Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.09.1868
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- 1868-09-23
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- 23.09.1868
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2594 Nichtamtlicher Theil. 221, 23. September. ziemlich in Verfall gerieth. Vögclin hatte 1574 ein von den heim lichen Calvinisten in Leipzig und Wittenberg ausgegangenes Buch in Druck und Verlag genommen, darob der strenggläubig luthe rische Kurfürst August, voller Entrüstung, „daß in seinem Lande, unter seinen Untcrthanen, und an seinen Universitäten solche Frevel verübt, fremde neue Lehre und Meinung ohne Erlaubniß öffentlich fortgepflanzt und in die Leute gesteckt werden sollten", den Buch drucker Vögelin in Verhaft nehmen und nach dem Verfasser des Buches fragen ließ. Wie das Beispiel des auf Befehl Herzog Georg's des Bärtigen im Jahre 1524 wegen Verkaufs Lutherischer Bücher Hingerichteten Buchhändlers Johann Hergott beweist, stand damals der Fürstenwillkür gegenüber ein Menschenkopf nicht fest zwischen den Schultern, aber trotzdem wagte Vögclin, die ganze Ver antwortung der That auf sich zu nehmen, indem er die Erklärung abgab, er selbst sei der Verfasser und habe das Buch zusammengetra gen, um damit die Wahrheit zu fördern. Der Kurfürst ließ den Verwegenen aus dem sächsischen Lande vertreiben zum nicht geringen Schaden unserer Stadt. Im Jahre 1567 hatte der Kurfürst ein Buch, die Nachtigall betitelt, welches die Gerichte mit Schmähwor- ten angriff, auf öffentlichem Markte durch Henkershand verbrennen und die Buchhändler, welche cs feilgehalten, mit dem Staupbesen aus der Stadt hinauspauken lassen. Fast hundert Jahre lang, wozu natürlich auch die unsichere Zeit des Dreißigjährigen Krieges beitrug, blieb Leipzigs Buchdruckerei ohne alle Bedeutung. Erst zu Ende des 17. Jahrhunderts kam wie der neues Leben in Druck und Handel, besonders hervorgerufen durch die Buchhändler Joh. Frdr. Gleditsch und Thomas Fritsch, und die Professoren Benedikt Carpzov und Otto Menke. Dies bezeugen die mit vieler typographischer Kunst gedruckten Werke, welche im Verlage des Erstgenannten erschienen, und von denen wir nur den Philostratus, Pausanias, Alciphron und Sertus Empiricus nennen. Im Anfänge des vorigen Jahrhunderts zählte man in Leipzig 19 Buchhandlungen, von welchen die 1696 gegründete Weidmannsche Firma, obgleich nach Berlin übersiedelt, noch jetzt eristirt. Buch- druckcrcien gab es 17, von welchen einzig und allein die 1719 durch Bernhard Christian Breitkopf entstandene Officin sich erhalten hat. Letztere erwarb sich um die Typographie Leipzigs im vorigen Jahr hundert große Verdienste. Nicht nur, daß sie den alten gothischen Buchstaben, an welchen das deutsche Volk so eigensinnig festhält, eine entsprechendere Form gab, erfand Breitkopf auch den Landkarten- und Notendruck, und die Breilkopf'sche Schrift wurde in starken Sendungen sogar nach Amerika verführt. Zum dreihundertjährigen Jubiläum der Buchdruckerkunst erschien 1740 bei Brcnkopf eine Ge schichte derselben mit Katalog der in Leipzig von 1450 bis 1520 ge druckten Bücher. Am Schluffe des achtzehnten Jahrhunderts hatte Leipzig 12 Buchdruckereien mit 64 Pressen, deren Namen, mit Aus nahme Breitkopf's, sämmtlich erloschen sind. Sie verbrauchten jähr lich 20,000 Ballen Papier. Von den zwanzig Buchhandlungen eristiren noch die Firmen Breitkopf, Dyk, Kummer und Weidmann. Ein interessantes Bild von Leipzigs Buchhandel gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hat uns ein Zeitgenosse hinterlasscn, wel cher in die damaligen Verhältnisse genau eingeweiht gewesen zu sein scheint. Die berühmteste Buchhandlung, schreibt er, ist die Weid - mann's Erben und Reich'sche, die sich durch typographische Schönheit ihrer Verlagsbücher besonders auszeichnet. Ein Beweis derselben, ist die neue Ausgabe von „Zimmermann's Einsamkeit". Hr. Reich zieht durch sein starkes pro Indors die besten Autores an sich. Vor einiger Zeit schrieb er an einen Autor, der sein Buch an den Verleger des Orts, wo er wohnte, gegeben hatte, welches auch so wohl ausgenommen wurde, daß es die dritte Auflage erlebte. Hr. Reich, seiner gewöhnlichen schönen Mode nach, schrieb gleich an den Verfasser, bot ihm fünfzehn Thaler für den Bogen, und siehe der Hr. Autor ließ sich durch die schönen Louisd'ors blenden und schrieb etwas zusammen, welches freilich weit unter seinem ersten Werke stand. Er ging damit zum Buchhändler seines Orts, der das erste Merkchen von ihm verlegt hatte, zeigte ihm den Brief des Hrn. Reich und bot ihm das Manuscript an, wenn er drei Louisd'or in Gold bezahlen wollte. Nein, antwortete der Buchhändler ganz erschrocken, da müßte ein junger Anfänger zum Schelm werden, ich danke für das Manuscript, geben Sic cs nur Hrn. Reich. Dieser PH. E. Reich war damals die leitende Persönlichkeit des Leipziger Buchhandels und hat sich um denselben die größten Ver dienste erworben, indem er zur Ostermcsse 1765 den ersten deutschen Buchhändlerverein gründete, und seiner umsichtigen Handlungsweise hauptsächlich zu danken ist , daß die seit Jahrhunderten in Frankfurt bestandene Büchermesse einging und zum alleinigen gemeinsamen Büchermeßplatze Leipzig erhoben wurde. Im Jahre 1764 besuchten Reich und seine Genossen die Frankfurter Messe das letzte Mal. Kann man sich wohl wundern, fährt bissig der Erzähler fort, wenn die Bücher zu solchen enormen Preisen steigen, da man Ucbcr- setzungen ebenso theuer als Originale bezahlen muß? Der Buch händler weiß daher keinen andern Ausweg, um wieder auf seine Kosten zu kommen, als daß er kleine Auflagen und theurc Preise macht und das Publicum dadurch schindet. Diese schönen Gewohn heiten, wie auch die contante Art zu handeln, die sonst gar nicht Mode war, so daß die Leipziger Buchhändler auch Verlagsbücher changiren mußten und nicht nöthig hatten, ihre Zuflucht zu Mar- bachen und Consorlen zu nehmen, alles dieses, sage ich, haben wir den Herren Reich und Weygand zu danken. Hr. Reich sowohl als alle andere Leipziger Buchhändler glauben, daß der Fremde, der ihren Verlag vor baares Geld kauft, ihn ebenso geschwind an seinem Ort absetzen könnte, weil sie in der Meinung stehen, daß alles, was sie drucken, sehr gut ist. Weit gefehlt! Sie drucken ebenso wie jeder andere Buchhändler Maculalur, habe» Wohl oft schon Maculatur unter der Presse, welches an keinem anderen Orte ein Mensch haben will, und dennoch verlangen sie gleich baare Zahlung in vollwich tigen Louisd'ors, machen hämische Gesichter, wenn ihnen der fremde Buchhändler nur einen Theil seiner Schuld bezahlt, versagen ihm gar Wohl allen Credit, bis die ganze Rechnung abgcthan ist, bedenken > aber keineswegs, daß der fremde Buchhändler große Unkosten hat, ^ daß ihm viele Bücher auf dem Lager liegen bleiben, die er nicht re- mittiren darf, weil er sie oftmals in Jahr und Tag erst von seinen Kundleuten zurück bekömmt. Er würde gewiß von hundert Thalern nur dreißig bezahlen dürfen, wenn er dasjenige, was ihm liegen I bleibt, anrechnen dürfte. Doch genug, es ist eine ausgemachte Wahr- ! heit, daß die fremden Buchhändler die Lastthicrc der Leipziger Buch händler sind, aber cs würde alles Reden und Schreiben darüber ver- j loren sein, da einer allein nicht vermögend sein kann, eine Aende- 1 rung zu treffen. Die Buchhandlungen von Crusius, Fritsche, Gleditsch und Dyk, heißt es ferner, sind ebenfalls beträchtlich. Letzterer druckt nur galante Schriften, Komödien, Romane und dergleichen, alle mit Chodowiecki'schcn Kupfern, damit das Buch doch wenigstens einigen Werth hat, wenn es auch an und für sich schlecht ist. Die Buchhand lungen beschäftigen sich mehrenthcils mit Commissionen auswärtiger Buchhändler, sagt er, und hat die Kummer'sche Buchhandlung deren die meisten. Hätten die Leipziger Buchhändler nicht die Fremden, welche ihnen die Bücher abnähmen, sie müßten bald zu Grunde gehen, aber hierauf trotzen sie und leider können sic dies auch. Denn da Leipzig der Mittelpunkt ist, wo alle auswärtige Buchhändler hin kommen und ihr sauer verdientes Geld den Leipzigern ins Haus bringen müssen, so können sie freilich reiche Leute werden. Von dem Absatz können sic nicht leben, denn der ist sehr schwach. Sic brauchen keine Reisen zu machen, können die Fracht, Ladcnzins und andere
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