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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.09.1868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1868-09-30
- Erscheinungsdatum
- 30.09.1868
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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2662 Nichtamtlicher Theil. ^ 227, 30. September. Es zählt dieModenwelt(indeutscherSprache)an Abonnenten durch den Buchhandel gegenwärtig 48,309 dagegen zählte sie Ende Juni v. I. nur 28,293 mithin lieferte der Buchhandel in diesen 1)4 Jahren ein Plus von 20,016. Post-Abonnenten habe ich gegenwärtig 6,250 Ende Juni v. I. zählte die Post 3,900 mithin lieferte sie in gleicher Zeit ein Plus von . . 2,350. Im Verhältniß zum Buchhandel hätte die Post-Continuation um 2759 sich steigern müssen; sie lieferte an Plus zu wenig also 409 Exemplare. Stände es um den Buchhandel nicht besser, als um die Post, so würde der Buchhandel mir 2968 Abonnenten weniger geliefert haben, als geschehen ist. Dabei habe ich es in der genann ten Zeit an nichts fehlen lassen, um die Post-Continuation zu heben; sie erhielt und verbreitete vom Juli 1867 bis jetzt 8000 Probe nummern (4000 im September und 4000 im December 4867), während ich selbst zu den gleichen Terminen über 800 große Inserate betreffend die Modenwelt allein in über 400 kleinere Blättet einrücken ließ, die großenthcils in Städten erscheinen, in welchen keine Buchhandlung sich befindet. Diese 800 Inserate haben also neben jenen 8000 Probenummern fast ausschließlich auf die Hebung der Post-Continuation gewirkt. — Beim Buchhandel brauche ich so enorme Anstrengungen nicht zu machen, um trotzdem ein bei weitem günstigeres Resultat zu erzielen. Nach den neuen Postbestimmungen nun gar verbreitet die Post principicll keine Probenummern und Prospecte mehr. Kein Post beamter auch darf irgend ein Journal zum Bezüge durch die Post empfehlen. Die Post in Bezug auf die Besorgung der Zeitungen und Zeitschriften ist vollends eine leblose Maschine geworden, die sich nur bewegt, wenn sie von Außen einen Anstoß erhält. Die Post wartet, bis ohne jedes Züthun ihrerseits ihr die Bestellungen ins Bureau gebracht werden, und bis pränumerirt wird, ehe der Abon nent ein Blatt gesehen hat. Währenddem läßt der Buchhändler als Gewerbtreibender keinen Moment unbenutzt, um durch Inserate, Prospecte, Probenummern, Placate, besonders auch durch eigene Empfehlung den Absatz eines Blattes zu heben, seine Abonnentenzahl auf alle absatzfähigen Jour nale überhaupt möglichst zu steigern. Der Buchhändler verlangt auch nicht Geld, ehe die Waare gesehen wurde, sondern er liefert zum mindesten die erste Nummer eines Quartals den Abonnenten unbe rechnet, erst dann den Betrag erhebend, wenn die Abonnenten durch Annahme dieser Nummer factisch aufs neue eingetreten sind. Wo aber das Erneuern der Abonnements so unbequem gemacht wird, wie seitens der Post, unterbleibt es allein aus diesem Grunde oft ganz von selbst. Speciell meine neuesten Erfahrungen bei der Post sind noch weniger erfreuliche, als die bisherigen. Wie Jeder weiß, fallen alle Journale während des Sommers mehr oder weniger. Vorher haben wir gesehen, wie der Buchhandel steigt und wie die Post steigt; sehen wir jetzt zu, wie der Buchhandel fällt und wie die Post fällt. Ende Juni d. I. zählte ich an Abonnenten durch den Buch handel . . . . 48,659 und gegenwärtig 48,309 also fiel die Buchhändler-Continuation um . . - . 350. Ende Juni d. I. zählte ich an Abonnenten durch die Post 7,151 und gegenwärtig 6,250 also fiel die Post-Continuation um 901. Im Verhältniß zum Buchhandel hätte die Post-Continuation um nur 51 Exemplare fallen dürfen; statt dessen ist sie um 901 Erem- plare gefallen, oder um 17YH (siebzehn ein halb) mal mehr, als der Buchhandel. Dieses Verhältniß würde ein für die Post noch bei weitem ungünstigeres sein, wenn es möglich wäre, daß einzelne Post- anstallen ihre Thätigkeit oder ihre Zahlungen einstellten, denn das vom Buchhandel in der oben angegebenen Zeit gelieferte Minus von 350 Eremplaren wird zum bei weitem größten Theil dargestellt durch 258 Eremplarc, die von 35 Handlungen noch Ende Juni be zogen, aber beim neuen Quartal vermuthlich wegen mangelnder Casse nicht wieder eingelöst wurden. Angenommen, der, Vertrieb der Modenwelt durch den Buch handel wäre vor einem Vierteljahre in die alleinige Besorgung durch die Post^ungewandelt worden, so hätte ich nach dem jetzt von der Post gegebenen Beispiel neben den durch sie bereits verlorenen 901 Abonnenten einen ferneren Ausfall von 6131 (sechstausend- einhunderteinunddreißig) Abonnenten gehabt, während an deren Stelle alles in allem der Buchhandel nur 350 (drcihundertfünfzig) Abonnenten cinbüßte. Das wäre also heute das Ergebniß für mich, wenn der Buch. Handel vor nur einem Vierteljahre seine Thätigkeit an die Post abgetreten hätte! Welches ganz andere Resultat aber würde wohl entstehen, wenn die Post ihre Thätigkeit an den Buchhandel abträte, vornehmlich bei Zeitungen, die bisher im Durchschnitt leider ganz allein auf die Post angewiesen waren? Die Post, die für die Besorgung der Zeitungen und Zeit schriften selbst dem Staate nur geringe Steuern in Form des ver- hältnißmäßig unbedeutenden Ueberschusses zahlt, der nach Abzug eines mäßigen Portos ihr an diesem Geschäfte bleibt, entzieht dem Staate bedeutende Steuern, da durch ihre Handhabung dcsZcilungs- debits vornehmlich dicUnternehungen der Zeitungs-Verleger gänz lich darniedergehaltcn werden. Dem Verleger von Zeitschriften, voi. sogenannten Journalen, steht glücklicherweise der Sortimentsbnch- handcl kräftig zur Seite. Die Post allerdings beansprucht durchschnittlich nicht ganz den hohen Rabatt, wie der Sortimentsbuchhandel; die Post begnügt sich mit 25 oder selbst 12)4 A>, falls die betreffende Zeilnng weniger als viermal monatlich erscheint. In die letzte Kategorie gehörtauch mein Journal, die Modenwelt, und bei z. B. 6000 Eremplaren desselben, durch diePost abgesetzt, habe ich eine jährlicheNetto-Mchr-Einnahme von 1800 Thlr. Aber was helfen mir schließlich diese 1800 Thlr. ? Jeder Zeitungs- und Journal-Verleger im größeren Style ist unbe dingt darauf angewiesen, viele Exemplare zu einem niedrigen Preise, nicht aber wenige zu einem hohen Preise zu verkaufen. — Indessen gibt cs vcrhältnißmäßrg auch nur wenige Zeitungen, die weniger als jährlich 48 Nummern bringen. Der bei weitem größte Theil der Zeitungs. und Journal-Presse hat also an diePost mit 25°ch Rabatt zu liefern und der bei Journalen dem Sortimentsbuchhandel gegen über in Anwendung kommende Rabatt bewegt sich — Colportage- . Artikel ausgenommen — auch in der Regel zwischen 25 und 35 04. Im Mittelalter hatten wir ein Fehmgericht; die Delinquenten wurden vor dasselbe geschleppt, und Niemand erfuhr, wo sie blieben. Heute habe» wir eine Fehmhandlung, und diese Fehmhandlung ist diePost in ihrer Eigenschaft alsZeitungscomptoir. UnsereZeitungen und Journale werden auch dorthin geschleppt, und gleichfalls eisähren wir nicht, wo sie bleiben. Nicbt der Eigenthümer selbst einer Zei tung erfährt es, wohin die Eremplare derselben abgesetzt werden. Das ist Postgeheimniß. Es wird uns verwehrt, den Absatz unserer Blätter im Speciellen kennen zu lernen, ihn zu beleben, wo sich In teresse dafür kundgibt, oder einen Absatz zu schaffen, wo ein solcher noch nicht eristirt, wohl aber existiren könnte. Der Aeilungsver- leger tappt mit seinen Vertriebsmitteln vollständig im Finstern. Wir ganz anders im Buchhandel! Das sind meine Erfahrungen und meine Erwägungen, aber es liegt mir fern, damit ein maßgebendes Urtheil sprechen zu wollen.
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