Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.07.1855
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- 1855-07-06
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- 06.07.1855
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1162 87 Sortimenter doch nicht der Schaden, zu seinen Mühen und Kosten nun auch noch den Verleger vollkommen schadlos halten zu müssen, der Verleger könnte sich ja Nichts Besseres wünschen als ein der Herausgabe des Werkes um einige Wochen nachzuschickendes Verbot. Es nehme der Verleger einen durch Eonfiscationen drohenden Verlust um so ruhiger hin, als die betreffende Bebörde in den mei sten Fallen seinen Reclamationen leicht Folge leisten wird, der ihr untergebene Sortimenter jedoch einen sichern Verlust erlitte, abgesehen noch von dem Nachtheile, den es ihm bringen muß, wenn auf irgend eine Weise die Behörde eine Behauptung in Händen hatte, daß der Verleger dem Sortimenter auf ausdrückliches Verlangen geliefert habe. Daß dieses Verlangen nur eine Mo dalität des sonst üblich gewesenen Unverlangtverscndcns sei, wird die Behörde nicht gelten lassen und den Sortimenter ganz anders dafür ansehen- Es mag nun noch einmal erlaubt sein, auf Oesterreich zurück zu kommen. Der deutsche Verlegerstand im Ganzen möchte wohl noch wenig Kenntniß davon haben, daß seit 1. Jan. d. I. das Bücher- Revisions-Geschäft definitiv geregelt ist, und zwar in einer Weise, die Zeugniß ablegt, daß man höchsten Orts den Buchhandel Etwas zu entfesseln bedacht ist. Nach manchen einzelnen Bestimmungen, unter denen tz. 6 auf besondere local bedingte Ausnahmen Rücksicht nimmt, wird durch §, 15 der für deutsche Bücher in Wien ausgestellten Bücher-Re- visions-Eentral-Commission die Befugniß beigelegt, durch Rundschreiben an alle übrigen Revisions-Stellen von ihr einer nä hern Einsicht unterzogene Bücher von jedem fernern Anhalte zu be freien, und §.16 dehnt solche Empfehlung sogar auf durch Pcospecte oder sonstige ausführliche Anzeigen erlangte Kenntnißnahme aus. Es wäre demnach vielleicht eine Möglichkeit, daß eine der ge achteten großen Wiener Handlungen sich mit dieser höchsten Stelle ins Einvernehmen setzte, derselben ein von jedem Verleger, der schleu nigste Entscheidung über sein Werk wünscht, kostenfrei übersendetes Expl. überreichte und durch gehorsamste Vorstellung die Kundma chung der Resultate dieser Prüfungen an alle Revisions-Stellen be schleunigte. Es stellt sich immer heraus, daß die untern Behörden viel mehrAnstände und Zeitverluste verursachen, als die höhern, und sicher würden Diele freudig eine Gelegenheit begrüßen, wo der öster reichische Buchhandel, der so oft Rücksichten beanspruchen mußte, den deutschen Verlegern namhafte Verluste und Zeit ersparen könnte. — u —. Die Literaturen Oesterreichs. (Aus dem Magazin für die Literatur des Auslandes.) (Schluß.) Landwirthschaft und Gartenbau haben in allen Sprachen Oesterreichs Zeitschriften aufzuweisen, die meistens von Vereinen heraus gegeben werden, doch fehlt es auch nicht an Monographieen über ein zelne Zweige des Landbaues und insbesondere auch der Viehzucht, welche letztere hauptsächlich in slavischer und ungarischer Zunge behandelt wird. Daß die italienische Sprache reich an Schriften über die Seidenzucht ist, versteht sich von selbst. Die belletristischen Druckschriften Oesterreichs beliefen sich in den sechzehn Monaten, von welchen hier die Rede, auf zwölfhundert, worunter jedoch 756 Hefte oder einzelne Lieferungen von Werken mit gezählt sind. Obenan stehen die deutschen mit 498 Nummern; daran reihen sich die italienischen mit 447, die slavischen mit 158 und die un garischen mit 87, wozu noch 12 in ausländischen Sprachen kommen. Herr vr. von Wurzbach fällt über diesen Theil der österreichischen Li teraturen ein strenges Urtheil: „Das Wenigste," sagt er, „steht auf eigenen Füßen; mit geringen Ausnahmen ist Alles entweder geradezu Uebersetzung oder mißlungene Nachahmung aus dem Französischen, oder aber eine Apotheose solcher Grundsätze und Bestrebungen, die mit den Gesetzen der Aesthetik wenig oder gar nichts zu schaffen haben." Erst seit einigen Jahren hat in Oesterreich diese Sucht, schlechte französische Romane, seichte, aber dabei sinnliche und pikante Erzählungen ins Deut sche, Italienische, Slavische oder Ungarische zu übersetzen, so um sich ge griffen. Rur wenige Verleger sind es allerdings, die dergleichen Ueber- setzungs-Fabriken angelegt haben, aber sie überschwemmen damit das ganze Land, und zwar der Eine immer zu wohlfeileren Preisen, als der Andere. „Gleichzeitig ist in Wien eine Gattung Original-Romane auf getaucht, auf die das Ausland mit mitleidiger Verachtung herabschaut, und die, so werth-, inhalls - und geistlos sie auch sind, dennoch ein Publicum finden, das sie mit Begierde liest. In diesen Romanen wird die Geschichte entstellt; geschichtliche Personen sind darin die Träger von Tendenzen, die sie nie gehabt, die in jener Zeit noch gar nicht zum Bewußtsein der Massen, oft nicht des Einzelnen gekommen waren. Es werden Begebenheiten ausgcbeutet, die entweder durch ihren mvsteriöscn Charakter geeignet sind, Spannung zu erwecken, oder aber es werden Privatgehässigkeiten in romantischen Capiteln abgethan und lebende Per sonen durch eine Zeichnung, welche sie Jedem erkennbar macht, an den Pranger gestellt"*). Man hat vielleicht eine Erpectoration, wie die vorstehende, in einer sich als „bibliographisch-statistisch" bezeichnenden Uebersicht nicht erwar tet; aber gerade der Umstand, daß der österreichische Patriot solche Worte des Unwillens und der gerechten Entrüstung in diesem Rechen^ schaftsbericht über die geistige Production seines Vaterlandes nicht untcE drücken konnte, zeugt für die Wahrheit seiner ganzen Darstellung, die nichts übertreibt und nichts verschweigt. Wir schließen die Anzeige der werthvollen Schrift, von der wir in folgenden Jahren eine reiche, eben so belehrende Nachfolge erwarten, mit folgender Schlußbemerkung der selben : „Man würde sich irren," sagt der Verfasser unter Hinweisung auf die in den letzten Jahren außerordentlich gewachsene literarische Pro duction Oesterreichs, „wollte man auf die Bildung eines Volkes von seinen gelehrten Gesellschaften und Akadcmieen oder aus den jährlichen Bücheranzeigen und Meßkatalogen schließen; aber kein Jrrthum ist es, daß die geistige Macht einen stillen Sieg um den anderen feiert, von Jahr zu Jahr unmerklich immer neues Terrain gewinnt, und daß es unter solchen Umständen nicht gleichgültig sei, ob der fruchtbare Boden edle Gewächse zu Tage fördere, oder aber solche, von denen man wün schen muß, daß sie in ihren Keimen verkümmert wären. Gewiß ist es aber möglich, wie überhaupt jede, so auch die geistige Cultur zu ver edeln, und sie, wenn sie auf falschen Fährten ist, in die rechten Bahnen zu leiten." Zur Literatur vcs Buci,Handels. s) Albert Rottner's Lehrbuch der Eontorwissen schaft für den deutschen Buchhandel liegt in der eben er schienenen 3. und 4. Lieferung nun complet vor— und ist dieses Wer kes unseres strebsamen jüngeren Eollegen bereits auch schon dreimal in diesen Blättern erwähnt (1854 Nr. 33. 116 u. 156), so können wir doch nicht umhin, nochmals die Aufmerksamkeit des deutschen Buchhandels, und nicht etwa dessen jüngeren Theiles allein, hierauf zu lenken, denn Rottner's Werk verdient die allgemeine Theilnahme; es sollte unserer Ansicht nach, die wahrlich weil entfernt von jeder Schmeichelei ist, in keiner buchhändlcrischen Comptoir-Bibliothek fehlen. Ueber die,Gediegenheit des Planes und über die musterhafte und klare Durchführung der ersten Hälfte des Werkes noch mehr sagen zu wollen, als bereits an den angeführten Orten geschehen, finden wir nicht für nöthig; — wir können heute nur in vollster Ueber- zeugung aussprechen, daß der Schluß unsere gerechten Erwartun gen noch übertraf. Derselbe beginnt mit der Correspondcnz, sowohl im Allgemeinen, als jener mit Buchhändlern, Autoren und anderen Geschäftsfreunden, gibt dann in einem eigenen (5.) Ab schnitte eineklare und präciseUebersicht des gegen wärtigen Ge schäftsganges des deutschen Buchhandels mit allen *) Es giebt allerdings auch einige rühmliche Ausnahmen in diesem Zweige der österreichischen Bücher-Production: unter Änderet» das bei Gcrüabek in Prag erscheinende „Album" «Bibliothek deutscher Original-Romane der be liebtesten Schriftsteller), herauSgcgcben von I. L. Kober, das die geachtetsten Namen unter seinen Mitarbeitern zählt. D. R.
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