Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1868
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- 1868-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1868
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- Deutsch
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mäßiges Rabattiren, sondern auch in der willkürlichen Beseitigung des Ladenpreises bemerkbar macht. Ohne auf eine Parallele zwischen der so vortrefflich bewähr ten Organisation des deutschen Buchhandels und dem mehr kauf männischen Betriebe des Buchhandels anderer Länder für diesmal näher einzugehen, so genügt die feststehende Thatsache, daß der deutsche Sortimentshandel eben durch seine vorzüglichen Einrichtungen sich auf einer viel höheren Stufe und in einer auch bezüglich seiner Eri- stenz günstigeren Lage befindet, sowie seinem culturgeschichtlichen Be rufe ungleich näher kommt, als dies z. B. in Frankreich und England im Allgemeinen der Fall ist. Die Organisation des deutschen Buchhandels ermöglicht es ferner, wie ja die Erfahrung lehrt, daß sie alle zeitgemäßen und er probten Aenderungen und Verbesserungen der bestehenden Usancen in sich nach und nach aufnimmt und sich hierdurch fortwährend im all seitigen Interesse regenerirt. Eben deshalb erscheint aber auch eine willkürliche Umgehung der bestehenden Normen, namentlich des festen Ladenpreises, un streitig des stärksten Grundpfeilers des deutschen Buchhandels, als der eigentliche Krebsschaden, daher allen derartigen Uebergriffen ein zelner Firmen auf das entschiedenste entgegen gewirkt werden muß. Zu diesem Bchufe glaubte die Commission kein wirksameres Mittel ergreifen zu können, als indem sie die Anbahnung eines Vcr- legcrvereins beschloß, der mit allen zu Gebote stehenden Mitteln der Schlenderei, sowie bei neuen Etablissements dem Eindringen nach theiliger Elemente auf das kräftigste entgegen zu treten hat und hier durch dem Sortimentshandel einen ungleich kräftigeren Schutz ver schafft, als dies durch irgend ein anderes Mittel, am allerwenigsten durch eine allgemeine Rabatterhöhung, zu erreichen wäre, welche letz tere im Gegenthcilc nur die Schleuderei befördern und die Concur- renz bei den noch gewinnbringenderen Aussichten durch zahlreiche neue Geschäfte vermehren würde. Die Commission hat in dieser Richtung ihre vollste Bereitwillig-! keit durch den Antrag zu erkennen gegeben, daß von nun an von den Verlegern aüen-soliden und thätigen Sortimentern in Anerkennung ihrer erfolgreichen Thätigkeit Freiexemplare und sonstige materielle Vortheile gewährt werden, was bisher von vielen oefterreichischen Verlegern prinzipiell nicht geschah. Ebenso einigte sich die Commission zur Aufstellung des Grund satzes, daß kein Commissionsartikel mehr unter 25 »ch zur Versendung gelange und daß der 31. December als letzter Schlußtermin für die Jahresrechnung zu gelten habe. Die Commission hofft imil aller Zuversicht durch ihre obigen Anträge, sowie insbesondere durch den zu gründenden Verlegerverein den ja stets ganz identischen Interessen des Sortiments- und Ver lagshandels in allseitig befriedigender Weise entsprochen zn haben, sowie s. Z. nach erfolgtem Beschlüsse auf ein festes und einiges Zu sammengehen aller Geschäftsgenossen. Die Grundzüge des Verlegervereins, deren Ausarbeitung Hr. Friedrich Tempsky auf das Ansuchen der übrigen Commissionsmit glieder bereitwilligst übernommen hat, sollen in kurzem veröffentlicht werden. In Sachen Schiller's contra Diezmann. Wenn ich mich recht erinnere, so ist es Ed. M. Oettinger, der eine seiner espritreichcn Schriften ungefähr folgendermaßen begann: „Lieber Leser! Was ich Dir hier sage und erzähle, das glaube nicht! Es ist alles erfunden und erlogen. Ich brauchte Geld; da her diese Schrift! Du würdest mich in große Verlegenheit bringen, Wenn Du glauben oder behaupten wolltest, was ich Dir hier vor erzähle, sei wahr, oder ich glaubte selbst daran re." — Nicht jeder Schriftsteller ist so offenherzig, wie der witzige Oettinger; aber gut wäre es schon, wenn für den wenigerscharfsehendenLeserjederSchrift und jedem Aufsatz irgend ein Merkzeichen beigegeben wäre, woran erkannt werden könnte: Glaubt wohl der Verfasser das selber, was er hier geschrieben hat? Dieser Gedanke stieg unwillkürlich in mir auf, als ich zuerst in der „Gartenlaube" den Angriff A. Diczmann's gegen Gustav Hcm- pel und dessen Nationalbibliothek und darin die Verünglimpfung Schiller's las. Kann der Mann wohl das, was er da geschrieben, selber glauben, oderdicnterhierderSache ganz fremden Interessen (d. h. nach Oettinger: hat er Geld gebraucht) ? — Indessen — die „ Gartenlaube" bringt in neuerer Zeit manches Verwunderliche und hat überhaupt ihren eigenen Leserkreis; — ich zuckle die Achseln; der Verstand wird ja hoffentlich obenaufkommen, und bei Gesunden das Gift nicht wirken. Indessen — zu meiner Verwunderung las ich denselben „gesinnungsvollen" Aufsatz bald darauf in der „Allge meinen Zeitung ", im „Börsenblatt", in der „Berliner Gerichts zeitung" re. (natürlich überall eingesandt!). Ich erkannte hierin eine bestimmte Tendenz, und da cs mein Bestreben ist, soweit meine Kraft reicht, und wo sich keine bessere Feder meldet, für größt mögliche Freiheit des geschäftlichen Verkehrs gegen dessen Feinde einzutreten, so beschloß ich, den Diczmann'schen Angriff ein wenig zu beleuchten. Der Artikel setzt einen eigenthümlichcn Anschauungstypus, einen ungemein niedern Standpunkt in Beurtheilung literarischer Verhältnisse voraus — einen so beschränkten Horizont, wie man ihn einem deutschen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts kaum zutrauen sollte, indeß einen echten — Gartenlauben-Horizont! Wie „Rom und ein Garten" für den Papst, so ist „Leipzig und eine Garten laube" für diesen Herrn die Welt! Offen gesagt, ich bin daher einigermaßen verwundert gewesen, diesen Artikel, der die Freiheit des Buchhandels und noch mehr die der Literatur selbst in so erstaun lich enge Grenzen setzen möchte, anders denn als „ Curiosissimum" im Börsenblatt zu finden. Was für ein sentimental-gemüthlichcs, man könnte sagen weibliches Publicum der frömmelnden „Garten laube" paßt, das widersteht dem gesunden Kopf und Magen der ern sten und männlichen Leser des geschäftlichen Börsenblattes; was der Beschränktheit hingeht, das fällt der Umsicht auf. „Huoä liest bovi, non liest llovi!" — Ich betrachte, wie gesagt, den Artikel des Hrn. Diezmann, so offenbar es auch ist, daß er eben nur einen neuen feindseligen Fechterstreich gegen Gustav Hempel darstellt, von einem höheren Standpunkte, dem der Literatur und des Buchhandels, und in dieserVogelperspeetive muß er mir freilich als das Abstruseste und Bornirteste erscheinen, was mir seit 1848 vor dicAugen gekom men ist. Und das will viel sagen! — Die neidischen Persönlich keiten, die hinter dem Artikel liegen und lauern — jenes „Gemeine", welches unser Schiller „tief unter uns, im wesenlosen Scheine" sah, ignorire ich hier ganz. Hr. G. Hempel ist der Mann dazu, wann und wo er es für nöthig findet, Angriffen selbst zu begegnen. Die persönliche Ehre des hier allgemein hochgeachteten Mannes kann ohnehin durch solche Schmutzwürfe nicht befleckt werden! Hr. A. Diezmann, der sein Leben lang, in Modenzeitungen und Romanen, den Weibern gedient und mit Weibern verkehrt hat, wagt cs, Scbiller — „unfern Schiller" — zu verlästern; -n Schiller muß ihm als Sündenbock dienen, weil er Hrn. G. Hempel Eins anhängen möchte! Er beschuldigt Schiller, „in der Jugend, in der Zeit, da er die Räuber schrieb, seine Feder mit Schmutz und Rohheiten be fleckt" zu haben, er zerreißt — um jenes elenden Zweckes willen — Schiller in zwei Personen; den einen, welchen das ganze deutsche Volk gefeiert hat — „soweit die deutsche Zunge klingt" — (diese schöne Phrase durfte natürlich in dem durchaus phrasenhaften Artikel nicht fehlen!), und den andern, einen rohen, schmutzigen Dichter,
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