Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.11.1868
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- 1868-11-30
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- 30.11.1868
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3368 Nichtamtlicher Theil. 277, 30. November. das Werk auf den ersten Blick dem Leser gleichsam vorliegt. Dazu gehört vorzüglich wieder Ausstattung, Auflage, Druckvrt, Datum und Format; die äußere Beschaffenheit ist hier Nebensache, die nur ongedeutet zu werden braucht. In allen Sortimentskalalogen ist Anordnung nach Fächern un abweisbare Nothwendigkeit, und die,,Systematische Uebersicht" in den Hinrichs'schcn Halbjahrkatalogen gibt auch dem Uneingeweihten treffliche Anleitung dazu. Die Wahl des Stoffes, die beim Verlagskatalog gar nicht in Frage kommt und für den Sortimentskatalog durch den Zweck dessel ben bestimmt wird, ist von großer Wichtigkeit III. für den Anti quarkatalo g. Manche kleine Antiquare haben die Gewohnheit, Alles, was ihnen gerade vorkommt, in ihre Kataloge aufzunehmen, ohne zu be rechnen, ob es auch nur die Druckkosten abwirft, geschweige Rabatt und gar noch Gewinn; ohne zu bedenken, daß sie durch eine Menge geringer, oft noch sehr schmutziger Waarc ihre Kataloge dem Publicum verleiden und sich selbst discreditiren, wenn sie nicht Sorge tragen, durch eine große Zahl guter Werke die geringen zu verdecken. Denn die Kataloge circuliren vorzugsweise beim gebildeten Publicum, das in diesem Punkt meistens empfindlich ist. Hat jene geringe Waare, die in jedem antiquarischen Lager einen ziemlichen Raum bean sprucht, mehr als Maculaturwerth, so hebe man sie auf, bis zufällig einmal Nachfrage erfolgt, oder werfe sie in eine s. g. Batzenkiste, die sehr viele Käufer heranziehen wird. Auch mit der Form, an die in vielen Fällen sehr strenge Anfor derungen gestellt werde», nehmen es Viele zu leicht. Von Titeln wie „ckobnson, IVorlcs nt Nilton"; „Erasmus, Lob der Wahrheit"; „Illsflssimo, I^ui, Vits ä! Tsoouräo da. Vinci" u. a. will ich schweigen, weil sie die totale Unwissenheit ihres Urhebers manifestiren. Wenn aber Andere, die es besser wissen sollten, solche Schnitzer zu Tage fördern, so bekunden sie damit eine auffallende Geringschätzung ihres eigenen Geschäfts, indem sie das Publicum abschrecken. Nur dann sind solche Fehler verzeihlich, wenn sie von einem Neuling begangen werden, der ohne genügende Anlei tung und vielleicht in sehr kurzer Zeit einen zu umfangreichen Stoff bewältigen muß. Für die Wiedergabe des Titels gelten im Allgemeinen diesel ben Regeln, wie bei dem Verlagskatalog, nur daß das Prinzip ge drängter Kürze herrscht. Den Namen des Verfassers behandeln einige Franzosen auf eigenthümliche Weise, die vielleicht Nachahmung verdient; sie stellen nämlich nur den Zunamen voran und bringen dann den Titel, wo der volle Name an der entsprechenden Stelle wiederholt wird. Die innere Beschreibung erfordert deshalb besondere Umsicht, weil man sich immer vom Vorhandensein etwaiger Zugaben oder Mängel überzeugen muß, die von großem Einfluß auf den antiqua rischen Werth eines Buches sind; ob dagegen eine neue Auflage ver ändert sei oder nicht, ist gleichgültig. Bezüglich der äußern Be schaffenheit genügt es bei neuern Büchern, Format und Einband an zugeben. Besondere Mängel, z. B. Flecken, ramponirtes Aussehen (sowie bemerkenswerthe Vorzüge) dürfen nicht verschwiegen werden. Bei älter» Werken, besonders aus der französischen Literatur, ist die minutiöseste Genauigkeit nöthig; besonders wird darauf gesehen, ob das Exemplar unbeschnitten und etwa der Text mit rothen Linien eingefaßt ist. Bei Jncunabeln endlich oder Werken aus dem Anfang der Buchdruckerkunst müssen genau die Blätter und Signaturen ge zählt werden, in manchen Fällen noch die Kolumnen und Zeilen; letzteres nur dann, wenn darin der charakteristische Unterschied von einer ähnlichen Ausgabe desselben Werks begründet ist. Bezüglich der Anordnung herrscht die Eintheilung in Fächer so allgemein vor, daß es bei den größten Antiquaren fast zum guten Ton gehört, davon abzugehen und zum reinen Alphabet zurückzu kehren. Dieses Verfahren hat seine guten Gründe: einmal daß man Gelegenheit erhält, das Gewählteste des Lagers für eigentliche Bücherliebhaber zusammenzustellen, und nicht genöthigt'ist, mitunter für ein oder zwei Werke eine besondere Abtheilung zu machen, und daß man durch die periodischen „Anzeiger" den massenhaften Acqui- sitionen rascher» Abfluß verschaffen kann, als wenn man warten wollte, bis sich wieder Stoff zu einem Fachkatalog angesammelt hat. Gerade diese Rücksichten müssen aber für kleinere Leute bestimmend sein, es den „großen Herren" Weigel, Köhler, Troß, den vier großen Berlinern u. s. w. nicht nachzuthun. Das begreifen sie auch meist, verfallen aber bisweilen ins andere Extrem, eine wahre Encyklopädie von Fächern in einem Katalog zusammenzustellen. So oft findet man Theologie, Jurisprudenz, Medicin, Landwirthschaft u. s. w. bei sammen und fragt sich, was den Theologen die Untersuchung über Amputation oder Resection eines zersplitterten Armknochens küm mert, was den Landwirth eine gelehrte Abhandlung über das noxum und die noxi interessirt, wozu dem einfach gebildeten Menschen ein Buch über die oommuoientio icliumatum nützt. Werden aber solche Kataloge an Buchhändler zur weiteren Verbreitung gesandt, so wissen diese in der Regel nichts damit anzufangcn, und legen sie ncl net». Die Regel, die sich hieraus ergibt, lautet also folgendermaßen: Stelle nur verwandte Fächer in einem Katalog zusam men. Ein rationelles Schema dafür zu finden, ist an der Hand von Musterkatalogen oder Methodologien eine Kleinigkeit; schwie riger, die Bücher darunter richtig zu vertheilen. Nicht nur, daß man sich bei der größten Aufmerksamkeit leicht vergreift, oder ver wirft: es kommen häufig Fälle vor, wo ein Titel mit gleichem Recht unter verschiedene Rubriken gestellt werden kann. Gehört de Wette's Roman „Theodor" unter Theologie oder Belletristik? In welche Abtheilung eines literarhistorischen, belletristischen und künstlerischen Katalogs gehören Stahr, Palleske, Lewes, Kaulbach's Reineke Fuchs, Dore's Cervantes? In solchen zweifelhaften Fällen liegt das entscheidende Moment in der Tendenz des Buches. „Theodor" ist eine theologische Abhandlung im Gewand des Romans, gehört also unter Theologie. Wer sich über Lessing's Leben und Entwick lungsgang belehren will, kauft Stahr, dieser ist also ein literarhisto risches Werk und gehört nicht zu den Erläuterungsschristen; um Cervantes zu lesen, wählt man gewiß nicht die Dore'sche Ausgabe, diese ist folglich ein Kunstwerk. Die Beifügung der Ladenpreise unterläßt man gewöhnlich bei billigen und geringer» Werken; bei größern ist sie vortheilhaft. Ist aber ein Buch herabgesetzt, so hüte man sich, den vollen Ladenpreis zu nennen; wenn dies auch unabsichtlich geschieht, so wird das Publi cum es doch stets als Unredlichkeit brandmarken. Ueber die Preisbestimmung läßt sich im Allgemeinen gar keine Regel aufstellen, weil der antiquarische Werth der Bücher meistens rein imaginär ist und von Zeit- und Ortsverhältnissen abhängt. Mühlbrecht's Vorschlag, sich an die Auctionspreise zu halten, kann nur für ganz seltene Bücher gelten und ist für den Anfänger un durchführbar; denn wo soll er immer die Auctionskataloge und Preislisten herbekommen? Er geht am sichersten, wenn er fleißig gute Kataloge studirt und sich die Preise merkt. Das geeignetste Format für alle Kataloge ist Octav, und zwar für Verleger und Antiquar mit je 1 Columne; der Sortimenter kann mit seinen kurzen Titeln leicht 2 Kolumnen auf die Seite bringen und dadurch manche Zeile sparen. Je gefälliger der Katalog aus- gcstattet ist, desto lieber nimmt ihn das Publicum in die Hand. Damit will ich dem Luxus nicht das Wort geredet haben; ordentli ches Papier, deutliche Typen, genaue Correctur genügen voll kommen.
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