Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.12.1915
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- 1915-12-23
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- 23.12.1915
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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^ 298, 23. Dezember 1915. Redaktioneller Teil. vörsenblalt s. d. Dlschn. Buchhandel. in dieser Richtung stets die Führung unter den Völkern gehabt hat. Nicht umsonst hat schon Klopslock gesungen: Nie war gegen das Ausland Ein anderes Volk gerecht, wie du. Dabei ist es geblieben; ja, wir sind in dem Streben nach »Ge rechtigkeit« zuweilen Wohl bis an die Grenzen der Schwäche und Würdelosigkeit gegangen. Vor einem Rückfall in solchen Fehler werden uns die bitteren Erfahrungen dieses Krieges hoffentlich für alle Zukunft bewahren. Sie werden uns zu Gemüte geführt haben, daß jede Leisetreterei gegenüber Herabsetzung und Ver leumdung deutscher Art, sie mag don innen oder von außen kom men, ein Verrat an den edelsten Gütern unseres Volkes ist. Aber selbst dieser Krieg darf uns nicht daran irre machen, daß es auch in Zukunft unsere Pflicht ist, vorurteilsfrei allen Völkern gegen überzutreten; uns von ihnen befruchten zu lassen und sie wieder zu befruchten; und so in edlem Wettstreit mit ihnen nach den höchsten Menschheitsziclen zu ringen. Bedingung dazu ist aller dings, daß auch auf der anderen Seite Wille und Würdigkeit dazu vorhanden ist. Sind diese Grundlinien richtig gezogen, dann ist der deutsche Buchhandel an erster Stelle mit berufen, sie auszugestalten. Die Geisteswelt kennt keine Schlagbäume und Grenzpfähle. Die früher durch die Verschiedenheit der Sprachen gezogenen Grenzen verschwinden mehr und mehr. Wissenschaftliche Betätigung ist gar nicht mehr möglich ohne Herbeiziehung der ausländischen Li teratur. Dasselbe gilt von Handel und Gewerbe, mit gewissen Einschränkungen auch von der Kunst. Diesen Tatsachen und Not wendigkeiten kann der Buchhandel — und zwar ganz allgemein, nicht etwa nur der deutsche! — nur durch Ausgestaltung der internationalen Beziehungen gerecht werden, will er anders sich nicht selbst auf die Abstellgeleife geschoben und auf den Vertrieb ephemerer und cphestischer Literatur beschränkt sehen. Von der plan- und gedankenlosen, dazu unserer eigenen Literatur höchst schädlichen Ausländerei allerdings, die ihn vor dem Kriege arg durchseucht hatte, wird er sich in Zukunft hoffentlich frei zu halten wissen. Heute blicken wir auf die Zeit nach dem Kriege noch, wie der Wanderer vor Sonnenaufgang von hohem Bergesgipfel ins weite Land schaut. Kaum daß die mächtigsten Linien des Gebirges er kennbar sind; jede Einzelheit ist noch von nächtlichem Dunkel ver hüllt. Aber wir wissen, daß die Sonne einer neuen Zeit aufgehen wird über unserem geliebten Vaterland und über allen Völkern. Laßt uns ihrer harren klaren Auges und starken Herzens. Uns Deutschen geht deutsche Sprache und Kunst, deutsches Wissen und Wollen, deutsche Treue und Frömmigkeit über alles. Wie könnte es anders sein! Verleumdung aber ist es, wenn unsere Feinde behaupten, wir hätten jemals dieses unser Ideal auch anderen Völkern aufzwingen wollen. Nein I Wir gönnen ihnen allen ihre Vaterlandsliebe, ihre Träume, ihre Götter. Wir Deutschen aber wollen, unbeirrt von dem Gekläff der Nörgler und Neider, in den Klang auch dieser Weihnachtsglocken den alten Schutz- und Trutz sang jauchzen: Deutschland, Deutschland über alles! Ernst von Possart, Erstrebtes und Erlebtes. Erinne- rungen aus meiner Bühnentätigkeit. 8°. X u. 320 S. mit 11 Bildertafeln. Berlin 1915, Ernst Siegfried MittlerundSohn, König!. Hofbuchhandlung. Preis 5 in Ganzleinen 6 ^ 50 in Halbleder 7 ^ 50 ord. Es dürfte wohl nur wenigen Berufsgenossen bekannt sein, daß der gefeierte Bühnenkünstler, ehe er die wcltbedentenden Bretter betrat, in der Welt der Bücher heimisch war. Denn Possart hat nicht etwa eine »Gastrolle« im Buchhandel gegeben, sondern ihn regelrecht in drei jähriger Lehrzeit in der E. H. Schroederschen Buch- Mid Kunsthandlung in Berlin, Unter den Linden, erlernt. Schon während dieser Zeit hat er sich indes auf den Beruf vorbereitet, in dem er später Ruhm und Ehre in reicher Fülle ernten sollte, und es mag dem schwärmerischen Jüngling, dem schon damals die Verkörperung dichterischer Gestalten als künftige Lebensaufgabe vorschwebte, schwer geworden sein, der Forderung seiner Eltern und seines Lehrers Wilhelm Kaiser, eines Bruders seines Chefs, nachzukommen, sich durch die ordnungsmäßige Erlernung eines bürgerlichen Berufs eine Existenz zu sichern, um gegen alle Wechselfälle, denen eine Künstlerlaufbahn so oft unter worfen ist, geschützt zu sein. Die Berufung war jedoch stärker als der Beruf, und obwohl Possart mit hoher Achtung und Anerkennung von Hermann Kaiser, dem damaligen Chef der Schroederschen Buchhandlung, spricht und sich ehrlich bemühte, seine Pflicht zu tun, so kann doch auch die freundlich dankbare Art, mit der er von seiner Lehrzeit wie von seinem damali gen Berufe überhaupt spricht, nicht darüber hinwegtäuschen, daß er zum Buchhandel nie ein rechtes inneres Verhältnis gewonnen hat. Da her sind auch diese Lehrjahre, von denen die ersten drei Kapitel in diesem Buche handeln, nur eine Episode für ihn gewesen, an die nichts mehr im späteren Leben des Kiinstlers erinnert, das ihn, ge tragen von der Gunst eines dankbaren Publikums und der Huld kunst sinniger Fürsten, besonders Ludwigs II., weit über die kühnsten Träume des einstigen Buchhändlerlehrlings hinaushob. Gleichwohl verdient das Buch die Aufmerksamkeit des Buchhan dels in hohem Maße, da Possart weit in der Welt herumgekommcn ist — Breslau, Bern, Hamburg sind die ersten Stationen seiner Bühnen laufbahn -, viel gesehen und erlebt hat und mit großer Anschaulichkeit von den Menschen und Verhältnissen, besonders den Zuständen am Münchener Hoftheater in der Mitte der sechziger Jahre, als er in den Verband dieses Kunstinstituts eintrat, zu berichten weiß. Die Fähig keit zu gestalten und die Dinge lebendig hinzustellen, eine Eigenschaft, die den Schauspieler Possart in hervorragendem Maße auszeichnet, ver leugnet auch der Schriftsteller nicht, der oft mit wenigen Strichen ein Bild der vielen Bühnengrößen und anderen Persönlichkeiten von Klang und Namen zeichnet, mit denen ihn sein Beruf in Verbindung gebracht hat. Besonderes Interesse werden auch die zahlreichen Theater- Anekdoten und -Histörchen finden, die Possart geschickt in die Dar stellung eingeflochten hat. Sehr nett ist z. B. die Geschichte, wie ihn in New Dort der bekannte Manager Amberg beim Autographenschreiben überrascht. Possart er widerte gerade die Huldigungen seiner Verehrer und Verehrerinnen mit der kurzen Zeile aus Byrons Manfred »Schmerz ist Erkenntnis«. Der findige Theatermann begann alsbald nachzurcchnen, wie oft wohl Possart in New Aork diesen Vers geschrieben habe und voraussichtlich noch schreiben werde; und als er annähernd tausend Theaterenthusiasten herausgerechnet hatte, entschied er kurz: Wir geben Manfred als Schluß des Possart-Gastspiels! Da half kein Widerspruch: Amberg sagte sich, daß jedenfalls die tausend Besitzer der Possartschen Handschrift aus Dankbarkeit zum »Manfred« kommen würden — und der kluge Ge schäftsmann hatte sich nicht getäuscht. Sind die Lebenserinnerungen Possarts eine Fundgrube für den Theaterforscher, dem sie manches Talent in die Erinnerung zurück- rnfen werden, das einst leuchtend am Theaterhimmel aufging und heute bereits fast vergessen ist, so werden sie den Literatur- und Theater freunden vor allem deswegen willkommen sein, weil sich in ihnen das Leben und Streben eines Mannes spiegelt, der, vielleicht ein wenig zu sehr Hofmann und von Berufs wegen geneigt, den Schein für das Wesen der Dinge anzusehen, doch ein warmblütiger Mensch ist, der ehrlich und mit heißem Bemühen um das Echte und Schöne in der Kunst gerungen hat. Man wird daher diesen Band nicht nur mit Befrie digung aus der Hand legen, sondern auch den weiteren Veröffent lichungen des Verfassers mit Interesse entgegensetzen, umsomehr, als die letzten, in ihrer Darstellung etwas aus dem Nahmen des Ganzen fallenden Kapitel: »Die Scparatvorstellungen vor König Ludwig II. 1864—1886« und »Hermann Levi« erkennen lassen, daß Possarts Er innerungen mit diesem Werke nur zu einem vorläufigen Abschlüsse ge kommen sind. Die Ausstattung des mit 11 Bildertafcln geschmückten Buches verdient alles Lob; der Preis ist im Verhältnis zu dem Ge botenen als sehr mäßig zu bezeichnen. Kleine Mitteilungen. Bücher ins Feld. Eine österreichische Aktion zur Versorgung der Soldaten mit Lese st off. — Zu den be stehenden Kriegsfürsorgeaktionen tritt eine neue mit besonderem Zweck. Sie will das geistige Wohlbefinden der Soldaten im Felde erhöhen, indem sie ihnen dauernd Bücher und Zeitungen für ihre freien Stun den verschafft. Unter dem Vorsitz des gewesenen Nntcrrichtsministers Geheimen Rates vr. Gustav Marchet-Hat sich ein Ausschuß gebildet, dem die Rektoren aller Wiener Hochschulen, die Präsidenten wissenschaft licher und literarischer Vereinigungen, leitende Persönlichkeiten des Schnllebens und Freunde der Volksbildung angehören. Der Aus schuß beabsichtigt umfangreiche Sammlungen und Ankäufe von ge eigneten Büchern und Zeitungen. Für die Sammlungen soll, ähnlich wie zu der Woll- und Metallsammlung, die Schuljugend aufgeboteu werden. Die näheren Umstände werden demnächst bekanntgegebcn. 1659
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