich Ihnen den Band mit 5Sgr., und lasse noch Ihre Firma darauf setzen.« — Mir schien das ein annehmbares Geschäft; denn wenn der Mann nachdruckt, — was ihn doch sein Geld kostet, so muß er sich wenigstens auf einen Absatz von 500 Exemplaren Rechnung machen dürfen. Die Antwort kommt; was erwidert tbe konourablo man? — »Ich lasse mir gar keine Bedingungen vorschreiben; entweder Sic nehmen pure meine Propo sition an, oder — Sie wissen, was ich thue!« — Nun frage ich Sie (ruft der brave Grothe), kann es eine größere Schamlosigkeit geben! Das geht doch übers Bohnenlied." Ach nein, sagte ich, das ist einfach amerikanisch. Was wir Ehre nennen, heißt dort „buainoss"; Scham und Gewissen sind Dinge, die nur zum Humbug gebraucht werden, und Religion ist — auswendig. Lesen Sie das interessante Werk: „/Atlantische Studien", von Deutschen(undzwardeutschcn Männern) in Amerika- (Göttingen 1853, Wigand) — die vielseitigste und wahrste Schilderung, die bis heute von amerikanischen Zuständen und An schauungen erschienen ist —, dann stehe ich Ihnen dafür: Sie wun dern sich über garnichlsmehr! — „Aber — hören Sie nur wei ter", fuhr Hr. Grothe fort, „Hr. Steiger (der seinem letzten Schreiben an mich eine kleine Druckschrift beigclegt hatte, worin er seine »Principien« auseinandersetzt — Grundsätze in Amerika!!) — also, Hr. Steiger hat wirklich einen meiner Romane, den »Dämon«, nach gedruckt, — aber wie? — Das amerikanische Buch enthält weit mehr Kapitel als die Original-Ausgabe. Man hat also den Roman in irqend welcher Art aufs Prokrustes-Bett gelegt und ärztlich be handelt; man hat Stücke aus dem amerikanischen Leben — unprak tische, geschmacklose Scenen — hineingeseht und all das Sammel surium unter Mißbrauch meines Namens unter dem Origi naltitel publicirt. Was sagen Sie dazu?" — Freilich, — was kann man dazu sagen? Da hört Verschiedenes auf! —Dieser Steiger müßte unter die Jurisdiction des hohen Rathes zu Leipzig gehören, dann genade ihm Gott! — Aber wissen Sie was, Grothe, dieser Mann muß ins Börsenblatt! Und da steht er groß und lebendig am Pfahl! Berlin, 27. August 1868. vr. Ed. W. Sabell. Miscellen. Die Redaction des Börsenblattes hat von Herrn Fr. I. Frommann in Jena folgende Zuschrift vom 30. August erhalten: „Da ich höre, daß man mich für den Verfasser des mit F. F. Unter zeichneten Artikels gegen den Burdach'schen Plan einer Witt wencasse hält, bitte ich Sie, diesen Jrrthum zu berichtigen. Ich habe nie unter dieser Chiffre im Börsenblatte geschrieben, so wenig, wie vor längerer Zeit die Artikel der Gartenlaube über die Schlacht von Jena, die unter derselben Chiffre erschienen sind." — Diesem Wunsche gemäß gibt die Redaction hiermit die Erklärung ab, daß der fragliche Artikel nicht Herrn Frommann zum Verfasser hat.
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