Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.01.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-01-15
- Erscheinungsdatum
- 15.01.1873
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18730115
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187301153
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18730115
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1873
- Monat1873-01
- Tag1873-01-15
- Monat1873-01
- Jahr1873
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
162 Nichtamtlicher Theil. 11, 15. Januar. während ich nur ein Zurückgehen der Kauflust constatirte. Ich sagte nämlich, das Publicum,uvelches nach den Spottpreisen verlangte, hat seine Kauflust befriedigt, und nach dem Umsatz zu urtheilen, der in den ersten drei Jahren nach Erlöschen der Privilegien in billigen Classiker-Ausgaben gemacht worden ist, muß ein sehr großes Publicum nach den Spottpreisen verlangt und aus dieselben ge wartet haben. Die Erfolge Reclam's und Prochaska's habe ich durchaus nicht verkleinern wollen. Beide werden sich ebenso gut wie ich sagen können und müssen, daß die goldene Zeit für die billigen Ausgaben vorüber ist. Daß Prochaska jetzt eine neue Octavausgabe von Goethe zu 3 Thlr. bringt, ist doch kein Gegenbeweis; Cotta läßt ja auch nicht alle seine billigen Ausgaben eingchen, sondern nur — wie ich schrieb — mehrere. Daß es niemals an einem Pub licum für billigste Ausgaben fehlen wird, hätte ich am allerletzten bestritten. — Die natürlichen Gesetze, nach denen Sie im Weiteren meine Wünsche für den Sortimentshandel als völlig aussichtslos hinstcllen, haben ans mich einen eigenen Eindruck gemacht. Ich habe (all 1.) von einer Thatsache (nicht Ansicht!) ge sprochen, als ich behauptete, die Agitationen gegen das Lehrlings unwesen seien nicht erfolglos gewesen! Es existirt allerdings eine Vereinigung (— mag man meinetwegen auch das ominöse Wort „geheim" hinzusetzen —) von Gehilfen, die seit vier Jahren ganz im Stillen ans diesem Gebiete wirksam ist, und dieselbe schmeichelt sich jedenfalls nicht ganz mit Unrecht, daß sie einen Einfluß auf das Angebot von Lehrlingen ausgeübt hat. Es ist ein für die Zukunft des Gehilfenstandes sehr bedeutsames Zeichen, daß die Rubrik „Stellengesuche" im Börsenblatt seit diesen vier Jahren ihre Physiognomie allmählich, aber vollständig gewechselt hat: früher mehr gesuchte Gehilfen stell en, jetzt fast lauter gesuchte Gehilfen! Die erwähnte Vereinigung vindicirt sich einen Antheil an dieser Er rungenschaft, und gibt wohl einen Beweis dafür, daß in dieser An gelegenheit Agitationen allerdings etwas helfen. Was Sic sonst mit dem unklaren Ausdruck: „hängt von weiter wirkenden Verhältnissen ab" etwa noch gemeint haben können, weiß ich nicht, muß es also unerwähnt lassen. Ihr natürliches Gesetz aä 2. lautet: „Jeder Prinzipal wird seinem Gehilfen genau soviel Salär zahlen, -als derselbe nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage Werth ist." Das ist nichts weiter, alseinePhrase, die zwar nach Volkswirthschaftslehre schmeckt, aber dennoch hier durchaus nicht am Platze ist. Wenn jeder Prin zipal genau nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage zahlte, so würden wir die Erscheinung haben, daß die größten Geschäfte, namentlich in großen Residenzen, am wenigsten zahlen (denn zu die sen drängen sich wohlhabende und tüchtige Gehilfen oft genug gegen geringes Salär oder gar als Volontäre), während die kleinen Sor timenter am meisten zahlen müßten. Ich glaube, daß ans den Ge- hilsenstand das Gesetz von Angebot und Nachfrage überhaupt nicht angewendet werden kann. Ein Arbeitgeber, der Tausende von Fabrikarbeitern oder Feldarbeitern hält, wird allerdings nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage lohnen, denn es wird ihm so ziemlich gleich sein können, welche Arbeiter er hat, da von besonderer Tüchtigkeit einzelner oft gar nicht die Rede sein kann. Er wird also bei starkem Angebot von Arbeitskräften seine Löhne herabsetzen kön nen und anderseits bei geringem Angebot dieselben erhöhen müssen. Bei dem Buchhandlungs-Gehilfen kommt aber doch wohl in erster Reihe die persönliche Tüchtigkeit in Betracht, und die wird zumeist bestimmend sein für die Honorirung seiner Arbeit. Das weitere Gesetz, welches Sie sub 3. ausstellen, acceptire ich gern vollständig. Sie sagen: „Niemals werden Sie die Concurrenz ansrotten." Ich glaube es selbst. Aber wo in aller Welt habe ich denn gesagt, daß ich das könnte oder wollte? Sie fahren selbst fort: „Die Concurrenz bethätigt sich nicht nur im Rabattgeben, sondern in tausend anderen Mitteln und Wegen." Nun von allen diesen Tausenden habe ich aber kein einziges Mittel angegriffen. Ich will ja nur die Ausrottung des einen Moments, des Rabattgcbcns pre digen, das heißt ja nach Ihren eignen Worten, die Concurrenz noch lange nicht ganz ausrotten. Zuletzt sagen Sie noch: „Niemals wird der Verleger mehr Rabatt geben, als nothwendig ist, um Wiederverkäufer für seine Ar tikel zu gewinnen." Das ist für meine Begriffe ein ungeheuerlicher Satz. Lieber Herr, ist es denn so ganz einerlei, wieviel Wieder verkäufe:: ein Verleger findet, und ob sie sich für seine Artikel be sonders verwenden oder nicht? Nothwendig ist hier und da nur ein ganz geringer Rabatt, z. B. für einen Artikel, den bestimmte Behörden nicht entbehren können. Alle diese Behörden werden ihn beziehen müssen. Derselbe interessirt aber vielleicht jeden kleinen Bauer auf dem Lande. Glauben Sie, daß es dem Verleger gleichgültig sein wird, ob Tausende und Abertausende mehr abgesetzt werden oder nicht? Schwerlich! Er wird den Rabatt geben, der es dem Sorti menter ermöglicht, aufs Land hinaus zu schicken und sein Buch col- portiren zu lassen. Ich wollte, Sie hätten mich sachlich zu widerlegen gesucht, anstatt mir derartige „durch die Nothwendigkeit gegebene Gesetze" aufzuzählen; dann hätte ich mich auch über Ihre spöttelnde Sprache hinweggesetzt. So aber muß ich mir schließlich sagen, daß es ein verunglückter Versuch von Ihnen war, nach Art anderer Kritiker mit schwülstigen Phrasen und vornehmem Achselzucken abfällig zu urtheilen, wo evidente Gründe zur Widerlegung mangeln. Und sonach wäre eine Erwiderung Ihnen gewiß nicht geworden, wenn sie nicht im Interesse der guten Sache wäre. Der (von Ihnen so getaufte) Stuttgarter Reformer. Zur Krankenkasse des Allgemeinen Deutschen Buchhandlungs- Gehilsenvcrbandes. V. (Schluß aus Nr. 9.) Wenn es nun erlaubt ist, unsere bescheidene Meinung über einige bereits bekannte Punkte der Statuten zu äußern, so halten wir es für erwünscht, daß man nicht durch zu harte Beschränkungen wieder verkümmere, was man anfänglich allzu freigebig verheißen hat. So finden wir zum Beispeil bei 2 Thlr. Eintrittsgeld noch 1 volles Probejahr sehr hart; dergleichen kommt wohl kaum bei den strengsten Anstalten vor. Die Anwendung des Nothparagraphen 7. sollte aber wohl nur bei ganz abnormen Zeitverhältniffen, wie Cholera-, Pocken- und anderen Epidemien stattfinden dürfen; in gewöhnlichen Zeiten müßten die regelmäßigen Beiträge genügen. Fragte man uns auf's Gewissen, was wir 1) von dem Bedürf- niß der Krankencasse, 2) von deren Lebensfähigmachung und 3) von dem neuesten Schritt (Bitte um außergewöhnliche fortlaufende Bei träge und Geschenke) halten, so würden wir so antworten: aä l) Für Den, der aus irgend welchem Grunde bis jetzt für sich in dieser Hinsicht zu sorgen unterlassen hat, ist die Bedürfnißfrage zu bejahen — aber nicht unbedingt, denn es gibt ja schon viele rationelle Krankenkassen, namentlich in großen Städten; dagegen ist dieselbe für Denjenigen, der schon längst aus eigenem Antriebe und vielleicht mit großen Opfern solche wichtige Sachen in das Bereich seiner Fürsorge gezogen hat (und das hoffen wir von dem gesunden Sinne vieler älteren, namentlich verheirathetcn Kollegen), ablehnend zu beant worten. Die, gegenüber den ganz außergewöhnlichen Verheißungen uns sehr gering erscheinende gegenwärtige Zahl von ca. 450 Mit gliedern *) spricht wenigstens nicht sehr dafür. Wir haben gewiß *) Nach einer Anzeige des Vorstandes vom 2. Januar sind es nun über 500 Mitglieder. Anm. d. Red.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder