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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1873
- Sprache
- Deutsch
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4394 Nichtamtlicher Theil. 273, 26. November. fragen: wie wird der Schriftsteller bei Ablieferung des Manuscripts und wie im ferneren Verlaufe des Unternehmens gestellt? Endlich darf nicht außer Acht gelassen werden, daß 7 Bände für 10 Thlr. auch nicht übertrieben billig ist, denn es handelt sich bei diesem Preise uni ein „festes" Continnationswcrk, das nur gegen Pränumerandozahlung abgelassen wird; und auch der herabgcdrückte Rabatt von 20°/o ist nicht ohne Weiteres gerechtfertigt. Jeder Buchhändler und auch jeder eigentliche Bücherkäufer weiß, daß der Verleger Continnationswerke gegen Baarzahlung auch bei den ge wohnten Bedingungen von 25 bis 33U U Rabatt und Frei-Excm- plarcn zu unvcrhältnißmäßig billigerenPreisen, als einzelne Artikel „in Rechnung" verkaufen kann. Die Spesen sind bei den ersteren ge ringer; der Verleger bekommt sein Geld im voraus, hat gar keine Verluste und keine Remittendcn, auch nur so lange ein Risico, als nicht die erforderliche Zahl von Abonnenten vorhanden ist; und bei dem vorliegenden Unternehmen würde auch wohl der jetzt so schwer wiegende Posten für Inserate ganz wegfallen; die Buchhändler und — bei dem nationalen Stempel des „Vereins" — Gratis-Referate in der Presse wären wohl einzig die „Vcrtriebsmittel". Soll der Buchhändler bei der Sache ein „Ehrenamt" über nehmen, so muß cs ihm auch vcrstattet sein, die Organisation des Vereines nach innen und außen kennen zu lernen. Bevor wir in die Statuten einen befriedigenden Einblick gethan, sind wir überhaupt außer Stande, der Angelegenheit geschäftlich näher zu treten. Uebrigens wäre es vielleicht zweckmäßig, wenn auch andere Zei tungen oder Zeitschriften vom allgemeinen Standpunkte aus, wie von dem der Schriftsteller, das Unternehmen beleuchten wollten. Es sprechen, da der „Verein" mit zwei hohen fürstlichen Persönlichkeiten an der Spitze ins Leben tritt, und er die Elite der deutschen Schrist- stellerwelt in sich vereinigen will, hier noch andere Interessen mit als die unseren. X. VI. wo er das Buch, das er lesen soll, ungelesen wieder zuklappt. Das mag hier angehen, wo man Mitglied eines Lesezirkels ist, aber viel verlangt ist es, Mitglied eines Vereins sein, der für dreißig voll wichtige Mark seinem Unterzeichner zumuthct, bei der Auswahl des zu Lesenden auf jeden eigenen Geschmack zu verzichten, nichts zu sein als ein Vereinsgenosse, dem ex olllaio „die Behandlung aller derjenigen Disciplinen willkommen sein" muß, „die dem Ziel und Streben einer National-Literatur in umfassenderem Sinne ent sprechen". Mich dünkt, daß auf den Leim nicht viel Leute gehen werden, und wenn cs doch deren verschiedene geben sollte, so wer den gewiß die meisten sich nach einiger Zeit gern davon los- machcn, um eine Erfahrung reicher. Und die Bände, die man der malen nur gegen bedeutend höheren Preis soll kaufen können, wer den dann nicht theurer sein, als sic es nach dem Begehr sein dürfen. Denn dieser macht den Preis, nicht das Curatorium, wenigstens auf die Dauer. Also Gemüthsruhe, Berehrtester! Fürchten Sie sich ja nicht! Weder die Gönnerschaft hoher Häupter, noch die Leitung verdienst voller Männer, mögen sic Gneist oder Hofmann heißen, auch nicht einmal die Unterstützung des Buchhandels wird wohl den „Verein für deutsche Literatur" längere Zeit am Leben erhalten können. Und wenn er einmal hinüberschlummert, so wird er es thun, nicht aus bedauerlicher Gleichgültigkeit der gebildeten Welt, auch nicht des deut schen Buchhandels, sondern weil unfruchtbare Ideen vielleicht einige Zeit wie Seifenblasen glänzen, dann aber ebenso zerplatzen und in Lust vergehen wie diese. Lassen Sie den Herren das Vergnügen, ein bischen Buchhändler zu spielen, und wenn Jemand Sie fragt, was Sie von dem Verein für Literatur halten, dann können Sie ja immerhin warnen, aber beileibe nicht, weil er den Buchhandel schädigt. Denn daß er dies fertig brächte, ist fürwahr nicht einzu sehen. Der einzig Geschädigte wird der Subscribent sein, sofern er nicht bei Zeiten daran denkt, sich seitwärts in die Büsche zu schlagen. An Herrn Ur. — In der That, Verehrtester, Sie und die „überwiegende Mehrzahl unserer deutschen Collegen" sollten sich vor dem „Verein für deutsche Literatur" fürchten? Denken Sie, ich kann nicht daran glauben, daß Ihre Furcht etwas mehr sei als die Frucht allzu hastiger Uebcrlegnng. Vielleicht auch gar keiner Ueberlegung. Und gar die Mehrzahl derBuchhändler sollJhrerAnsicht sein? Nach der Anzahl der Stimmen, die sich bis jetzt im Börscnblatte verneh men ließen, zu urtheilcn, ist es mit Ihrer Mehrzahl nicht sehr weit her, vielleicht gerade soweit wie mit Ihrer Furcht, wenn Sie den ganzen Popanz nochmals ruhig ins Auge fassen. Was will der Verein? Er sagt: „Das Prinzip der Kunstver- cine soll mit unsermBeginnen auf die Literatur übertragen werden." Vortrefflich. Aber wird der Verein diesen Plan, als einen auf die Dauer ihm nutzbringenden, in Wirklichkeit verwandeln können? Wie lange wird er Jemandem einzureden vermögen, daß ein Buch ein Buch sei, ebenso gut wie ein Bild ein Bild? Und wird es Jeman dem, der mit gleichem Vergnügen ein Nietenblatt seines Kunstver eins empfängt, ob es nun Gleichen am Spinnrad oder eine Land schaft sei, wenn der Stich nur gut ist, einfallen, mehr als einmal sich ein Buch ausschwatzen zu lassen mit der Versicherung, daß das Cura torium des Vereins für deutsche Literatur das Buch schon im Manu- script gelesen und sehr lobenswert!) gefunden habe. Ich bezweifle, daß solcher Käuze, die sich auf die Dauer zur Abnahme einer ganzen Reihe von Bänden verschiedenen Inhalts verpflichten, allzu viele ge sunden werden. Nehmen Sic doch den Lcscvcrein Ihrer Stadt — vielleicht leiten Sie ihn selbst und dann können Sie um so besser bestä tigen, was ich sage —, wo wären die Zwci, die da denselben Geschmack hätten! Der Eine hat den, der Andere jenen Lieblingsschriftstellers und für einen Jeden kommt eine Woche, kommen mehrere Wochen, Irgendwer hat einmal gesagt, man lerne aus der Geschichte, daß man aus der Geschichte nichts lerne. Kein Zweifel, der Mann hatte so Unrecht nicht. Schlagen Sie doch, ich bitte, die Geschichte des deutschen Buchhandels auf, die unseren Freund X. leider immer noch nicht zum Verfasser hat, so werden Sie an verschiedenen Stellen von den Bestrebungen der Schriftsteller lesen, sich von der „Fessel" des Buchhandels zu befreien. Mich dünkt, der literarische Verein ist die ser alte Gedanke, nur in zeitgemäßer Form. Für seine Gründer sind also die Erfahrungen unserer Urgroßeltern nicht gemacht, die Ein bußen an guten, alten harten Thalern umsonst erlitten. Immerhin, was liegt uns daran! „Ich würde mir nie einfallen lassen", sagt Reich, „mich dem Selbstverlag zu widersetzcn, denn wie kann ich Jemandem verdenken, wenn er glaubt, gewisse Mittel vor sich zu sehen, wodurch er seinen zeitlichen Wohlstand befördern könne und dieselbigen ergreist." Sie sagen auch etwas der Art, aber Sie fürch ten sich auch. Und das ist, was ich Ihnen übel nehme. Denn soviel sollten wir doch gelernt haben, daß alle derartigen Versuche, sobald sie sich beikommen ließen, anspruchsvoller aufzutreten, rasch in ihrer eigenen Unmöglichkeit erstickten, und auch fernerhin ersticken werden. Auch die geschäftskundige Leitung eines Buchhändlers vermag da den Widerspruch, der in dem Unternehmen selbst liegt, höchstens vor übergehend unschädlich zu machen. Oder hätte vielleicht Himburg das Gleim-Bachmann'sche Unternehmen, Göschen die Verlagscasse zu halten vermocht? Also keine Furcht! Hier Furcht haben, heißt dem Verein für Literatur eine Ehre anthun, die er nicht verdient. Wenn Jemand ^ durch Sie Mitglied werden will, so ist der Ihnen dabei hcraussprin- ' gende Rabatt so übel nicht, auch wenn Sie davon noch etwas an Ihr Mitglied abgcben sollten. Sie werden dabei die Erfahrung machen.
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