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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1851
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- 1851-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1851
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- Deutsch
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1851.^ (4989.1 Entgegnung. In Nr. 52 des Börsenblattes für den deut schen Buchhandel befindet sich eine „Oeffentliche Rüge" unterzeichnet: Albert Knapp und I. G. Cotta'sche Buchhandlung. Diese Rüge läuft „im Wcsenlichcn" darauf hinaus, daß meine ganz vor Kurzem bei Velhagen und Kla- sing erschienene Auswahl aus den geistlichen Liedern und Gedichten von Zinzcndors, zu der Knapp'schen Sammlung in einem von mir durchaus nicht erwähnten und kaum erlaubten Abhängigkcitsverhältniffc stehe. Trotz der sonst von mir hochgeachteten Namen sehe ich mich gcnöthigt, diese Rüge gleichfalls öffentlich und mit gerechter Entrüstung zurückzuweisen. „Das Wahre — so beginnt die Rüge — in dieser Angelegenheit besteht nämlich darin, daß, während vorher nur ein früherer Band von Gedichten Zinzendorfs in 1.40 Nrn. (1. Ausg. 1735, 2. Ausg. 1766) veröffentlicht war, und sich noch vor wenigen Dccennicn im Verlag ei ner Buchhandlung der Brüdergemeinde besang Albert Knapp im Jahre 1843 von der Unit/aj^ Direktion in Bcrthelsdorf die Erlaubnis zur Herausgabe der vorher meistens gan^ unbe kannten, anonym in vielerlei alte a Gesang büchern und Sammlungen stehende',,, theilweise auch noch ungedruckten oder ni e in den Buch handel gekommenen Gedichte des sel. Grafen, und zu diesem Zwecke die nöthigcn Archival- Urkunden und Verzeichnisse erhielt, ohne welche sich keine glaubwürdige Darstellung der meist bis dahin verborgen gebliebenen Reliquien hätte erzielen lassen. Viele Gedichte wurden zum ersten Male gedruckt, wie dieses bemerkt ist, manche andere aus größeren poetischen Excur- scn Zinzendorfs vom Herausgeber ertrahirt und frei zusammengesetzt (was schon früher von Zinzcndors selbst mit einigen seiner Lieder ge schah), die meisten aber, wegen seiner spätern buntscheckigen Sprechweise, überarbeitet, ver kürzt und unter der präciscn, teilnehmenden Censur der Unitäts-Direction, in der Form mehr dem Gcschmackc der neueren Zeit angc- nähert, weshalb die im I. 1845 in der I. G. Cotta'schcn Buchhandlung erschienene, aus mehr als 700 Nrn. bestehende Hauptsammlung nach Inhalt und Form als ein größeren Theils neues, innerlich zusammengehöriges Werk zu betrachten, und als solches auch von vielen Sei ten her begrüßt worden ist, so daß keinem Un berufenen ein Auszug aus demselben zustand, wiewohl Anträge dieser Art cinliefen. Der Herausgeber hatte sich, (was man übrigens jetzt zum ersten Male vernimmt) im Einvcr- ständniß mit der Verlagshandlung, einen sol chen für spätere Zeit reservirt." — Das unangenehme Gefühl, sich durch meine kleine Sammlung, wenn auch nur der Zeit nach, überholt zu sehen, begreift der Billige; aber wahrhaft betrübend bleibt cs, Knapp so herbe und ungerechte Behauptungen aussprcchen zu hören- Also wirklich? die eigentlichen geistlichen Lieder des sel. Grafen sollen vor Knapp „meist ganz unbekannt" gewesen sein? doch nein! „sie stehen anonym in vielerlei alten Ge sangbüchern und Sammlungen". Es mag sein, daß auch das Brüdergesangbuch von 1735 mit seinen 12 Anhängen und 4 Zugaben, wel ches K. in der Vorrede seiner Ausgabe selbst „die vornehmste Quelle der Zinzendorfschen Gesänge" nennt, nicht eigentlich in den Buch handel gekommen ist, wie denn auf dem Titel nur steht- „Au finden in obbesagten Gemein den" — jedenfalls fehlt es kaum in einer ir- 723 gend reichhaltigen hymnologischen Bibliothek. Und wenn nun K. daran dachte, dosß gerade die Sammlungen der Franke'schcn S tiftungen we gen des Verhältnisses zu Spa',,geaberg reiche Schätze für die Geschichte der Brüdergemeinden besitzen, so mußte es ihm vo'., vornherein wahr scheinlich sein, daß dieses B;xüdcrgcsangbuch mir zu Gebote stand. „Aber die Lieder des Gra fen stehen in demselben, anonym." Hält denn Knapp dies wirklich ,n. Ernste für eine so un- uberstcigllche Schw'Ugkeit? Oder Will er nicht daran denken, der fleißige Spangenberg bei jedem Lebensjahre des Grafen hervorragende und bedeuten^? Lieder desselben nach den An- sangen bezeichnet und zugleich auf jene Samm lungen verweist? Kurz, ohne Knapp's Buch Hand genommen zu haben, hatte ich den Kern meiner Sammlung, nämlich W'ei Drittthcile meiner Lieder, aus jenem 'Brüdcrgesangbuche zusammengestellt. Daß ich dann auch Ihre Sammlung benutzt habe, dazu war ich ebenso berechtigt als verpflichtet. Nicht den geringsten Anstand nehme ich, auch zu bekennen, daß sie mir meine Arbeit in Be zug auf alle secundären Quellen wesentlich er leichtert hat — und was hätte sie für eine Bedeutung für die Jinzcndorf-Literatur, wenn dies nicht der Fall wäre? — Ohne alle Be denken habe ich — nach 6 Jahren — mehrere der bei Ihnen zuerst gedruckten Lieder ausge nommen, denn eben seitdem sind sie public! juris und Sie wollen doch nicht in alle Zu kunft oder bis Sie einen Auszug veranstaltet haben, den Hvmnologen verbieten, diese Lieder weiter zu verbreiten? Ueberall habe ich ferner Ihre Textreccnsion verglichen und bin derselben an vielen Orten und auch sogar in manchen „frei componirtcn" Stücken, namentlich für die Lieder aus der Schrift „die letzten Stunden" u. s. w. gefolgt (Sie nennen das mit der Ih rer Erklärung eignen Lieblosigkeit „copircn"). Denn wenn auch in Deutschland männiglich bekannt ist, daß Ihre eigne reiche dichterische Begabung Sie in der Textbehandlung fremder Dichter weit über das Maß hinausreißt, so habe ich andererseits schon in frühen; hymno- logischcn Schriften Ihre in so vielen Fällen glückliche und schöpferische Gcstaltungsgabe rüh mend anerkannt. So wenig ich nun als hym- nologischer Schriftsteller irgend Jemandem ver wehre, sich meiner Textgestaltungen zu bedienen, ja mich freue, wenn das geschieht—und sollte auch nicht laus auctoris dabeisteh» — so habe ich auch ein Gleiches bei Ihnen vorausgesetzt. Aber Sie sagen ja auch selbst, daß ich Ihre Textreccnsion „ theilwicse nutzlos verstümmelt" und daß ich „viele Gedichte (ob mit Glück wäre zu fragen) mehr auf das Original zurückge- sührt." Und so läuft Ihr Hauptvorwurf wohl darauf hinaus, daß ich Ihres Namens mit kei nem Worte Erwähnung gethan habe. Dieser Vorwurf wäre in der That gravi- rend, hätte ich ein gelehrtes Werk über Zinzcn- dorf's Lieder geschrieben, mich in der Vorrede überhaupt über Quellen und Hilfsmittel ausgesprochen und dabei Ihren Namen ver schwiegen. Aber hier handelt es sich um eine populäre Sammlung, welche, trotz Ihrer vorei ligen Behauptung, auch einen Lhcil der Sonn tagsbibliothek bildet und somit erbaulichen Zwecken dient — um mein Vorwort, das den gebrauchten Apparat auch so vst mit kei nem Worte berührt. Und wenn nun so oft von mir auf Brauns verwiesen wird; wenn dieser Schriftsteller so viele Liederstellcn unter Nennung Ihres Namens anführt; wenn ich ge rade in den von B. angeführten Stellen Ihren Text, aus naheliegenden Gründen, nicht ver lassen wollte: was denken Sie so Arges in Ih rem Herzen, als hätte ich mein Publicum, das zum größten Thcilc auch Brauns Biographie besitzen wird, über Ihre Verdienste im Unkla ren lassen wollen! Sollte meine Sammlung eine zweite Auflage erleben, so werde ich mich gern über das Verhältniß unserer beiderseitigen Schriften verbreiten, aber die mcinige nur ei nen Auszug der Ihrigen zu nennen, das wird kein gerechter und leidenschaftsloser Mann mir zumuthcn wollen. Schließlich fasse ich das Herrn Knapp zu Entgegnende nochmals kurz in folgende Punkte zusammen: 1) Der Hymnolog könnte selbst ohne Knapp's Werk schon allein aus dem Brüdcr- gesangbuche eine reichhaltige Sammlung Zin- zendorf'schcr Dichtungen veranstalten. Ja, der Umstand, daß bei Knapp nicht der Original text mitgethcilt ist, nöthigt ihn, auf die Quel len, so weit sie nur irgend zugänglich sind, zu rückzugehen. 2) Mir war die „vornehmste" Quelle, eben jenes Brüdergesangbuch, zugänglich. 3) Wie K. mir eine selbstständige Aus wahl der Lieder streitig machen kann, ist um so unbegreiflicher, als die etwas chaotische An lage seiner Sammlung nach dieser Seite wenig Anhaltungspunkte bietet. Ein Blick in Span genberg und Brauns zeigt zur Genüge, daß ich von ganz anderen Gesichtspunkten ausge gangen bin. Uebrigens wird jeder Billige zu- gestchcn, daß schon die von mir zuerst ver suchte Äubricirung und innere Verknüpfung der Lieder, meiner Sammlung einen durchaus selbstständigen Charakter verleiht. 4) Daß dieselbe auch einige Lieder enthält, welche sich unter der Knapp'schen 700 Zahl nicht finden, verschweigt die öffentliche Rüge. 5) Daß unter den Gesängen vieles nach der Knapp'schen Textreccnsion mitgethcilt, ist ganz richtig; daß K. darin etwas Unberechtigtes finden würde, ist mir nicht von fern bcigckommen. 6) Wenn nun aber K. doch wieder darüber klagt, daß ich seine Texte nutzlos verstüm melt, daß ich mit zweifelhaftem Glücke oft auf das Original zurückgcgangcn sei (zuweilen auch mehr davon abgcwichen bin), so gesteht er für den Unbefangenen auch meiner Tcxtre- ccnsion Selbstständigkeit zu, wenn auch in seinem Sinne eine falsche. 7) Bei einem Werke mit gelehrtem h»m- nologischcn Apparat mußte Knapp's Name auf jeder Seite Vorkommen; bei dieser populären Sammlung habe ich es nicht für nöthig befunden, mich über Quellen und Hilfsmittel zu verbreiten. 8) Ein Gedanke daran, bei Veranstaltung einer solchen Sammlung, überhaupt Knapp oder die hochachtbare Verlagshandlung in ihren In teressen irgendwie zu schädigen, ist mir um so weniger in den Sinn gekommen, als dieKnapp'- schc Sammlung sich auf gelehrt-hymnologischem, die meinigc auf populär-ascetischem Gebiete be wegt- Beide haben demnach ein ganz verschie denes Publicum und können, wie jeder sicht, sich gar nicht concurrirend in den Weg treten- Mir wenigstens — ich wiederhole das, — hat die Auffassung einer solchen Eventualität ganz fern gelegen- Halle, den 6. Juni 1851. I>r. H. A. Daniel.
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