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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1852
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- 1852-06-11
- Erscheinungsdatum
- 11.06.1852
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- Deutsch
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785 1852.) ditionsorte erhoben. In dem Memorandum, das sie darüber an den deutschen Buchhandel in Circulation gesetzt, gehen sie vor Allem von der Bedeutung unsrer Stadt als Centralpunkt des weithin verzweigten mitteleuropäischen Eisenbahnnetzes aus und unterscheiden in dieser Beziehung fünfHauptlinien : Berlin- Breslau-Wien-Triest mir den Zweigbahnen nach Krakau, Warschau und Pesth; Berlin-Stettin-Posen-Bromberg und spater Danzig- Königsberg Rußland; Berlin-Hamburg-Kiel mit den Zweigbahnen nach Lübeck, nach Schwerin und Rostock; Berlin-Hannover-Bre- mcn-Köln- (Belgien) Paris; Bcrlin-Leipzig-Frankfurt-Kassel, mit dem Anschluß der sächsisch-bayrischen Linien. Diese Eisenbahnver bindungen, welche den großartigsten Einfluß auf den gesammten öffentlichen Verkehr geäußert, haben zunächst auch auf den Buch handel die Folge gehabt, daß Berlin bereits neben Leipzig als Com- missionsort benutzt wurde. Nun umfaßt aber Berlin gegenwärtig allein 172 Buchhandlungen, darunter 100 Verlagsgeschäfte, das norddeutsche Gebiet aber überhaupt 659 Handlungen (wovon 500 allein auf Preußen kommen); ferner ist die Zahl der direkt ihren Bedarf von Berlin beziehenden Firmen bereits auf 150 gestiegen. Dieselbe wird sich aber unberechenbar durch das neue Postgesctz stei gern, wonach Packete von 20 — 40 Pfund nicht mehr postpflichtig sind, sondern per Eisenbahn in kürzester Frist von einem Ende Deutschlands zum andern gelangen können, erwiesener Maaßen aber das kleinste Sortimenlsgeschäfl wöchentlich mehr als 20 Pfund von dem gesammten Berliner Verlage braucht. Schon wird cs immer mehr Sitte der norddeutschen Verlagshandlungen, in Leipzig kein Lager zu halten, dieser Brauch müsse aber ganz aufhören, wenn Sachsen aus dem Aollverbande schiede; cs konnte daher kaum ein günstigerer Moment zur Verwirklichung jenes Gedankens als der jetzige Zeitpunkt gewählt werden, unterliegt auch keinem Zweifel, daß er in dem gesammten, wenigstens dem norddeutschen Buchhandel die lebhafteste Unterstützung finden werde. Die Vortheile, welche eine solche Eentralisation außerdem für den innern Verkehr in un serer Stadt bietet, möge hier unerörtert bleiben. Sollte die Sache zur Dauer sich gestalten, so wird unsere Regierung nicht anstehcn, Berlin mit den Immunitäten zu versehen, deren Leipzig in dieser Beziehung genießt." So erfreulich es ist, neben mancher Anfeindung, Bestrebungen auch anerkannt zu sehen, so werden sich doch die genannten beiden Firmen H. Kaiser und G- W. F. Müller keineswegs mit allem oben Gesagten, zu dem dieselben überdies nicht die geringste directe oder indirectc Veranlassung gegeben haben, in Uebeceinstimmung erklären. Es konnte und ist ihnen nicht in den Sinn gekommen, daß sie Ber lin zu einem Eommissionsplatz erheben wollten, eines Thcils, weil derselbe schon längst vor dem Bau der Eisenbahnen ein solcher war, anderen Theils, weil sie mit jedem denkenden Buchhändler darüber einig sind, daß es nur als ein Unglück für den Buchhandel betrachtet werden könnte, wenn Leipzig je aufhören sollte oder könnte, Centcal- punkl des gesammten deutschen Buchhandels zu sein. Wenn die Zeit und der Gang des deutschen Buchhandels, getrieben durch die gewaltigen jetzt vorhandenen Verkehrsmittel, auch unabweislich dahin zu drängen scheinen, daß der Norden und Süden Deutsch lands sich besonders buchhändlerisch, und mehr als sonst, ccntcali- siren, so wird und ist gerade Leipzig um so nothwendiger als festes, alteS, Jedem lieb' und nolhwendig gewordenes Verbindungsglied zwischen Nord und Süd. Die buchhändlerische Bildung und der nicht unbescheidene Cha rakter jener beiden Männer, weist es überhaupt auf das Entschie denste von der Hand, einer Seils den Ruhm einer Erhebung oder Begründung Berlins zu einem Commissionsplatze in Anspruch nehmen, anderer Seils die Schmach, auch nur den leisesten und Neunzehnter Jahrgang. überdies ohnmächtigen Versuch zu machen, Leipzig als Stapelplatz für den Buchhanocl verdrängen zu wollen, auf sich nehmen zu wol len und zu können; wir wissen dies von ihnen auf das Bestimmteste- Kommt den Firmen Kaiser und Müller ein Lob zu, so ist es daS: eine in der Zeit lebende Idee zuerst öffentlich ausgesprochen und in bestimmte Formen gefaßt zu haben. Haben sie das Richtige getroffen, so wird ihr Weik bestehen, wo nicht, wicd's unterqehen, keine Wider sacher werden es dämpfen, sie selbst und keine Protectorcn aber cs allein schaffen können. H. Nr. II. Es wird so eben ein Circular über ein buchhändle risches Commissions- und Speditionsgeschäft der Herren Kaiser und Müller hier, mit einem Memorandum als Einleitung versehen, ausge geben, das wir nicht wie andere neue Unternehmungen als etwas Gu tes und Nützliches begrüßen können, sondern als eine Speculation aufnehmen und krilisiren müssen, welche die zweckmäßigste und eigenthümlichstc Einrichtung des deutschen Buchhandels auf's neue in unzweckmäßiger Weise verändern soll. Wir vertrauen der Einsicht der deutschen Buchhändler zu viel, als daß wir dem Unternehmen eine große Wirkung versprechen können; vielleicht werden aber durch eine gründliche Kritik Unerfahrene vor Schaden gewarnt. Wir behaupten, daß die eigenthümlichstc und beste Einrichtung des deutschen Buchhandels in der Eentralisation seiner Geschäfte an einem Orte besteht. Diese Eentralisation macht es möglich, däß ein Käufer in Königsberg in 3 bis 4 Tagen eine in Zürich zum Preise von 3 Sgr. erschienene Broschüre für diesen Preis erhalten kann. Ein solcher Voctheil der Beziehung existirt in keinem andern Lande und wer mit England oder Frankreich z. B. direkt verkehrt, wird in diesem Verkehr eine solche Einrichtung schmerzlich vermißt haben. Und darum nennen wir alles schlecht, was an dieser Ein richtung ändern will. Wenn das Circular sagt, daß Berlin der Centralpunkc des Mittel-Europäischen Eisenbahnnetzes geworden sei, so bedarf es nur eines Blickes ans die Karte, um zu zeigen, daß es Leipzig noch mehr ist, nur mit dem einzigen Unterschiede, daßescbcnmehrinder Mitte liegt. Spricht das Circular von der Erleichterung durch das neue Postgesetz, so sagen wir, daß dasselbe erst dann vorthcilhaft für den Sortimentshändlcr wird, wenn er alles von einem Orte bezieht, indem cs ihm dadurch möglich wird, es dahin zu bringen, daß er fast täglich oder wöchentlich mehrercmalc Sendungen von dieser Art erlangen kann. Die Erleichterung Sendungen zu 20 Pfd. zu machen, giebt jedem nur irgend bedeutenden Verleger Veranlassung, doppelt so oft seine Sendungen zum Centralpunkt zu machen, wenn ec kein Lager in Leipzig hält, und der vom Circular hervorgehobene Grund hält wiederum nicht Stich. Wenn man nun aber gar von den Vortheilen für einen Ver leger spricht, so scheinen uns die Gründe, von denen es belegt wird, durchaus unrichtig. Wir nennen cs wenigstens keinen Vortheil, daß ein Verleger ein Lager zu Hause, ein Lager in Leipzig und einLagcrin Berlin habe; außer der Zersplitterung seiner Bücher, erwachsen ihm neue Kosten für Commissionen und für Feuerversiche rung, und neue Mühen für sämmtliche Streitigkeiten, die täglich wegen des Auslicfccns entstehen. Das Circular führt freilich sehr weise an, daß dadurch ein Verleger nicht näthig habe, die Exemplare durch Versendung an die Berliner Handlungen zu zersplittern; — wenn nun aber sämmtliche Berliner Handlungen von einem Werke » Oonäil. verschreiben, wie es doch bei jedem guten Werke der Fall sein wird, ist es da nicht dasselbe, ob die Zersplitterung von Hause oder vom Berliner Lager aus geschah? Wir bezeichnen es gerade als einen Nachtheil für den Verleger, daß cr für die Berliner Hand- 114
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