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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.04.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-04-16
- Erscheinungsdatum
- 16.04.1873
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- Deutsch
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^ 86, 16. April. Nichtamtlicher Theil. 1387 wie Sie wissen, mein Landsmann F. Metz aus, nicht ohne ihn zu er weitern. Er begab sich, schon zu Anfang der dreißiger Jahre, dar an, eine Geschichte des Buchhandels und der Buchdruckcrkunst zu schreiben, starb aber, als diebeiden ersten Bücher erschienen waren. Das dritte Buch, das den für uns wichtigsten Abschnitt, die Geschichte des Buchhandels seit der Erfindung der Buchdruckcrkunst hatte bringen sollen, sowie die sich an dasselbe anschließende Genealogie des Buchhandels blieb Fragment und wurde von dritter Hand ver öffentlicht. Seit Metz kam Niemand mehr auf den Einsall, eine Geschichte des Buchhandels schreiben zu wollen, ja nicht einmal an eine Ge schichte des deutschen Buchhandels hat sich Jemand wagen mögen. Und gewiß mit Recht. Denn ein vermessenes Unternehmen wäre es, ohne genügende Vorarbeiten an eine solcheAufgabe heranzutreten. Blättern Sic gleich mirden Katalog der Börscnbibliothek nach Schriften durch, die zunächst dem HistorikerStoff zur älteren Geschichte unseres Standes bringen, ich fürchte, dann werdenSie wenig entdecken außer Kirchhofs's trefflichen Arbeiten, die einzig in ihrer Art dastehen, und wenn Sic Material zur Geschichte der neueren Zeit suchen, so fin den Sie einige tüchtige Monographien, einige interessante Einlei tungen zu Bcrlagskatalogen, und was sonst noch? Das Interesse fiir das innere Leben seines Volkes ist dem Deutschen seit zu kurzer Zeit erst erwacht, als daß man der heutige» Buchhändlergencration aus den bedeutenden Lücken im Material zur Geschichte des deutschen Buchhandels einen großen Vorwurf machen könnte. Ein solcher Tadel trifft zunächst die uns voraus- gcgangenen Geschlechter. Denn ein Geschlecht steht auf den Schultern des andern und hat dafür Sorge zu tragen, daß das, was sein Vor gänger an Werthvollem hinterläßt, daß das, was cs selbst bewegt, für die Späteren nicht verloren gehe. Aber selbst für Männer, wie Reich und seine Genossen, galt nur allzusehr das aprös norrs 1s clökugs in der Art, daß man nur für seine Gegenwart lebte und nicht bedachte, daß das, was man ererbt von seinen Vätern hat, nicht eben auch mit diesen untergehen müsse, daß das, was eben Gegenwart war, dereinst eine sehr wichtige und interessante Vergangenheit sein könnte. So lebte man in vieler Hinsicht in den Tag hinein und das Meiste von dem, was für uns heute von höchster Wichtigkeit wäre, ging zu Grunde. Und diese schlechte Sitte der Väter haben wir Söhne treu be wahrt bis in die neueste Zeit. Autographen sammelnden Freun den und Gehilfen haben wir ohne Bedenken gestattet, die Briefe bedeutender Männer aus den alten Palleten herauszunehmeu und den größeren Rest sandten wir in die Papiermühle. Daß die alten geschäftlichen Correspondenzen, die alten Rechnungspapiere von Werth sein könnten, daran dachten wir nicht. Uns lag nicht allein nicht die Geschichte des deutschen Buchhandels am Herzen, nein selbst die Geschichte des eigenen Geschäftes ließ uns kühl. Die Noth- wcndigkeit des Broterwerbs gab uns den erwünschten Vorwand, uns nur um uns bekümmern zu können ; von Pflichten, die wir unscrn Vorgängern und unfern Nachfolgern gegenüber auch in der Bezieh ung hätten, daß wir Materialien zur Geschichte unseres Standes anfbewahren, davon lag um so weniger eine Ahnung in uns, als wir uns gar nicht Rechenschaft ablcgten über das, was ein Schriftstück für den Historiker werthvoll macht. Uns genügte, daß uns der alte Plunder Platz versperrte, — darum sort mit ihm. Sie wissen, hochgeehrter Herr, wie ich vor einem Jahr Ihnen Nachricht geben mußte von einem solchen Act barbarischer Zerstörung, der vor beiläufig 25 Jahren die Papiere einer alten berühmten Firma vernichtete. Und wie viele alte Geschäfte sind es wohl, die auf gehaltene Umfrage sagen könnten: ich babe bewahrt, was an Stoff zu meiner eignen Geschichte noch ans früherer Zeit vorhanden war! Wo ^ sind die alten Geschäftspapicre von Brcitkops, Cotta, Göschen, Stahel, Metzler u. A.? Es sollte mir lieb sein, wenn man erklären könnte: es ist, wenn auch nicht mehr alles, so doch noch vieles vorbanden und wird, che es vernichtet wird, genau auf seinen Inhalt geprüft werden. Beim Himmel, es wäre sehr zu wünschen, daß dem Buch handel etwas mehr von jenem aristokratischen Sinn innewohnte, der den Grundbesitzer veranlaßt, sich ein Archiv anzulegcn für die Geschichte seines Hauses, der Familienerinncrungen sorgsam wach erhält und in schriftlicher Form in jenem niederlegt. Selbst der Käufer eines alten Geschäfts, tritt er nur insofern in die neue Stellung, als er diese ausuutzt zu seinem pccuniären Vorthcil, oder übernimmt er nicht auch die moralische Verpflichtung, was ihm durch Kauf zugefallen, soweit es von allgemeinem Interesse ist, aufzubcwahrcn oder durch Veröffentlichung zu verwerthen? Ich denke, doch wohl! So weit hat sich doch heutzutage die Selbst - erkenntniß fortentwickclt, daß der einzelne Mensch nicht allein gegen sein Ich Verpflichtungen habe, sondern auch gegen die ganze menschliche Gesellschaft. Und kommt der Buchhändler nicht gleich mäßig der Verpflichtung gegen sich, sein Geschäft, seine Familie, die Genossen und die Allgemeinheit nach, indem er, jeder an seinem Theil, in der angedeuteten Weise an der zukünftigen Geschichte seines Standes mitarbcitet? Es ist nicht zu verlangen, daß ein Jeder gleich lobcnswcrthen Eifer entwickele wie die Firma Brockhaus, aber dringend zu wünschen bleibt, daß der Buchhandel aus den schwachen Anfängen von Interesse fiir seine Geschichte fortschrcitc zn einem Handeln, das nicht mehr besteht im Zerstören alter Mannscripte, sondern in ihrer Benutzung. Ist erst das Benutzbare ausgcschieden und zum Gebrauch zurückgelegt, nun, dann kommt die Papiermühle noch früh genug. In dieser Weise habe ich die Weidmannschen Papiere durch gesehen; Sie, hochgeehrter Herr, waren mir dabei und bei der Ver öffentlichung ein treuer Beistand. Indem ich Ihnen dafür auch im Namen Derer danke, die für die Geschichte des deutschen Buchhandels Sinn und Berständniß haben, schließe ich mit dem Wunsche, daß der Mann, der die Ehre haben wird, Ihr Nachfolger im Amt des Börsenvorstehcrs zu sein, auch in dieser Hinsicht dem Beispiel seines Vorgängers folgen möge. Darmstadt, Anfang April 1873. vr. Karl Büchner. Miscellcn. Triest, 30. Mürz. Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon bekannt ist, daß Will). Eßmann lMiinster'schc Bnchh.) hier sein Geschäft Ende Januar an die Hrn. Perco L Co. verkauft hat. Wie hierbei die Verleger wegkommen werden, das ist eine große Frage, denn wenn auch von den Käufern Activa und Passiva vertragsmäßig übernommen wurden, so wird doch die Bezahlung der letzteren heute mit dem Vergeben verweigert, von dem Verkäufer betrogen zu sein. Die Käufer strengen jetzt einen Prozeß gegen Eßmann an; dieser ist indcß über alle Berge und man weiß gar nicht, wo er sich befindet. Es ist von dem Interesse der Verleger dringend geboten, über diese Verhältnisse Aufklärung zu erhalten, und da solche bis jetzt von an derer Seite auffälliger Weise noch nicht erfolgt ist, so will ich Ihnen diese Mitthcilungen zur geeigneten Benutzung überlassen. Pcrsonalnachrichtcn. Herrn Geh. Commerzicnrath, Consul W,ilh. von Baensch hier ist von dem König von Württemberg der Olga-Orden verlieben worden. Der Großherzog von Sachsen-Weimar hat Herrn Alex. Huschte in Weimar das Prädient „Hof-Buchhändler" verliehen. Am 14. Februar d. I. feierte Herr E. Steiger in New-Aork ! sein 25 jähriges Buchhändler-Jubiläum. 186*
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