Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.10.1873
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- 1873-10-13
- Erscheinungsdatum
- 13.10.1873
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237, 13. Oktober. Nichtamtlicher Theil. 3735 Kupfer stechen. Nachdem schließlich Zeichner und Verleger zufrieden gestellt waren, wurde der Schnitt der Stempel dem ausgezeichneten Stcmpelschncider Hrn. Viel-Cazal anvertraut, der auch die Titel-^ schristcn zeichnete und schnitt. Unter seiner Aufsicht wurde der Guß durch die Hrn. Baron L Lebrcton sUonclsris Köndrals) vorgenom men, welche zum ersten Male die Maschine für eine so große Schrift in solchem Umfange verwendeten. Nach Vollendung der Schrift ging Hr.Rossigneux an den bild lichen Schmuck des Textes, bestehend in Capitel-Vignetten, Initialen und Schlußvignettcn. Die Verwendung der menschlichen Gestalt sollte den großen Platten Vorbehalten bleiben, der Künstler mußte sich deshalb darauf beschränken, durch sinnige Symbolik auf den jedesmaligen Inhalt des Capitels hinzudeuten, unter Berücksichti gung der Ucbereinstimmung der vier Evangelien, indem dieselben Symbole in verschiedenartiger Behandlung viermal wiederkehren. Die Zeichnungen wurden in der doppelten Größe ausgesührt und durch den Pantographcn auf das richtige Maß verkleinert. Sieben Jahre der angestrengtesten Thätigkeit gehörten dazu, um die 290 Zeichnungen fertig zu stellen. Hr. Gauchcrel, ein sehr tüchtiger »nd von seinen eigenen Colle- gen hochgeachteter Stecher, übernahm die Leitung der Ausführung der Vignetten in Stahlstich. Er und seine fünf Mitarbeiter, die Hrn.Muzellc, l'Hütellier, Legdniscl, Collier und Ramus, waren acht Jahre mit der Herstellung beschäftigt; schließlich wurden die Arbei ten noch »ach den Angaben des Hrn. Hüdouin corrigirt. Zuerst war cs die Absicht gewesen, jede Vignette auf eine besondere Platte zu stechen, aber der schlechte Anblick, welchen die Eindrücke der Plattcn- ränder, die durch das Glätten nicht zu beseitigen sind, gewährten, gab Veranlassung, hiervon abzugehen. Man entschloß sich, die bereits angefertigten Platten zu cassiren und die Vignetten in Plat ten zu stechen, die an Größe die Papiergröße des Werkes überschritten, wobei man bei der Placirung der Vignetten auf das allergenaueste der Veränderung des Papiers durch das Feuchten Rechnung tragen mußte. Während des Vorwärtsschreitens der technischen Arbeiten be schäftigten die Verleger sich mit den Bestimmungen hinsichtlich des Textes. Es schien denselben, als könne kein besserer Name mit dem Unternehmen in Verbindung gebracht werden, als der des berühmten Kanzclrcdners und Schriftstellers Bossnet. In seinen Werken findet sich, in Tausenden von Bruchstücken zerstreut, eine Uebersetzung der Evangelien, welche Hr. Wallon, Mitglied des In stituts, sorgfältig gesammelt und zu einem Ganzen geformt hat. Diese Uebersetzung wurde mit Zustimmung des Hrn. Wallon gewählt. Schließlich kam die Reihe an die Druckausführung, bestehend in dem Knpscrdruck der Vignetten, dem schwarzen Tcxtdrnck, dem rothen Druck der Capitel-Bczeichnungen, sowie der doppelten Linien, welche den Text umgeben und unten und oben den Bundsteg durch- schneiden. Hinsichtlich der Wahl des Druckers konnten die Verleger nicht lange im Zweifel sein, sie fiel auf Hrn. I. Claye, der bereits so Vortreffliches, sowohl im Allgemeinen als für die Firma Hachettc insbesondere, geleistet hatte. Der Druck begann im Januar 1869 unter der speciellen Leitung des Hrn. Viel-Cazal, dem die Sorge für die ganze materielle Herstellung von nun an oblag. Die Schwierigkeiten waren ganz besonderer Natur. Ist es schon unter gewöhnlichen Umständen nicht leicht, ein tadelloses Register zu er zielen auf Grund des ungleichen Eingehens des gefeuchteten Pa piers, wie viel schwieriger hier, bei einem Werk, dessen Bogen mehr mals gefeuchtet werden und bloß behufs des typographischen Druckes zu verschiedenen Zeiten viermal durch die Presse gehen mußten. Größer waren jedoch noch die Hindernisse, die durch die Vereinigung des Kupferdrucks mit dem Buchdruck entstanden. Jede Verzierung mußte genau den Platz einnehmen, welchen die Verbindung mit der Schrift nothwcndig machte, er durfte nicht um einen Millimeter differiren. Die gcwöimlichcn Puncturlöcher genügten nicht. Sobald das für den typographischen Druck mäßig gefeuchtete Papier für den Kupserdruck stark gefeuchtet wurde, hörte alle Berechnung auf. Nach einer Reihe von Versuchen gelang es endlich dem Hrn. A. Porcabeus, ein, so zu sagen, matheinatiseb.S Pnnctnr-System zu er finden, welches mittelst Instrumente, die der Genannte in Verbin dung mit Hrn. Viel-Cazal constrnirte, die schönsten Resultate erzielte. Der Druck sowohl der Vignetten zu den Textblättcrn als der apart gedruckten 128 Platten ward Hrn. Salmon übertragen, der sich von der Stellung eines einfachen Arbeiters zu dem Ehrenplatz eines der berühmtesten Meister seines Faches emporgeschwungcn hat. Alle Probedrucke sind in seinem Atelier von Hrn. Ardail gemacht, der Druck selbst geschah unter unmittelbarer Aufsicht des Hrn. Hbdouin. Jeder zweifelhafte Abdruck wurde unbarmherzig cassirt. Dem Sachkundigen werden wir mit dem Folgenden zwar nichts Neues sagen; es dürfte aber doch nicht ohne Interesse sein, dem Laien vor Augen zu führen, was dazu gehört, che ein solches Werk ihm in dem makellosen Zustande, wie er es beansprucht, übergeben werden kann. Nachdem das Papier in das Dspüt der Fabrik und von dort in die Niederlage des Buchdruckers gebracht worden, wurde es zum ersten Male für den Druck der rothen Linien gefeuchtet und dann auf die Schnellpresse zweimal zum Druck- und Wiederdruck gebracht. Von der Presse weg wurden die Bogen zwischen feuchte Maculatur gelegt, um das Einlaufen des Papiers durch das Trockenwerdcn zu verhindern. Diese selbige zweimalige Procedur des Drückens wieder holte sich nun für den Text, worauf man das Papier aufhängcn und trocknen mußte, um cs in die Osficin des Kupferdruckers zu bringen, wo es wieder für den Schöndruck gefeuchtet, dann gedruckt, dann wieder getrocknet und für den Wiederdrnck nochmals gefeuchtet wurde. Jeder Bogen, welcher auch nicht durch den geringsten Makel ver unstaltet sein durfte, mußte bei den verschiedenen Manipulationen 32 mal durch die Hände der Arbeiter gehen. Wie zeitraubend ein solches Verfahren war, wird man leicht begreifen. Wäre die Arbeit des Kupfcrdruckcrs mit nur einer Presse zu besorgen gewesen, so hätte man gegen 50 Jahre zu deren Ausführung gebraucht. Das Zu sammentragen der Exemplare allein hat fünfzehn Arbeiterinnen über ein Jahr beschäftigt. Daß die Kosten eine enorme Höhe erreichten, wird Niemand bezweifeln, und wir glauben cs den Verlegern gern aufs Wort, wenn sic erwähnen, daß ihnen nach Verkauf der ganzen Auflage (irren, wir nicht, so besteht diese in 1500 Exempl.auf Velin papier und l A Exempl. auf holländischem Büttenpapier) ein Ver lust von über 300,000 Franken verbleibt, was eine Auslage von über eine Million Franken voraussctzt. Ob nun die Firma Hachettc mit allen ihren Opfern das erreicht hat, was mit denselben zu erreichen gewesen; ob alle die Forderungen, die man an eine monumentale Ausgabe des Buches der Bücher stellen muß, erfüllt wurden, dies sind Fragen, die wir nicht unbedingt bejahen können; — was aber eine unbedingte Anerkennung ver dient, ist die Opferfrcndigkcit zu Ehren der Firma, die noble Ge sinnung, die Ausdauer und der Enthusiasmus für den Beruf, die sich in der sorgsamsten Durchführung der gestellten Aufgabe bis in die kleinsten Details kundgebcn." Misccllcn. ' Die Reichswährung im Buchhandel. — Die Reichs währung wird für den Buchhandel nur dann eine bequeme und angenehme Rechnung sein, wenn das Verfahren der Firma B. G. Teubner, welches dieselbe in ihrem Circular vom 5. Sep tember in Aussicht stellt, allgemeine Nachahmung findet. Hr. Teubner will nämlich bei der Umrechnung in Reichswährung die Preise sämmtlich so reguliren, daß in der Pfennig-Rubrik der Nctto-Preise
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