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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.02.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-02-26
- Erscheinungsdatum
- 26.02.1873
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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746 Nichtamtlicher Theil. 47, 26. Februar. gesucht. Mag man von dieser Petition ihrem ganzen Wortlaute nach halten, was man auch will, aber man hätte nicht ctwartdn dürfen, daß in einem Blatte, welches dieJnteresscn desBuchhandels in seiner ganzen Würde zu wahren mit berufen ist, die Quistorp'sche Petition lächerlich gemacht, und dem von Quistorp bezeichnet«» schamlosen Unfuge noch das Wort'geredet werddn könnte; wie dres in ^„Öster reichischen Buchhändler-Correspondenz" 1872, Nr. 51, Se. 476 der Fall gewesen ist. Mit Verwunderung liest man daselbst: „Die Un- keuschhcit und Sittenlosigkeit — wenn sie in dem svon Quistorp j ge schilderten Grade vorhanden sind — sind ein Product der Zeit, und Niemand, selbstverständlich auch der Buchhandel und die Literatur nicht, kann sich den Strömungen entziehen, die pcriodenwcise die herrschenden werden. Ein allgemeines Wohlbefinden, die Zunahme des Wohlstandes — Kennzeichen unserer Zeit — erzeugen sinnliches Behagen und ein Ueberquellen der sinnlichen Natur. Auf fette Jahre folgen dann auch wieder magere Jahre, d. h. auf «Unkeuschheit und Sittenlosigkeit- folgen von selbst Keuschheit und Enthaltsamkeit — das ist der Lauf der Welt, und es ist ein komischer pastoraler Einfall, ein »Gesetz« gegen das aufwerfen zu wollen, was man den »Geist der Zeit« nennen darf." — Ist dies die geziemende Sprache des Organes eines Standes, dessen Mitglieder als die Träger der Literatur auch die Träger der Bildung und Gesittung sein sollen; vertragen sich die in den vorstehenden Worten ausgesprochenen Grundsätze mit denen der Bildung und Gesittung, welche die Literatur, anstatt sic den ge rade herrschenden, nur zu oft verderblichen Zeitströmungen, wie in der Gegenwart den übcrhandnchmcndcn Strömungen des Schwindels, zu überlassen, vielmehr zu leiten und zu fördern die Aufgabe hat? Hoffentlich werden sich mit solchen Grundsätzen die maßgebenden Leiter der „Oesterreichischen Buchhändler-Correspondenz" nicht ein verstanden erklären, ebensowenig wie dies bei den Leitern des „Bör senblattes für den deutschen Buchhandel" der Fall ist, welche allen Ankündigungen jener schamlosen, von Quistorp gekennzeichneten Ar tikel die Spalten ihres Blattes verschlossen haben. Misccllen. Von der Einbringung des Preß ge setz es in der bevorstehen den Session des Reichstages ist nach zuverlässigen Nachrichten aus Berlin jetzt definitiv Abstand genommen. Als Grund dafür hört das Deutsche Wochenblatt anführen, daß erst das Ergcbniß der Ver handlungen über die G'erichtsorganisation abgewartet werden soll, da es nothwendig erscheint, vor Aufhebung der jetzt der Polizei ein geräumten Rechte die Verantwortlichkeit der Presse vor den Ge richten genau festzustcllen. Von süddeutscher Seite ist vielfach der Wunsch ausgesprochen worden, die Preßprozesse dem gelehrten Rich ter zu entziehen, und gerade deshalb wird cs vor einem weitern Vorgehen in dieser Sache nothwendig sein, die jetzt schwebende Frage über Geschworenen- oder Schöffengerichte zu erledigen. In der von 55 Prinzipalen besuchten Generalversammlung der Berliner Buchdruckereibesitzer vom 23. ds. wurde beschlossen: 1) das Vorgehen des Deutschen Buchdruckervereins und des Leip ziger Localvereins für ein im Interesse der Herstellung geordneter, dem Geschäft gedeihlicher Zustände gebotenes zu erklären und den Vorständen wie den Mitgliedern beider für ihr festes und mann haftes Vorgehen Dank auszusprechen; 2) neben dem Berliner Local- vercin des Deutschen Buchdruckervereins auch einen Kreisverein Brandenburg zu bilden; 3) es sei Pflicht der Berliner Buchdruckerei- bcsitzer, den Strike der Leipziger Buchdruckergehilfen nicht dadurch zu unterstützen, daß diese von ihnen in Arbeit genommen werden, welcher Beschluß mit allen seinen Consequenzen in Kraft treten soll, sobald die Betreffenden sich notariell dazu verpflichtet haben, zu welchcm Zweck dcr Vorstand sofortdie nöthigen Einleitungen treffen soll. Von der llniversitäts- und Landesbibliothek in Straßbnrg. — Ein gewisser Signourct schreibt in seinen „Souve nirs äst dornburäsrnsnt et äs 1a oapitulution äs ^trasbourA. Miamis 1872" von der verbrannten öffentlichen Bibliothek in Straßbuvg:' „Mts oontsnait guantits ä'ouvra§S8 äss plus rarss, äs rna.Aniügue8 ineunablsZ, st surtout äs8 inanu8orit8 uniguss gus 1s8 80U8sriptioll8 1s8 plus abonäuntss st tous 1s8 trssors äs 1a Lrusss ns parvisnäraisnt pas ä rsrnplaosr." Das ist freilich wahr, daß die verbrannten Manuscripte nicht wieder zu ersetzen sind, ob aber die Gaben, mit welchen die neue kaiserliche llniversitäts- und Landcsbibliothek nicht bloß von „Preußen" bedacht wird, und die Ankäufe, welche durch die Fürsorge der deutschen Regierung für die genannte Anstalt gemacht werden, nicht eine für die Wissenschaft brauchbarere Bibliothek schaffen, als die verbrannte war, ist doch eine andere Frage. Immer langen noch reiche Geschenke an; dies ist gewiß ein Zeichen von großer Theilnahmc an diesem vaterländi schen Werk, und zeugt von dem Bestreben Vieler der Stadt einen Freundschaftsgruß zu senden, welche, solange sie französisch war, kaum ein Deutscher hatte vergessen können, und nach der ihn ein unsägliches Heimweh ergriff, so oft er von jenseit des deutschen Stromes den Giebel des Münsters ragen sah. Daß jedoch auch Nichtdcutsche die kaiserliche Bibliothek in letzter Zeit mit schönen Gaben bereicherten, wird aus den nachfolgenden Zeilen erhellen. Die Reihe der Schenker, welche sich in letzter Zeit mit Gaben be- theiligtcn, eröffnen zwei kaiserliche Majestäten: die Deutsche Kaiserin stiftete ein Prachtwerk, der Kaiser von Rußland den von Tischcndorf herausgegebenen doäsx Sinaitious. Ein architektonisches Pracht werk verdankt die Anstalt dem Fürsten von Fürstenberg. Der Ernst Arnold'sche Kunstverlag in Dresden ließ die bei ihm einzeln erschie nenen Kupferstiche für die kaiserliche Bibliothek in Straßburg eigens in einem Band vereinigen, nachdem er diesem werthvollen Geschenk bereits mehrere für die Kunstgeschichte wichtige Werke hatte voran gehen lassen. Die Zahl der Manuscripte wurde durch den Antiquar Fidelis Butsch in Augsburg wesentlich vermehrt; derselbe übergab auch einen höchst werthvollen Holztafeldruck. Sämmtliche deutsche Staaten senden ihre amtlichen Veröffentlichungen; jedoch nicht bloß deutsche Regierungen beweisen eine große Opferwilligkeit, auch bel gische Ministerien haben ihre Publicationcn sowie die ihnen unter geordneter Behörden zur Verfügung gestellt. Großartig sind ferner Geschenke des Bibliothekars Van derHaegen inGent, welcher biblio graphische, literaturgeschichtliche uich historische Werke von großer Wichtigkeit schenkte. Das italienische und das englische Comitd setzen ihre Sammlungen immer noch in erfreulicher Weise fort. Das nordamerikanische Comits schickte 9, das in Madrid 3 Kisten mit Büchern. Braumüller in Wien fügte seinen früheren kostbaren Geschenken die von Sickel herausgegebenen Uonurnsnta Araxbioa hinzu. Deutsche Verleger, die entweder ihren ganzen Verlag oder eine Auswahl daraus anboten, wären neuerdings wieder inbcträcht- licher Anzahl zu nennen, so Ernst Mohr in Heidelberg, Grunow in Leipzig, Finsterlin in München, Mauke in Jena, das Bibliographi sche Institut in Hildburghausen u. a.; wir wollen jedoch nur das Eine erwähnen, daß F. A. Brockhaus in Leipzig allein 1199 Bände mittheilte. In einer badischen Zeitung wurde kürzlich der Vor schlag gemacht, jeder badische evangelische Pfarrer solle wenigstens ein Buch schenken, da ja manches doppelt oder für den Besitzer uu- nöthig, wenigstens entbehrlich in der Bibliothek vorlicgc. In der That, wenn einzelne Stände zusammcntretcn und in ihren Kreisen Bücher sammeln würden, könnten noch Tausende werthvoller Werke die kaiserliche Bibliothek in Straßburg vergrößern helfen und die geeignetste Antwort auf Aussprüche wie den Eingangs erwähnten geben. (Allg. Ztg.)
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