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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-04-07
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1873
- Sprache
- Deutsch
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80, 7. April. Nichtamtlicher Theil. 1295 Organisation des deutschen Buchhandels sei so, daß cs den Verlegern unmöglich, höhere Honorare zu bezahlen; aber ist denn diese Organi sation sacrosanet? Man sagt auch, au der Bettelhastigkeit der deut schen Schriftstellerhonorare sei die Schäbigkeit des deutschen Publi- cums schuld, welches weit weniger Bücher kaufe, als das englische und französische; aber wie stimmt damit die Thatsachc, daß auf deut schem Boden unverhältnißmäßig viel mehr Verlags- und Sortiments buchhändler gedeihen, als ans englischen! und französischem? Aber gewiß ist einstweilen noch zweierlei: erstens, daß unter dem aus erwählten Volk des Idealismus von allen Arbeiten die geistige ver- hältnißmäßig am schlechtesten vergütet wird; und zweitens, daß in den Straßen von Stuttgart, von Berlin und Leipzig zahlreiche Paläste von Verlegern zu sehen sind, während der Palast, den ein deutscher Autor sich gebaut hätte, mit allen Diogeneslaternen der Welt, das Licht von Sonne, Mond und Sternen dazu genommen, nicht zu finden sein wird." Das sind Anklagen vor dem großen Publicum der Werke Scherr's geführt, welche Beachtung und Antwort verdienen, umso mehr als derselbe Autor seine Mißbilligung in Betreff des Buch handels auch an anderer Stelle (Gegenwart 1872, Nr.44, Se.328,I.) ausgesprochen hat. Es bleibe dahingestellt, wer gesagt hat, daß die Organisation des Buchhandels es unmöglich mache, höhere (ist wohl ein Durch schnittshonorar, nach dem doch nur gemessen und verglichen werden könnte, schon ermittelt?) Honorare zu zahlen; es sei auch nicht unter sucht, wer den Ausspruch von der Schäbigkeit des deutschen Publi kums gethan hat; aber die Bemerkungen über die unverhältnißmäßig vielen Sortiments- und Verlagsbuchhandlungen, und die trotzdem vorhandene Schriftstellermisäre, und über die Berlegerpaläste for dern zu einer Antwort heraus. Bücher haben Schicksale. Selten kann ein Verleger im Augen blick des Erscheinens eines Werkes mit Gewißheit Voraussagen, wel ches Loos demselben beschicdcn sein wird. Unter dem Mittelmäßigen geht oft das Beste für lange Zeit, manchmal für immer verloren, Un bedeutendes steigt empor, vom Zufall oder von der Laune des Publi- cums getragen. Der Verleger ist Speculant. Erbaut auf dem beweg lichen Grunde der Voraussetzung, der sich häufig sehr trügerisch erweist. Für Bücher originellen Inhalts, mögen es auch sehr gute sein, ist eben kein bestimmtes Bedürfniß vorhanden. Der Autor glaubt meist an ein unfehlbares Erstaunen, welches sein Werk in der Welt Hervorrufen wird, und verübelt es dem Ver leger, wenn derselbe infolge seiner praktischen Erfahrungen sich einigermaßen kühl verhält. Aus Grund von Hoffnungen wird das Honorar stipulirt; wenn dasselbe gering ausfällt, ist dies noch kein Beweis, daß der Verleger sich die Lage des Schriftstellers zu Nutze machen will, sondern eher eine Folge seiner Bedenken. Ein Verlags- contract wird auch wie jeder andere unter Uebereinstimmung beider Theile geschlossen, und der Beweis ist noch nicht geliefert, daß her vorragende Autoren sich ihrem Verleger anbequemcn. Aus deutschem Boden gedeihen unverhältnißmäßig mehr Buch händler als auf englischem und französischem, sagt Hr. Prof. Scherr. Wir können hinzufügen: auch ebenso unverhältnißmäßig viel mehr Autoren. Die Zahl der Schriftsteller und Kryptoschriftstellcr in un serem Vaterlande ist ungeheuer. Auf geistigem Gebiet schießt viele Saat auf, — wieviel Aehren entwickeln sich aus ihr? Das Angebot ist um ein Beträchtliches stärker als die Nachfrage, bei jedem einiger maßen hervortretenden Verleger lagern fortwährend Manuscript- angebote. Die meisten werden abgelehnt, aber auch sie suchen Unter kunft, und ihre Mehrzahl mit Erfolg. Auch find Autoren von Bedeutung oft keine schlechten Rechner. Die Späne, welche bei größeren Arbeiten abfallen, füllen die Jour nale, von da wandern sie vereinigt unter einem ansprechenden Titel in den Büchcrverlag. Solche literarischen Ragouts sind den Mägen Derer erquicklich, die von gewohnheitsmäßiger geistiger Völlerei ei niger Aufregung bedürfen. In der enormen Production aus geistigem Gebiet, in der großen Zahl der Autoren Deutschlands scheint mir die Ursache zu liegen, daß einmal mehr Buchhändler gedeihen, und zum andern geringere Hono rare gezahlt werden, als in England und Frankreich, obschon hinsicht lich des letzteren, wie oben bereits bemerkt wurde, ein Vergleich schwierig sein möchte. Was nun die Verlegerpaläste betrifft, so möge Hr. Prof. Scherr bedenken, daß sich dieselben in den seltensten Fällen aus den Werken einzelner Autoren aufgebaut haben. Vielmehr wird in vielen, ja wohl in den meisten Fällen die Sache so liegen, daß der Verleger dadurch große Erfolge erzielte, daß er eine größere Anzahl von Schriftstellern zu einem Unternehmen vereinigte, also eine Encyklo- Pädie, eine Zeitung oder dergl. ins Leben rief. Das macht in der Regel ein großes Wagniß erforderlich. Schlägt es glücklich aus, so kann der Verleger allerdings ein reicher Mann werden, und zwar ohne daß an seinem Reichthum irgend ein Schatten von Unrecht klebt. Wenn sich ein Fabrikherr z. B. ein Hans baut, kann doch nicht jeder seiner Arbeiter nachträglich verlangen, auch eins zu haben. — Wenn das Verhältniß zwischen Schriftsteller und Buchhändler aber ein so abnormes ist, wie Hr. Prof. Scherr glaubt, so empfiehlt sich das in diesen Tagen der Selbsthilfe so oft angewandte Mittel, um den Zwiespalt der Parteien zu beseitigen: — Arbeitseinstellung. Was das für Folgen haben würde, kann sich Jeder selbst ans malen. Der Verfasser ist aber der Ansicht, daß in einem solchen Vorgang zwar die Ursachen eines momentanen Stillstandes, dann aber auch die einer gedeihlicheren Entwickelung des Buchhandels liegen, welcher auch wir Buchhändler sehnsüchtig harren. — n —. Aktenstücke zur Geschichte des deutschen Buchhandels. XIII.*) ?. ?. Wir beabsichtigen, eine Buch Händler-Vereins-Bank zu Leipzig und Berlin ins Leben zu rufen. Die Zwecke und Ziele derselben, ihre Einrichtung und Ver fassung, die Höhe des Grnndcapitals und die Art seiner Aufbringung sind in dem (anliegenden) Statut klargelegt. Die erste Actiencmission wird sich auf Eine halbe Million Thaler belaufen. Die Hälfte derselben befindet sich bereits in festen Händen. Wir offeriren Ihnen an der anderen Hälfte eine Betheiligung zum Coursc von 100 hh mit einer ersten Einzahlung von 40 hh. Im Falle einer Ueberzeichnung wird eine entsprechende Reduktion statt- findcn. Die (umstehende) Bcthcilignngserklärnng, wenn von Ihnen ausgefüllt und unterschrieben, ist gütigst an eine der dort gedachten Firmen**) einznscndcn. Die Begünstigung des Ihnen offerirtcn Bethcilignngscourses von 100HH erlischt mit dem 15. April d. I. Der üblichen Rentabilitätsanpreisungen enthalten wir nns. Die große Bedeutung des Buchhandels und der mit ihm ver wandten Geschäftszweige, der enorme Verkehr und Umsatz, welchen sie repräsentiren, die bisherigen Gebrechen der Creditverhältnisse *) XII. S. 1872, Nr. 49. **) Es sind daselbst folgende Firmen aufgesührt: Knauth, Nachod L Kühne, Leipzig. Erzberger L Söhne, Augsburg. Windaus L Brodtmann, Berlin, Behrenstraße 33. A. Wienbrack, Leipzig. 174*
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