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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.07.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-07-30
- Erscheinungsdatum
- 30.07.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19170730
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. ^ 175, 30. Juli 1917. Wir sind auch kein überflüssiges Glied in der Volkswirtschaft, denn das Publikum nimmt die Dienste des Sortimenters außerordent lich gern in Anspruch; Sortimenter mit 100000,200000 und 300000 -kt Umsatz sind ja gar keine Seltenheit. Daraus geht hervor, daß das Publikum gern beim Sortimenter kaust, und diese Annehmlichkeit, daß der Bücherkäuser jedes Buch zur Ansicht haben kann und deshalb nicht die Katze im Sack zu kaufen braucht, daß das Katalogmaterial behufs Auskunftserteilung da ist — denn wenn das Sortiment zu grundegegangen ist, hören auch die Kataloge des Börscnvcreins aus —, bezahlt selbstverständlich das Publikuni, wie cs in allen übrigen Zweigen des Handels der Fall ist. Meine Herren Verleger, Sic sollen cs ja gar nicht von Ihrem Gewinn geben, sondern Sie sollen einfach sagen: Das Buch lostet statt 10 .kt 11 .kt. Und ich kann Sie versichern, nicht ein Buch wird deshalb weniger gekauft werden. Meine Herren, denken Sie denn, wir seien selbst so töricht, daß wir uns durch zu teure Preise das Geschäft ruinieren würden? Wir können doch die Dinge besser beurteilen wie Sie, die Sie mit dem Publikum doch gar keinen Verkehr mehr haben! Ich erinnere Sie ferner daran, daß ein Teil des Verlages — nicht alle Verleger — es verstanden hat, während des Krieges die Rabatte zu verschlechtern, ohne den Ladenpreis zu erhöhen. Das ist auch ein Unikum, das im ganzen Handel einzig dasteht, und das eben nur im deutschen Buchhandel vorkommt. Herr Geheimrat Siegismund hat gesagt, daß wir in Deutschland ein leistungsfähiges und mustergültiges Sortiment haben, um das uns das Ausland beneidet. Meine Herren, es handelt sich uni einen Stand gebildeter Männer. Ich kann Ihnen sagen, ich weiß, daß es Hunderte von Kollegen gibt, die Tag und Nacht ihre Sorgen haben, nicht die allgemeinen gejchästlichen Sorgen, die jeder Kaufmann hat, nein, die erbärmlichsten Sorgen »in das tägliche Brot, die nicht wissen, wie sie den Schlaf sinden können, weil die Ostermesse vor der Tür ist und sie die Gelder dafür nicht zusammenbekommen können. Meine Herren, ist es ein richtiger Zustand, daß ein ganzer Stand von gebildeten Männern sich fortwährend in dieser unglück lichen Lage befindet, trotz guter Geschäfte mit großem Umsatz? Herr Gcheimrat Siegismund hat gesagt, daß das deutsche Sortiment die billigste Vermittelung für den Verlag ist. Ja, meine Herren, ein so billiges Arbeitstier wie den deutschen Sortimenter gibt's in der ganzen Welt nicht mehr! <Bravo!> Tann wurde gesagt, man könne es keinem Verleger übclnchmen, wenn er direkte Geschäfte machet bei der Fülle der Neuerscheinungen sei es unmöglich, daß der Sortimenter sich für jedes einzelne Buch verwenden könne. — Das ist ganz richtig. Aber was wir verlangen, ist, daß der Verleger nicht zu Vorzugspreisen und billiger als der Sorti- inenter verkaufe, und daß er bei seiner Reklame immer daraus Hin weise, daß die Sachen auch durch das Sortiment zu beziehen sind. Meine Herren, sehen Sie sich einmal alle sonstigen Handelssabrikate an: da macht der Fabrikant die Reklame, und der Dctaillist erntet die Früchte dieser Arbeit. Das verlangen wir gar nicht; aber Sic sollen uns das Geschäft nicht vielfach wcgnehmen. Und wenn gesagt worden ist, das würde nicht zu verhindern sein, daß das Publikum sich direkt an den Verlag wende, so kann ich Ihnen sagen, das geschieht deshalb, weil das Publikum immer ein offenes Ohr für dieses An sinnen sinket; würde das Publikum die Sachen beim Verleger nicht mehr billiger kaufen können, dann würde es von selber aushören. Also das ist auch hinfällig. Des weiteren ist gesagt worden, daß die Anträge Nitschmaiin eine große Gesahr für den Börsenverein böten. Meine Herren, damit will man weiter nichts als uns einschüchtern. Die große Gesahr für den Börsenverein schieben immer nur dicjenigeiüHerren vor, die nie mals Entgegenkommen zeigen und die jedesmal, wenn solche Anträge gestellt werden, sagen: Dann treten wir aus dem Börsenverein aus. Die Sortimenter haben das noch nie gesagt, wohl aber die großen Verleger. Nun, meine Herren, die Gesahr können Sie abwenden, wenn Sie die berechtigten Wünsche des Sortiments erfüllen, und diese bestehen einfach darin, daß Sie einen auskömmlichen Rabatt ge währen. Ein Rabatt von 253h ist nicht auskömmlich. Arbeiten Sie denn noch mit denselben Gewinnsätzen wie vor vierzig Jahren? Doch auch nicht! Das ist also ein Unding. Weiter hat Herr vr. Ehlermann gesagt: Schließlich könnte das Sortiment ja phantasicvolle Spesen mache», und die Verleger müßten das bezahlen. Das verlangen wir gar nicht. Herr Geheimrat Siegis mund, Herr Hartmann, Herr Müller aus Wien, Herr Paelsch: das sind alles Herren, die ihr Geschäft zu betreiben verstehen und keine phan tasievollen Spesen haben, und die haben Ihnen alle erklärt, daß die Spesen 25tzs> vom Umsatz betragen; Herr Müller hat sogar ge sagt: 30HH. Nun machen Sie sich folgendes klar: nach dem Kriege werden die Hausbesitzer versuchen, die Ladeninhaber in den Mieten zu steigern für die Ausfälle, die sie gehabt haben. Da ist man oft ge zwungen, den Laden beizubehalten, weil man nicht ohne Gefahr der" Gcschästsschädigung ausziehen kann; also man wird einige hundert oder tausend Mark Miete mehr geben müssen. Auch die Gehälter der Angestellten werden ganz enorm steigen infolge der teuren Lebenshaltung. Machen Sic sich nun klar: 120 .« im Monat können Sie dem jungen Gehilsen nicht mehr zahlen. Denn wenn er sich in eine Pension begibt, was noch das Billigste ist, würde ihn niemand unter 4 ,,kt für den Tag aufnchmen können. Das wären schon 120 .kt, und dann hat er noch für Kleidung, Steuern, Taschengeld usw. zu sorgen. Wenn Sie ein Geschäft mit zehn Angestellten nehmen, so müssen Sic im Durchschnitt bei jedem Angestellten monatlich minde stens 50.« mehr rechnen, denn auch die SParkthelfcr und Boten werden Sie ausbessern müssen. Dann sind das im Monat mindestens 500 .kt, also für das Jahr 6000 ^t. Meine Herren, ich frage Sie, die Sie ein Sortiment haben, ob Ihre Geschäfte eine solche Belastung von 6000 .kt noch zulassen. Also das sind doch alles Gründe, die sür den Antrag Nitschmann sprechen. Es sind wichtige volkswirtschaftliche Erwägungen, die uns dabei geleitet haben. Wir können unser Geld und unser Vermögen nicht immer zusctzcn; denn dazu kommt es schließlich. So liegen die Tinge, und darum ist es unter allen Umständen nötig, daß ein Durch- schnittsraba» unter OlU/ztzß nur in Ausnahmefällen gegeben werden darf. Auch ein Satz von 30tzs> ist ungenügend. Also, meine Herren, auf Grund dieser ganzen Aussührungen, die ich Ihnen gemacht habe, bitte ich Sie, treten Sie sür die Anträge Nitschmann ein, damit endlich etwas geschieht. Mit schönen Ver sprechungen sind wir ja schon seit zehn Jahren abgespeist worden, und dabei ist cs geblieben. Jedenfalls haben wir nicht Lust, unser Vermögen und unsere Existenz weiter auss Spiel zu setzen, um schließ lich doch für nichts zu arbeiten. (Sehr richtig! Bravo!> Vorsitzender: Ich möchte die nachfolgenden Herren Redner bitte», sich möglichst kurz zu fassen; unsere Zeit ist sehr beschränkt. Jetzt hat Herr Kommerzialrat Müller das Wort. Herr Kommerzialrat Wilhelm Müller (Wien): Ich werde der Mahnung des Herrn Vorsitzenden sehr gern entsprechen. — Meine sehr verehrten Herren! Ich glaube kaum, daß es einen Sortimenter in diesem Saale gibt, der zu den Aussührungen der Herren Nitsch mann und Staar noch etwas hinzuzusügen hätte; sic sind erschöpfend gewesen, und sie sind richtig gewefen, ich unterschreibe die Aus- flihrungen beider Herren vollkommen. Ich glaube auch, es gibt keinen Verleger, der anders zu der Sache sprechen würde, als Herr Or. Ehlermann gesprochen hat. (Widerspruch und Zuruf: Doch, es gibt sehr viele!) — Hoffen wir es. — Jedenfalls haben wir hier zwei Ansichten, die sich grundsätzlich gegenübcrstchcn, und der Verlegerverein hat bereits eine Resolution gesaßt, die er morgen zur Annahme stellen wird. Meine Herren, jetzt komme ich nun wieder in die Rolle, die ich seit vierzig Jahren, seit ich dem Börsen verein angehöre, schon wiederholt gespielt habe. Ich sage, wir müssen versuchen, eine Vermittlung zwischen den beiden Stand punkten zu sinden. So, wie die Anträge Nitschmann hier vorlicgen, kann sogar ich, der ich ein enragierter Sortimenter bin, sie nicht an nehmen, und ich berufe mich aus die Erklärungen im Börsenblatt. Als es sich bei uns in Wien darum handelte, diese Anträge anzunehmen und zu beschließen, daß aus alle Artikel, die nur mit 25tztz geliefert werden, 10HH aufzuschlagen seien, da habe ich gesagt: Meine Herren, das geht so nicht, wir können es ohne Genehmigung des Börscnvcreins nicht tun, und ich habe einen anderen Vorschlag gemacht, aus den ich gleich kommen werde. Ich möchte aber zunächst noch auf die Anregung des Herrn Ge heimrats Siegismund eingehen, es möchte eine paritätisch zusammen gesetzte Kommission gebildet werden. Meine Herren, damit ist uns nicht gedient; die Sache wird dann nur aus die lange Bank geschoben. Wir müssen rasch handeln und schnelle Entschlüsse sassen. Ich habe gegen alle Ausführungen des Herrn I)r. Ehlcrmann nur das eine einzuwenden: alles das hätte er damals auch sagen können, als es
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