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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.06.1920
- Strukturtyp
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- 1920-06-03
- Erscheinungsdatum
- 03.06.1920
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- Deutsch
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vlksenilatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X- NS, S. Juni 1920. für unser» Berus werden sich ja aus diesem Kanal nicht ergeben, aber wenn unsere großen buchgewerblichen Betriebe durch ihn billigere Kohlen und Frachten gewinnen, wenn die zahlreichen süddeutschen Papierfabriken wohlfeilere elektrische Krasi erhallen, so ist auch für ihn ein beträchtlicher Nutzen zu erwarten. Eine Abteilung »Literatur- war auf der Ausstellung nur durch das »Süddeutsche Jndustrieblalk« vertreten, es ist aber nicht zu be zweifeln, daß auch dem Buchhandel aus dem Riesenunlernehmcn vermehrte Arbeit erwächst. Galt diese Ausstellung der Hebung der wirtschaftlichen Kräfte unseres Schwabenlandes, so ist die »Jubiläums-Ausstellung des Schwäbischen Schillervereins« der schwäbischen Dichtung der Ge genwart gewidmet. Vierzehn Tage lang, vom 11.—24. April, war sie in den herrlichen, schon in meinem ersten Briefe er wähnten Räumen des Stuttgarter Handelshoss zu sehen, den Sommer über wird sie im Marbacher Schillermuseum Platz finden. Sie umfaßt Drucke, Handschriften und Bildnisse von etwa 189 Dichtern und Dichterinnen unserer Zeit und zeig! gleichzeitig, welch überaus regen Anteil unser Beruf am gei stigen Leben der Gegenwart hat. Es grünt und blüht noch kräftig im schwäbischen Dichterwalde, und wenn auch nicht alle Blüien- träume reisen, was namentlich unser Beruf zu beklagen hat, so kann man sich doch freuen, daß der Geist unseres Volkes trotz aller Wirrsale nicht unterzukriegen ist. Wenn man von schwäbi- scheu Dichtern spricht, so darf auch nicht ihre wundervolle Schwa benheimat vergessen werden, die sich jetzt wieder in vollem Glanze ihrer Frllhlingspracht zeigt. Freilich, die alten Zeiten sind vorüber, wo man mit dem Naturkneipen ein fröhliches Kneipen in schwäbischem Wein mit gutem »Veschpern« verbinden konnte. Der Wein ist ein kostspieliger Luxus geworden, und Schiller würde gewiß heute kein Lied »An die Freude- mehr dichten. Doch genug von dieser materiellen Abschweifung! Es ist der Geist, der sich den Körper baut, und daß der schwäbische Geist, wie er sich in den Erzeugnissen der Literatur auswirkt, immer noch ein gesunder ist, das bezeugt u. a. eine feinsinnige Bemer kung von Ernst Kopfs in einem Sonntagsartikel des Merkur über »Das Los des Dichters«, worin gesagt ist, »daß außer der be sonderen schwäbischen Natur die Abneigung gegen alle Unnatur, alles Sensationelle, Affektierte und Perverse ein gemeinsames Band um die schwäbischen Dichter schlinge«. Von Berlin und München kann man das nicht sagen. Und für den echten demo kratischen Geist des kleinen, im Reiche der Geister so großen Würt temberg bietet gerade der Schwäbische Schillerverein einen trefflichen Beleg durch die Tatsache, daß er erwachsen ist aus dem Zusammenwirken eines schlichten Bürgers mit seinem König, des Siadtschultheitzen Haffner von Marbach mit König Wil helm II. von Württemberg. Der »Schwäbische Bund-, die neue »Monatsschrift aus Oberdeutschland- von Strecker L Schröder, soll in diesem Zu sammenhänge nicht vergessen sein; ihre Werbeblätter lagen in der Jubiläums-Ausstellung mit aus. Innerlich und äußerlich ist diese vornehme, dabei für die heutigen Verhältnisse recht wohl feile Zeitschrift gleichzeitig eine wirkungsvolle Propaganda für die Leistungsfähigkeit und Gediegenheit des Stuttgarter Buch handels. Da sie den ganzen alemannischen Stamm, über die politischen Grenzen hinweg von Augsburg bis Straßburg, von Heidelberg bis Zürich, zusammensassen und keinen geistigen Par- tikularismus, keinen Stammeshochmut züchten, vielmehr Brücken des Verständnisses zwischen Nord und Süd schlagen will, so wird sie den dunklen Kräften, die an der Zerstückelung des Reiches arbeiten, einen wirksamen Damm entgegensetzen helfen. Nur eine kleine Broschüre von 40 Seiten ist es, die die Abteilung Volkshochschule des Stuttgarter Vereins zur Förde rung der Volksbildung in die Welt sendet, ein Verzeichnis der Vortragsreihen, Führungen und Übungen im Sommerhalbjahr 1920, und doch ist sie so inhaltreich, daß sie weit über die Stadt grenzen hinaus berechtigtes Aussehen erregen wird. Was hier versucht wird: die Arbeiter- und Bildungskreise durch gemein same geistige Arbeit einander näherzubringen, ist »des Schweißes der Edlen- wert. Wir Buchhändler dürfen diesen Bestrebungen besonderen Erfolg wünschen, da sie die Liebe zu »«2 wuchern zu Wecken und zu fördern geeignet sind. Ais rein lite rarische Themen sind u. a. in Aussicht genommen: Deutscher Prosastil: Gemeinschaftliches Lesen aus Werken Luchcrs, Les- sings, Goethes, Paul Heyses und moderner Zeitungsartikel, — Friedrich Schiller, — Einführung in die deutsche Lyrik von Goethes Tod bis zur Gegenwart: Eichendorff, Heine, Mörike, Keller, Conrad Ferdinand Meyer, Nietzsche, Dehmel, George, Rilke, b. Scholz, — Gottfried Kellers Leben und Werke, — Goethes Faust, — Goethes lyrische und epische Dichtungen. Das Verzeichnis der Lehrkräfte umfaßt nicht weniger als 76 Namen. Mit besonderer Genugtuung begrüßen wir, daß im Vorstand des Vereins zur Förderung der Volksbildung als Leiter der Ver- lagsableilung unser Kollege I. Wcgner verzeichnet ist. Der Ver lag selbst weist als Hauptvcrlagsartikel die Monatsschrift »Volks- bildungsblalt für Württemberg und Hessen- aus mit einer Rubrik »Bücher- und Presseschau-. Hoffentlich kommt diese hier nicht ebenso knapp weg, wie es in der Tagespresse der Fall ist. Die Zeitungen haben von jeher ihre Verpflichtungen gegenüber der Literatur ungenügend erfüllt, aber so schlimm wie jetzt war es noch nie. Platz dafür wäre mit Leichtigkeit auch in der Zeit der heutigen Papiernot zu gewinnen, wenn die Theaterkritik ein geschränkt würde, wie sie es unter den jetzigen kläglichen Ver hältnissen nicht anders verdient. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn der Buchhandel durch seine Vereine auf die Tagespresse mehr ein wirken würde; denn das Buch ist ein außerordentlich wichtiges Volksbildungsmittel, und bei dem vielen Unkraut, das jetzt em porwuchert, tut eine gute literarische Kritik doppelt not. Zeit wäre es auch, daß wieder energisch Front gemacht würde gegen die wahrhaft traurige Vorurteilslosigkeit, mit der gewisse Kreise des deutschen Verlagsbuchhandels die Auslandliteralur propa gieren. Frankreich sollte uns in dieser Beziehung als Vorbild dienen. Seinem beschränkten und gehässigen Chauvinismus darf man nicht das Wort reden, aber an Volksbewußtsein ist uns die grsucks Nation- immer noch weit voraus. Der Pflege des Volksbewußtseins will auch das deutsche Auslands-Institut dienen, das jetzt im Neuen Schloß eine ideckle Heimstätte gefunden hat. In ungeahntem Maße hat diese im Kriegsjahr 1917 entstandene Schöpfung ein reiches Feld für ihre Praktische Betätigung gefunden, freilich in ganz anderem Sinne, als man damals dachte, nämlich als Auskunftsstelle für die zahlreichen Auswanderungslustigen, die teils von selbst sich dort Rat holen, teils durch staatliche Für sorge gelegentlich der Paßbeschaffung dorthin über wiesen werden. Das Neue Schloß mit seinen ausgedehnten Räumlichkeiten ist für die Zwecke des Auslandsinsliluts wie ge schaffen; das umfangreiche Handwerkszeug der Beamten (Biblio thek, Kartotheken usw.) hat hier genügend Play, und seinem weiteren segensreichen und so wichtigen Wirken ist gerade an dieser Stelle eine würdige Stätte bereitet. Eine Besichtigung zur Junimesse ließe sich gewiß ermöglichen und würde für die auswärtigen Besucher eine besondere Anziehungskraft ausüben. Nicht unerwähnt darf in diesem Zusammenhänge auch der »Württembergische Heimattag« bleiben, der am 20. April in der Technischen Hochschule in Stuttgart stattgefunden hat. Sein Ziel, die Liebe zur schwäbischen Heimat durch Schaffung ent sprechender Bücher zu fördern, wird man ohne weiteres billigen dürfen; ob es aber möglich sein wird, gerade in jetziger Zeit mit ihrer wahnsinnigen Verteuerung aller Herstellungskosten neue Bücher, die doch in diesem Falle erst recht nicht kostspielig sein dürfen, zu schaffen, muß bezweifelt werden. Von der Verteuerung der Literatur ist auch in der Mitglieder- Versammlung der Tübinger Abteilung der »Württembergische» Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften» die Rede gewesen. Diese Gesellschaft, durch Stiftungen vorzüglich aus den Kreisen des Handels, der Industrie und des Großgrundbesitzes unter der Schirmherrschaft König Wilhelms II. ins Leben gerufen, besteht jetzt drei Jahre. Sie gewährt Mittel zur Unterstützung wissen schaftlicher Arbeiten und Unternehmungen auf den von den drei Hochschulen des Landes, der Universität Tübingen, der Tech nischen Hochschule und der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim, gepflegten Wissensgebieten. Der betreffende Passus.
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