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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.07.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-07-30
- Erscheinungsdatum
- 30.07.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Endlich hat der Deutsche Berlegerverein, der heute vor mittag getagt hat, die folgende Entschließung gefaßt: Die Anträge Nitschmann und Genossen wollen den Kreis- und Ortsvereinen die Macht geben, den vom Verleger festgesetzten Ladenpreis geographisch begrenzt aufzuheben und ihn durch einen Bereinsladenpreis zu ersetzen. Sie ver letzen damit das satzungsgemäße (§ 3 der Satzungen) und ge setzliche 21 Verlagsgesetz) Recht des Verlegers, den Laden preis sestzusctzen, zugleich aber auch das gesetzliche Recht des Autors darauf, daß der Ladenpreis nicht ohne seine Zustimmung erhöht wird. Die Anträge Nitschmann und Genossen wollen seiner die durch eherne Wirtschaftsgesetze bestimmte Höhe des Verleger-Rabatts von Mehrheitsbeschlüssen abhängig machen und versuchen, ihr Ziel durch Maßnahmen zu erreichen, deren Durchführung dem Börscnverein unmöglich ist, weil ihm seinen Nichtmitgliedern gegenüber die nötigen Machtmittel fehlen. Dadurch schaffen die Anträge unklare und ungesunde Zustände, sie schädigen den Gesamtbuchhandcl, nicht zum wenigsten das leistungsfähige und arbeitssrcudige Sortiment; sie gefährden die guten Beziehungen der Buchhändler untereinander und erschüttern die erst durch die jüngsten Fortschritte auf dem Ge biet des Kunden-Rabatts völlig durchgeführte Kröncrsche Reform. In Wahrung des gesetzlichen und satzungsgemäßen Rechts seiner Mitglieder; in Vertretung des gesetzlichen Rechts von deren Autoren; in der Überzeugung, daß die Anträge Nitschmann und Genossen weder im wohlverstandenen Interesse des Sortiments gelegen, noch auch überall durchsührbarsind: erklärt der Deutsche Berlegerverein diese Anträge sür unannehmbar, ihre etwaige Annahme in der Hauptversamm lung des Börsenvereins aber ür satzuugswidrig und daher nichtig. Er wiederholt außerdem seinen Protest gegen den Oster messe 1914 beschlossenen Zusatz zu § 5 Abs. 3 der Verkaufs ordnung, weil auch dieser satzungswidrig sei. Der Deutsche Berlegerverein legt aber seinen Mitgliedern erneut ans Herz, bei der Festsetzung des Ladenpreises neuer Bücher in jedem einzelnen Fall zu erwägen, ob der Verleger in der Lage ist, mit 30YH statt 25y(, zu rabattieren. Meine Herren, es ist eine merkwürdige Ironie des Schicksals, daß durch das Zusammentressen besonderer Umstände gerade ich berufen gewesen bin, namens des Vcrlegcrvereins Stellung zu diesen An trägen Nitschmann und Genossen zu nehmen. Meine Herren, ich stehe seit dreißig Jahren im öffentlichen Leben des Buchhandels, und ich glaube, jeder von Ihnen, der meine Tätigkeit kennt, wird nur das Zeugnis geben, daß ich in erster Linie bestrebt gewesen bin, immer die wohlverstandenen Interessen des Sortiments zu Pflegen und zu fördern. Ich habe mich mit voller Überzeugung auf den Boden der hier soeben verlesenen Erklärung gestellt. Meine Herren, für die Nach denklichen unter Ihnen ist dieser Frontwechsel, den ich habe voll ziehen müssen, vielleicht ein Symptom dafür, wohin die Reise unter der Flagge dieser Anträge Nitschmann und Genossen geht. (Ruse: Hui) Ich erblicke eine sehr ernste und sehr große Gefahr in diesen Anträgen für den Börsenverein und sür den gesamten Buchhandel. Ich möchte Sie bitten, meine Herren — ich weiß ja, daß die Anträge morgen zur Verhandlung kommen werden —: verfolgen Sie diesen Weg, den Sie hier eingeschlagen haben, nicht; er sührt nicht zum Ziel, er nützt dem Sortiment nicht! Er wird nur den Bestand des Börseu- vereins in einer so schweren Weise gefährden, wie das bisher noch nie mals der Fall gewesen ist. Ich vertraue aber aus die Einsicht meiner Berussgenossen, daß es ihnen gelingen wird, den Weg zu finden, der zur Erfüllung berechtigter Sortimenterinteressen führen kann, und ich versichere, daß der Verlagsbuchhandel stets bereit sein wird, diese Interessen zu berücksichtigen und zu fördern. (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Herr Gehcimrat Karl Licgismund (Berlin): Meine Herren! Ich möchte zunächst einen Irrtum des Herrn Nitschmann berichtigen, der dadurch zum Ausdruck gebracht worden ist, daß Herr Nitschmann mich als den Resercnten über diese Angelegenheit in Goslar bezeichnet hat. Das ist nicht der Fall. Ich habe als Diskussionsredner bei den be treffenden Punkten meine Ansicht gesagt, und nachher ist ja die be kannte Resolution zum Antrag erhoben worden. Der Vorstand des Börsenvcreins hat sich seit Goslar mit dieser Angelegenheit in jeder einzelnen Sitzung beschäftigt, und cs ist nicht richtig von Herrn Nitsch- mann, wenn er glaubt, daß äußere Einflüsse den Börscnvereinsvor- stand veranlaßt hätten, heute bzw. morgen zur Hauptversammlung nicht mit entsprechenden Anträgen herauszukommen. Meine Herren, die Angelegenheit hat, wie ich schon sagte, den Vorstand eingehend beschäftigt, wir haben aber geglaubt, uns nicht allein auf unsere eigene Ansicht verlassen zu dürsen, sondern über die schwerwiegenden Bedenken, die eine Abänderung der Verkauss- ordnung und der Satzungen des Börsenvereins einbegreifcn müßte, Juristen zu hören, um von ihnen eine juristische Ansicht über die Mög lichkeit einer Satzungsänderung nach den Vorschlägen der Goslarer Resolution zu erfahren. In den Akten des Börsenvereins liegen die Listen derjenigen buchhändlerischen Persönlichkeiten, die wir in dieser Frage hören wollten, und wir hatten die Absicht, eine paritätisch zu sammcngesetzte Kommission, bestehend aus Verlegern und Sorti mentern, zusammenzurusen, die uns behilflich sein sollte, einen Weg zu suchen, der den berechtigten Wünschen des Sortiments entgegen- kommen könnte, ohne daß die berechtigten Interessen des Verlages dabei verletzt würden. Nun sind die juristischen Gutachten in einer Weise ausgefallen, daß wir uns sagen mußten: zunächst ist der Weg einer Satzungsänderung oder einer Änderung der Berkaufsordnung nicht gangbar; hier ist nicht die Möglichkeit gegeben, den Wünschen des Sortiments nachzukommen. Meine Herren, in dem ersten Entwurf der Tagesordnung sür die morgige Hauptversammlung stand ein Antrag des Börsenvereins- Vorstandes aus Einsetzung eines außerordentlichen Ausschusses, ge- bildet aus den verschiedenen Interessengruppen, der sich über die etwa einzuschlagenden Wege schlüssig machen sollte. Inzwischen ging der Antrag des Herrn Nitschmann und Genossen ein, und Herr Ritsch mann wird mir bezeugen, daß ich mit ihm über die Möglichkeit ver handelt habe, den Antrag des Vorstandes mit dem Anträge der Herren von der Gilde gemeinschastlich zur Behandlung zu bringen. Nachher hat sich herausgestellt, daß es zunächst nicht zweckentsprechend ist, den Antrag des Börsenvcreinsvorstandes auf die Tagesordnung zu bringen, und wir sind der Ansicht gewesen, das; es vielleicht richtiger wäre, erst einmal über die Nitschmannschen Anträge zu verhandeln, die — wie wir zur Überzeugung gekommen sind — so, wie sie vorliegen, nicht annehmbar sind, die aber Wohl die Grundlage sür eine weitere Be Handlung der Sache durch eine Sachverständigenkommission, durch einen Ausschuß oder durch ein anderes Organ des Börsenvereins ab geben können. Meine Herren, ebenso wie die Herren von der Gilde, die Herren vom Verlag und alle die Herren, die hier zusammensitzeu, sind wir da von überzeugt, daß die Erhaltung eines lcistungssähigen, arbeits- freudigen Sortiments eine unbedingte Notwendigkeit für den deut schen Buchhandel ist. Diejenigen unter uns, die Gelegenheit gehabt haben, auf den verschiedenen Internationalen Vcrlegerkongressen die Ansichten zu hören, welche die Kollegen aus den romanischen Ländern, aus England, aus Holland usw. uns vortrugen, wissen, wie diese Kollegen immer und immer wieder den deutschen Sortimentsbuch handel als einen mustergültigen hinstellten und uns immer und immer wieder gesagt haben: Ja, ihr deutschen Verleger seid ja in der überaus glücklichen Lage, über das beste und billigste Vertriebs organ (Nitschniann: »Billigste« !> zu verfügen, weil ihr einen leistungs fähigen Sortimentsbuchhandel habt, der eure Produktion bis in die kleinsten Kanäle zu bringen in der Lage ist; die Verleger aus Frank reich, aus Spanien, aus Italien, aus England sind gezwungen, eitlen weit höheren Spesensatz in ihre Kalkulation einzustellen, weil sie nicht über das Instrument verfügen, das der deutsche Verlagsbuch handel in seinem Sortimentsbuchhandel hat. Der ausländische Verlag muß seine Produktion direkt absctzen; der direkte Absatz kostet aber wesentlich mehr, als der deutsche Verleger in der Gestalt voll Ra batten zu zahlen braucht, die er an den deutschen Sortimenter geben muß. (Hört! hört! bei den Mitgliedern der D. B.-G.) Meine Herren, das sind unumstößliche Wahrheiten (erneute Rufe: Hört! hört!), und die Ausrechterhaltung des deutschen Sortiments ist eitle unbedingte Notwendigkeit für die Existenz des deutschen Verlags buchhandels, für die Existenz des deutschen Buchhandels überhaupt.
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