Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.04.1852

528 ^ 33 ungefähr 700 Titeln gegen das vorhergehende Halbjahr hcrausge- stellt hat- Auch dieser neueste Katalog enthält einen überwiegenden Reichthum an tüchtigen und werthvollen Büchern aus dem Gebiete der Naturwissenschaften, der Geschichte, der elastischen Philologie, Fächer, die bekanntlich, nachdem die Zeit der specisisch politischen und namentlich der Broschürcnliteratur vorübergegangcn, jetzt wieder vorzugsweise mit ausnehmender Sorgfalt und von unzähligen tüch tigen Kräften bearbeitet und von den Fachgelehrten wie überhaupt vom wissenschaftlich gebildeten Publicum, in weit höhcrm Maße als vorher, mit für die Schriftsteller ermunternder Liebe und Eifer ge trieben werden. Auch die schöne Literatur scheint sich rasch wieder für die Zurücksetzung entschädigen zu wollen, welche sie im Getüm mel der politischen Aufregung erdulden mußte- Ueberhaupt findet man in dem Eataloge eine wirklich überraschende Menge von größer» und kleinern Werken aus allen Zweigen der Wissenschaften, die sich schon durch den Namen ihrer Verfasser als werthvoll empfehlen. Sämmtliche oben erwähnte Werke, zusammen 5690, sind im Ver lage von 603 Buchhändlern erschienen, sodaß also durchschnittlich aus jeden von ihnen ungefähr 6?j Buch zu rechnen wäre, eine Durch schnittszahl, die freilich wie immer von sehr Vielen übertroffen, von sehr Vielen nicht erreicht wurde- Mit den meisten Verlags - incl. Eommissions-Artikeln sind angeführt: Braumüller in Wien (113), Brockhaus in Leipzig (95), Voigt in Weimar (76), Manz in Rc- gensburg (68), Cotta in Stuttgart (62), Vieweg in Braunschweig (50), Tcubncr in Leipzig (46), Otto Wigand daselbst (44), Georg Reimer in Berlin (42), Muquardt in Brüssel (41), Weber in Leipzig (39), Spanier daselbst (38), Besser in Berlin (35), Dietcrich'sche Buchhandlung in Göttingen und Weidmann'sche Buchhandlung in Leipzig (je 33), Dümmler in Berlin (32), Metzler in Stuttgart (31), Arnold in Leipzig, Baumgärtner in Leipzig und Heymann in Ber lin (je 30), Decker in Berlin und Franz in München (je 28), Wag ner in Innsbruck und Mittler in Berlin (je 27), Bädekcr in Essen, Schultze in Berlin und T. O- Weigel in Leipzig (je 26), Basse in Quedlinburg, Ebner und Seubcrt in Stuttgart, Gerold in Wien, Kirchheim u- Schott in Mainz, Scheitlin u- Zollikofer in St--Gal- len und B- Tauchnitz in Leipzig (je 25), Bläsing in Erlangen und Georg Wigand in Leipzig (je 23) ic. Vollständigkeit (namentlich ist der periodischen Presse, mit Ausschluß der rein politischen Zeitun gen, größere Sorgfalt gewidmet worden), Genauigkeit (viele nütz liche Verweisungen und Winke erleichtern das Aufsuchen wesent lich) und die möglichste Correctheit empfehlen den Katalog nicht nur dem Buchhandel, sondern allen Freunden unserer Literatur. (Deutsche Allgem- Zeitung-) Der Mcstkatalog. Zum dritten Mal ist der Meßkatalog in seiner neuen Gestalt erschienen und von Neuem wird die Aufmerksamkeit des literarischen Publicums auf ihn gelenkt. So viel nun aber auch vor einem Jahre beim Erscheinen des 1. Bandes der neuen Folge über die außeror dentlichen Vervvllkommungen desselben in allen möglichen Blättern Zeschrieben worden ist, so hat sich doch Niemand gemüßigt gesehen, die Arbeit einer wirklich eingehenden Prüfung zu unterwerfen. Auch der Unterzeichnete hat vorläufig nicht die Absicht dieselbe hier vorzu nehmen, so reichhaltigen Stoff der so eben ausgegebene Band auch, einer selbst nur oberflächlichen Kritik, darbietet; es ist zu leicht bei der Besprechung bibliographischer Arbeiten in Splitterrichterci zu verfallen. Er will nur eine eigenthümliche Manipulation aufdecken und die Aufmerksamkeit des buchlständle rischen Publicums darauf hin lenken, daß der bei der Verlagsveränderung proclamirte Grund satz: die Titel nur nach Autopsie aufzunehmcn, kcinesweges innege halten, vielmehr ein se h r bed e u t e n der Theil aus der Hinrichs'- schen Bibliographie abgeschrieben wird. So viel Mühe zum -Theil auch darauf verwandt worden ist, die Spuren dieses Abschrei bens zu verwischen, so ist dies doch nicht völlig gelungen; ja es ist zum Theil mit solcher Kopflosigkeit abgcschrieben worden, daß sich 20 Artikel in demMcßkatalog doppelt vorsindcn, einmal ausgenommen nach der Ansicht der Unfertiger des Mcßkataloges, das andere Mal nach der Hinricks'schcn Bibliographie. Wenn auch Niemand etwas gegen eine Benutzung der Hinrichs'schen bibliographischen Arbeiten für literarische Zeitschriften einwenden wird, so wird doch gewiß jeder Billigdcnkcnde zugebcn, daß eine derartige bequeme Ausbeutung durch concurirende Unternchmunqen (cs geschieht nämlich nicht einzig und allein Seitens des Mcßkataloges) eine öffentliche Rüge verdient. Genaue Details bin ich erforderlichen Falls zu liefern bereit. A Kirchhofs. Ein gerechter Wunsch. Jede Woche bringt Anzeigen von Büchec-Auctionen, aber gewöhnlich erscheinen dieselben im Börsenblatt u. a. Bl. so spät, daß für Handlungen, die von Leipzig entfernter liegen, also die Blätter später erhalten, es häufig unmöglich ist, nur die Kata loge zu verschreiben, geschweige Bestellungen selbst zu machen. Es wäre daher zu wünschen, daß die Herren, welche im Mittelpunkt der Welt, der buchhändlerischen wenigstens, wohnen, auch der Pe ripherie gedenken, und daß auch noch Zeit dazu gehört, solche Ka taloge den Bücherfreunden mitzutheilcn. Ml Stelle. Auf Neubürger's Encyklopädie der B u ch d ruckcrku nst (Leipzig 1844) darf die Aufmerksamkeit unserer jüngeren College» mit Recht geleitet werden, denn sie finden darin jede Belehrung, die sie als Buchhändler, über die Buchdruckcrkunst theoretisch nöthig haben, wenn als dereinstige Verleger sie mancher Blöße entgehen und manches Lehrgeld ersparen wollen. Aus der süddeutschen Buchhändler-Zeitung vom 12. d. M. ent nehmen wir folgenden Verlust, den der Buchhandel erlitten hat, und theilcn ihn hier wörtlich mit: Todesfall. Am 4. April starb der Senior des Stuttgarter Buchhandels und der Buchdrucker-Innung, Herr Johann Friedrich v.Slein- kopf, Ritter des Ordens der württembergischcn Krone, im 82sten Lebensjahre. Wenig Männern von diesem Alter und Streben mag es geglückt sein wie dem Verewigten, durch eine lange, prüfungs- reichc Laufbahn hindurch, so wenig Feinde gehabt, so wenig Gelegen heit zum Unfrieden geboten, so allgemeine Achtung in näheren und ferneren Kreisen genossen zu haben. Dem verewigten Greise war es vergönnt, im Jahre 1842 das fünfzigjährige Jubiläum seines buchhändlerischen Etablissements, im Jahre 1851 seine goldeneHoch- zeit mit seiner ihn überlebenden trefflichen Gattin zweiter Ehe zu feiern. Zeitgenosse und Mitbürger des genialen Cotta, dem er per sönlich eng befreundet war und welcher ihn stets sehr hochschätztc, hat der Vollendete einen der ereignißreichsten, in seinen Rückwirkun gen für den Buchhandel und die Presse besonders denkwürdigen Zeit abschnitte durchlebt, und in dieser seiner Laufbahn als Buchhändler wie als Bürger durch seine Leistungen auf beiden Gebieten, sich die höchste Achtung aller Stände erworben — Eine sehr zahlreiche Lei- chenbeglcitung ehrte die Verdienste des vollendeten Greises, dessen irdische Hülle heute Mittwoch den 7. zur letzten Ruhestätte geleitet wurde, welcher Anlaß sogar auch auswärtige Cvllegcn hierher geführt, um dem braven Manne den letzten Zoll ihrer Hochachtung zu bezah len. Pietät gegen den Entschlafenen heischt einen umfassenderen Nekrolog, welcher für Jung und Alt unserer Berufsgenossen lehr reich, tröstlich, ermunternd und denkwürdig sein möchte, weshalb wir denselben nachzulicfcrn verheißen, und uns hier nur auf diese kurze Notiz beschränken.