Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-03-13
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19200313
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192003130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19200313
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-03
- Tag1920-03-13
- Monat1920-03
- Jahr1920
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 60, 13. März 1920. Redaktioneller Leit. gliederzahl jetzt auf 82 gestiegen ist. Der Tod hat diesmal glücklicherweise keine Lücken in unseren Vereins- bcstand gerissen. Drei Gcschäftsjubiläen hatten wir unter unseren Mitgliedern zu verzeichnen: die Lehmann'sche Buchdruckerei, deren Inhaber, MaxOtto Lehmann, Mitglied unseres Vereins ist, konnte auf ein üOjähriges Bestehen zurückbticken, ebenso die Firma Alexander Köhler; und die Firma Theodor S ch u b e r t h , Blasewitz, auf 23 Jahre geschäftlicher Tätigkeit. Den Firmen wurden die Glückwünsche unseres Vereins übermittelt. In acht Vorstandssitzungen (zwei gemeinsam mit dem Verband) und drei Mitgliederversammlun gen sowie mehreren Sitzungen der Tariskowmission wurden die größereiz und wichtigeren Fragen, die unfern Verein berührten, erledigt, durch unzählige Briese, Rundschreiben, Telephonge spräche innerhalb der Vorstandsmitglieder die einfacheren Vor fälle bearbeitet. Sehr zahlreich waren die Gesuche um Aufnahme in den Verein und namentlich um Ausnahme in das Adreßbuch. Wir haben zahlreiche Gesuche ablehnen müssen, weil wir, wie bisher, stets den Grundsatz, daß das Buch dem Buchhändler ge hört, nach Möglichkeit berücksichtigt habe.». Das Gesuch des Konfektionshauses Böhme jun., das unfern Verein nun schon seit mehreren Jahren beschäftigt, ist noch immer nicht zum end gültigen Abschluß gekommen, weil die Firma auf unsere mehr fachen ablehnenden Entschließungen hin immer wieder durch Vermittlung einzelner buchhändlerischer Firmen sowie des Bör senvereins neue Gesichtspunkte vorzubringen sucht. Die Firma macht, nach jetzt vorliegender Behauptung, zwar einen Umsatz von ^ 70 000.— in Büchern und Musikatien und versucht, ausge nommen zu werden auf Grund der Behauptung, sie sei ein Wa renhaus und hätte somit wie andere Warenhäuser (Weriheim, Tietz, Residenz-Kaufhaus usw.) die Berechtigung zur Mitglied schaft. Wir dagegen stehen auf dem Standpunkt, daß die Firma Böhme jun. in erster Linie ein Konfektionsgeschäft ist nnd nur nebenbei bestimmte Branchen vertritt, ohne sich wie ein Waren haus auf alle Warengaituugen auszudehnen. Schleuderfälle. In mehreren Fällen, in denen offen sichtlich gegen die Satzungen der Verkaufsordnung des Börsen vereins oder unseres Vereins verstoßen wurde, oder in denen der 107»ige Teuerungszuschlag nicht erhoben wurde, mutzte ein« geschritten werden. Wir haben dabei fast in allen Fällen, einige Male unter Mitwirkung des Börscnvereins, vollen Erfolg gehabt. Aus den Zinsen der K l e mm st i f t u n g wurde auch dies mal wieder die notleidende Witwe eines verstorbenen Kollegen unterstützt; ebenso ein notleidender früherer Kollege. Die Geschäftslage des Sortiments kann im abge laufenen Jahre als befriedigend bezeichnet werden. War es in den Kriegsjahren die iimfangieictp: Kriegsliteratur, die naturgemäß eine rege Nachfrage bewirkte, so waren es jetzt die Memoiren eines Ludendorff, Tirpitz, Bethmann Hollweg, Lettow-Vordeck usw., die dein Sortiment eine willkommene Ilmsatzerhöhung brachten. Aber abgesehen davon zeigte sich auch für allgemeine und Geschenkliteratur eine erhöhte Nachfrage, was auf das Bestreben zurückzuführen ist, in all der realen Wirklichkeit, dem Niederziehenden unserer Tage eine Zu flucht für den innere» Menschen zu finden. Auch die außerordentliche Teuerung aller sonst üblichen Geschenkgegcn- stände hat dazu beigetragen, das Buch als geeigneten Ersatz her anzuziehen, das im Verhältnis zu allen anderen Gegenständen noch am wenigsten verteuert ist. Die größeren Einnahmen wei ter Kreise haben auch für das teure LuxuSbuch mit kostbarem Einband mehr als bisher Nachfrage geschaffen. Ebenso der mehr geläuterte Geschmack, der sich in weiteren Kreisen für buchgewerb- tiche Ausstattung bemerkbar macht, zumal da die immer schlechter werdende Ausstattung neuer Bücher in bezug auf Druck, Papier und Einband vielen ästhetisch fühlenden Bücherlicbhabern keine rechte Befriedigung gewähren kann. Diesen höheren Einnahmen des Sortiments stehen freilich auf der ganzen Linie die ins Unerträgliche steigenden allgemeinen Unkosten gegenüber, sodaß in manchen Sortimenten der höhere Umsatz lediglich Mehrarbeit ohne höheren Nutzen verursachte. Auch ist es unverkennbar, daß die immer höher werdende» Bü cherpreise es gerade den Kreisen, die früher zu den besten Bücher käufern gehörten (nümtich den gebildeten festbesoldeten Beamten und Gelehrten), unmöglich maclsen, Bücher im früheren Maße zu kaufen. Es kann jedenfalls nicht eindringlich genug davor gewarnt werden, sich etwa durch den flotten Geschäftsgang über den Ernst der Lage hinwegzutäuschcn. Die ins Unermeßliche gehenden Steuern und Vermögcnskonsiskationcn stehen sicher bevor, und der wirtschaftliche Zusammenbruch in irgendeiner Form scheint einsichtsvollen Wirtschaftspolitikern unvermeidlich. Ob die Wen dung plötzlich, über Nacht «insetzen oder sich allmählich vollziehen wird, kann heute noch nicht gesagt werden. Die augenblicklich besseren Einnahmen sollten deshalb lediglich als Reserven für schlimmere spätere Zeiten betrachtet werden. Der Verlag hatte unter den Teuerungsverhältnissen, die namentlich im Buchgewerbe eine ungeheure Höhe eingenommen haben, außerordentlich zu leiden und war deshalb in seiner Tä tigkeit sehr gehemmt. Die besonders im wissenschasllichen Verlag durch das Zurückströnicn von Tausenden von Studieren de» und durch Wicderöffiunig der Auslandsgrenzen eiusetzeude größere Nachfrage veranlaßte zwar zahlreiche Neuauflagen und manche Neuerscheinungen, die aber nur in schlechterer Ausstat tung und zu höheren Preisen hcrgestellt werden konnten. Be sonders verhängnisvoll ist die Lage auf dem Papiermarkt, da durch Stillegung der meisten Papierfabriken während vieler Monate im Jahre und durch die große Papieraussuhr ins Aus land Papier selbst für höchste Preise kaum mehr zu haben ist. Diese Auswirkung wird sich erst im kommenden Jahre in ver hängnisvoller Deutlichkeit zeigen. Teuer» u gszu schlüge. Der 1V7°ige Teuerungszu- schiag, an den sich das Publikum allgemein fast reibungslos ge wöhnt hatte, hat uuscrm Verein im abgelaufencii Berichtsjahre noch ziemlich viel Schreiberei und persönliche Unterredungen verursacht, weil sich einige Behörden in blinder Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse rein formell auf einen ablehnenden Standpunkt gestellt hatten. So versuchte der Rat zu Dresden in mehreren Schreibe» nicht nur den Teuerungszuschlag abzulehnen, sondern sogar den alten Rabatt, auf den er seinerzeit nur bis Kriegsende verzichtet hatte, wieder in Anspruch zu nehmen. Die Preisprüfungsstelle für Sachsen versuchte — gestützt aus das be kannte verhängnisvolle Votum des Kriegsernährungsamts: »Bücher sind Gegenstände des täglichen Bedarfs« — mit großer Energie und Beharrlichkeit, die eines besseren Objekts würdig gewesen wäre, gegen den lü°z,igen Teuerungszuschlag Sturm zu laufen. Alle diese zahlreichen Versuche wurden aber vom Vorstand des Vereins erfolgreich niedergekämpft. Der Rat pi Dresden hat denn auch mit Schreiben vom 13. April 1919 nicht nur den Teuerungszuschlag anerkannt, sondern auch die Rabatt- fordcrnng bis zur Endfrist <l. April 1920) fallen lassen. Tie unheilvolle Steigerung aller Generaliiiikosten hatte in zwischen der großen Mehrzahl der Sortimenter die Erkenntnis gebracht, daß der 107°ige Teuerungszuschlag nicht mehr aus reiche, und daß trotz höheren Umsatzes ein Rückgang des Ge winns unaufhaltsam sei, wenn nicht ein erhöhter Sorlinienler- zuschlag durch die Notstandsordnung des Börsenvereins ein geführt würde. Die lebhaften Kämpfe des Sortiments zu Kantate 1919, in Würzburg, auf den verschiedenen Verbands versammlungen und im Börsenblatt sind Ihnen allen noch in zu frischer Erinnerung, als daß sie hier ausführlich behandelt zu werden brauchten. Der 207°ige Teuerungszuschlag ist jetzt offiziell eingeführt, denn unterm 8. Januar d. I. hat der Börsen« Verein diesen Aufschlag als notwendig anerkannt und ihm. seinen Schutz zngesichert. Welche Erfahrungen dieser neue Zuschlag zei tigen wird, muß die Zukunft lehren. Augenblicklich tobt noch der Kampf einer Gruppe führender Verleger gegen diesen neuen Aufschlag. Zn dauernden Verhältnissen kann der Tenerungszu- schlag naturgemäß nicht führen, denn jeder Teuerungszuschlag ist nur ein vorläufiges Hilfsmittel und kann in einigen Monaten schon wieder hinfällig werden, wenn die Kosten so weiter wachsen wie bisher und die drohenden Maßnahmen unserer Finanzwirtschaft Wirklichkeit werden. Durch neue Teuerungs- zuschläge entfernen wir uns aber vom festen Ladenpreise immer mehr, und der Vorschlag des Herrn Urban, Berlin, in Nr. 27
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder