Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.06.1860
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1860-06-25
- Erscheinungsdatum
- 25.06.1860
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18600625
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-186006256
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18600625
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1860
- Monat1860-06
- Tag1860-06-25
- Monat1860-06
- Jahr1860
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
beim Alten zu lassen und ja nichts an den Usancen zu ändern, die durch eine Praxis von vier bis sechs Decennicn eingeführc sind, aber sich keineswegs bewährt haben. Ungeachtet aller trüben Erfahrungen wird der bisherige Geschäftsgang, sowohl von Seiten der Verleger als der Sortimenter, fortgesetzt. Ganze Ballen mit Novitäten kom men wöchentlich an, werden ausgcpackt, an Kunden und Nicht kunden zur Ansicht versandt, kommen zurück und werden bei ihren Vorgängern aufgestapelt. Nachdem gleich nach Neujahr die Kun denrechnungen ausgeschrieben sind, beginnt dann die Herculesarbcit des Remitticens, welche in den Sortimentshandlungen großer Städte die Zeit und Arbeit des Geschäftspecsonals während 3 bis 4 Mo naten so ausschließlich in Anspruch nimmt, daß für sonstige nöthige und nützliche Arbeiten kaum Zeit übrig bleibt, ja cs darf behauptet werden, daß von den größeren Handlungen jeder Principal mit einem Commis weniger auskommcn könnte, wenn diese nutzlose Ar beit nicht zu beschaffen wäre. Und nun vollends auf die mitbe schäftigten Lehrlinge wirkt diese geisttödtende Arbeit so dcprimircnd, l daß, wenn dasGewirre derRcmittenden und Disponendcn cineZeit- ! lang angehalten, sie dem Blödsinn nahe zu sein scheinen. Berücksichtigt man diese auf die schmählichste und nutzloseste Weise vergeudete Zeit und Arbeitskraft, berücksichtigt man den ge ringen, kaum ncnnenswerthen Erfolg, den der Vertrieb der Novi täten in der Mehrzahl der Sortimentshandlungen gehabt hat, die Kosten, welche die Einsendung und Rücksendung veranlaßt hat, die Mühe, welche die Buchung und zur Anstchksendung an Kunden veranlaßt hat, und den Schaden, welchen die Sortimenter, wie früher erwähnt, davon erleiden, so dürfte cs feststchen, daß, mit wenigen Ausnahmen, die Einsendung und Annahme von Novitäten eher Schaden als Vortheil verursacht. Für die vernunftwidrige Act des Geschäftsbetriebs möge noch ein freilich sehr unbedeutender, aber charakteristischer Umstand ge nannt werden. Die Rcmittendenpackete, und wäre auch nur eine dünne Broschüre darin, werden mit so vielen Knoten versehen, daß sie ohne Messer oder Schere nicht zu lösen sind. Alle übrigen Ge schäftsleute, welche Packele schnüren, versehen solche mit einer Schleife oder einem Knoten; nur der Buchhandel überbietet sich in der Anzahl der Knoten, die bei manchen Prachtexemplaren die An zahl von 10 erreichen oder übersteigen- Fragt man nun nach dem Sinn, nach dem Zweck dieser Maaßregel, so erfährt man, daß die Sicherheit der cingepackten Bücher dadurch befördert werden soll. Aber es wird hierbei übersehen, daß, wer diese Sicherheit gefährden will, durch die Anzahl der Knoten nicht abgeschreckt wird, abgesehen davon, daß dem eventuellen Verschwinden des ganzen Packels da durch nicht vorgebeugt wird. Nun reift der zehnknotige Lehrling zum Commis und Principal heran, und wären 9 Remittendenknoten genug, so würde ec nicht „gelernt" haben, deren 10 zu machen. Er lehrt also weiter, wie er gelernt hat. Geht doch ferner die Gedankenlosigkeit im Buchhandel soweit, daß mit den Worten ordinär und netto ein ganz anderer Sinn verbunden wird, als dies bei allen übrigen Geschäften der Fall ist, aber auch diese Worte noch dazu in verschiedener, von einander ab weichender Bedeutung gebraucht werden. Das Wort „ordinär" ist sonst nur als Gegensatz von „fein" gebräuchlich. Im Buchhandel wurde dieser Ausdruck wahrscheinlich gebräuchlich, um damit die Bücher zu bezeichnen, die „wie gewöhnlich" mit 33Vzflb Rabatt ge geben wurden, ein Rabatt, der allgemein üblich war. Jetzt aber, wo die verschiedensten Rabattansätze statlsinden und diese zwischen 10 und 16-^ dH bis 75 und 90dh variiren, hat dieserAusdruck jedenfalls seine Bedeutung verloren. Nun aber kommt noch dazu, daß diese Bezeichnung nicht nur für solche Bücher gebraucht wird, die mit 33'/hdh gegeben werden, sondern „ordinär" wird auch für Bezeich nung des Ladenpreises oder Verkaufspreises, ohne Rücksicht auf den Rabatt, gebraucht. Wer oder was verhindert nun aber, diesen Aus druck ganz zu beseitigen und ohne weitere Umschreibung nur einen „Ladenpreis" und einen Rabatt von 33Vzdb, oder noch kürzer, „ein Drittclrabalt" gelten zu lassen! Achnlich verhält es sich mit dem Begriff „netto". Alle übrigen Stände fassen diese Bezeichnung so auf, daß sie den Preis bedeute, den eine Waare im Einkauf nach Abzug aller Spesen koste. Im Buchhandel werden aber außerdem auch die Bücher so bezeichnet, die mit 25 dH Rabatt gegeben werden, obgleich es doch einleuchtend ist, daß die Bezeichnung „netto" auch für den Buchhandel nur in erstcrer Beziehung angcwendet werden sollte, in letzterer Beziehung aber ohne unnölhige Umschreibung die Bezeichnung „mit 25dh" zweckmäßig erscheint. Zu den gedankenlosen, geschäflserschwcrenden Usancen gehört auch die in einer größeren Anzahl Handlungen noch übliche Prcis- bezeichnung der Bücher. Als nämlich noch die Einkheilung des Thalers in 24 Groschen galt, wurde der Ladenpreis der Bücher so bezeichnet, daß ein a —1 gGr. und so jeder folgende Buchstabe einen Groschen mehr bedeutete. Der Thaler wurde mit großen Buchstaben von^ bis I bezeichnet; ein dabei stehendes Kreuz bedeutete, daß diese Artikel mit 25dh gegeben würden; 2 Kreuze bezeichnctcn, daß dies, wie bei Einbänden, der Baarpceis sei. Schon damals, als noch die gGr. bestanden, war diese Bezeichnung eine höchst unzweckmäßige, denn sollte der Ladenpreis für das Publicum ein Mysterium bleiben, so war nichts leichter, als die Ecralhung desselben bei dieser Be zeichnung, anderntheils war es aber viel leichter und zweckmäßiger, die Preise mit Zahlen zu bezeichnen. Als nun aber die Einkheilung des Thalers in 30 Groschen aufkam und die deutsche Nation nicht geneigt schien, dem buchhändlerischen Zopf zu Gefallen das Alphabet um 5 Buchstaben zu vermehren, was thaten die bctheiligten Hand lungen und was thun sie noch? Sie reduciren die Neugroschcn in gGr. und die stupide Preisbezeichnung hat ihren ungestörten Fort gang, wobei aber in jedem einzelnen Falle, wo ein Buch unter an deren Bedingungen als mit 25 oder 33(h dH Rabatt cingckauft ist, die Kreuze ihre Wirkung verfehlen und dieser Einkaufspreis nur aus den Handlungsbüchern zu ersehen ist. Alle übrigen Kauf- und Geschäftsleute bezeichnen den Einkaufspreis ihrer Maaren so, daß sie 10 beliebige Buchstaben oder des besseren Behalrens wegen ein oder zwei Worte wählen, in welchen 10 verschiedene Buchstaben, z. B. fucler koltr 12345 67890 Vorkommen, und die großen Buchstaben zur Bezeichnung der landes üblichen großen Münze, z. B. Thaler, und die kleinen Buchstaben zur Bezeichnung von deren Eincheilung in Groschen, Kreuzern, Schil lingen u. s. w. benutzen. Werden zu dieser Bezeichnung noch Buch staben hinzugesügt, die nicht zum Schlüssel gehören, so ist die Ent zifferung vollends eine sehr schwierige- Wenn hierzu nun die Laden preise in Zahlen hinzugesügt werden, so darf eine solche Prcisbe- zcichnung als leicht und zweckmäßig bezeichnet werden. (Fortsetzung in Nr. 81.) Miscellcn. Aus Berlin. (Privatmittheilung.) Sic fragen nach der statt gehabten außerordentlichen Generalversammlung des Unterstütz ungsvereins? Die Herren, welche den so auffälligen Statuten- Aenderungsantrag gestellt hatten, haben denselben nach reiflicherer Ueberlegung bei Beginn der Versammlung zurückgezogen, so daß es sich nur noch um die Wahl der zwei Mitglieder des Rechnungsaus- schusscS handelte, der eine längere Discussion voranging, ob es nothig sei, in den dafür bestimmten Personen häufiger als bisher zu wechseln, und ergab die Wahl selbst einen bejahenden Entscheid dieser Frage. Die Versammlung war so zahlreich besucht, wie wohl noch nie; eine Prüfung seitens des Vorstandes, ob die Anwesenden,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder