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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1860
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1860-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1860
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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„U 144, 21. November. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 2413 Es hatten sich mittlerweile auch andere Verhältnisse gebildet, die Masse der Buchhändler und Bücherverkäufcr in Stadt und Land im Laufe der Zeiten wohl nach und nach verdoppelt, die Unkenntniß der gegenseitigen Pecsonalverhällnisse mußte mit dem so sehr aus gedehnten Kreise wachsen, ebenso das Mißtrauen, da allerdings in den Eiablisscmentscircularen jährlich eine solche Masse Capital sich angcsetzt, beinahe fähig um die oesterreichische Nationalschuld zu tilgen, während bei näherem Besehen beide manche Achnlichkeit be sitzen möchten. Die Eommissionärs trugen anfangs in Geduld das neue Uebel, aber billigcrweise nur so lange, bis sie sahen, daß ihre Arbeitskräfte wesentlich zu vermehren und zu verbessern seien und dies nicht um sonst geschehe» könne. Es mußte sich dafür eine Vergütung bilden, die eigentlich schließlich nur einem, nämlich dem absendcnden Ver leger, als demjenigen, der sein Geld sofort empfängt, zur Last fal len sollte; er hätte den ausliefcrnden und einlösenden Eommiffionär zu entschädigen, nicht der Empfänger. . Man wird mir einwenden: dafür ist der hökere Rabatt, den der Verleger gewährt. Gott sei's geklagt, an dem ist nicht viel zu holen! Theils ist leider das Viertel zur Regel, das Drittel zur Baar-Ausnahme geworden, theils stempelt, wer nur kann, einen Artikel der geht plötzlich zum Baar-Artikel, mag dies vorher statt gefunden haben oder nicht, tkeils sind die Preise bei Schulbüchern z. B. auf ein Minimum in Partien herabgedrückt, der Partiepreis, den natürlich das Publikum bei Einfükrung fordert, auch noch säu berlich auf den Titel gedruckt, theils kauft jeder Antiquar die besseren Artikel zum BaarpreiS, wirft U des ihm gewährten Nutzens, um nur Eoncurrcnz zu machen, dem Publikum zu, ohne Emballage, Fracht und sonstige Spesen in Anschlag zu bringen, und zwingt damit den Sortimenter, Gleiches zu thun. Rabatt und Vortbcil gehen in die Brüche, und nur die Baar - Anschaffung und die Einlösungsspcsen bleiben. So ist es, und wer öffentliche Ankündigungen bekannter Artikel in den Blättern liest, oder irgend im Sortimentsverkehr lebt und ihn genau kennt, wird das Factum nicht bestreiten. Gehe ich die Sache nochmals durch, so finden sich zwei wesent liche Punkte gestaltet: I) durch Nutzanwendung des Baarpacket- Systcms auf so ziemlich alles, was sich nur irgend dazu zu eignen scheint, ein Ivstiinonium paupertstis so vieler Literaturunlcrnehmer; 2) eine Kcaftanstrengung der Geldmittel des Sortimenters, die von der Mehrzahl derselben mehr verlangt, als sic zu leisten vermögen. Auf die Gefahr hin, die Zeit meiner Herren Eollegen zu lange in Anspruch zu nehmen und sie zu ermüden, will ich diese beiden Punkte noch näher erörtern- Wer Unternehmungen macht, die über seine eigenen disponibel» Mittel gehen, der mag sich, wenn er ihn sinder, mit einem Eapitalisten oder Banquier in Verbindung setzen und dessen Mittel vorsichtig und gewandt benutzen; kaufmännisch ist es aber nicht, sich eine Waare früher bezahlen zu lassen, als der Käufer sic nur gesehen hat. Die Enttäuschungen der Käufer erster Hand, also der Sortimenter, sind jetzt gar zu häufig, trotz der ellen langen, kostspieligen und zeitraubenden Empfehlungsbriefe, welche als Lockvögel dem beabsichtigten Verkaufe vorausfliegen und ihr Ende sehr häufig im Papierkorb finden müssen; trotz der großen Jn- halisanzeigen eines Romans z- B., welche sehr den Theaterzetteln des vorigen Jahrhunderts oder noch jetziger hcrumzickender Künstler banden ähnlich sehen, die zum Verständniß des ungebildeten (sie) Publikums, welches aber stctS: hoher Adel und verehrungswürdiges genannt wird, den Inhalt eines ganzen Theaterstücks schon im vor aus gedruckt zergliedern und damit alle Illusion zerstören. Ueberlaßt dies den Recenscnten, Ihr Herren, welche meist doch nur eine Vor rede lesen und dann den Inhalt derselben als Kritik umschreiben oder ab schreiben. Sind einmal Ausnahmen nökhig und lbedingen sie außerge wöhnliche Anforderungen an den Sortimenter, nun so mögen sie in recht seltenen Fällen statlfinden, und können dann um so eher streng cingehalten und ausgehalten werden, während jetzt gar oft ein Baaractikel schon im zweiten Jahr zum Nachtheil des ersten Käufers in zweiter, nicht selten auch in erster Hand zum sogenann ten spottbilligen Baaractikel wird. Mit mir erfreuen sich gewiß eine nicht unbedeutende Anzahl solider Sortimenter eines sehr wohlbegründcten Eredits, der die Ver leger wohl in Stand setzt, mit Ruhe und Sicherheit ihre Waare an- zuverlrauen und rechtzeitig ihre Forderungen dafür befriedigt zu sehen. Was soll man aber als Geschäftsmann denken, wenn mit einer seltsamen Hast und Gier so ziemlich jeder Posten nachgenom- mcn wird, nicht selten bis zu den kleinsten Beträgen von Neu- groschen und Pfennigen, für die man wohl gut genug ist und welche den Empfänger schwerlich glücklich machen können. Welche Quälerei dadurch täglich für den Commissionär und sein Personal entsteht, welches zeitraubende Buchen und Eonferircn bei ihm und dem Empfänger nothwcndig sind und sich vielfach auf die kleinste Pfennigfuchserei ausdchneu, wird kein ordentlicher Geschäfts mann , dem man die Sache erklären wollte, begreifen. Es ist, als ob man sich Mühe gegeben hätte, die zahlreichen Opfer an Zeit- und Spesenaufwand geflissentlich zu vermehren. Und dennoch summirr sich das große und kleine Gewürm beim RcchnungSschlusse so, daß bei Manchem ein Drittel und mehr seiner ehemaligen Mcßzahlung schon vorhinein beseitigt werden mußten, ohne die Arbeit der Zahlungslisten-Aufstellung w. zu mindern. Ist es nun für eine Sortimentshandlung an solchen Orten, wo ein lebhafter Baacverkauf stattfindet, wenn auch nicht immer leicht, doch möglich, für die auf solche Weise beständig erforderlichen Anschaffungen für die Easse des Eommissionärs zu sorgen (für den Süddeutschen auch noch mit Agiozahlung auf zu erkaufende preußi sche oder sächsische Eassenscheine oder Wechsel), so begreife ich nicht, wie die vielen Sortimenter an mittleren und kleineren Orten, wo die Baarquellen selten das ganze Jahr hindurch flüssig zu sei» pfle gen, diese Anschaffungen beständig bestreiken können. Wie viele be finden sich auch an abgelegenen Orten, die, außerhalb des großen Geschäftsverkehrs, selten die Gelegenheit haben, um ohne außerge wöhnliche» Spesen sich die nölhigen Mittel zu verschaffen. Was bleibt da übrig, als — Vorlage des Eommissionärs, na türlich wieder mir entsprechenden Kosten, oder langsichlige Abgabe desselben mit Wechseln, welche auf Ncbenplätze auch wieder beson dere Spesen verursachen und den Eommittenten gar nicht zu Athem kommen lassen, der dann zur Messe in Verlegenheit gerathen kann und sich nicht selten mit Ueberträgen zu helfen sucht, die beiderseits keine Annehmlichkeit darbietcn. Dies sind die allerdings ungeschminkten Grundzüge eines Thei- les der jetzigen Lage des Buchhandels. Es würde zu weit führen, wollte man noch andere Theile hier berühren. Wund sind noch gar manche desselben, aber für beule sei es genug. Ist cs doch mehr als zu viel und wahrlich nicht sehr erfreulich. —c. Zum buchhändlkrischcn Geschäftsverkehr. Die in Nr. 137. d. Bl. geschehene Anfrage: ob ein Verleger das Recht habe, die Rücknahme eines pro nov. versandten Artikels, der von ihm mit Stellung eines Termines zurückverlangc worden, aber nach diesem Termine remittiri wird, zu verweigern, z ist ganz entschieden mit nein zu beantworten, und es ist eigentlich traurig, daß solche Fragen erst noch gestellt werden können, noch trauriger, daß dazu Veranlassung gegeben wird! Ein Buch ohne besondere Einschränkung pro nov. oder o cond. versenden, heißt: cs dem Adressaten unter der Bedingung senden, daß er dasselbe bis zur 'betreffenden Ostermesse zurückzuscnden oder zu bezahlen hat; das
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