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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1860
- Strukturtyp
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- 1860-03-05
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1860
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- Deutsch
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458 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 28, 5. Marz. schon damals nicht bezahlen konnten, doch habe ich nie, wie mir der Corrcspondcnt vorwirft, unsere Verhältnisse anders dargestellt, als sie wirklich waren, und habe, seit ich Associe des Wcik'schen Geschäfts bin, gar keine Reise nach Europa gemacht. Weik hat seit Beginn seines Geschäfts hart und mit vielen Sorgen gearbeitet, da er nicht genug Betriebskapital hatte; denn bei seiner großen Rührigkeit und seinem spekulative» Unternehmungsgeiste wuchs das Geschäft in solcher Dimen sion, daß wir beinahe jedes Jahr den Absatz verdoppelten. Dazu reich te» die vorhandenen Mittel nicht aus, und verschiedene mißlungene Un ternehmungen, die sich anhäufenden Lagcrvorräthc und die Ausdehnung unserer Außenstände konnten ohne Zuschuß von neuem Capital nicht so rasch selbst von dem so blühenden Geschäfte getragen werden. Ich nahm daher auch 4 Jahre lang Anstand, dem Geschäfte als wirklicher Associe beizutrrten, da ich nicht im Stande war, die Mittel herbeizu- schaffcn, die noch fehlten, so generös auch Hr. Weik von seinen beiden Schwägern und einigen andere» ihm wohlwollenden Freunden unterstützt worden war. Im Sommer 1857 endlich, nachdem wir abermals In ventur gemacht hatte» , stellte Hr. Weik seinen Schwägern vor, daß er noch 20,000 Dollars weiteres Capital gebrauche, um sein Geschäft mit Erfolg fortzuführen; wir hatten darüber längere Conferenzen, denn wie sich aus dem nachstehenden Auszuge aus unfern Büchern ergibt, waren schon damals 51,475 Dollars 32 Cents Capitalschulden da, die bis auf einen geringen Theil fast nur den Schwägern des Hrn. Weik zukamcn, zur Hälfte geliehen, zur Hälfte andern Gläubigern verbürgt. Nach vie len Bcrathungen willigten dieselben ein, die fehlenden 20,000 Dollars noch aufzubringen, da daS Geschäft in einem sehr blühenden Zustande war, ungefähr 100,000 Dollars jährlichen Umsatz machte und sich sehr gut rentirtc. Ich trat hierauf als Associe ein und Hr. Broguord (der eine Schwager Wcik'S) behielt sich laut Vertrag das Recht vor, inner- chalb der nächsten drei Jahre ebenfalls als Associe eincretcn zu dürfen. Hr. Weik reiste den Tag nach Abschluß unseres Vertrags, Anfang August 1857, obgleich vom 1. Juli, alS dem Tage der Aufnahme der Inven tur, nach Europa, beseelt von den besten Hoffnungen für unser blühen des Geschäft und beruhigt, die fehlenden Mittel jetzt ergänzt zu wissen. Bon den uns versprochenen Mitteln wurden nach Abreise von Weik wirklich noch über 10,000 Dollars eingeschossen und Schulden und Wech sel damit bezahlt, was unsere Bücher beweisen; da brach unerwartet wie aus heiterem Himmel die Krisis aus, nachdem ich noch keinen Mo nat dem Geschäft als Theilhaber bcigetretcn war. Niemand würde mir nach Darlegung dieser Verhältnisse verdacht haben, wenn ich damals zurückgctrcten wäre; ich hatte aber mein Wort gegeben und hielt es jetzt um so mehr für meine Pflicht, demselben treu zu bleiben. Nachdem Weik wieder zurückgekehrt und wir unsere Lage von allen Seiten ins Auge gefaßt und überlegt hatten, glaubten wir im Stande zu sein, uns her- auszuarbcitcn, und setzten das Geschäft unter den härtesten Verhältnissen und mit der Hoffnung auf Besserung fort. Sowohl Weik als ich haben immer auf das einfachste gelebt und nur das Nothwendigste, was zu einem anständigen Familienleben in un serer gesellschaftlichen Stellung gehört, aus dem Geschäfte entnommen; wir sind Beide nur einfach, aber anständig eingerichtet, und Niemand kann uns den Vorwurf machen, verschwendet zu haben, was am besten unsere Bücher beweisen, aus denen nachstehend unser früherer Buchhalter einen Auszug gibt. Ich brachte den größten Theil meiner Einrichtung mit auS Europa, und gehört dieselbe, auch was bei unserer Ankunft hier noch dazu gekauft wurde, meiner Frau und ist nie etwas davon dem Ge schäfte zur Last gefallen. Hr.Weik benutzlebenfaUS noch dieselben Möbel, d,e seine Frau vor zwölfJahrcn kaufte, als er sich mit derselben verhei- rathete. Solche Subjecte, wie der Correspondent, haben meine Schwelle nie übertreten, also kann er auch hierin nicht von persönlicher Anschau ung sprechen. Ich selbst habe ein HauS in den äußersten Theilen der Stadt gemicthcr. Weik bewohnt das HauS seiner Frau, was dieselbe von ihrem eigenen Gelde von einem ihrer Schwäger gekauft hat; von Auschrciben ist dabei keine Rede und hat der Berichterstatter auch darin nur absichtlich gelogen. Durch Zufall wurden uns verschiedene Parcellen Land angeboren, zahlbar in zehnjährigen Raten; Hr. Weik faßte dies auf und calculirlc: wen» wir dieses Land kaufen und unfern Gläubigern wieder verkaufen könnten, so würden dieselben für ihre Forderung gesichert sein und sich un sere Schuld dafür auf zehn Jahre vertheilen, was eine ungemeine Er leichterung für uns gewähren würde. Wir machten zuerst nur zweien un serer Gläubiger den Vorschlag, wovon der eine annahm und der andere ablehnle; ein Theil des abgelehnten Landes wurde acht Lage später von dem Eigenthümer zu dem doppelten Preise, wie uns und von uns offerirt, baar verkauft, da eine neue Verbindung dahin eröffnet worden war. Da wir nun mehr Vorräthe hatten, als uns lieb war, und viele davon sehr schwer verkäuflich, so versuchten wir Waare an Zahlungsstatt für das Land zu offerircn, um dasselbe nicht erst durch zehnjährige Raten, sondern sofort vollständig bezahlen zu können, Auch das gelang uns, und wir brachte» nun einige bedeutende Parcellen gutes Land mit unangreifbaren Besitz titeln in unsere Hände, die wir unser» Gläubigern an Zahlungsstatt of-' ferirtcn, in der besten Absicht, unsere Schulden mit einer Waare auSzu- gleichen, die nie veraltet, wie die von uns dagegen gegebenen Bücher, sondern immer im Werthe steigt, und so unfern Crcditoren eine sichere Capitalan- lage bildet, die sie unter alle» Umständen früher oder später mit guten Zinsen bezahlt, möglicherweise auch reich machen kann, denn das meiste Vermögen hier wurde durch das unwillkürliche Steigen des GrundwertheS gewonnen. Verschiedene unserer Gläubiger hier und dort sind darauf eingcgangcn und werden es nicht zu bereuen haben ; wir verkauften so ge gen l0,000 Acker, und ist dafür natürlich manche Kiste Bücher (gezählt haben wir dieselben nicht) aus unserem Store gegangen, aber nur festes Lager, meistens solche Sachen, die wir gut entbehren konnten, keine Com- missionSariikel. Diese Ländereien sind natürlich unbebaut, denn sonst würden sic mehr alS 5 Dollars pro Acker kosten, wie wir sic vorhin offerirten und verkauf ten, denn in ganz Pennsiilvanien, selbst in den abgelegensten Lagen, ist kein Acker cultivirtes Land unter 25 bis 500 Dollars aufzutreibew; da her kann aber auch nur billiges Land Gegenstand der Spekulation sein, da es die meisten Chancen bietet. Unser Land in Pennsylvanien liegt nur wenige Stunden von einer der frequentesten Eisenbahnen, und ebenso nahe an dem stark beschifften Strome SuSquehanna, nahe einem kleinen Fluß, der floßbar gemacht worden ist, so daß alles Holz und alle Produkte deS Bodens mit Leichtigkeit nach den großen Märkten des Ostens gebracht werden können; übrigens ist dasselbe schon theilweise geklärt, so daß vieles davon mit Leichtigkeit urbar gemacht werden kann. Wir werden nächstes Jahr den Versuch mache», dasselbe zu colonisiren, um den Freunden,-die uns so großmüthig in unserer bedrängten Lage die Hand boten, wieder Gelegenheit zu geben, ihr angelegtes Capital herauSzuzichen; natürlich ist das nicht, wie Viele meinen, in ein bis zwei Jahren möglich, sondern erfordert längere Zeit, da die Einzahlungen der Ansiedler auch nur nach und nach geschehen, dafür haben dieselben das Capital zu ver zinsen, was stehen bleibt, und zahlen bessere Preise. Eine andere Par- cclle liegt weiter von der Eisenbahn entfernt, doch ist eine Zweigbahn bereits vermessen und wird in wenigen Jahren zur Ausführung kommen, die dieselbe durchschneiden wird; ungeheuere Kohlenlager in der Nähe machen die Ausführung des Schienenweges rentabel und gesichert. Das Land in Wisconsin, waS wir offerirten, liegt sämmtlich in stark bevöl kerten CountieS, an schiffbaren, meistens schon milDämpfern befahrenen Flüssen, und heute schon ist vielleicht manches davon schon das Doppelte werth, als wozu wir dasselbe offerirten. Eine große Ledergerbcrei ist allerdings seit zwei Monaten in der Nähe eines TheileS des von uns gekauften Landes in Betrieb gesetzt wor den, um den enormen Reichthum an Baumrinden auSzubeuten, der in jener Gegend vorhanden ist, aber leider nicht von uns, sondern von einer Aktiengesellschaft, und ist Weik in keiner Weise dabei betheiligt. Die Rinde allein, wenn nur zu 1 Dollar pro Klafter angeschlagen nach Ab zug des Arbeitslohnes, liefert schon eine Einnahme von 10 bis 20 Dol lars pro Acker, ungerechnet das Holz selbst. Diese kleinen Skizzen wer den auch genügendes Licht über die unzugängliche Wildniß geben, die der Correspondent freilich nicht gesehen hat, sonst würde er anders darüber sprechen. Ich selbst war schon in Stuttgart Agent für eine Versicherungs-Ge sellschaft in London und babe mich natürlich auch hier in Amerika wieder um die Agentur derselben beworben, da ich die Pflicht habe, mich und meine Familie soviel als möglich vor den Wechselfällen des Lebens zu sichern. Diese Compagnie entschloß sich jedoch erst Ende des Jahres 1858, ihr Geschäft auch auf die Vereinigten Staaten auszudehncn. Seit An fang dieses Jahres schon vertrete ich mit einem Amerikaner zusammen diese Gesellschaft hier, und war cs mir bei der Wichtigkeit dieser Stellung zur Pflicht gemacht worden, aus meinem bisherigen Geschäfte auSzu- scheiden, um mich ganz und ungethcilt den Interessen derselben zu widmen; ich erklärte jedoch, daß es mir unmöglich sei und daß ich nicht früher meine bisherige Stellung verlassen könne, alS bis die Verhältnisse un seres Geschäftes vollkommen geregelt seien. Es wurde mir zugestanden; ich habe jedoch kein Jahr in meinem Leben härter gearbeitet und mit mehr Unannehmlichkeiten gekämpft, bloß um meinen Pflichten bis zu den letzten Consequcnzen zu genügen. Ich habe gcthan, was in meinen Kräften stand, um namentlich unsere deutschen Gläubiger zu decken, und während dieses Jahres ausschließlich für Weik L Co. gearbeitet, jedoch einen gro ßen Theil meines Unterhaltes aus dem anderen Geschäfte gezogen. Zum ' Dank dafür sucht dieser . . . Wicht auch noch meinen ehrlichen Namen in den Koth zu ziehen und mich als Schwindler hinzustellen, der noch hcrauSzieht, was er erreichen kann, ehe er das Geschäft verläßt! Ich habe
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