Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.08.1917
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- 1917-08-09
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- 09.08.1917
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- Deutsch
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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^ 184, 9, August 1917, Redaktioneller Teil, Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Eine der wichtigsten solcher Hemmungen ist ja schon jetzt in der öffentlichen Verurteilung der überflüssigen oder gar verderblichen Schriftwerke aller Art, also des »Schunds«, durch die ehrliche Kritik gegeben, aber wer jemals in bewußter Weise diese Waffe hat schwin gen helfen in dem großen Kampfe gegen die Ausartungen des Schrist- lunis nach allen möglichen Richtungen hin, wird sich darüber klar ge worden sein, daß auch die überzeugendste und schneidendste Kritik auf die Dauer wirkungslos verpufft gegenüber dem Uberschwall der wert losen Bücher- und Schriftenerzeugung. Die abwehrende und war nende Kritik kann schon wegen der ganzen Art ihrer Veröffentlichung und Verbreitung nicht in so weite Kreise dringen wie die Schriften, denen sie entgegenwirten will; aber sie kann auch, wenn sie vielleicht doch durch irgend welches Mittel einer bedeutend größeren Masse von Lesern zugcführt werden könnte, als dies bis heute möglich ist, nie mals im eigentlichen Sinne des Wortes verdrängend wirken, wenn sie lediglich warnend und abwchrend, also lehrhaft in ihrem innersten Wesen bleibt. Man hat deshalb die sogenannte Schundliteratur dadurch zu bekämpfen gesucht, daß man ihr eine gute Literatur, die eben so wie sie in sehr weite Kreise dringen kann, an die Seite, oder viel mehr gcgenüberstellt; aber man hat dabei das eine übersehen, daß es nicht allein auf die Qualität des dargebotencn Lesestoffs ankommt, sondern daß dem eigentlichen Übel noch nicht gesteuert ist, wenn inan nicht zugleich ein Mittel findet, auch die Quantität zu reformieren, das heißt, die Massenhaftigkeit der Bücher- und Schriftenerzeugnng zu re geln und zu beschränken. Solange man auf dem Standpunkte stehen bleibt, daß das Lesebedürsnis des Volks in allen seinen Schichten un eingeschränkt gefördert und gesteigert werden darf ohne Rücksicht auf die innere Notwendigkeit und Nützlichkeit einer solchen Steigerung, wirb man durch die Massenverbreitung von sogenannter gnter Lite ratur gegenüber der Schundliteratur immer nur den Teufel durch Beelzebub auszutrcibeu sich bemühen und schließlich ebenso erfolglos bleiben wie bei dem Entgegenstellen einer verurteilenden Kritik. Nicht mit der Kritik des dargebotenen Lesestoffs und nicht mit dem Ver such, den einen Stoff durch einen anderen, besseren, aber in gleicher Massenhaftigkeit dargebotenen zu verdrängen, wird man auf die Dauer das Volk zum richtigen Lesen erziehen, sondern bloß dadurch, daß man in ähnlicher Weise wie bei der Darreichung des körperlichen Nahrungsstoffs auch bei der des geistigen das Volk zum richtigen Einnehmer» und Genießen der Nahrung erzieht. Das erste Mittel aber, nm einen Körper zur richtigen und gesunden Nahrungsaufnahme zu erziehen und anzuhalten, ist doch wohl das, daß man ihm die Nah rung nicht im Übermaße zuführt, sondern ihm von vorneherein nicht mehr zukommen läßt, als er wirklich verdauen und in nährende Säfte umsetzen kann. Im physischen Leben ist gegen diesen vornehmsten Grundsatz in der Gesamtheit der Volksernährnng in den letzten Jahren vor dem Kriege bereits vielfach gesündigt worden; wir sehen das jetzt in der Zeit des nvtgedrnngencn Darbens ein und werden dabeL zu unserer vielfach großen Verwunderung gewahr, daß wir alle doch im ganzen immer viel zu viel gegessen und getrunken haben, was nur einige aufgeklärte Hygieniker bisher schon immer gepredigt, freilich ohne Erfolg gepredigt hatten. In gleicher Weise wäre es für uns ein großes Glück, wenn wir einmal durch irgend einen elementaren Um stand darauf hingewicsen würden, 5aß wir auch an geistiger Nahrung in der letzten Zeit an das Zuviel in quantitativer und qualitativer Hinsicht gewohnt worden sind und uns dadurch vielfach den Magen recht gründlich verdorben haben. Nicht nur die allzusehr spezialisierte geistige Bildung der höheren wie der niederen Art trägt an dieser Überfütterung die Schuld, sondern auch die Erleichterung der schrift stellerischen Erzeugung nach allen Seiten hin, ja die vielfach künstliche Auffütterung der schreibenden Berufe auch durch den zu immer höhe rer Blüte sich entfaltenden Buchhandel sind dafür verantwortlich zu machen. Auf die schweren Schädigungen in geistiger wie wirtschaftlicher Hinsicht, die ans solcher künstlichen Auffütterung und .Heranzüchtung des Bücherschrcibens und der Schriftenerzeugung hervorgewachscn sind, brauche ich wohl nicht erst des näheren einzugehen. Der Leser dieses Briefes wird es verstehen, daß ich durch meine amtliche Tätig keit als Herausgeber einer Zeitschrift wie jetzt als Geschäftsführer einer nationalen Einrichtung zur Milderung der aus dem übermäßigen An wachsen des öffentlichen Schrifttums in erster Linie hervvrwachsenden wirtschaftlichen Notstands mich besonders gedrängt und berufen fühle, bei einem Rückblick auf mein literarisches Wirken dieser Schädigungen zu gedenken und den Wunsch auszusprechen, daß das deutsche Schrift tum doch in der großen und arbeitsreichen Zukunft, der unser Volk nach dem schweren, aber siegreichen Ringen um sein ganzes Dasein nn- ! zweifelhaft entgegengcht, Wege finden möge, auf denen es in gesünde rer Weise, als es bis jetzt vielfach der Fall gewesen, die geistige Er nährung nicht nur der Massen, sondern auch der Führenden durch- . führen kann. Warum sollte es nicht möglich sein, daß der Stand der Schriftsteller im Zusammenwirken mit der festen Organisation des Buchhandels eine einschränkende Regelung der Bücher- und Schriften- crzeugung in gleicher Weise vornehme, wie das auch anderen Produk tionsgemeinschaften mit ihrer Erzeugung gelungen ist? Freilich würde dazu in erster Linie eine feste Zusammenfassung der vielfach aus- einanücrstrebenden Geister gehören, aber wenn die mancherlei Or- ganisatiousbestrebuugen und Organisativnsversuche im Staude der Schriftsteller überhaupt jemals einen greifbaren Erfolg haben sollen, so müssen sie vor allem auf der Grundlage des Gedankens der not wendigen Einschränkung der Bücher- und Schriftenerzeugung vor sich gehen und ebenso nach der Seite der Erziehung zu geistiger Bildung wie nach der Seite der Regelung des buchhändlerischen Betriebs unter dem Gesichtspunkte der Bekämpfung des Massenhaften gerichtet sein. Es kann sich hier nur um ganz allgemeine Andeutung der Nich- tungslinien handeln, auf denen sich eine Gesundungsbewegung im deutschen Schrifttum in der nächsten Zukunft entwickeln könnte, aber schon liegen die einzelnen Gedanken und Vorschläge bereit, die eine solche Bewegung mit Leben und Gehalt erfüllen können. Wenn sie wirklich in Gang käme, würde dadurch einer der wichtigsten Wünsche erfüllt werden, die ein im Dienste des deutschen Geisteslebens hinge brachtes arbeitsreiches Leben in dem Unterzeichneten hat reifen lassen. Und wenn man durch die gefährliche Tür des sechzigsten Geburtstages aus dem Manuesalter in das Greiseualter hiueinschreitet, hat man wohl ein Recht, solche Wünsche in breiter Öffentlichkeit laut werden zu lassen. Vielleicht haben sie beim siebzigsten Geburtstage schon teilweise ihre Erfüllung gefunden — wenn nur das deutsche Geistesleben sich ans sich selbst besinnt! Weimar. Oskar Bulle. Kleine Mitteilungen. Zur Papicrnot. — Mau schreibt uns: Die großstädtische Tages presse steht — wie sie ihren Lesern fast täglich versichert — im Zeichen der Papiernvt. Seitenweise müssen, wie man sagt, die Anzeigen von einem Tag zum andern zurückgestellt werde«. Der Leser schüttelt dazu ungläubig deu Kopf und — lächelt, denn ihm will die Not nicht so arg bedünken, solange er noch — und sei es auch nur ein- oder zweimal in der Woche — 12-, 16-, 20- und mehrseitige Nummern einzeln. Blätter in die Hand bekommt, solange noch täglich zwei, drei und vier Ausgaben erscheinen können, gefüllt zum Teil mit Stoff, der mehr als überflüssig ist und von Tausenden gar nicht gelesen wird. Die Tagespresse rühmt sich, Mitkämpferin zu seiu im Existenzkampf des deutschen Volkes im Innern, sie predigt täglich vor allem Sparsam keit, läßt sie aber bei sich selber häufig doch recht sehr vermissen, so wohl im Texte wie im Anzeigenteil. In dem letzteren wurden erst dieser Tage wieder ein paar treffende Beispiele geliefert. In Berlin starb Geh. Komm.-Rat Friedländer-Fulö, einige Tage danach in Mann heim Ernst Bassermann. Zu des ersteren Tode brachte das Berliner Tageblatt in einer einzigen Nummer eine halbe Seite Traueranzeigen, für letzteren kommen allein in der Frankfurter Zeitung zusammen zwei Seiten Anzeigen. Dem Gewicht nach hat also der Tod Basscr- manns die Frankfurter Zeitung allein 1280 Kilogramm Papier ge kostet. Nun sind aber sowohl für Friedländer-Fuld wie für Basser- mann Nachrufe ansehnlicher Größe in einer ganzen Menge Zeitungen erschienen, und das alles nur um der Öffentlichkeit die Versicherung einer Selbstverständlichkeit zu geben, nämlich, daß man die Verstor benen nicht vergessen will. Die Taten und Tüchtigkeit eines Basser mann in allen Ehren, aber ist das Sparsamkeit? So ist indes der Deutsche! Die Alten errichteten ihren Helden wuchtige Scheiterhaufen und verbrannten dabei nach heutigen Begriffen ganze Wagenladungen -Holz, und die Jungen, die jetzige Generation, bereiten ihren Großen mächtige Altäre aus — Zeitungspapier, die ebenfalls ganze Wagen ladungen des kostbaren Stoffes verschlingen trotz der vielerörterten Papiernvt. Bücher und Schrcibwarcn ins Feld. — In der Papier-Zeitung lesen ivir: Gute Werke der beliebten Erzähler, .Heimatgeschichten, Neise- erzählungen, auch Werke belehrenden Inhalts, schmucke, handliche Bänd chen in 20 Pf.-, 50 Pf.- und 1 M.-Ausgaben in Feldpostbriefen sind am praktischsten. Auch gesammelte Sonntagsblätter, überjährige Volks- kalenöer werden gern genommen. An Schrcibwarcn ist ein Halbpfnnd- Postkarton recht praktisch, den man eigentlich gefüllt müßte kaufen können. Inhalt z. T. dünnes Briefpapier mit Linien, Umschläge mehr als Papier (da sie öfter gebraucht werden), Briefpapier in Blockform ist auch recht praktisch, Feldpostbriefe und Karten, Ansichtskarten, Blei- und Kopierstift, kleiner Kalender mit Merkblatt, Notizbuch, ein paar Paketadressen und Aufklebezettel, da sie öfter mal für heimzusenöcnöe Pakete gebraucht werden. Jedenfalls lassen sich je nach den .Kosten, die man anlegen kann und will, recht hübsche und nützliche Zusammen stellungen machen, die den Soldaten Freude bereiten und sich auch als recht brauchbar erweisen. I. W., Landsturmmann. 951
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