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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1860
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1860-10-15
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1860
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- Deutsch
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2088 Börsenblatt für de» deutschen Buchhandel. ^»7 128,15. October. seinen Krankheitszustand gründlich zu erforschen, ist nun zu derEr- kenntniß gekommen, daß die ganze Krankheic des Sortimentsbuch handels nicht im Rabatt Geben und Nehmen, nicht in den Zeit- verbältnissen, nicht in der Ucberproduction, nicht in der großen Concurrenz zu suchen ist, sondern lediglich in dem durch ,dic Leip ziger Commissionäre in ihrem eigenen Interesse beförderten Baar- packet-Unwesen. Nur etwa der vierte Theil der Sortimentsbuchhändlcr wohnt in großen Städten, wo auf beträchtlichen Baarvcrkauf zu rechnen ist. Die Mehrzahl hat ihr Domicil in Mittelstädten unb kleinen Orten, wo der Kunde in näheren Verkehr mit seinem Buchhändler tritt und einen ein- bis zweijährigen Credit verlangt; ist derKunde aber zufällig Kaufmann und Handwerker, so ist von Bezahlen keine Rede, sondern die Gegcnrechnung wird zur Bedingung der Kund schaft gemacht, und ehe die sich ausgleicbt, mögen Jahre vergehen. Bei dem Haschen und Jagen nach Kunden spielt aber das Ha schen und Jagen nach großen Continuationen eine Hauptrolle, denn je bedeutender die Zahl der Continuationen, desto größer die Kund schaft, so calculiren die meisten Collegen, und eigentlich mit Un recht; würden alle diese Continuationen von den Käufern gleich baar bezahlt, so wäre das Exempcl wohl richtig, da aber circa drei Viertel derselben Jahresccchnung beanspruchen, die meisten der jetzt gangbaren Continuationswerke, wie „Jllustrirte Welt", „Hallber- ger's Prachtausgabe", ,,Ueber Land und Meer", „Deutsche Volks- bibliothck", „Jllustcictes Familienjournal" und die übrigen illustrir- ten Werke der Pavne'schen Kunstanstalt und des Bibliographischen Instituts aber nur gegen baar gegeben werden und so mancher Verleger sich angespornt fühlt, diese angenehme Manipulation nach zuahmen, so befindet sich der Sortimenter, hat ec nicht von Haus aus bedeutendes Vermögen, bald in Geldverlegenheit, da in Mittel städten der Baarvcrkauf der Natur der Sache nach nur schwach sein kann. Der Commissionär drängt und verlangt Cassa; der Kunde läßt sich aber nicht drangen, und da bei der jetzigen Concurrenz eine lebe Kundschaft nur an einem seidenen Faden hängt, so wagt der Sortimenter aucb nicht, beim Kunden auf Bezahlung zu dringen. Der Sortimenter muß aber, um die Baacpacketc, die fast die Hälfte des Gesammtumsatzes betragen, einlösen zu können, Geld aufneh men, natürlich gegen hohe Zinsen, denn der frühere Zinsfuß von 4 bis 5 Pcoc. ist aus der Mode gekommen, und das Reich der Sor gen fangt an im Leben des ehrlichen und ehrenwerlhen Sortimen ters seine Grenze» zu erweitern. Was nützt aller Fleiß, alle Rüh rigkeit, alle Verwendung für die Artikel speculakiver Verleger, wenn die Früchte nicht baace Münze, sondern nur del credere-Posten im Hauptbuchs sind und alles eingehende baare Geld nicht einmal hin reicht zur Einlösung der Baarpackete; die Außenstände aber, welche vom Januar bis April der Casse zufließen, kaum zwei Drittel der Ostcrmeß-Zahlungsliste zu decken vermögen. Da erfahrungsmäßig das Geld stets »ach großen Orten, wo mehr Handel und Verkehr ist, hinströmt, Geld aber in Mittelstädten schwer aufzutreiben und aller Handel nur ein Creditgeschäft ist, so verwickeln sich bei größter Ordnung und Sparsamkeit doch die Ver hältnisse des Sortimenters bloß aus dem Grunde, weil er einen möglichst großen Umsatz erzielen und seinem Geschäfte einen erhöhten Werth erwerben will. Nun kann man zwar darauf dreierlei ein wenden : 1) Wenn du keine genügenden Mittel hast, so fange kein Geschäft an; 2) Lieber Sortimenter, wenn dich die Baarpackete zu sehr drücken, so verwende dich lieber für solchen Verlag, der dir in Rech nung gegeben wird, und endlich 3) Laß dich auf die Lockspeise „gegen baar mit erhöhtem Rabatt" nicht ein. k. trifft oft die Angehörigen des Sortimenters, welche na türlich die Misere unseres Geschäfts nicht kennen, die Schuld, daß sie ihn Buchhändler werden ließen; da im Allgemeinen aber unsere Gehilfen ein schlechteres Salär als junge Kaufleute erhalten, so er wacht der Drang nach Selbstständigkeit und dem Erringen einer auskömmlicheren Lebensstellung sehr bald in ihnen und führt sie zum Erwerb eines eigenen Geschäfts. ^6 2. erscheint jetzt im Allgemeinen so wenig Gediegenes, daß der Sortimenter gezwungen ist, um nur überhaupt existiren zu kön nen, nach dem absolut Absatzfähigen zu greifen, und das sind nun einmal vorher erwähnte Continuationswerke. Die Verleger dieser Zeitschriften rc. wissen das sehr wohl, und nur wenige ehrenwerthe Ausnahmen, wie Hr. Ernst Keil, der Herausgeber der Gartenlaube, und einige Andere tragen den Verhältnissen der Sortimenter Rech nung. Zugleich stößt dem Sortimenter auch das Versprechen, für die angeblich einen großen Gewinn abwerfenden Artikel des befreun deten Verlegers sich energisch zu verwenden, und der Gedanke auf, daß seine Concurrenien am Platz ihm zuvorkommen könnten, und er beißt richtig den versilberten Zopf an, beißt sich aber, weil er zu hart ist, die Zähne an ihm aus. 3. nimmt der Sortimentsbuchhändlcr bei seinem geringen Verdienst, soweit es in seinen Kräften steht, jede Gelegenheit wahr, sich einen erhöhten Rabatt zu verschaffen, und da er für seine An leihen hohe Zinsen bezahlen muß, so denkt er durch Baarbezug mit erhöhtem Rabatt diese wieder auszugleichen, übersieht aber dabei, daß er alsdann gezwungen ist, auf's neue Geld gegen abermalige Zinsen aufzunehmen und das Loch, das er zustopfen wollte, wieder aufzureißen. Er verwickelt sich nun in eine Zwickmühle und wird vom Commissionär und Gläubiger, die beide Geld haben wollen, hin und her gezerrt. Das Publikum mit dem üblichen Jahrcscrcdit sieht aber lachend zu und denkt nicht daran, dem Sortimenter aus der Klemme zu helfen. Für wen arbeitet nun eigentlich der nur mäßig begüterte Sor timenter?— Für sich und seine Familie? — O Gott bewahre, denn seine Verhältnisse verschlechtern sich, statt sich zu bessern; er arbeitet nur für junge, unbemittelte Verleger, die große Geschäfte machen und. schnell reich werden wollen, oder für solche Verleger, die, wenn auch vermögend, doch nie vergessen, daß das Capital eine Macht ist, und daß, wer nicht nöthig hat zu creditiren, auch nicht der Gefahr ausgesetzl ist, sein Capital zu verlieren. Ferner arbeitet der Sortimenter für den Commissionär, der seit Einführung der Jncasso-Provision das Baarpacket-Unwesen begün stigt. Und wie sich die Baarpackete vermehrt haben, davon mag ei» nicht vereinzelt dastehender Fall berichten. Einer der größeren, aber keineswegs größten Leipziger Commissionäre nahm vor fünf Jahren ca. 35,000 Thlr. jährlich für Baarpackete ein; die Zahl seiner Committenten ist dieselbe geblieben, gleichwohl hat die Summe der Baarpackete im Jahre 1859 bei ihm, wie dem Einsen der mitgetheilt wurde, ca. 78,000 Thlr., also mehr als das Doppelte betragen. Ich schätze den gesummten Sortimenlsumsatz des deut schen und mit Deutschland in Verbindung stehenden Buchhandels auf vier Millionen Thaler, wovon wenigstens die Hälfte für Baar- packcte darauf gehen. Was wirft die Jncasso-Provision demnach nicht ab! Endlich arbeiten unsere Gläubiger, von denen wir der leidigen Baarpackete halber Geld entnehmen müssen, auch mit am Ruin deS Sortimenters, wenn auch ohne ihr Verschulden. Das Facik des Exempels ist also: Sortimenter borge nicht, wenn du nicht bezahlen kannst; damit du bezahlen kannst, darfst du keinen Credit geben, sondern nur per contant verkaufen; wenn du nicht creditiren kannst, wird dir nichts abgekauft; wenn dir nichts ab gekauft wird, schließt der Verleger wegen ungenügenden Absatzes die
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