Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.02.1868
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- 1868-02-10
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- 10.02.1868
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wenig gepflegten Institute führen, außerdem aber auch noch einen andern Vorthcil haben. Man wird es als eine unerhörte Verschwen dung betrachten lernen, ein gutes Buch in schlechter Ausstattung zu kaufen und, nachdem man es gelesen, bei Seite zu werfen, sondern wird einsehen, daß es die größte Sparsamkeit ist, ein gutes Werk, das man einmal kauft, nur in der besten Ausgabe und in der besten Ausstattung anzuschaffen und cs zu einem sich aus Generationen ver erbenden Besitz zu machen. Die zehn Procent, welche der Schutz des geistigen Eigenthums den fremden Autoren zuwendet, werden in dieser Weise dem amerikanischen Volke in mehr als Einer Hinsicht zugute kommen." In seiner sehr erschöpfenden Weise beschäftigt sich nun auch das Essay mit den amerikanischen Autoren, welche durch irgend ein gün stiges Zusammentreffen der Umstände vor der Ausbeutung in Europa geschützt worden sind. Dahin gehöre Washington Irving, der, ob gleich ein amerikanischer Patriot vom reinsten Wasser, doch in seinen Productionen so vollständig englisch sei, daß viele Engländer ihn noch heule lesen, ohne eine Ahnung zu haben, daß er nicht ihr Landsmann sei. Washington Jrving's siebzehnjähriger Aufenthalt auf dem Kontinent habe ihm die Revcnüen seiner Arbeiten gesichert und ihn bewahrt vor der fluchwürdigen Nothwendigkeit des ,,Viel schreibens", dem andere Autoren, wie z. B. der in ganz Europa gelesene und bestohlene Cooper, zum Opfer gefallen. Einen dritten Schriftsteller, Audubon, habe die Kostbarkeit seines Werkes ,,Die Vögel von Amerika" vor Ausbeutung geschützt. Der Preis von 1000 Dollars für ein Eremplar habe nur Eine Auflage ermöglicht, in die sich Amerika und England getheilt und deren Ertrag dem Autor ein behagliches, sorgenfreies Leben verschafft habe. „Angesichts der Schwierigkeiten, mit denen die Verleger in den Vereinigten Staaten von Amerika zu kämpfen haben", ruft der Verfasser im weitere» Verlauf seiner Abhandlung aus, „ist ihre Liberalität gegen ausländische Autoren nicht genug zu rühmen." Er macht nun mehrere solcher Verleger namhaft, voran die Herren Ticknor & Ficlds in Boston — die Verleger des Atlantic Uontbl^ — die z. B. Dickens und Tennyson eine erkleckliche Tantieme von den durch sic veranstalteten verschiedenen Ausgaben ihrer Werke gesandt. Aehnliches wird von andern amerikanischen Buchhändlern gegen andere englische Schriftsteller berichtet, wogegen sich kaum Ein Beispiel von einer gleichen Handlungsweise eines englischen Ver legers gegen einen amerikanischen Autor anführen lasse. Der Ver fasser verwahrt sich dagegen, mit dieser Bemerkung irgend einen Tadel gegen die Buchhändler jenseits des Oceans aussprechen zu wollen; er habe sie nur gemacht, um seinen Landsleuten die ver diente Anerkennung zu zollen, und verkenne nicht, daß es nicht die Schuld Englands, sondern die Amerikas sei, daß diese so geheiligten Interessen der Civilisatiou immer noch ohne den Schntz des Ge setzes sind. Das Essay beschäftigt sich endlich Noch mit der rechtlosen Stel lung, welche die dramatischen Dichter Amerikas den Bühnen gegen über cinnehmeu. Dieselben sind durch keine gesetzliche Bestimmung verpflichtet, ihnen irgend eine Tantieme von der Aufführung ihrer Stücke zu zahlen, so daß Dion Boucicault, der begabteste amerika nische Bühnendichter, sich genöthigt gesehen hat, Schauspieler zu werden, um nur auf irgend eine Weise einen Gewinn aus seinen Arbeiten zu ziehen. Zum Schluffe spricht sich der Verfasser etwa folgendermaßen aus: „Es gab niemals einen größeren Jrrthum, als die fast die ganze Welt beherrschende Meinung, es bestehe in dieser Branche der Thätigkeit kein Verhältniß zwischen guter Arbeit und gutem Lohn. Einige große Männer, die in ihrem Charakter, wie iw ihrer Lebens lage den Ausnahmen zuzuzählen sind, Milton, der blind, Dante, der verbannt, Cervantes und Bunyan, di» gefangen waren, haben vielleicht geschrieben, um sich dadurch zu trösten oder um Ruhm zu er langen, in der Regel aber haben die bedeutendsten Männer in erster Linie gearbeitet, um Geld zu verdienen. Wir brauchen hier nur Shakespeare zu nennen, von dem Jeder weiß, daß er Stücke schrieb, einfach zu dem Zwecke, sie auf dem Theater, dem er angehörte, auf führen zu lassen. Moliöre, der größte Name in der französischen Literatur, war zugleich Schriftsteller, Schauspieler und Thealcr- unternehmer. Die ganze Geschichte der Literatur zeigt, daß sie stets da geblüht hat, wo man sic anständig bezahlte, und im Gegenthcil überall in Verfall gerieth, wo man ihr den ihr rechtmäßig zukommen den Lohn vorcnthielt. „Nur Eine Nation gibt cs, inmitten welcher es der Literatur immer möglich gewesen, die Macht, die Würde, das Ansehen eines anerkannten Berufes zu behaupten, und diese Nation hat für die Erzeugnisse ihrer Literatur stets einen bedeutenden Theil des Welt marktes gehabt. Diese Nation ist die französische, welche in dem Umstande, daß ihre Sprache die der Gebildeten der ganzen Welt ist einen internationalen Schutz ihres literarischen Eigenthums besitzt. Französische Bücher bilden einen bedeutenden Vcrkaussartikcl aller Buchhandlungen in Europa, wie in Amerika, Indien und Australien, und außer diesem großen, andauernden Absätze ihrer Werke in jeder Stadt der Erde, genießen die französischen Autoren des ausgedehn testen Schutzes in ihrem Vaterlandc und haben ein Publicum, das gewöhnt ist, für ein neues Buch einen Preis zu zahlen, bei dessen Feststellung der Autor gehörig berücksichtigt ward. Es kommt vor, daß ein Roman dem Verfasser 25,000 Francs cinbringt und daß eine gleiche Summe ihm durch Bearbeitung des Stoffes für die ! Bühne zufällt. „Was die allgemeine Kenntniß der französischen Sprache für Frankreich gethan", fährt das Essay fort, nachdem es die angenehme, geachtete Stellung der französischen Schriftsteller geschildert und ge priesen, „das, und mehr als das, würde ein internationaler Schutz des literarischen Eigenthums für die Vereinigten Staaten und für Großbritannien bewirken. Es eristiren jetzt vier große Staaten, in welchen die englische Sprache gesprochen wird: Großbritannien, die Vereinigten Staaten, Kanada undAustralien. In allen diesen Ländern herrscht ein Geist, der nicht eher rasten wird, als bis die Leser überall dort nach Millionen zählen. Schon jetzt sind sic so zahlreich, daß der Erfolg eines einzigen Buches, vortrefflich genug, um universelles Interesse zu erregen, dem Autor, wenn seine j Rechte gehörig gewahrt würden,Muße für seine ganze übrige Lebenszeit gewähren könnte. „Aber der Fluch des Vielschreibens fällt wie Mehlthau auf die Blüthcn des Genius. „Dem Meisterwerke folgen handwerksmäßige, geistlose Nachah mungen. Männer, welche berufen sind, die Menschheit zu belehren und zu erleuchten, martern ihr Gehirn mit kleinlichen Arbeiten um das tägliche Brot- Ein Mann, ein Meisterwerk! das ist das allge meine Gesetz. Nicht Einen bedeutenden Schriftsteller haben beide Länder aufzuweisen, der nicht durch das Zuviel-Produciren seine Kräfte beeinträchtigt und seinen Ruhm auf das Spiel gesetzt hat. Wir richten ja nicht an Elias Howe einen Brief mit der höflichen Anfrage, wieviel er wohl für „eine Serie" ähnlicher Erfindungen wie die der Nähmaschine, berechnen werde, sondern wir sehen ihn ganz einfach in den Stand, von jedem Eremplar dieser Erfindung einen Dollar zu beziehen. Warum zwingen wir denn unsere Schrift steller, nachdem sic kaum ein vortreffliches Werk vollendet, die Feder schon wieder zur Hand zu nehmen? Warum bedenken wir nicht, daß lange Zeit vergehen muß, ehe derselbe Mensch nach einer ersten lite rarischen Arbeit von hohem Wcrthe wieder eine von gleicher Bedeu tendheit liefern kann? „Die Gründer der Republik hatten die Absicht, dem intcllee- 50'
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