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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1870
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1870-06-29
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1870
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- Deutsch
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Nr. 30 des Xieuvsblkcä voor äsn bosülinväsl und entnehmen wir dieser Quelle das Folgende: Manche Verleger haben die üble Gewohnheit, die Jahreszahl des Erscheinens eines Buches auf dem Titel zu vergessen; sie gehen wahrscheinlich von der naiven Ansicht aus, das Publicum damit in den Glauben an die ewige Jugend ihrer Verlagsartikel cinwiegen zu können, jedenfalls bietet diese Methode den Vortheil für sie, daß eine neue Ausgabe, die 1850 wirklich neu war, auch 1870 noch als solche auf den Markt gebracht werden kann, ohne daß es den Ver leger einen Heller kostet. Namentlich in Frankreich war das früher ein allgemein be liebtes System, die heftigen Angriffe aber eines Quörard, Brunet, namentlich aber Nodier's haben viel geändert, das Publicum läßt sich jetzt nicht mehr so leicht ein T für ein U machen, und ein Buch ohne Jahreszahl ist dadurch allein heute schon sehr verdächtig. Durch die erwähnten Männer in die Enge getrieben, sahen sich die französischen Verleger gezwungen, (nicht etwa den breiten Weg der Ehrlichkeit einzuschlagen, sondern) andere Künste zu versuchen, die denn auch wieder eine Zeit lang sich insofern bewährten, als man cher Arglose auch in diese neue Falle ging. Man nahm ein ganz anderes System an. Das Fortlassen der Jahreszahlen wurde als veraltet und schlecht verworfen, man war plötzlich ehrlich und druckte so viele Jahreszahlen unter den Verlagsort, wie das Publicum uur wünschte. Irren wir nicht, so war Garnier einer der ersten dieser Methode; in den Jahren 1843—46*) verlegte er OssodsrsIIs's äiciiovnnirs national, ein Werk, welches derzeit für ausgezeichnet galt und auch wohl mit Recht. Es hatte einen solchen Erfolg, daß die Auflagen wie türkischer Weizen aus der Erde schossen, 1861 war inan schon bis zur nsuviüm« «äition gediehen, jetzt haben wir min destens schon 15 Auflagen hinter uns, und man kann ziemlich sicher annehmen, daß man das Werk stets mit der neuesten, jetzt laufenden Jahreszahl auf den Titel gedruckt, kaust. Aber je schöner der Traum, um so häßlicher das Erwachen! Man überzeugt sich bei näherer Untersuchung bald, daß die angebliche Auflage von 1870 identisch ist mit der von 1843—46. Jahr aus Jahr ein klebte Garnier seinen neuen Titel vor das bei dem ersten Erscheinen stereotypirte Buch und täuschte damit lange das große Publicum, bis dieses in dem „Intsr- urääinirs äss ebsrslisurs st eurisux" 1864, Sc. 14 auf die Täu schung aufmerksam gemacht wurde, wodurch denn auch Garnier sich veranlaßt sah, einige, allerdings sehr störende Anachronismen aus- zumerzcn. Denn störend mußte es für einen Franzosen doch jedenfalls sein, in der „nouvells ääitiov cks 1863" gedruckt zu lesen von einem „kriues-Xapolsou, »otusllswsut prisouvisr ü Hain", wörtlich ist nämlich in der Ausgabe von 1863 unter dem Schlagwort IInw zu lesen: ,,Larn posssäs Ull eälsbrv ekläteuu fort czui ssrt äs prisou ä'ätat, oü ont ötö ästsuus, sntrs autrss prison- nisrs, Iss gunlrss ministrss äs Oüsrlss X aprss Iss jouruess äs äuillst 1830, et oü sst su es naomsut Is prines 1/ouis Xupolöon, äspnis 1840." Solche „Druckfehler" sind doch gewiß für einen Verleger, der sich mit den „nöthigen neuen Auflagen" die „unendlichste Mühe und Sorgfalt" gibt, recht ärgerlich und man muß die Geduld der Franzosen bewundern, die von 1852 an bis 1864 so viele „nouvsllss ääitious" lasen, ohne ein Wort zu verlieren. Ucbrigens braucht man auch heute noch nicht um einen Beweis verlegen zu sein dafür, daß das Geschlecht derartiger Verleger noch nicht ganz ausgestorben ist, ja es liegt sogar jetzt wieder ein ganz cclatantcr Fall vor, wo eine bekannte Pariser Firma alte Waare für neue anprcist und versendet. Wir würden keine Worte verlie ren, wenn es sich hier um ein „lllois äs llluris", oder um ein ande rs Siehe borsor' OataloAue ^snersl äs la librsiris frsnsrise. res derartiges Buch handelte, wovon jährlich unzählbare nouvsllss ääitious erscheinen, ohne mit Recht auf diese Bezeichnung Anspruch machen zu können; es handelt sich hier um ein sehr wichtiges, weit und breit gekanntes, ja berühmtes Buch, um die „Lio^rapbis univsrsslls" von Michaud, und da ist es Pflicht, vor der Mystifica- tion zu warnen. Im Jahre 1810 faßte Michaud, welcher lidrnlrs und zugleich iwprimsur äs I'swpsrsnr war, den Entschluß, unter Mitwirkung von Gelehrten und Schriftstellern ein neues biographisches Wörter buch herauszugeben, wovon denn auch in demselben Jahre die erste Lieferung erschien. Die Fortsetzung des auf kolossale Dimensionen berechneten Werkes wurde, trotz aller politischen Ereignisse, von Michaud eifrig und beharrlich betrieben und gelangte mit dem 52. Bande im Jahre 1828 zum Schluß und zwar in einer so wür digen Weise, daß Brunet (lllunusl I. Se. 948) von dem Werke, an dem, beiläufig bemerkt, über 300 namhafte Mitarbeiter sich bethei ligt hatten, sagte: „saus strs un livrs pnrfnit" sei die Lio^rnpliis univsrsslls, doch ,,Is rnsillsnr ouvrnA« äs es xenrs". 1832— 1833 gab Michaud eine Fortsetzung dazu unter dem Titel „xsrtis m^tlioloAigus", welche in ihren drei Theilcn den Anfang einer großen Reihe von Supplementen bildete, die bis 1853 die ganze Sammlung auf 83Theile brachten, und denen, wenn wir nicht irren, nach Michaud's Tode (1857) »och Theil 84.und 85. folgten, womit die Publication, die bis zum Buchstaben V gediehen ist, einstweilen eingestellt wurde. Inzwischen entschloß sich die Firma Thoisnier-Desplaces, einem allgemein vorhandenen Wunsche entgegenzukommeu und dem Publi cum eine ganz neue Ausgabe von Michaud's LioArapbis zu bieten; diese sollte den ursprünglichen Tert der LioAraptils uuivsrssll« re- produciren, ergänzt durch alle Artikel der Supplemente und außer dem bereichert durch die Lebensbeschreibungen aller berühmten Leute, welche seit dem Erscheinen der beiden Werke (Hauptwerk und Sup plement) gestorben waren. Die Zusagen der Verlagshandluug wurden auch prompt erfüllt, >842 erschien der erste, 1865 der letzte Band des damit wirklich vollendeten Unternehmens. Die Journale wetteiferten mit einander, bei Gelegenheit der Ausgabe des letzten Bandes allen Beteiligten, Verleger, Redacteuren, Drucker und Anderen, reiches Lob zu spenden, und wirklich lag damals ein Werk von hoher wissenschaftlicher Bedeutung vor; das einzige Bedenken, welches sich mitRecht geltend machen ließ, war, daß die ersten Theile im Laufe der Jahre bereits wieder veraltet, und daß der wirklich exorbitante Preis für die Verbreitung in weiteren Kreisen sehr hinder lich war, denn während ein sehr compreß gedruckter Band der aus gezeichneten „XouvsIIsUioArapIiis Aäiiäralö" bei Didot Frürcs nur 4 Frcs. kostet, mußte man für jeden Band der neuen Michaud'schen Ausgabe dreimal soviel, 12 Frcs., zahlen, so daß dies letztere Werk complet in 45 Bänden die runde Summe von 540Frcs. kostet. Diesen .beiden Ucbclständen gegenüber war der Wunsch ein gerechtfertigter und zeitgemäßer, daß doch von dem Werke eine neue umgearbcitcte Ausgabe zu einem billigeren Preise erscheinen möge, und angenehm wurden wir deshalb überrascht, als Wir imlifsuillston des äournal äs l'imprimsris et äs In librairis vom 19.Februar d.J. eineAnzeige der Hrn. lübrnirss-ääitsurs CH. Dclagrave L Co. in Paris fanden, die in Aussicht stellten: „uns nouvells säition äs In IZioArnpkäs univsrsslls üliolinuä, rekooäus sn 45 volumes Arnnä iu-8. ellnoun ä'svviron 700 PNASS, sorriAvs st oowplätäs ä'snvlron 20,000 nrtiolss nouvsnnx. . . il pnrntlrn un voluws pnr rnois prix äu volumo: 8 fr. 50 o." Hier wurde ja der lange ge hegte Wunsch erfüllt! Aus der Anzeige konnte man schließen, Dela- grave & Co. hätten das Verlagsrecht von der Veuve Desplaces erworben und wünschten nun eine neue Ausgabe zu herabgesetztem Preise zu veranstalten; man hatte keinen Grund, den Worten der
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