Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1852
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- 1852-04-27
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1852
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- Deutsch
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546 In der Union, und zwar in 19 Staaten derselben und in 67 Städten, erscheinen demnach 152 deutsche Blätter, welche sich folgendermaßen auf die einzelnen Staaten vertheilen und in dieser Vertheilung zugleich ei nen Maßstab für das stärkere oder schwächere Vorhandensein des deut schen Elements in den verschiedenen Staaten geben: Illinois 5 New-Vork 23 Indiana 2 Ohio 28 Iowa 1 Pennsylvanien 47 Kentucky 2 Süd-Carolina 1 Louisiana 5 Tennessee 1 Maryland 9 Texas 2 Maffachussetts 1 Vermont 1 Michigan 1 Dirginien 1 Missouri 12 Wisconsin 8 Ncw-Jersev 1 District Columbia 1 und es haben also folgende Staaten, nämlich: Alabama, Arkansas, Ca- lisornien, Connecticut, Delaware, Florida, Georgia, Maine. Mississippi, New-Hampshire, Nord-Carolina und Rhode-Jsland kein deutsches Blatt. Wenn nun die eben genannten zwölf Staaten weder eine deutsche Buchhandlung, noch eine deutsche Buchdruckerei, noch eine deutsche Zei tung haben, so hat dies seine Ursache darin, daß in denselben die deutsche Bevölkerung in einem numerisch sehr untergeordneten Verhält nisse steht. Das thätigste deutsch-literarische Leben, so weit ein solches durch die Tagespreise ausgcdrückt wird, hat Pennsvlvanien; dann folgt Ohio, dann New-Dork, und dann endlich Missouri. Missouri's deutsche Be völkerung ist von diesen vier Staaten die jüngste, die von Pennsylva- nicn dagegen die älteste, wie denn die Hälfte der jetzt aus 2,300,000 Seelen bestehenden Bevölkerung Pennsylvaniens deutsch oder doch deut schen Ursprungs ist, den man jedoch bei häufig in's Englische über setzten Familiennamen oft bis zurück zur dritten oder vierten Ge neration zu suchen hat- Da die ursprüngliche Bevölkerung Pennsylva- niens aus englischen, die ganze deutsche Einwanderung aber bis gegen die letzter» Jahre hin, mit wenigen Ausnahmen fast nur aus ungebilde ten Leuten ohne reges Vaterlandsgefühl bestand, so konnte es hiernach nicht fehlen, daß, wie dies schon aus dem eben erwähnten Uebersctzcn von Familiennamen, z. B. Holzring in Woodring, Aimmcrmann in Carpenter, Schmidt in Smith, hervorgeht, in vielen ursprünglich deut schen Familien die deutsche Sprache durch das Englische sehr verdrängt wurde, wogegen es aber auch bereits seit zwei, drei, vier Generationen hier lebende deutsche Familien giebt, in denen die deutsche Sprache noch immer die vorherrschende ist, ja man findet in Pennsvlvanien sogar noch ganze, seit langer Zeit von Deutschen bewohnte Distrikte, in denen fai^ nur Deutsch gesprochen wird und die so ganz und gar deutsch sind, daß sogar die farbige Bevölkerung derselben (Pennsvlvanien har keine Sklaven, sondern nur freie Farbige) zum Theil deutsch spricht, wie ich selbst denn einen Farbigen kennen lernte, dessen Muttersprache die deutsche ist und der erst in dem Hause, in dem ich ihn fand, ein wenig Englisch gelernt hatte. Man würde sich jedoch drüben einer sehr schmerzlichen Enttäu schung hingeben, wenn man glauben wollte, daß unsere so herrliche und reiche Muttersprache hier rein gesprochen werde; vielmehr ist das in Pennsylvanien gesprochene Deutsch meistens dermaßen durch englische Worte, oder, um mich richtiger auszudrücken, durch englisch klingende, an das Englische erinnernde Ausdrücke entstellt, daß der alte Pennsyl- vanier-Deutsche den Neu-Eingewanderten häufig eben so schwer versteht als letzterer den erster». Um einen Begriff von dieser pennsylvanisch- deutschen Sprache zu geben, will ich nur ein Paar Beispiele anführcn. Man will Jemand besuchen, er ist aber ausgezogen. „Er ist wegge- muhwt" ist die Antwort. (I^ mov« heißt ausziehen und daraus wird hier wegmuhwcn gemacht.) — — „Laß' uns einen Tausch machen" heißt: „Laß' uns schwappen!" — — „Ich habe es nicht" drückt der Pcnnsylvanier-Deutsche durch: „sclles Hab' i nit" aus; während oben bei to move ein englisches Wort verdorben wurde, wird hier dem deut schen Worte „dasselbe" Zwang angethan. „Wie gleichst Du mein grünes Frack?" fragt ein Mädchen das andere, und will damit die Frage ausdrücken: „wie gefällt Dir mein grünes Kleid?" C^o lilce — ge fallen ist hier in das deutsche Wort „gleichen" umgeändert, obgleich die ses dem Sinne nach dem englischen to lilce nicht im entferntesten ent spricht; und Frack nennt man hier ein Frauenkleid.) — Man fragt die Wirthin: ob das Zimmer schon aufgeräumt sei? — „2es", antwortet sie (und redet den Fragenden dabei mit Du oder Ihr an, wie denn der Pcnnsvlvanier-Dcutsche Jedermann in dieser Weise anredct) „Dei Ruhm is gefixt" — („Jes" vertritt hier die Stelle des englischen xe« — ja; „Ruhm" — das englische room — heißt Zimmer, und „gefixt" kommt von dem englischen to fixe — in Ordnung bringen, her.) 34 Diese wenigen Beispiele werden genügen, um zu zeigen, welche ba bylonische Sprachverwirrung hier herrscht und was für ei» Deutsch hier gesprochen wird; diejenigen College« aber, welche sich für dieses Capitcl näher interessiren, verweise ich auf viele der in Pennsvlvanien erscheinenden deutschen Blätter, welche sich unter der Sammlung deutsch amerikanischer Zeitungen befinden, die ich dorthin gesendet habe, um während der diesjährigen Oster-Meffe auf der Börse in Leipzig ausge- legl zu werden (und worauf ich weiter unten zurückkommen werde). Namentlich dürften die in den kleineren Orten Pennsylvaniens, z. B. die in Doylestown erscheinenden Blätter in dieser Beziehung ein be sonderes Interesse gewähren, während aber auch selbst Blätter der grö ßeren Städte, wie z. B. der in Philadelphia erscheinende Demokrat, manche schöne Brocken der Art enthalten- — Diejenigen Blätter, welche von neu eingcwandcrten, gebildeten Deutschen redigirt werden, hal ten sich von solcher Nothzüchtigung unserer Sprache allerdings fern. Das älteste der in Amerika erscheinenden deutschen Blätter ist der Readinger Adler, der nun bereits in seinem ühsten Jahre steht; dann folgen die Hannover Gazette mit 47 der Allentown Republikaner ,, 42 der Libanon Demokrat „ 37 die Uork Gazette „ 3k die Doylestown Expreß „ 26 der Sumnytown Bauernfreund ,, 25 und der Allentown Patriot ,, 24 Jahren, sämmtlich in Pennsvlvanien erscheinend. — 20 Blätter haben ein AI. von 10 bis 20 Jahren, 47 bestehen seit 4 bis 9 Jahren, und 74 (aC fast die Hälfte aller in Amerika erscheinenden deutschen Blätter) si erst während der letzten drei Jahre begründet worden, was seine nc türliche Ursache in den bekannten Zuständen im Vaterlande u in der dadurch hervorgerufenen, seit 1843 besonders starken deutsche!. Einwanderung findet. Von 3 Blättern konnte ich die Zeit ihres Be stehens nicht ermitteln. Von den in obigem Verzeichniß aufgeführten 152 Blättern ei scheinen 27 täglich, I0> wöchentlich, 6 zwei Mal wöchentlich, - 3 drei Mal wöchentlich, 5 vierzehntägig, 8 monatlich, und 2 in unbestimmten Zeiträumen; der Tendenz nach aber stellt sich das Aahlenverhältniß derselben, wi folgt: 13 whiggistisch, 90 demokratisch, 12 politisch parteilos, 2 kommunistisch, 5 ultramontan, 1 methodistisch, 10 kirchlich, 9 anti-kirchlich, 6 belletristisch, 2 landwirthschaftlich, 1 pädagogisch, und 1 medicinisch. Die aus Obigem exhellende politische Parteistellung anlangend, dürfte es kaum ndthig sein, zu bemerken, daß die demokratische Partei Amerika's den Whigs gegenüber nicht etwa denselben Gegensatz aus drückt, wie die europäische Demokratie der monarchischen Partei gegen über, und ebenso daß die Whigs keincsweges eine monarchische Ten denz haben. Beide Parteien sind vielmehr gute Republikaner, und die genannten beiden politischen Hauptparteien Lmerika's dürften sich für deutsche Leser am besten so bezeichnen lassen, daß die demokratische Partei im Allgemeinen die des Fortschrittes und dagegen die whiggisti- schc die des Stillstandes ist, während sowohl Demokraten als Whigs sich in Beziehung auf einzelne Fragen wiederum in Nebenparteien spal ten , z. B. in Derthcidigcr der Sklaverei und Abolitionisten, in Unio- nisten und Seceitionisten, Natives, Freesoiler, Temperanzler u. s. w- — Eine charakteristische und besonders scharfe Scheidung haben die De mokraten und die Whigs noch kürzlich durch die durch Kossuth's Anwe senheit in Amerika angeregte Frage: Intervention oder Nicht-Interven tion? eihalten Während die Whigs an dem von Washington in sei ner Abschieds-Adresse an das amerikanische Volk vom 17/9. >796 aus gesprochenen — und für jene Zeit, da die Union erst noch der Consoli- dirung ihrer Kräfte und der Befestigung ihrer Macht bedurfte, noth-
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