Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-06-04
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1873
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18730604
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187306047
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18730604
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1873
- Monat1873-06
- Tag1873-06-04
- Monat1873-06
- Jahr1873
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2010 Nichtamtlicher Theil. 126, 4. Juni. Herr war weither gekommen, um noch am Abend seines Lebens mit offenem Auge die Mängel seines eigenen Standes im Batcrland zu vergleichen mit der geordneten, großartigen Thätigkeit des deutschen Buchhandels. An einen Toast auf Gutenberg und auf den Börsen- vercin knüpfte er die Hoffnung und das Besprechen, die in Deutsch land gesammelten Anschauungen und Erfahrungen heimzutragen und trotz seines Alters rastlos auszusäen, damit sein Vaterland, das wiedergeborcnc Italien, in Zukunft nicht mehr zurückstche hinter den anderen Völkern. Dieser ruhelose Mann, der nach fünfzigjähriger erfolgreicher Thätigkeit nicht zurückschreckt vor der Losung, vor der ernsten Lösung eines solchen Versprechens, war der Cav. Giuseppe Pomba aus Turin, der die weite beschwerliche Reise unternommen, um nach per sönlicher Prüfung deutscher Verhältnisse selbst Hand anzulegen an den Aufbau einer besseren, dem Buchhandel und der literarischen Entwicklung Italiens zuträglicheren Organisation. Und der Mann hat Wort gehalten, mit der Thatkraft eines Jünglings hat er sich ans Werk gemacht. Der Centralpunkt sollte und mußte geschaffen werden, dieser Gedanke war seine Lebensauf gabe geworden. Kaum heimgekchrt, ließ er Schürmann's Schriftchen über Leip zig als Centralpunkt ins Italienische übersetzen, fügte demselben einen Artikel Neigebauer's über den Buchhandel in Deutschland und Italien hinzu-, und legte seine eigenen Eindrücke in einem be scheidenen Briefe nieder, welchen die OoEtta äi Torino am 2. Mai 1869 veröffentlichte. Andere Beigaben wurden hinzugcfügt, ein Bericht in der Oxiuions, dem verbreitetsten politischen Journale Italiens, behandelte die Wichtigkeit der Gliederung des deutschen Buchhandels; statistische Notizen und ein Auszug aus den Statuten des Börsenvereins vollendeten das Büchlein, welches noch in dem selben Jahre in Turin erschien und an sämmtliche italienische Buch händler gratis vertheilt wurde. Das war der erste Schritt zur Gründung des Uinporio librario italiauo, welcher im Juli dieses Jahres in Florenz seine Thätigkeit beginnen wird. Vier Jahre hartnäckigen Kampfes haben den Cav. Pomba nicht ermüdet, an Widersachern hat es ihm nicht gefehlt, er hat aber kein Opfer gescheut, es soweit zu bringen, um sagen zu können: der Centralpunkt ist geschaffen, Eure Thätigkeit, Eure Intelligenz, Ihr Buchhändler, mag ihn verbessern, mag ihn vollenden, mag ihn entwickeln. Viele und wahlberechtigte Einwendungen sind in der Libllo- AraLuItalig-uo. gegen das Unternehmen gemacht, aber gerade daß dies geschehen, zeugt wohl am besten dafür, daß man sich unbehaglich fühlt in den heutigen Verhältnissen, daß man eine Reform für noth- wendig, sehr nothwendig hält. Aber alle Einwendungen haben den Cav. Pomba nicht irre gemacht in seinem Streben, trotzdem gerade er keine erfreulichen Erfahrungen gesammelt mit dem kläglichen Aus gange des Umxorio in Livorno, welcher von 1845—46 ein Schein leben geführt und an der Indolenz der Buchhändler selbst zu Grunde ging. Das zähe Festhalten Pomba's an seinem Vorhaben zeugt aber von der Uebcrzeugungstreue, welche häufig gerade dasHanptelement bildet, um überhaupt schaffen zu können. Er selbst muß wohl über zeugt sein, daß das Wie des Erfolges eben in der ferneren Entwick lung solcher Pläne liegen muß; dergleichen Neuerungen schüttelt man nicht fertig und vollkommen aus dem Aermel und am allerwenigsten in einem Lande, wo es mehr Bücherverkäufer als Buchhändler gibt. Hier nun müssen wir einen Rückblick werfen auf den gescheiterten Lmporio in Livorno, dessen Existenz überhaupt wohl inDeutschland kaum bekannt sein dürfte. Eine ganz den deutschen Zuständen ana loge Entwicklung des Buchhandels ist in Italien nicht möglich, der Boden und die Menschen sind andere, wir halten es daher für noth wendig, die Gegenwart durch die kurze Darstellung der Livorneser Episode verständlicher zu machen. Zur Zeit der Gelehrtencongresse, welche von 1840—1848 in Italien jährlich von Stadt zuStadt wanderten und manches zur Er weckung des nationalen Geistes beitrugen, veranlaßte die gänzliche Unzulänglichkeit des italienischen Buchhandels die Gelehrten selbst, eine nothwcndige Reform desselben zuerst im Congrcsse zu Florenz im Jahre 1841 anzuregen. Man ernannte einen Ausschuß, dem die Frage vorgelegt wurde, „ob es nützlich und möglich sei, in Italien und zwar in Florenz alljährlich zwei Messen nach Leipziger Muster ins Leben zu rufen". Der Graf Serristori, Enrico Mayer und Pie tro Vieusseux, der so hochverdiente Schöpfer der ^.ntoIoAm und des ^robivlo storioo, dieser letzte als Buchhändler, wurden zur Lösung der Frage berufen. Schon damals wurde auch der Cav. Pomba mit zu Rathe gezogen. Der Professor Pietro Conticini in Siena ver öffentlichte 1842 seine ^.ppuuti sulla orAUnirrarious cksl conimor- cho librario in Osrmanm, welche bestimmt waren, dem Ausschüsse in Florenz Aufklärungen über den deutschen Buchhandel zu geben. Der folgende Congreß, welcher 1842 in Padua tagte, ging vorüber ohne die Berichterstattung der Florentiner Commission. Was dieselbe zum Schweigen veranlaßte, ist uns unbekannt. Im Congreß vonLucca(l843) endlich entledigte sie sich ihres Auftrages; der Graf Serristori verlas das Gutachten der Commission, welches entschieden ungünstig für die Ausführung der Idee, einen Central punkt zu schaffen, ausfiel. Dasselbe wurde im vmrio und den ^.tti des Kongresses abgcdruckt. Die politischen Verhältnisse und namentlich das Mißtrauen, mit welchem schon damals die Gclchrten- congresse von der Polizei beehrt wurden, tragen wohl die Haupt schuld an dem Scheitern der guten Absichten. Jede zehn Schritt eine neue Grenze, ein neues Zollamt, eine neue Censur, noch oben drein fast überall mit Pfaffen besetzt! Dabei ein Heer vonBuchhänd- lern ohne Bildung, die zu jener Zeit, und manche von ihnen auch heutzutage noch, weit unter unscrn sogenannten Ellcnreitern standen. Der Buchhändler Stella in Mailand versuchte es noch einmal in seiner Uiblio§ratiu Ituliuim, dieses Votum durch mehrere Artikel zu entkräften; Vieusseux antwortete in seiner Broschüre: „lieber die Zustände des italienischen Buchhandels und über den Wunsch, eine Messe zu schaffen"; und dabei hatte die Sache wieder ein Jahr lang ihr Bewenden. Der Cav. Pomba war aber anderer Meinung. Der nächste Congreß im Jahre 1844 zu Mailand gab ihm Gelegenheit, den Plan von neuem anzurcgen. Eine Broschüre von 90 Seiten, in welcher namentlich auch die literarische Eigenthumssrage, welche bei der Kleinstaaterei Italiens äußerst hindernd der Sache entgcgcntrat, behandelt war, sollte der Wiederaufnahme der Frage den Weg bahnen. Eine zu jener Zeit vom Professor Pietro ab. Mngna in den ^rmuli cli stutistiaL veröffentlichte Abhandlung über den deutschen Buchhandel hatte wohl den gleichen Zweck. Aber auch dieses Mal scheint der Gelehrtencongreß die Sache todtgeschwiegen zu haben. Nun griff der Cav. Pomba auf eigene Faust zur Ausführung seines Planes einer großen Niederlage (Lmporio) in Livorno, dessen bereits in den Verhandlungen des Congresses inFlorenz 1841 Erwähnung geschieht. Er verständigte sich in Mailand mit den damaligen tonangebenden Häusern Silvestri, Stella, Ubicini, Sonzogno, Pirotta und Guglicl- mini. Man bildete eine Actiengesellschaft, welche 200 Zeichner fand. Der Gedanke war praktisch, man wollte dem Buchhändler die Mög lichkeit bieten, bei diesem großen Commissionsgeschäft alle Producte des italienischen Buchhandels, welche dort in hinreichender Anzahl deponirt werden sollten, kaufen zu können. Die unerschwinglichen Porti für kleine directe Pallete, welche heutzutage in Italien den Buchhandel noch bedrücken, die daraus entspringende endlose Brief schreiberei und Buchhaltung mit ihren ganz unverhältnißmäßigen Unkosten, die Zeit- und Geldverschwendung mit der für jedes ankom- mende Packet zu jener Zeit vorgeschriebenen Censurbehandlung wür den verschwunden sein. Leider aber fehlte der Gemeingeist, es fehlte
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder