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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.06.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-06-24
- Erscheinungsdatum
- 24.06.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktionelle! Teil, X- 137, 24. Juni 1920. Ausruf. Die Oberschlcsische Volksbücherei ist in Not und hat sich an den deutschen Buchhandel um Hilfe gewandt. Der Be» band oberschlesischer Volksbüchereien, das große Kulturwerk Rudolf Küsters, hat durch den Krieg sehr gelitten und wird jetzt von den Polen bedrängt, die in den meisten oberschlesischen Gemeindeverwaltungen die Mehrheit erlangt haben und rück sichtslos gegen alles Deutsche wüten. Hilfe kann diesem wichtigen Vorposten deutscher Kultur nur vom Mutterlande kommen. Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler hat sich an die Spitze einer Hilfsaktion gestellt und ruft auch den Buchhandel zur Hilfe aus. Der Verband oberschlcsischcr Volksbüchereien ist dieser Hilfe besonders wert, denn er hat seine Kulluraufgabe stets im engsten Einvernehmen mit dem deutschen Buchhandel und im besonderen mit dem um seine Existenz ringenden oberschiesischen Sorti mentsbuchhandel zu verwirklichen gestrebt und will dies auch in Zukunft tun. Die Not ist groß. Vor dem Kriege hatte fast jedes oberschlesische Dörfchen seine wohleingerichtete kleine Bü cherei, jetzt aber sind diese Wert« zum großen Teil vernichtet. Von den 400 600 Büchern sind höchstens 100 000 brauchbar, von den 1087 Wanderbüchereien ist bereits die größere Halste außer Betrieb. Schnelle Hilfe tut not, denn cs gilt, das oberschlesische Deutschtum, das vor schweren Entscheidungen steht, in seinem Daseinskampf zu stärken, und das kann man am besten, wenn man dem Deutschtum Oberschlesiens die Kulturüber legenheit wahren hilft. SPeiiden bitten wir an die Geschäftsstelle des Börsenvereins zu Leipzig zu richten. L «iPz! g, den 16. Juni 1920. Der Vorstand des Börsenvercins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig vr. Arthur Meiner. Paul Schumann. HansVolckmar. KarlSiegiSmund. Otto Parts ch. MaxRö-der. Budapester Brief. Ende Mai 1920. Revolutionen, Bolschewismus, feindliche Besetzung, Schreck nisse jeder Art, wie sie menschliches Gehirn überhaupt nur zu er klügeln vermag, sind in den letzten Jahren über uns dahingc- braust. Und trotzdem: wir sind, wir leben noch immer, wir be ginnen zu arbeiten und senden unseren deutschen Kollegen Grüße wärmster Freundschaft. Ich kann an dieser Stelle von einer Schilderung der Revo lutionen, der feindlichen Besetzung billig Abstand nehmen, dürs ten Ihnen doch diese Ereignisse gegenwärtig sein, — doch will ich zwei Fragen zu beantworten suchen, mit denen alle deutschen Kollegen, die ich anläßlich meiner Reise in Deutschland zu sprechen Gelegenheit hatte, an mich herangetreten sind: Wie war das Schicksal der Verleger und Sortimenter wäh rend des Bolschewismus? Wie dürfte sich ihr Schicksal in der Zukunft gestalten? Es wird Wohl seine tiefliegenden Gründe haben, daß mir immer wieder diese stereotypen Fragen entgegenschallten und Antwort heischten, und da nun einmal das Interesse der deutschen Kollegen sich um diese beiden Fragen zu konzentrieren scheint, erachte ich es als meine Pflicht, sie an der Hand eines möglichst lückenlosen Tatsachenmaterials und mit objektiver Unbefangen heit vor der großen Öffentlichkeit zu beantworten. Erschöpft im fünfjährigen Kriege, gebrochen und sittlich her untergekommen im Strudel der Revolutionen, glitt das Land naturgemäß fast über Nacht in die Hand der Bolschewisten. Das kapitalistische Produktionssystem wurde von dem des Bolsche wismus abgelöst, oder um uns der Terminologie bolschewistischer Herkunft zu bedienen: es setzte die der kommunistischen Pro duktion vorhergehende Arbeit, die Zertrümmerung der kapita listischen Produktion, ein. Es kann nicht meine Aufgabe sein, die beiden Produktions systeme einander gegenllberzustellen oder die von den Bolschewisten in Bann gelegte »Anarchie der kapitalistischen Produktion- in Schutz zu nehmen, um so weniger, da auch nach meinem Dafür halten wir die Schrecknisse des Weltkrieges nicht deshalb über uns ergehen ließen, um wieder da zu beginnen, wo wir aufge hört hoben; ich sehe auch von der Erörterung der theoretischen Voraussetzungen des ungarischen Bolschewismus ab, ich wünsche mich vielmehr einzig und allein auf die Registrierung jener Ge schehnisse zu beschränken, die das Schicksal unseres Berufs be stimmt haben, von dem Augenblick an, da die Bolschewisten die Macht an sich gerissen hatten. Es wäre versehlt, wollte man aus der Perspektive der bisherigen Erfahrungen den »Weltschreck« des Bolschewismus, diese letzte Folge der durch den Weltkrieg her« vorgerufenen Enisittiichung, des ethischen und wirtschaftlichen Zusammenbruchs, von den Weltereignissen isoliert, als die ver rucht-unreife Tat einiger verkommener Schurken hinstellen. Der Same, den Lenin vom Friedenstisch der Stadt Brest-Litowsk weg in die Welt hinausgeschleudert Hai, war in den besiegten Ländern überall auf fruchtbaren Boden gefallen. Kaum verkündeten die ersten Maueranschläge mit ihrer An drohung der Todesstrafe als Leitmotiv den Anbruch des neuen Regimes, konnte man sofort die Wahrnehmung machen, daß für unfern Buchhandel eine besondere Behandlung vorgesehen war. Denn während die Schließung sämtlicher Geschäfte angeordnet wurde, blieben die Läden der Buchhändler zunächst unbehelligt. Die gesamte Presse wurde der strengsten Zensur unterstellt, nichts destoweniger blieb Form und Titel der Zeitungen vorläufig un verändert, nur daß der Inhalt, der aus der altgewohnten Form zum Leser sprach, schon den Geist der bolschewistischen Lehren atmete. Innerhalb des Volkskommissariats für Unterrichtswesen wurde eine eigene Sektion für Propaganda ins Leben gerufen, und von hier aus ergoß sich eine Flut von Flugschriften und Plakaten über die Hauptstadt und die Provinz. Die einzelnen Volkskommissariate — insbesondere das für Heerwesen und Acker bau — hatten ihre eigenen Organe mit einem ähnlichen Aufwand an Kraft und Material. Man folgte den Eingebungen des Augenblicks und verstrickte sich solcherart in einen Wald von Widersprüchen. Man schritt daher zur Vereinheitlichung. Im zweiten Monat der Diktatur wurden diese verschiedenen Organe in einer Zentralstelle des Volkskommissariats für Unterrichts wesen vereinigt, die der Persönlichen Kontrolle des Volksbeauf- tragten unterstellt war. Im Zusammenhänge damit errichtete man Propaganda- und Agitationskurse. Diese wurden von Arbeitern und Privatbeamten beschickt, deren Befähigung und Zuverlässigkeit die Gewerkschaften zu bezeugen hatten. Nach Be endigung der Kurse flatterten Schwärme reichlich ausgestattetei
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