Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.07.1860
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- 1860-07-02
- Erscheinungsdatum
- 02.07.1860
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- Deutsch
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1326 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. ^ 83. 2. Juli. Minderzahl! Bei der großen Mehrzahl, vielleicht bei U oder gar A aller neu erschienenen Bücher sind diese Laden- und ursprünglichen Netto preise längst zur Mythe geworden. Abgesehen von diesen Uebel- ständen, vereinigen sich aber auch noch andere Momente für die Unausführbarkeit der Maaßregel einer stricken Einhaltung des Laden preises abscitcn der Sortimenter. Einige Verleger geben z. B. von ihren Artikeln 50 bis 60 dH Rabatt und noch mehr bei Partien gegen baar, was besonders bei Wörterbüchern der Fall ist, deren Verleger doch gewiß den Umstand erwogen haben, ob es nicht zweck mäßiger wäre, einen niedrigeren Ladenpreis anzusetzen und hiervon weniger Rabatt zu gewähren, jedoch das ihrem und der Sortimenter Interesse nicht angemessen erachten müssen. Welchem Sortimenter wäre es unter solchen Umständen zu verdenken, daß er, je nach den Umständen der geeigneten Fälle, zum vollen Ladenpreise und etwa bei Gelegenheit zum Absatz von Partien oder mehreren Exemplaren, unter dem Ladenpreise verkauft? Es muß selbst dem Sortimenter gestattet sein, etwa in Fällen, wo derselbe auf eine Partie eines theuren Werkes vor dessen Erscheinen unter günstigeren Beding ungen subscridirt bat, dies zu Preisen zu verkaufen, die ihm conve- niren und die er seinem Interesse angemessen erachtet, ebenso wie es den Sortimentern hinsichtlich solcher Artikel, die zu einem beson ders niedrigen Ladenpreise angesetzt sind, freistehen muß, diesen Preis beliebig zu crköhcn, was auch für solche Handlungen gilt, die sehr weit von Leipzig entfernt sind. Ueberhaupt gibt es für den Betrieb des Sortimentgcschäfts zwei Factoren, die geeignet sind, ein gestörtes Gleichgewicht nach irgend einer Seite hin bald wieder herzustellen. Es sind dies das eigene Interesse und die überall stattsindende Concurrenz. Wie diese Factoren bei allen übrigen Geschäften maaßgebend sind, so werden sie nicht minder ihre Wirkung beim Buchhandel üben. Es kommt hierbei noch in Betracht, daß ein Sortimenter, der z. B. kein Buch unter dem vollen Ladenpreise verkauft, dabei aber eine hohe Miethe zahlt, viele gut besoldete Leute in seinem Geschäfte hat und selbst eine verschwenderische oder nur kostspielige Lebensweise führt, jeden falls ungünstiger gestellt ist, als ein College, der zwar bei vorkommenber, ihm angemessen scheinender Gelegenheit unter'm Ladenpreise verkauft, hingegen sein Geschäftslocal in einer minder lebhaften oder nur schönen Straße hat, wo er weniger Miethe zahlt, selbst arbeitet und für sein Geschäft thätig ist, statt für jede Branche einen besonderen Commis zu haben (die oft nur als geschäftliche Pfauen fungiren) und eine sparsame Lebensweise führt. Es erscheint also am räthlichsten, in dieser Beziehung den Sor timenter nicht zu bevormunden, und es seinen Geschäftsgrundsätzen und seinem Ermessen zu überlassen, zu welchen Preisen er ver kaufen will. Es wird auch wohl nur wenige Verleger geben, welche, wenn sie vor der Ostecmesse von einem Sortimenter die Mittheilung er halten: „er könne ein mit 33Vz dH ö cond. bezogenes theures Werk 10 oder 15 dH unter'm Ladenpreis verkaufen und frage deshalb an, ob der Verleger das gestatte oder es vorziehe, das Weck remittirt zu erhalten", sich nicht sofort für die erstece Alternative entscheiden würden. VI. Unter den Usancen im Buchhandel, welche einer Reorganisation dringend bedürftig sind, ist namentlich auch das Recensionswesen oder vielmehr Unwesen hervorzuheben, welches in der That eine so bedenkliche Höhe erreicht hat, daß es als eine der Ursachen zur allge meineren Entwerthung der Bücher zu bezeichnen ist. Manche Ver leger verschenken ihre Novitäten an die Redactionen, ja selbst an die einzelnen Mitarbeiter aller nur irgend namhafter Blätter, so daß wohl mitunter 12 und mehr Exemplare nach einer Stadt gesendet werden. Die Verleger gehen hierbei von dem Grundsatz aus, daß, wenn sic auch einige oder mehrere hundert Exemplare auf solche Weise los werden, dieses Opfer durch die größere Nachfrage ausge wogen werde, welche durch die Recensionen erzielt wird. Aber es scheint der Mehrzahl der Verleger nicht bekannt zu sein, daß die Uebersendung von Gratiscxemplaren allein (natürlich mit ehren- werlhen Ausnahmen) jetzt zum Behufe einer empfehlenden oder nur rcferirendcn Beurtheilung nicht mehr ausreicht; daß vielmehr zur Oeffnung der Reccnsionsspalten jetzt, außer den Büchern, noch ein silberner oder gar ein goldener Schlüssel gehört. Ohne Hinzufügung eines solchen Schlüssels wandern solche gratis gesandte Exemplare besonders in großen Städten in die Läden und sogar auf die Barren der Wiederverkäufer, und findet man da häufig u n ausgeschnittene Exemplare werthvollcc Werke, und sogar von renommirlen Verfas sern, die-selbst noch auf dem Umschläge die schriftliche Bemerkung enthalten: „Herrn ... von ... zu geneigter Beurtheilung in Ihrem Blatt...". Die Herren Rccensenlen machen sich also nicht einmal die Mühe, die Exemplare aufzuschneiden und den Umschlag zu ent fernen, oder nur die geschriebene Bemerkung zu überkleben. Welchen Werth unter solchen Umständen die lobhudelnden oder verwerfenden Urtheile haben, ist leicht zu ermessen, und die den ge lehrten oder nur gebildeten Ständen angehörenden Personen, welche das Recensionswesen in seiner jetzigen Gestaltung sehr genau ken nen, kümmern sich so wenig bei der Wahl neuer Bücher um solche Beuctheilungen in politische» und kritischen Blättern, daß sic diese vielmehr in gleiche Rangstufe mit den sogenannten Rcclamen stel len, wofür manche Blätter eine eigene Rubrik haben, wo die Zeile etwas mehr als in der Anzeigenrubrik kostet. Die Mittelstände küm mern sich nun vollends gar nicht um solche Recensionen, so daß der Erfolg der mit großen Opfern erkauften lobhudelnden Artikeln in der Regel sehr problematisch ist und hinter den Erwartungen der Verleger weit zurückbleibl. Es soll hierbei nicht in Abrede gestellt werden, daß einzelne politische und kritische Blätter, welche ihren bewährten Ruf der Unparteilichkeit und Gewissenhaftigkeit sich be wahrt haben, eine rühmliche Ausnahme von diesen Uebelständen bilden. Unter diesen Umständen war der von Hrn. E. Viewcg an die Generalversammlung gestellte Antrag, wegen Begründung eines neuen kritischen Organes, ein sehr zweckmäßiger und zeitgemäßer; aber es hängt alles davon ab, wie dieses Organ in's Leben gerufen und später geleitet wird. Soll das Unternehmen einen Nutzen und Erfolg haben, so ist es vor allem nölhjg, daß Männer zur Leitung berufen werden, für welche nur allein die Tendenz und der Inhalt eines Buches für ihre Beurtheilung maaßgebend ist, jeder andere Hebel aber wirkungslos bleibt, daß ferner jede Art von Connivenz für große und gut situicte Verleger, in welcher Form und in welcher Verdeckung diese auch auftreten möge, gänzlich vermieden werde. Um dies desto sicherer zu erreichen, würde es zweckmäßig erscheinen, daß nicht nur die mit der Hauptleitung beauftragten Männer, als Redaclion, die Verantwortlichkeit für das Ganze übernehmen, son dern daß auch jede einzelne Recenston von ihrem Verfasser unter zeichnet werde. Eine besondere Schwierigkeit bietet noch die Beurtheilung von Büchern politischen und religiösen Inhalts, da diese, soll sic un parteiisch gehalten sein, doch nvlhwendig vcm einem, derselben Richt ung angehörenden Reccnscnten erfolgen muß. Hoffen wir, daß die ehrenwerthen Herren, welche in die betref fende Berathungs-Commission gewählt sind, die geeignete Weise der Ausführung dieses Unternehmens und die zur Leitung geeig neten Männer aufzusinden wissen werden. (Schluß in Nr. 64.)
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