Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1861
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- 1861-01-07
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- 07.01.1861
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32 3, 7. Januar. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Dicsc Muskete sowohl als das Pulverhorn sind jetzt noch auf der Kunst- kammcr in Berlin zu sehen, ebenso wie das dazu gehörige „Willkom menbuch". In letzterem liest man unter andern einen noch im Todes jahre des zechlustigcn Kurfürsten von einem Hans Ernst von Rippen unterm 18. Mai 1640 gemachten Eintrag, welcher lautet: „Was bei Abend Unglück Ist alle Morgen mein Frühstück. Bei Präsentirung der Muskct' und Pulvcrflaschc, so ich aus Schuldigkeit ausgetrunken." Hier hat wiederum der würdige Verfasser der „Vertrauten Geschichte" aus dem Scinigen einige sehr werthvollc Beiträge hinzugefügt, z. B. den „Sauf- und Schwelgordcn", er hat die „schweren Zeiten" Vehse's und die „Noth des 30jährigcn Krie ges" durch den „Feuerschein nicdergebranntcr Wohnstätten" und das „Gekreisch der Verwaisten" u. s. w. belebt. Wie gewissen haft er im übrigen copirt hat, erhellt mit erfreulicher Sicherheit daraus, daß er selbst die „Kunstkammcr" mit abschreibt. Im I. 1851, in welchem Hr. Vehse seinen ersten Band edirte, war näm- Bei Arnim Se. 23: „Es war am 6. Februar des Jahres 1620, als Friedrich Wilhelm, der nachmalige Große Kurfürst, zu Köln an der Spree, wie damals die brandenburgische Residenz noch hieß, das Licht der Welt erblickte. Seine Mutter war Elisabeth Charlotte von der Pfalz und bei der Geburt ihres Sohnes seit vier Jahren vermählt." Wer mit der Gründlichkeit öes Hrn. Arnim weniger ver traut ist, dürfte vielleicht meinen, daß wohl nur ein schon im voraus Eingenommener selbst hierin ein Plagiat sehen könne. Dann erkläre er mir die wunderbare Ucbercinstimmung in dem Ne bensätze „wie damals noch die (brandenburgische) Residenz hieß". Die „Elisabeth Eharlotte von der Pfalz" u. s. f. stammt aus Vehse Sc. 93, wo wir am Schlüsse des vorigen Abschnittes, also unmittelbar vorher — denn dazwischen sind drei Seiten leeres Papier—und zwar in gesperrten Lettern lesen: „Elisabeth Eharlotte von der Pfalz, vermählt 1616" u. s. f. Hr. Ar nim hat nun durch den Ealcül herausgebracht, daß sic „bei der Geburt ihres Sohnes seit vier Jahren vermählt" gewesen sei. Bei Arnim Sc. 23 u. 24: „Diese Residenz mit dem Schlosse und Berlin war zu jener Zeit noch ein sehr armseliger Ort, der im Vergleich mit der heutigen stol zen Residenzstadt, welche die sie umgebende Sandwüste immer weiter vor die Thorr hinausdrängt, kaum den Namen einer fürstlichen Resi denz verdiente. Das damalige Berlin und Köln zählte etwa zwdlfhun- dert Häuser, wovon aber in Folge der Kricgsdrangsalc zu der Zeit, wo unsere Geschichte beginnt, gegen vierhundert leer standen, so daß die Einwohnerzahl kaum sechstausend betrug. Die Häuser waren mit wenigen Ausnahmen von Holz erbaut; auf den ungepflastcrten Gassen, die nur im Hochsommer bei anhaltender Hitze, oder im Winter bei strenger Kälte trockenen Fußes zu passiren waren, liefen Gänse, En ten, Schweine und andere Hausthierc umher. Zuweilen bei nasser Witterung und an Markttagen konnte die Passage in dem sich dann bildenden Moraste nur davurch aufrecht erhalten werden, daß die zu Markte kommenden Bauern gezwungen wurden, auf dem Rückwege eine Fuhre Straßcnschmutz mit aus der Stadt fortzunchmen. In den Berichten der Reisenden, welche in jener Zeit die Residenz Branden burgs mit ihrer Schwcsterstadt berührten, findet man sic entweder gar nicht oder doch nur in wegwerfendem Tone erwähnt und sogar das Schloß befand sich in einem so elenden Zustande, daß es in einer Nachricht aus jener Zeit heißt, man müsse sich vor den Fremde» schämen, welche dieses kurfürstliche Residenzschloß sähen!" Unseres Verfassers lebendige Phantasie hat auch hier eini ges hinzugedichtet, z.B. „die stolze Residenzstadt, welche die um gebende Sandwüste immer weiter vor ihre Thorc kinausdrängt", ferner die „Enten, Gänse" u. s. w.; sie hat Vehse's „Touristen" in simple „Reisende" verwandelt und sic demgemäß mehr in den Hintergrund gestellt. Vehse zählt im damaligen Berlin über 1200 Häuser ; der leer stehende „vierte Thcil" derselben macht nach der herkömmlichen Arithmetik also wenig mehr, als 300 aus: Hrn. Arnim schwirrt aber so etwas von einer „Viere" vor Augen, und da er nicht Zeit hat, noch einmal einen Blick auf sein Original „Was bei Abend mein Unglück Ist alle Morgen mein Frühstück. Bei Präsentirung der Muskct' und Pulvcrflaschc, so ich aus Schuldigkeit ausgctrunkcn." lich die verhängnißvolle „Muskete nebst Pulverflasche" wirklich noch auf der Kunstkammer; im I. 1860 dagegen, in welchem Hr. Arnim die deutsche Nation mit seinem Nationalwerke be schenkte, war dieselbe längst, wie die ganze Kunstkammer, in die Euriositätenabtheilung des neuen Museums transportirt. Doch das ist eine Kleinigkeit. Wir gehen zum 2. Eapitel (Seite 23—31) über. In diesem sind, laut unserer obigen Be rechnung, — von den 8 Seiten, die es enthält 5 abgcschricben. Es beginnt mit der Geburt des großen Kurfürsten: Bei Vehse Se- »7 u. 88: „Friedrich Wilhelm ward von seiner pfälzischen Mutter im zwei ten Jahre des großen Glaubenskrieges u. s. w geboren, am 6. Februar 1620 zu Cdln an der Spree, wie damals noch die Residenz hieß." Nun macht der Verfasser der „Vertrauten Geschichte" plötz lich einen großen Sprung, wie er es gern thut, etwa — wenn ich mich dieses unwürdigen Vergleichs bedienen darf — wie ein gehetztes Wild, das den Jäger von der rechten Fährte ablcnken will; er beurkundet dadurch, daß er mit echter Wissenschaftlichkeit zugleich große Gewandtheit und Lebensklughcit verbindet. Hier auf gibt er uns, unmittelbar hinter den eben angeführten Zeilen, eine Schilderung der Residenz Eöln an der Spree, ganz nach Vehse. Sic lautet: Bei Vehse Sc. 140 u. 141: „Noch war Cöln an der Spree die Residenz mit dem Schlosse und Berlin ein gar geringer, fast elender Ort, durch den 30jährigen Krieg noch dazu verödet und verlassen. Bis zur Milte des 17. Jahrhunderts finden die Touristen es entweder gar nicht der Mühe wcrth, die Haupt stadt Brandenburgs zu nennen, oder sie nennen sic mit äußerster Ge ringschätzung. — Häuser waren über 1200, aber mehr als der vierte Thcil stand bei Ausgang des 30jährigen Krieges leer. Dicsc Häuser waren mit wenigen Ausnahmen — hölzern, zum großen Thcil baufäl lig, die Straßen, auf denen der Oeconomic halber die Schweine um- herliefcn, noch ungcpflastcrt und so voller Kvlh, vaß im I. 1671 der Befehl erging, jeder Bauer, der zu Markte komme, solle rückwärts eine Fuhre davon mit sich nehmen. Sogar das Schloß war so ver fallen, daß eine gleichzeitige Nachricht sagt: „man müsse sich vor den Fremden schämen, die dieses kurfürstliche Residenzschloß sähen!" zu werfen, so wird ihm unter der schnellschreibenden Hand der „vierte Theil" zu „vierhundert" Häusern. Nach einem siebenzeiligen Uebergange, in welchem mit mög lichster Breite der Gedanke ausgesprochen wird, daß die mensch liche Umgebung zum Gedeihen des jungen Prinzen gedeihlicher gewesen sei, als die örtliche, welcher Uebcrgang nicht aus Vehse entlehnt ist, stellt er den Satz auf, daß „ihm von Anfang an tüch tige Lehrer und Erzieher zur Seite standen", — einen Satz, den Vehse Se. 98 so ausdrückt, „daß ihm von Jugend auf tüchtige Männer als Führer zur Seite standen". Ehe wir aber die Na-
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