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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1860
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1860-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1860
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- Deutsch
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1574 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. »U 98, 6. August. N ichtamtli Zur Reform des deutschen Buchhandels. I. In dcn Nummern 80., 81., 83. u. 84. d. Bl. bringt Hr. E. M. Heilbutt in Altona einen Aufsatz, ,,dic Noihwendigkeit einer Reorganisation des Buchhandels" betreffend. Der Gegenstand ist Vo r so großem Interesse, daß cs nur Pflicht erfüllen heißt, über den selben öffentlich zu sprechen. Sei es deswegen auch bloß der behan delte Gegenstand, welcher Veranlassung zu diesen Zeilen gibt, umso mehr als dem Einsender die Persönlichkeit des Hrn. Heilbutt fremd ist und gänzlich ferne steht. Daß der deutsche Buchhandel einer Reorganisation bedarf, ja daß dieselbe wohl bald in Angriff genommen werden muß, unter liegt keinem Zweifel, und wäre nur zu wünschen, die Meinung Vie ler über diesen Gegenstand zu wissen. Schlinggewächsen gleich haben sich eine Menge Mißbrauche um den starken Baum gerankt und saugen an seinem innersten Lebensmark. Deshalb soll die Sache auch in diesen Blattern zur Sprache kommen, ohne Rücksicht auf die Person und Lebensstellung des Besprechenden. Hr. Heilbutt erklärt das Novitätenversenden für einen Miß brauch; cs sollen die Verleger keine Novitäten mehr versenden, da mit auch die Sortimenter das Publikum nicht damit überschwemmen. Es ist richtig, wenn Hr. Heilbutt sagt, daß das Publikum einen Ekel und Widerwillen gegen den Buchhandel und noch mehr gegen manchen Buchhändler bekommen, wegen der Zudringlichkeit, mit welcher das Novitätenversenden betrieben wurde. Soll aber deswegen, tv.il Einzelne übertreiben, das Ganze verworfen werden? Wer will aus den Anzeigen der Buchhändler, aus den Recensionen, wie sie gar häufig Vorkommen, aus den Reclamen auf den Werth des angezeig- tcn Buches schließen? Wer sich ein selbstständiges Uctheil bilden kan», gewiß nicht, gerade der verständige Bücherkäufer will erst sehen, was er kauft, will cs erst prüfen; er findet sich gar häufig erst dazu angeregt, weil ec das Buch gesehen. Das Novitätenversenden wird in Deutschland, wo man wissen will, was man für sein Geld erhält, sich nicht wohl aufhcben lassen; es ist auch gar nicht nöthig, daß es aufgehoben werde, wenn es nur nicht übermäßig getrieben wird, nicht so, daß Leute, welche vermöge ihres Einkommens nicht viel für Lite ratur ausgeben können, mitNovitäten überschwemmt werden. Es kann das Novitätenversenden nicht als veraltet betrachtet werden, und es M d auch nicht veralten, denn es ist das sicherste Mittel, das Publi- ku n vor dem übereilten Ankäufe geringer Bücher zu bewahren. A er ein sehr großes Uebel ist, daß zuviel gedruckt wird, daß zuviel A.iikel auf den Markt geschleudert werden, die ohne inner» Werth sich nicht halten können, schon im nächsten Jahre Maculalur sind. Will daher gebessert werden, so muß man der Quelle nachforschen, aus welcher diese Maculaturmacherei kommt, und diese ist die man gelhafte Bildung so vieler Buchhändler. Ich verweise auf das vor einigen Jahren in Commission bei Franz Wagner in Leipzig erschienene Schriftchcn „ZucRefvrm des deutschenBuchhan- dcls", in welchem die Uebel, an denen der deutsche Buchhandel leidet, gründlich beleuchtet, auch Mittel und Wege zur Abhilfe ge zeigt sind, die, wenn auch nicht alle in dort angegebener Weise durchführbar, doch der Beachtung wcrth sind, umsomehr als ein Be schluß der diesjährigen Generalversammlung des Börsenvereins, die Gründung einer deutschen Likccatur-Zeitung betreffend, eine der Anforderungen in's Werk setzt, welche der Verfasser des genannten Schriftchens als zur Verbesserung des deutschen Buchhandels für unbedingt nöthig aufstellt. Was nun Hr.Heilbutt im 2. Abschnitt seines Aufsatzes sagt, wäre wohl ebenso gut ungeschrieben, noch besser ungcdcuckt geblieben. cher Theil. Wenn die „geisttödrende Arbeit" des Remittirens und Disponirens so deprimirend auf den Geist der Lehrlinge wirkte „daß sie dem Blödsinne nahe zu sein scheinen", so müßten wenigstens die seit einer Generation herangcwachsenen jüngeren Buchhändler alle dem Blödsinne nahe oder zum Theil verfallen sein, und davor werden sich alle verwahren. Nicht dem Blödsinne sind wir verfallen, aber der rechte Grad der Bildung geht uns ab, den der Buchhändler bei dem steten Forlschreiten der Wissenschaft haben soll. Es genügt aber noch nickt, so und so viele Büchertitel imKopfe zu haben, die buch händlerischen Rechnungen und Corcespondenzen, nebst allem mehr oder weniger Technischen los zu haben. Was den meisten von uns fehlt, das ist eine gediegene classische Bildung, die uns befähigt, ein gültiges Urtheil über ein Manuscript oder ein gedrucktes Werk abzugeben, sei es aus welchem Fache immer cs wolle. Und weil ich mir eine» rechten Buchhändler so ausgerüstet denke, deswegen stelle ich ihn auch hoch über den Kaufmann. Gehet bin zu den Herren Kaufleutcn und lasset das Licht leuchten, so euch jetzt, auch ohne diese gedachte classische Bildung, inne wohnt, und die meisten Kaufleutc werden zu euch hinaufschauen, während ihr davon träumt, dem Buch handel seine vollkommen selbstständige Stellung zu benehmen, und euch so zu sagen den Kaufleuten unterordnen wollt. Hrn. Heilbult's Erzählung von dcn zehn Remittendenknoten will ich nicht berühren. Sie ist ein Curiosum und wirkt ebenso wenig auf den Verfall des Buchhandels, als die Act und Weise der Aus zeichnung der Bücher. Ob nach kuäs rlioltr oder sollar- ä i n ^ o, ob nach lc l o ä p s t i x x oder s — 1 Ngr.—3 kr. rc. oder der Preis in Thalern und Groschen, Gulden und Kreuzern oder wie immer ausgezeichnet werde, das übt alles keinen nachtheiligen Einfluß, auf den Buchhandel. Personal und Publikum gewöhnt sich daran; das Einfachste und Natürlichste wäre allerdings, in der üblichen Landesmünzc in Ziffern auszuzeichncn, denn warum eine Geheimschrift anwenden, während das Publikum täglich die Laden preise in Katalogen und Zeitungen zu lesen bekommt? Die Anwendung der Bezeichnung ordinär und netto ist freilich heutzutage eine andere geworden, als sie früher war, doch liegt un bedingt in dem Umstande, daß Offerten mit löWs, bis 90^h gemacht werden, viel mehr des Unheils für den Buchhandel, als in der heuti gen Anwendung der beiden Worte. Im 3. Abschnitt kommt Hr. Heilbutt nochmals auf die Novi täten zurück, stellt aber dabei die sonderbare Behauptung auf, daß die Organisation des deutschen Buchhandels auf dem Novitäkenwe- scn beruhe. Nicht hierauf, sondern in der Vereinbarung über die Ladenpreise, in der nur dem Buchhandel eigcnthümlichen Beförder ung der Verschreibungen und Versendungsweise mittelst des Haupt centralplatzes Leipzig und der andern beiden, Stuttgart und Augs burg, ferner in der ebenfalls nur dem Buchhandel eigenthümlichcn Abrcchnungs- und Zahlungswcisc (sic ist hier im besten Sinne ge meint), in dem zeitweiligen Erscheinen systematisch bearbeiteter Kataloge aller neu erschienenen Schriften, — darin ist die Organi sation des deutschen Buchhandels begründet, und dadurch ist der deutsche Buchhandel dem französischen, englischen, italienischen und amerikanischen weit voraus. Und an diesem so schön gegliederten Organismus will man rütteln, einzelne Pfeiler daraus nehmen, ohne Anderes, Besseres zu wissen, was eingefügt werden könnte! Daß in Frankreich, England und Amerika ein neuer Roman z B eine ganz andere Nachfrage erlebt, als in Deutschland, daran ist nicht ! die Organisation des Buchhandels schuld, das liegt vielmehr im Cha- ^ rakterunterschied der Nationen begründet. Wie sehnsüchtig auch der ' deutsche Verleger in dieser Beziehung nach jenen Ländern sieht, cs
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