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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1860
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1860-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1860
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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wird ihm das nicht helfen, mehr Exemplare, oder in so großer Zahl und in so kurzer Zeit zu verkaufen, als es dort geschieht. Es wäre daher wirklich sehr unrecht, wenn man deswegen die Organisation des deutschen Buchhandes angreifen oder gar sie zerstören wollte. Der Sortimentsbuchhandel ist heutzutage allerdings ein bloßes Eommissionsgeschäft geworden, denn es ist nicht mehr möglich, Sor timentslager für feste Rechnung in der früheren Art und Weise zu gründen. An diesem Verfalle tragen freilich die Verleger eine große Schuld durch Ueberproduction, Preisherabsetzungen und en bloc- Verkäufe. Mehr noch aber ist die nicht genügende Bildung vieler Buchhändler schuld, wie ich dies in der oben erwähnten Schrift „Zur Reform rc." nachgewiesen habe. Wenn für den Preis der Bücher allerdings der souveräne Wille des Verlegers maaßgebend ist, so ist doch sehr zu berücksichtigen, daß der Preis sich nach ge wissen obwaltenden Verhältnissen richten muß, die nur der Verleger bestimmen kann. Im 5. Abschnitt stellt Hr. Heilbutt die sehr sonderbare Be hauptung auf, daß es dem Sortimenter freistehen müsse, die Laden preise nach eigenem Gutdünken moderiren zu können, während er von den Verlegern verlangt, sie dürften keine Preisherabsetzungen mehr machen und keine en bloc-Verkäufc abschließen. Das ist eine Eonsequenz! Was wurde denn mit der Bestimmung der festen La denpreise beabsichtigt, wenn nicht, daß Bücher nicht gleich Käse und Kaffee, je nach dem Begehr, im Preise variiren, sondern ihren no minellen Werth für längere Zeit erhalten sollen, damit sie im Nor den und Süden, im Westen und Osten Deutschlands überall zu gleichen Preisen zu haben seien, weil nur dadurch es möglich ist, daß Handlungen in kleineren Städten derEoncurren; derer in grö ßeren begegnen können? Heutzutage, wo durch den so wesentlich erleichterten Verkehr per Eisenbahn sich das Publikum der kleineren Städte so leicht mit den größeren Städten in Verbindung setzen kann, ist dies gewiß umsomehr zu beherzigen, als die Buchhändler in kleineren Städten bei Aufhebung der festen Ladenpreise geradezu aufhören müßten, Buchhändler zu sein. Darum respectire der Sor timenter die Ladenpreise, wie der Verleger selbst! Was Hr. Heilbutt im 6. Abschnitt über das Recensionswcsen, oder richtiger gesagt, Recensionsunwesen sagt, ist wahr aber nicht neu. Er bringt auch keine Vorschläge zur Abhilfe. Man lese doch gefälligst nach, was hierüber in der schon mehr erwähnten kleinen Schrift „Zur Reform des Buchhandels" gesagt ist. Es bleibt ebenso richtig, daß eine Besserung dieser Umstände nicht eher eintritt, als bis der gesammle deutsche Buchhandel ein umfassendes kritisches Organ, eine allgemeine Literatur-Zeitung gründet, —als auch die dort angegebenen Wege zur Herbeischaffung der Mittel, zur praktischen Ausführung der Idee sich als vollkommen ausführbar darstellen. Es gewährt daher dem Verfasser dieser Broschüre nicht geringe Be friedigung, daß eine Capacität wie Hr.Ed. Vieweg, den Antrag zur Gründung eines solchen Organs bei der Hauptversammlung an Eantate 1860 stellte, sowie die noch größere, daß die Versammlung die Gründung eines solchen Organs wirklich beschlossen hat, wie er es 1857 schon vorgeschlagen hat. Endlich bringt im 7. Abschnitt seiner Abhandlung Hr. Heilbutt einen Vorschlag, den ich eben wieder bekämpfen muß. Wohl scheint es richtig, daß so vieles Wichtige, was in der Hauptversammlung zu besprechen wäre, i» den wenigen Stunden ihrer Dauer nicht erledigt werden könnte. Ich bin aber der lebhaften Ueberzeugung, daß, wenn die Jubilatemesse behufs der Abrechnung lebhafter be sucht würde, viel mehr zu besprechen sich fände, sowie daß in Folge der größeren Zahl zu besprechender Fragen (natürlich rechtzeitig ein gebracht) die Vorstände sich bereitwilligst herbeiließen, mehr Zeit, überhaupt soviel als nöthig ist, für die Dauer der Versammlung zu bewilligen. Hr. Heilbutt glaubt, durch Besprechung im Börsenbl. dasselbe Resultat zu erzielen, was eine mündliche Besprechung erge ben kann. Das ist jedoch eine verkehrte Ansicht, und wird es stets bleiben. Der nichtamtliche Theil des Börsenbl. steht ja ohnehin je der Proposition offen Wie es aber möglich sein soll, 50 sage fünf zig Unterschriften, also Zustimmungserklärungen aufzubringen, ist nicht wohl abzusehen. Als der Vorstand des Börsenvereins auf den dringenden Wunsch mehrerer Mitglieder im vorigen Jahre sich ver anlaßt sah, einen Vorschlag zur Negulirung der oesterreichischen Zahlungsverhältnisse zu veröffentlichen, also gewiß ein Gegenstand von weitgehendem Interesse, fanden sich bloß 21 zustimmende Er klärungen zusammen, und mußte deswegen der Antrag zurückgezo gen werden. Wie soll es nun ermöglicht werden, und in welcher Zeit, um 50 zustimmendc Erklärungen zu irgend welchem Gegen stände aufzubringen! Welche schwerfällige, langweilige Debatte müßte es geben, wie lange müßte der Termin zur Erledigung hin- ausgcschvben werden! Und wie würde die Abstimmung selbst aus- fallen, — wer soll den Strafexecutor machen, wer soll nämlich die Eonventionalstrafe eincassiren? Aus diese Weise käme kein Majori tätsbeschluß zuStande, weil überhaupt gar kein Beschluß zuStande käme. Die Sache ist zu unnatürlich. Das gesprochene Wort ent zündet einen schlummernden Gedanken, „es eilet die Rede, es flie get das Wort", man verständiget sich nach alter bekannter Erfahr ung mündlich weit schneller, als schriftlich. Darum Herr Heilbutt, nicht in der Abweisung der Grund- principien des deutschen Buchhandels ist eine Besserung der Zu stände zu erwarten, sondern einzig im Festhalten der alten soliden Grundsätze, in einer sorgfältigeren Ausbildung des Buchhändlers durch eigene Schulen, in der Begründung eines unparteiischen kri tischen Organs. Das sind die Fundamente einer wirklichen, durch greifenden Reform des deutschen Buchhandels, und diese finden sich in der gleichbetitelten Schrift entwickelt. Es dürfte vielleicht der Mühe wcrth sein, was dort über die Aufbringung der Mittel und die praktische Einrichtung einer allgemeinen deutschen Literatur-Zeit ung gesagt ist, nachzulesen. München. F. Boulan. II. Der nculiche Artikel im Börsenblatt, „die Nothwendigkeit einer Reorganisation des Buchhandels", hat in Nr. 89. bereits einen Be wunderer gefunden. Allein Vieles, was in demselben mit Weit schweifigkeit auseinandergcsetzl wurde, ist uns Allen längst bekannt, und diese traurigen Zustände werden vom Verleger wie Sortimenter gleich schmerzlich gefühlt. Man möchte versucht sein, zu glauben, daß hier eine Reorganisation Nothwendigkeit wäre, aber wer hat den Muth und das Talent, hier praktische Vorschläge zu machen und durchzuführen? Die in fraglichem Artikel ausgeführten Vorschlä ge möchten meinem unmaaßgeblichen Dafürhalten nach kaum geeignet sein, den Beifall der Verleger wie Sortimenter zu erhalten und dem Ucbel abzuhclfen. Meiner Ansicht nach liegt der Hauptgrund dieser wahrhaft traurigen Zustände des Buchhandels in unserem viel schrei benden und druckenden Zeitalter und nicht in der zopfigen Organi sation des deutschen Buchhandels, welcher wegen seiner Eigenlhüm- lichkeit und Vortrefflichkeit selbst im Auslände gepriesen ist. Bei dieser fabrikmäßigen literarischen Production kömmt es nur darauf an, den Spreu vom Weizen zu sondern und der literarischen Sünd- flut einen Damm entgegenzusetzen. Allem Mittelmäßigen und Schlechten, das unsere Arbeitskräfte vergeudet, muß der Krieg erklärt werden. Was ohnedem nicht lebensfähig und dem Macula- turbereich anhcimfallen muß, das finde auch keine Verwendung, mit dem plage man sich auch nicht unnützerweise. Seit 37 Jahren im Buchhandel, habe ich 40 mal die ange nehmen Arbeiten des Remittirens und Disponirens vollzogen. Ich
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