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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-07-28
- Erscheinungsdatum
- 28.07.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ölr 174, 28. Juli 1917. aber doch noch etwas Wasser in diesen Wein der grasten Gewinne schütten. Tenn schließlich will doch auch die Sortimentcrgescllschast bei aller Wahrung ihrer idealen Absichten Gewinne erziele». Ta ist nun ganz zweifellos, wahr: was wir verdienen, wissen wir erst an deni Tage, an dem wir die letzten Kisten Rcmittenden packen und nicht eher. Nachdem schon die Umsatzzissern genannt worden sind, ge hören doch nur die fünf Finger dazu, um sestzustellen, was sür Lager da sein müssen. Ich habe bei der sünsten Armee ein Lager von 800 000 Das ist nötig, weil wir 65 Feldbuchhandlunge» haben. Denn eines Tages kommt einsach der Armccbcschl: Da und da und da sind binnen 3—8 Tagen Feldbuchhandlungcn cinzurichtcn. Dazu ist aber ein großes Lager nötig. Ich habe nicht eine Hauptbuchhand lung, sondern ich habe bei der sünsten Armee, durch die geographische Lage veranlaßt, drei oder eigentlich sogar vier Hanptbuchhandlungen, und wie cs immer so ist im Leben, es fehlt meist das, was gerade verlangt wird. Und warum? Weil die Vcrscndungsschwierigkcitcn alles übersteigen, was mau sich überhaupt verstellen kann. Wir haben Bahnspcrrc gehabt bis zu sechs Wochen lang. Dann habe ich mit größter Mühe durchgesetzt, daß wir Felddicnstpakcte bekommen. Plötzlich werden alle Pakete vier Wochen, sechs Wochen zurückgehalten, ganz zweifellos aus durchaus militärischen Rücksichten; »der Kunde aber geht und schimpft«, wenn er sein Buch nicht bekommt, und dar aus entstehen die Schwierigkeiten. Ich habe bei der sünsten Armee ein ganzes Aktenbündel voll Beschwerden; es handelt sich aber meist um Bücher, die augenblicklich nicht vorhanden waren, höchst selten um Bücher, die wir nicht führten, wie das vom Oberkommando aus- drllcklich scstgestellt ist. Herr Volckmar hat soeben schon angeführt, daß bei der vierten Armee 203L Abgaben vom Bruttoumsatz gezahlt würden. Bei der sünsten Armee habe ich voni ersten Tage an 25HH voni Umsatz zahlen müssen. Zu diesen 253h-Abgaben kommen noch 4,63h sür Fracht, Verpackungsspescn und Anfuhr usw. (Zuruj: Kriegsgewinnsteuer!) — Nein, die kommt noch später. — Dazu sind dann noch 3,33h Ver luste zu rechnen. Die Verluste sind sehr eigentümlicher Art. Erstens einmal geht auf dem Transport viel verloren. Sie glauben gar nicht, wie. viel auch das ausmacht, was nicht bezahlt wird, — nicht einmal bösartig, sondern auch in Vergeßlichkeit; wie viele Leute kaufen sich Postkarten, dabei kommen Verzählungen vor. In einer Feldbuch- handlung ist es niir Passiert, daß ein Unteroffizier eine Kiste von 45 000 Karten sür 4200 .<c vom Rollwagen hcreinschassen ließ, und am andern Tage war die Kiste verschwunden-» wir wissen heute noch nicht, wo sie ist. Es kommen durch ungetreue Verkäufer und auch sonst Diebstähle vor, von denen man sich gar keinen Begriff macht. Viele Sachen kommen einsach nicht an, und die Bahnvcrwaltung lehnt jede Verantwortung sür Verlorengcgangcnes ab. Einige Tages zeitungen nehmen Remittenden, andere nehmen keine. Alle diese Dinge glaube ich Ihnen hier doch einmal vorsühren zu müssen, damit Sie sich einen Begriss davon machen können. Sic wissen selber, was inr allgemeinen verdient wird. Es kommt hinzu, daß der Ver- lcgcrvcrein im vorigen Jahre noch so freundlich war, die Verleger ganz besonders dringend aufzusordcrn, dem Fcldbuchhandel nicht so große Gewinnmöglichkeiten, nicht so hohe Rabatte zu geben. Wir müssen auch eine Reihe von militärwijsenschastlichcn Büchern führen aus dein Verlage von Mittler, Stalling, Eisenschmidt, womit bei festem Bezug und schlechtem Rabatt große Risiken verbunden sind. Meine Herren, das sind Verhältnisse, niit denei«>-inan rechnen muß. Nehmen Sie alle diese Sachen zusammen, so werden Sie sich selber sagen können, daß die gesamten Unkosten sehr bedeutend sind. Es kommen bei mir noch hinzu die allgemeinen Unkosten meiner Geschästslcitung; cs sind vierzehn Damen und drei Herren, die nichts weiter machen als Feldbuchhandel. Es ist eine sehr peinliche und saubere Kontrolle nötig. In dieser Hinsicht hat sich bei mir ein System ausgcbildet; ich werde die Akten nach dem Kriege dem Börsenvcrein überlassen, weil das ja sür künftige Kriege vielleicht von großer Be deutung sein kann. (Heiterkeit.) Da werden Sie sehen, daß 33h all gemeine Geschäftsunkosten wirklich nicht zuviel dafür sind. Also wenn Sic das zusammcnrechnen, kommen Sie vom Gesamtumsatz aus einen Kostenbetrag von etwa 37,93h, der zunächst abgeht. Was dar über bleibt, meine Herren, das ist der Gewinn. Das heißt, wenn alles gut geht. Wie aber, wenn es nun so kommt, daß plötzlich aus militärischen Gründen Armeen aufgelöst, ver kleinert oder neu gebildet werden, dann bleibt der Pächter der Feld- 898 buchhandlung aus einigen 100 000 .« Ware sitzen, die, da meist nur für das Feld geeignet, nur mit großem Verlust in der Heimat ver käuflich ist, wenn der Verpächter nicht geradezu beschämende Ange bote anzunehmen sich gezwungen sieht, wie sie bei solchen Gelegen heiten verschiedenen Feldbuchhandlungen im Westen tatsächlich von einem nachfolgenden Kollegen gemacht wurden. Herr von Weber hat dann aber auch Vorschläge gemacht, gegen die wir alle uns, glaube ich, aus das allerbestimmteste aussprechen müssen. Er sagt nämlich in diesen Vorschlägen: Der Feldbuchhändler oder der Einkäuser erhält eine Liste von solchen Büchern, Zeitungen und Zeitschriften, die er stets vorrätig halten muß; diese Liste sollte im Einverständins mit den Volksbildungsvereincn ausgestellt werden. Meine Herren, die Bücher, die im Einverständnis mit allen Volks- bildungsvcreinen vertäust werde» können — ich glaube, die können wir hier aufstcllen; das sind vielleicht so viele, daß man sie aus diesen Tisch legen kann. (Sehr richtig!) Und das sind die Bücher, die besten falls der Anhänger der bctressenden Richtung kaust (Sehr richtig!), falls er sic nicht von der Vereinigung als Mitglied billiger direkt er hält. Wir haben die Bücher der Dichter-Gedächtnis-Stistung liegen, wir haben die Bücher vom Dllrerbund liegen; die haben von Anfang an dagelegen und liegen heute noch da. Nein, der Mann kommt herein und verlangt sein Reclam-, sein Kürschner- und Ullsteinbuch und sein blaues Buch, und er will nicht in dieser Weise bevormundet sein. Deshalb halte ich diesen Vorschlag sür undurchsührbar. Meine Herren, ich wünsche sehr, daß diese neue Vereinigung zustande kommen inöge und daß wir diesen Versuch machen. Ich weiß nur nicht, wie Sie mit 50 000 .<t Kapital eine Armeebuchhand lung betreiben wollen. Wenn Sie Umsätze von irgendwelchem Um fang erzielen wollen, so müssen Sie immer damit rechnen, daß, wenn Sie 100 000 .«t Umsatz haben, Sie im Einkauf mindestens für 2—300 000 Ware haben. Also nach meiner Überzeugung ist das Kapital viel zu gering. (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Herr Ernst Reinhardt (München): Meine Herren! Als wir in München von dem Vorschläge der Feldbuchhandlung G. m. b. H. hörten, waren wir uns alle vollkommen klar darüber, daß dem Sor timent dadurch eine in der Hauptsache ausgequctschte Zitrone an- geboten wird. Die Zeit sür das Unternehmen ist schon reichlich spät. Aber trotzdem möchte ich dem Sortiment dringend raten, das An gebot anzunehmen. Ich habe mich maßlos gewundert, daß Herr Nitschmann, der sonst ein Vorkämpfer des deutschen Sortiments ist — oder wenigstens den Anspruch erhebt, es zu sein —, in einer so skeptischen oder beinahe ängstlichen Weise, wie wir es sonst von ihm nicht gewohnt sind, von dieser Übernahme sprach. Ich möchte nicht einmal das sinanziellc Resultat in den Vordergrund stellen. Aber, meine Herren, dadurch ist dem Sortiment zum erstenmal die Gelegen heit geboten, geschlossen auszutrcten. Es hat Gelegenheit, zu zeigen, was es kann. Auch wenn der Krieg im Osten bald aushören sollte — was ich nicht glaube und was sehr viele Leute auch nicht glauben —, so wird doch das Gebigt noch Monate-, vielleicht jahrelang besetzt bleiben müssen, cs müssen Truppen dort liegen, und gerade dann ist d,ie Zeit zunr Lesen und zum Bücherkausen besonders günstig. Nach allem, was ich mir denke und was ich gehört habe, ist im Schlacht gebiet der Absatz von Büchern nicht so lebhaft wie dort, wo Be satzungstruppen sind. Wenn dann der Krieg wirklich vorüber ist, und die Gesellschaft ist vorhanden, so wird sie zweisellos noch ein großes Wirkungsgcbiet vor sich haben. Ich habe zu Herrn von Weber in vielen Punkten im Gegensatz gestanden; um so mehr freue ich mich, fest stellen zu können, wenn ich einmäl^mit ihm einverstanden bin: ich halte die Anregung, die er gegeben hat, daß diese G. m. b. H. nachher auch den Bahnhossbuchhandel übernimmt — natürlich nicht ganz, aber doch zum Teil, daß sie sich wenigstens darin fcstsetzt, sür sehr beachtenswert. Ich bin überzeugt, daß sich da eine Möglichkeit bietet, diese Gesellschaft dauernd am Leben erhalten zu können, und nicht nur das, sondern auch eine Möglichkeit, daß sie dauernd eine wirklich kulturelle Wirksamkeit ausüben kann. Näheres darüber wird sich natürlich nur je nach der Entwicklung der Verhältnisse sagen lassen. Nun möchte ich noch kurz auf das zurückkommcn, was Herr Hillger gesagt hat. Herr Hillger hat sich schon heute morgen im Verleger- Verein bitter darüber beschwert, daß niemals gesagt wird, wo und wann eigentlich über die Feldbuchhandlungen geklagt wird. Ja, meine Herren, das läßt sich sehr leicht erklären. Alle diejenigen, die Klage führen, sind militärische Untergebene, und als solche können
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