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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.09.1868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1868-09-25
- Erscheinungsdatum
- 25.09.1868
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- Deutsch
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I- 223, 25. September. Nichtamtlicher Theil. 2617 Daß je nach dein Alter des versichernden Mannes und der zu versichernden Frau oder Kinder verschiedene Sätze stattfinden »rußten, ist schon bemerkt worben; einen andern Umstand aber habe ich noch nicht erwähnt gefunden, nämlich den, daß eine jede auf soliden Grundlagen beruhende Lebensverstcherungsanstalt, sofern sie nicht, wie gewisse Beamtcnwittwcncassen, einen fortdauernden Zwang zum Beitritt Aller ausüben kann, was bei uns doch nicht durch zuführen sein würde, nolhgedrungen sehr genau nach dem Gesund heitszustände Desjenigen, welcher eine Versicherung abschließen will, fragen und Kränkliche unbedingt ausschließen muß. Ohne diese für sehr Viele schmerzliche Bestimmung müßte eine Lebensversiche rungs-Gesellschaft sehr bald insolvent werden. Dennoch müßte ge rade vor allem aus Mittel gedacht werden, Kränklichen und Schwäch lichen die Sorge für die Zukunft ihrer Angehörige» zu erleichtern. Das beste Mittel hierzu und zugleich zur eigenen Altersver sorgung bieten, meiner Meinung nach, die leider noch viel zu wenig bekannten Rentenversicherungsanstaltcn, bei wel chen Jeder mit vcrhältnißmäßig geringer Einzahlung, sowohl für sich selbst als für seine einzelnen Angehörigen, ohne alle Nach frage nach der Gesundheit, Renten erwerben kann. Diese Rentenversicherungsanstaltcn, von welchen ich namentlich die säch sische und die preußische erwähnen will, gewähren zunächst den Vor theil, daß das eingezahlte Capital nie verloren geht, indem der beim Tode des Rentenbesitzers, nach Abzug der bis dahin ausge zahlten Renten etwa noch vorhandene Capitalüberschuß den Erben desselben baar ausgezahlt wird. Es handelt sich also bei Rentenver sicherungen nur um den möglichen Verlust der Zinsen kleiner Capitale, da diese Gesellschaften nur auf den Gewinn an den Zinsen der Capitale frühzeitig sterbender Rentenbesitzer basirt sind. Die beiden genannten Gesellschaften haben sich durch eine lange Reihe von Jahren (die sächsische seit 27 Jahren) in jeder Beziehung bewährt und zwar bietet, meiner völlig unparteiischen Ansicht nach, die sächsische dadurch noch Vortheile vorder preußischen, daß sie im höheren Alter, wo die Erwerbsfähigkeit abnimmt, bedeutend höhere Renten zahlt, als die preußische, so daß bei günstigen Erbverhältnissen auf 100 Thlr. Capital schon eine Jahrcsrcnte von 150 Thr. ausgezahlt wor den ist, während die preußische allerdings für das jüng ere Alter zeitiger eine höhere Rente cintreten läßt als die sächsische. Vielleicht würde es demBegründungscomite gelingen, auch von einer Rentcnverstcherungsanstalt besondere Vergünstigungen zu er langen, und sollte dies auch nicht möglich sein, so könnte doch viel leicht manchem Buchhändler in einer der Städte, in welcher sich noch keine Agentur einer solchen Gesellschaft befindet, durch Uebernahme einer solchen Agentur ein nicht unerheblicher Nebenerwerb erwachsen, da diese Institute »och einer großen Ausdehnung fähig sind und wohl Niemand zur Propaganda hierfür geeigneter sein dürfte als gerade die Buchhändler. Ich erwähne noch ausdrücklich, daß ich zu keiner der oben ge nannten oder anderen Lebens- oder Nentenversicherungsanstalten in einer andern Beziehung als der des Versicherten stehe, und bin auf Verlangen bereit, den Nachweis darüber zu führen, bin auch weit entfernt, eines der beiden Principe — Lebensversicherung oder Ren tenversicherung — auf Kosten des andern erheben zu wollen; ein jedes hat eben für gewisse Personen seine cigenthümlichen Vorzüge und Jeder muß selbst prüfen, was ihm am meisten Nutzen verspricht. Die Grundsätze der Lebensversicherungen sind wohl im Allgemei nen als hinreichend bekannt vorauszusetzen, über die der Rente,.Ver sicherungen aber kann sich Jeder leicht ein Urtheil bilden, wenn er sich von den Leipziger Agenturen der genannten Anstalten die von denselben herausgegcbencn Statuten, Rechenschaftsberichte und kur zen populären Auseinandersetzungen, auf welche letztere ich noch be sonders aufmerksam mache, kommen läßt. Wem meine Vorschläge zu wenig particularistisch sind, der be rücksichtige gefälligst das heute mehr denn je geltende Wort des Dichters: Immer strebe zum Ganzen! und, kannst du selber kein Ganzes Werden, als dienendes Glied schließ' an ein Ganzes dich an! Schiller und der Buchhändler Hempel.*) Schiller's Gedichte. Der Buchhändler Hempel in Berlin, der eine sogenannte „Nationalbibliothek sämmtlicher deutscher Classiker" herausgibt, kündigt auf dem Umschlag des 56. Heftes an: „es gebe mehrere Hundert Schiller'scher Gedichte, die sich in keiner Ausgabe fänden, die er aber für 2>ch Silbergroschen mittheilen werde." Es ist wahr, es gibt viele Schiller'sche Gedichte, welche in allen bisheri gen Ausgaben fehlen, obgleich sie bekannt genug sind. Sie fehlen eben in den Ausgaben der Schiller'sche» Gedichte, weil der Dichter selbst, Schiller, sie nicht anerkannt und somit verworfen hat. Dem Dichter allein und ausschließlich muß jedenfalls das Recht zu stehen: sowohl diejenigen seiner Gedichte auszuwählen, welche auch der Nachwelt vorgelegt werden sollen, als jene auszuschlicßen, welche er seines Namens nicht für würdig hält. Niemand wird einem Dichter dieses Recht absprechen, nur Hr. Hempel thut es. Er läßt eine Sammlung von Gedichten drucken und wählt vorzugsweise solche aus, die Schiller nach reiflicher Ueberlegung ausschied. Diese Sammlung kündigt er nicht etwa als „von Schiller verworfene Ge dichte", sondern einfach als „Schiller's Gedichte" an, weil — er ein gutes Geschäft damit zu machen hofft. Aber es handelt sich hier um mehr als ein Geschäft, es handelt sich um einen guten Namen, ja um einen der glänzendsten deutschen Namen. Auch Hr. Hempel wird wissen, daß Schiller bisher vorzugsweise für den Dichter der Ju gend galt, weil er der keuscheste und reinste war, da die Menge den Schmutz und die Rohheiten nicht kannte, womit Schiller in der Ju gend, in der Zeit, als er „die Räuber" schrieb, seine Feder befleckte, und die nun Hl. Hempel so sorgsam gesammelt hat. Auch jener Glorienschein von Reinheit und Keuschheit mußte umdesGcschästs willen vernichtet werden! Warum nicht? Hat es doch zu jeder Zeit Herostrate gegeben! Die Tempel werden ja neu aufgebaut, und der Glorienschein wird glänzender wieder hergestellt. Wer aber heilt nun den Schaden, der jungen Herzen angethan wurde? Hr. Hempel hat seine Speculation darauf gebaut, daß von allen deutschen Büchern keines mehr, und mit mehr Andacht und Be geisterung gelesen wird als Schiller's Gedichte. Wenn nun der Schmutz, den Hr. Hempel unter Schiller's hochverehrtem Namen wohlfeil verkaufi, auch nur in einem unschuldigen jungen Herzen unreine Gedanken weckt, so trifft die Schuld den Verleger, wie die Bibel sagt: „Wehe dem von welchem Aergerniß kommt." Hr. Hempel gibt viel und Vielen Aergerniß, und de» Schaden, den er anrichtet, kann er nicht gutmachcn, selbst wenn er der Stiftung, welche Schiller's Namen trägt, 10,000Thlr. als Buße zahlt. Seine Ausgabe von „Schiller's Gedichten" darf man der Jugend nicht in die Hand geben, und es wäre sehr zu wünschen, daß derselben der Eingang in jedes deutsche Haus, in jede deutsche Familie gewehrt werde, ja daß das ganze deutsche Volk laut und öffentlich mit Ent rüstung seinen „Schiller" zurückwiese, denn es ist nicht der, wel chen dasselbe an seinem hundertsten Geburtslage mit Jubel gefeiert hat — „soweit die deutsche Zunge klingt". Ich nenne die schlimmen und die schlimmsten G. Lichte nicht. Hält aber Hr. Hempel meine Worte für zu stark, so lade er zehn ehrbare gebildete deutsche Frauen in sein Haus, und lege diesen die Frage zur Entscheidung vor. Einem solchen Ausspruch unterwerfe auch ich mich. A. Diezmann. ') Aus Nr. 37 der „Gartenlaube".
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