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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1920
- Strukturtyp
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- Band
- 1920-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1920
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Börsenblatt f. d. Dtschil. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 133. 19. Juni 1920. erhöhte Löhne, Unkosten usw- selbst entstehen), das Buch etwa 15mal soviel kosten wie tm Frieden. Das iväre, um ein Beispiel zu nehmen, .// 60.— für einen gehefteten Roman, der im Frieden ^ 4.— ge rostet hat. Ein derartig verteuertes Buch würde naturgemäß unver käuflich bleiben, womit der Beweis erbracht ist, das; für den Buch handel ein anderer Maßstab angewandt werden muß und die tatsäch liche Teuerung keinesfalls in Ansatz gebracht werden kann. Diese Tatsache bildet das Grundübcl dafür, daß einerseits die Verleger nicht mehr ihre Rechnung finden können (die Verdienste bleiben trotz der ungeheuerlichen Geldentwertung nominell hinter denen aus Fricöens- zeiten zurück), und daß ebenso die Schriftsteller trotz der vielfach ver teuerten Lebensführung nicht diejenigen gesteigerten Einnahmen er zielen, die heute jeder Kaufmann und Handarbeiter hat. Der Verleger kann bei der Festsetzung des Verkaufspreises für ein Buch nur bis zu jener äußersten Grenze gehen, die eine Verkaufs- mvglichkeit des Buches noch zuläßt, und muß sich unter diesen Um ständen mit einer vier- bis fünffachen Erhöhung des Friedenspreises begnügen. Die Differenz zwischen der wirklichen Teuerung und dem so angesetzten Verkaufspreis muß also der Verleger und mit ihm zu einem Teil der Schriftsteller tragen, wenn überhaupt noch mit dem Verkaufe des Buches gerechnet werden soll. Unbedingt notwendig ist es nun, daß Autoren und Verleger unter derartig schwierigen Verhältnissen Zusammengehen, also die Nöte der Zeit gemeinsam zu überwinden suchen. Dadurch würde auch erreicht, daß die Schriftsteller praktisch ein Bild von der Lage des Buchhandels und des Büchermarktes erhalten und aufhören, in dem Verleger den Feind und Kapitalisten zu erblicken. Viele Schriftsteller, die die Verhältnisse noch gar nicht erkannt haben, bedürfen unbedingt der Auf klärung, und deshalb ist ein vor einiger Zeit gelegentlich der Kantate- vcrsammlung der Buchhändler in Leipzig von schriftstellerischer Seite ans gemachter Vorschlag, eine übergeordnete Organisation, ans Verleger und Autoren paritätisch zusammengesetzt, zu schaffen, sehr zu begrüßen. Die Schwierigkeiten aber, die sich diesem Vorschlag ent gegenstellen, liegen darin, daß die Schriftsteller- wie Verlegerorgani sationen sich nicht solidarisch genug fühlen. Bej den Schriftstellervrganisativne» wirken vielfach extreme Inter essen. Die Mitglieder der Schutzverbände sind zu einem großen Teile junge Autoren modernster Richtung, die den freien Beruf erkoren haben, ohne jedoch im Publikum die Resonanz zu finden, die zur Be streitung des Lebensunterhaltes ans den schriftstellerischen Einkünften notwendig ist. Diese Antoren rufen nach Schlitz gegen ihren »Feind«, den Ver leger, der ihnen, wie dies in der Natur der Dinge begründet liegt, nicht genug Einnahmen verschaffen kann. Die renommierteren und be kannten Schriftsteller hingegen, die mit ihrem Verleger vielfach tu einem freundschaftlichen Geschäftsverhältnis stehen, haben weniger Interesse an den Schntzvcrbänden; sie brauchen auch keinen Schutz, wie ihn die jungen, unfruchtbaren Schriftsteller glauben suchen zu müssen. So besteht also bereits in dieser Berufsschicht der Schriftsteller ein Antagonismus, der einem Zusammenschluß entgegcnsteht und den Plan nicht zum Reifen kommen läßt. Bei den Verlegern ist die Sache ähnlich: es gibt unter ihnen Kaufleute und Nichtkauflente, leider aber nur sehr wenige, die den goldenen Mittelweg gehen und Idealismus und Kunstverständnis zu vereinigen missen mit der realistischen Nüchternheit des Alltags. Die einen sind bereit, zu solchem Zusammengehen die Hand zu bieten, die anderen treiben Eigenbrötelei, verschanzen sich hinter ihren Geschäfts geheimnissen, besuchen die Versammlungen der Berufskollegen nicht usw. So zeigen sich auch von dieser Seite, wo man es nicht voraussetzen sollte, große Schwierigkeiten, die ein solches Zusammenarbeiten Hand in Hand mit den Autoren bis jetzt unmöglich machten, das allein Ab hilfe schaffen und den beteiligten Parteien zum Nutzen gereichen kann. Eine Abhilfe ist nur möglich, wenn die Standesvertretungen, also z. B. die Vereinigung der schönwissenschaftlichcn Verleger und der Verlegerverein einerseits und die Schutzverbände der Schriftsteller (einschließlich der Vereinigungen, Sonöerbündc nsw.) andrerseits eine Anzahl Verleger und Autoren verschiedenster Art in eine Arbeits kommission abordnen, die Richtlinien für ein gemeinsames Zusammen arbeiten aufstcllt. Den Verhandlungen dieser Kommission müßte ein Syndikus beigegeben werden, der (mit eigenem Bureau und prakti scher Geschäftsführung) monatlich oder vierteljährlich gedruckte Berichte oder Mitteilungen über die getroffenen Beschlüsse und beiderseitigen Vorschläge heransgibt, die gleichzeitig an Verleger und Autoren ge schickt werden und die Richtlinien bilden für die praktische Zusammen arbeit zwischen dem einzelnen Autor und seinem Verleger. Zurzeit sind z. B. folgende Fragen brennend: l. Herabsetzung der hohen Hono rare im Hinblick auf die gewaltige Steigerung der Herstellungskosten, der die Ladenpreise nicht folgen können; 2. Streit über Berechnung des Sortimenter-Tenerungszuschlags auf das nach der abgesetzten Stück zahl zu berechnende Autorenhonorar; 3. Anschauung vieler Autoren über den übermäßigen Gewinn der Sortimenter; 4. unberechtigte An sprüche der Autoren auf Anteil am angeblichen Valutagewinn (siehe Bbl. Nr. 130) usw. Dutzende solcher Streitfragen liegen in der Luft, und jeder einzelne Verleger und jeder einzelne Antor führt die un erquicklichsten Korrespondenzen darüber. Deshalb ist die regel mäßige Verständigung zwischen einer Arbeits-Kommission höchst not wendig, um alle wirtschaftlichen Fragen vor diesem Forum zu klären. Sehr viel Zündstoff würde damit beseitigt. Vor dieses Forum der paritätisch zusammengesetzten Kommission sollten auch Streitigkeiten zwischen Verleger und Schriftsteller ge bracht werden, sodaß eine Art Schlichtungsa-nsschuß entsteht, dessen Be schlüsse als allgemein gültig anznerkennen wären. (Die Idee eines paritätischen Schiedsgerichts ist übrigens schon einmal vor Jahresfrist von der Weimarer Schriftsteller-Zeitung dem Deut schen Verlegerverein unterbreitet worden.) Und selbst wenn auch aus dieser Kommission das von vielen Schriftstellern erwartete Heil (größere finanzielle Mehreinnahmen oder Wege zu reichen Ein nahmen) von heute zu morgen noch nicht kommen sollte, so würde doch zum mindesten das eine erreicht, daß die beiden Parteien, die wie wenige Komponenten im Geschäftsleben ganz aufeinander angewiesen sind, sich besser verstehen lernen. Es würde ein großer Segen daraus erwachsen für die Autoren, die zumeist nicht kaufmännisch denken kön nen, und es würden ihnen manche Enttäuschungen erspart bleiben; wie andrerseits die Verleger bewahrt bleiben würden vor zahlreichen unliebsamen Auseinandersetzungen mit nicht kaufmännisch denkenden Autoren, die ungerechter Weise für die Nngangbarkcit ihrer Bücher und die geringen Einnahmen daraus ihren Verleger haftbar machen. Es ist nun Sache der beiderseitigen Standesvertretungen, diese Anregungen aufzunehmcn und Schritte für ein Zusammenarbeiten zu tun, und Sache des Publikums, die Not der Schriftsteller zu unter stützen und die Geistesschätze der Nation zu wahren durch Bücherkanfen. Alfred B e ch t h o l d. Balutaruschlag. Ich habe zwar den Valutazuschlag niemals für vernünftig oder für eine Wohltat gehalten, möchte aber an ein paar Fällen ans der Praxis beweisen, daß er, der doch als etwas Vernünftiges und Wohl tätiges betrachtet wurde, denn sonst hätte man ihn wohl nicht einge führt, in das Gegenteil nmschlägt: Vernunft wird Unsinn. Wohltit Plage! Erster Fall: Ein Abonnent auf ein sehr langatmiges wissenschaft liches Taselwerk erhält die neueste Lieferung infolge eines Valutazu schlags von nur 590"/, (!) zu einem höheren Preise als selbst vor dem Kriege. — Resultat: Sofortige Abbestellung. Erhöhung des Preises an sich könne er begreifen, aber warum er außerdem noch fünfmal soviel zahlen solle, sehe er nicht ein und täte es auf keinen Fall. Zweiter Fall: Ein langjähriger Kunde, der viele Zeitschriften be zieht, viel Belletristik, aber auch allgemeinwissenschaftliche Werte kauft und dem ich bei ausländischen Werken neben den Gnldenpreisen auch die Preise in fremder Währung angeben muß, sendet eine ranze Ansichtssendung unbesehen zurück wegen der unerhörten Zuschläge, mit denen ein Buch von 12.— mit 48.—, ein anderes von 20.— mit .// 120.— berechnet werden muß usw. Ob man die Zeitschriften weiter beziehen wird, steht noch dahin, aber wahrscheinlich wird man auch auf diese verzichten. Dritter Fall: Die Gartenlaube wird jetzt per Nummer berechnet, was an sich schon ziemlich umständlich ist; wenn dann, aber noch ein wechselnder Zuschlag, in der einen Woche 500»/„ und in der nächsten 360°/o, erhoben wird, gerät man doch in gelinde Zweifel, wie der Ver leger sich eigentlich die Buchhaltung eines Sortimenters vorstellt. Soll dieser jede Nummer apart berechnen und jede Nummer anders als die vorige? Was würden, ganz abgesehen von der — um mit Schiller zu reden — unendlichen Mühe, seine Kunden dazu sagen? Im allgemeinen: Warum berechnet der eine Verleger die Kosten der Ausfuhrbewilligung, der andere nicht? Und ist das wirklich bei IMprozentigen Zuschlägen noch nötig? Auf den Verlust, der beim Vertrieb des Kommissionsgntes, das mit Zuschlägen belastet wird, entstehen muß, habe ich schon früher hin gewiesen, möchte es aber nochmals tun, da mir jetzt schon Zuschläge bis zu 720°/, vorgekommen sind und andrerseits der Kurs der Mark steigt, sodaß eventuell wirklicher Verlust — vom Nicht-Verdienen zu schweigen — schon bei bescheidenen Zuschläge» Vorkommen wird. Zum Schluß: Glaubt man wirklich, daß keine neuen Bücher mehr ins Ausland kommen ohne den Valutazuschlag? A msterda m. Paulus M üller i. Fa. Johannes Müller. Vcrantivortl. Red. i^V.^ N i cl, a r d A l b c r t i. — Verlag: D e > V ü r s >. » v e r c i n der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Bucht,äudlcrhaus. ec mann. Sämtlich in Leipzig. Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig. Gerichtsweg 2« sBuchhändlerhaus). 632
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