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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-05-07
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1873
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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Ericheinl «über Sonntags täglich. — Br« Irüh S Uhr eingehende Anzeigen lemnirn in der nächsten Nummer zur Aufnahme. Börsenblatt für den Beiträge für da« Börsenblatt sind a» die Rcdaction — Anzeigen aber an die Expedition desselben zu sende». Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum de« Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. ^ 104. Leipzig, Mittwoch den 7. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1873. Buchdruckcrgcdanken über Orthographie.*) Zwei Lcbensbcrufe sind es, die durch die Schwankungen und Schwierigkeiten der Orthographie besonders nachdrücklich ^E)rt werden: der des Lehrers und der des Buchdruckers. Was andere Berussgenossen, gelehrte und nicht gelehrte, nur als leicht vorübergehende Schwierigkeit berührt, das macht sich dem Lehrer als verwirrende Hemmniß, dem Setzer sogar als Zeit- und Geld srage fühlbar und hat bei beiden schon vielfache Versuche hervor- gerufcn, dem Uebclstande abzuhclfen. Welche Lästigkeiten für den Lehrer aus der Orthographiefrage hervorfließen, braucht nicht auscinandergesetzt zu werden, es genügt die Hindeutung, daß das Schwanken in den orthographischen Regeln, da es unter den Lehrern ist, erst recht sich aus die Schüler überpflanzen, daß es namentlich für die jüngeren derselben, die überhaupt noch keine Praxis, ja keine Idee davon haben, geradezu verwirrend wirken muß. Zwar ist cs wohl jetzt nur noch in wenigen Schulen so, daß jeder Lehrer sein eigenes Sistem der Orthographie hat, daß also der arme Schüler, wenn er zu einer neuen Klasse aussteigt, wieder eine neue Orthographie annchmen und sich das als Fehler an streichen lassen muß, was er früher mit sauerm Fleiß als richtig sich einstudirt hat. In den meisten Schulen hat man sich wohl über eine gewisse Gleichartigkeit verständigt. Aber, wenn nun ein Schüler von einer andern Schule kommt? Je fester er sich seine bisherigen Regeln eingeprägt hatte, um so schwieriger die Um prägung, und je weniger fest er bisher war, um so verwirrter wird er nun. Und nun der Drucker oder vielmehr der Setzer. In jeder Druckerei bildet sich mit der Zeit eine Hausorthographie aus. Nun kommt ein neues Werk zum Satz. Jeder Autor hat seine eigene Orthographie; was der eine groß schreibt, schreibt der andere klein, der eine schreibt gewisse Wörter mit c, der andere mit k, dieser hält am Dehu-h fest, der andere verwirft cs u. s. w. Der Setzer, der natürlich Wörter, nicht Buchstaben liest, setzt unwillkürlich nach seiner gewohnten Orthographie, da kommt dann die Korrektur, zum Entsetzen bunt, und dkr arme Setzer muß stundenlang in der Form herumstechc»; dies wiederholt sich durch mehrere Bogen, bis er sich endlich gewöhnt hat. Nun ist das Werk fertig und er bekommt ein neues Manuskript; da wiederholt sich derselbe Verdruß und Verlust an Zeit und Geld. Aber ist es denn wirklich so schlimm mit dieser Verwirrung und Unsicherheit, hören wir fragen? Wir haben doch auf der Schule unsere Regeln gehabt und gelernt und sind damit so leidlich durchgekommcn. Leidlich, ja, der Kaufmann, der Arzt, Theologe, Jurist sind leidlich durchgekommen. Jeder festigte sich, so gut es ging, in seiner orthographischen Praxis, der eine so, der andere *) Aus dem „Daheim". Vierzigster Jahrgang anders, auf Abweichungen kam es nicht an, nicht einmal auf offen bare Fehler, wenn sie nur konsequent durchgeführt wurden, und so liefen und laufen unzählige Verschiedenheiten durch Schrift und Druck, ohne groß zu molestiren, mit Ausnahme der armen Lehrer und Buchdrucker. Da sind zuerst die großen Anfangsbuchstaben; der eine schreibt Wörter wie: jeder, keiner, alle, viele, wenige, nichts, niemand, jeder mann u. s. w. groß, der andere klein; fürs erste, zum zweiten, aufs beste, zum höchsten, im ganzen u. s. w. wird bald groß, bald klein geschrieben. Wenn ich sage: hier ist etwas, so wird dies etwas von dem einen klein, vom andern groß geschrieben, wenn ich sage: hier ist dies, so wird dem dies von den meisten ein kleiner Anfangs buchstabe gegeben werden, obwohl es genau dieselbe substantivische Bedeutung hat, wie jenes etwas. Und wie sollen wir uns mit den zusammengesetzten Zeitwörtern wie: theilnehmen, stattfinden und ähnliche verhalten, wenn wir sie auslösen, wenn wir also sagen: ich nehme theil, die Gesellschaft findet statt, sollen wir groß oder klein schreiben? Und wenn man sich hierin für klein entschiede, wie ist es mit Haushalten, er hält Haus, groß oder klein? oder mit überhandnehmen, der Sturm nimmt überhand, klein oder groß? Ferner: Schiller'sche Gedichte schreibt jedermann groß, homerische Verse auch? Lutherische Lieder groß, lutherische Kirche auch? Doch zu anderem: Wage, Samen, schreibt dieser mit zwei, jener mit einem a. Du giebst, er giebt findet man mit ic und mit bloßem i. Halbiren, hausiren, kutschiren, buchstabiren, jubiliren wird theils i, theils ie geschrieben, dagegen regieren, spazieren immer mit ie. Und nun vollends das Dehn-h. In Gewarsam, verwarlosen, Flur, erkoren, Feme, wirft der eine das h weg, der andere konservirt es sorgfältig, ebenso in Glut, Blüte, Flut, Heimat, Maut rc. In Trat und Naht setzt der eine th, der andere ht, der dritte bloß t. Weiter: Moriz, Kicbiz, Lausitz findet man mit z und tz. Adolf, Rudolf, Westfalen schreibt der eine mit f, der andere mit pH; tödtlich, Beredsamkeit findet man hier mit dt, dort mit bloßem d; Brod schreibt dieser mit d, jener mit t, Ernte, Schwert findet man mit dt und mit bloßem t geschrieben, und nun erst s und ß, wie schwanken Wörter wie: Bißchen, Firnis, Preiselbeere, Gleißner, Kom- pas und andere zwischen beiden. Doch wir ermüden den Leser nicht, wir übergehen das Schwan ken zwischen g und ch lFittig, adelig, Käfig), zwischen ä und e, sächt Grenze, Ermel, Egypten) u. a. m. Nur aus das Gebiet der Fremdwörter muß ich noch Hinweisen, da hier die Verwirrung am stärksten ist. Besonders ist das c des Lateinischen mit dem Laute k oder z eine unerschöpfliche Quelle von ' Differenzen. Cirkuliren, Akten, Akkusativ, Klasse, Advokat, Kantor, Zentner u. s. w. u. s. w. 22.',
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