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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1883
- Sprache
- Deutsch
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8 Nichtamtlicher Theil. ^ 1, 2. Januar. ehe sie heraMpoltern. Aber in den andern Büchern vermuthet man es nicht uflid dann hat man die Bescherung. Zum Beispiel: Graf Dpsilonsk/y kommt. „Wünsche gräfliches Taschenbuch, neues." „„Wie Herr Graf befehlen — hier! — eben erschienen."" Der hohe Künde öffnet das Buch, um zu sehen, welches Portrait den neuen Jahrgang schmückt, und zierlich wie ein Sommerfalter flat tert ein elegantes Blättchen heraus, flattert links, flattert rechts und kommt in der tiefsten Ecke des Ladentisches zur Erde. „Nun? fallen Bücher jetzt schon auseinander, ehe in Hand genommen? ist Wohl Fortschritt neuer Industrie?" „„Bitte zu verzeihen"" — was hilft's, so sauer es mit ein bischen Hexenschuß im alten Rücken wird, ich muß unter den Tisch kriechen und das flüchtige Blatt her vorholen — und siehe da — es ist kein Stammbaum eines er lauchten Grafengeschlechts, sondern die Ankündigung einer Berg- haus'schen Karte — und da soll ich mich nicht ärgern? Welch riesige Freude habe ich gehabt, als zuerst in den Zei tungen stand, daß unsere erlauchte Regierung die Colportage aus rotten wollte. Das war doch 'mal ein Sonnenblick I — habe nie selbst colportiren lassen und doch schon vielen Aerger davon gehabt. Nicht mit den verlodderten, verbummelten Gesellen, die Probe nummern und erste Hefte in Schnaps umsetzen, schließlich den ganzen Musterkasten in der Kneipe versetzen und verduften — diese Sorte habe ich immer schleunigst hinausgewirbelt, wenn sie mir ihre Dienste anboten. — Aber die feine Sorte, die von großen Firmen kommt, um auf dem dürren Acker des armen Provinzialen Raubbau zu treiben — die macht schon Kreuz genug. Wenn ich so einem Kerl nicht die geforderten hohen Preise für die „gemachten" Unterschriften bezahle, dann geht er hin und verkauft vielleicht meinen besten Kunden, der nie anderswo kaufen würde, an meinen Concurrenten! — und da soll ich mich nicht ärgern? — Mit dieser Sorte erlebt man wunderbare Geschichten. Kam einmal einer, der reiste auf ein größeres Lieferungswerk und ließ sich vom Sortimenter die Unterschrift mit sechs oder acht Thalern bezahlen. Erfuhr das zufällig ein Redacteur und schrieb im Wurst blatte, „Publicus solle doch lieber direct bei den Buchhändlern im Orte bestellen, da bekäme man das Werk billiger, als wenn man durch seine Namensunterfchrift dem Colporteur sechs bis acht Thaler schenkte." Damit war ihm das Handwerk gelegt und — am andern Tage lief eine Klage von B. in B. gegen den Redacteur wegen Gewerbestörung ein! Der Redacteur trat den Beweis der Wahrheit an, und ich war als Sachverständiger geladen, außerdem eine An zahl Zeugen. Zum ersten Termin hatte Kläger die Chefs der Firmen Cotta, Brockhaus, Bibliogr. Institut rc. als Zeugen vor geschlagen, die natürlich nicht gekommen waren; darum wurde nach einstündigem Warten ein anderer Termin angesetzt. Im zweiten Termine waren zwei Colporteure als Zeugen vorgeschlagen, die im ganzen Deutschen Reiche nicht aufgefunden werden konnten — also ein neuer Termin. Und so ging es so lange, bis der Kostenvorschuß des Klägers bei seinem Anwalt aufgezehrt war, dann wurde die Sache resultatlos bei Seite gelegt. Der Redacteur aber, und ich, und die Zeugen, wir hatten vier Vormittage von 10 bis 2 Uhr unter allerlei Takelvolk im Termine sitzen und warten müssen — da soll sich der Mensch doch ärgern? — Aber diesmal habe ich es nicht gethan, weil ich dem Kläger diesen Gefallen nicht thun wollte. Ein ander Mal kam ein geriebener Colporteur, der wußte die Chefs der Behörden zu ergattern, und dann benutzte er deren > Unterschrift, um die armseligsten Unterbeamten zu veranlassen, auch I zu subscribiren, um das Wohlwollen ihres Chefs nicht einzubüßen! — Wenn dann später die Bände eincassirt werden sollten, dann kamen die Frauen der Subscribenten und baten und flehten, von ! der Verpflichtung entlassen zu werden. — Ein anderer war ein ' entlassener Officier, der ein lithographirtes Circular mit Moltke's lithographirter Unterschrift so geschickt zu gebrauchen verstand, Subscribenten auf ein großes Kartenwerk zu gewinnen, daß er Leute fing, denen nie im Leben, auch nur im Traume eingefallen wäre, sich damit hineinzureiten. Er fing auch einen sehr loyalen Schuldirector — und als der seinen Schaden bei Licht besah, hatte er dasselbe Werk bereits verstaubt und unbenutzt in der Bibliothek liegen und konnte nun zwei Jahre lang keine Bücher kaufen, weil er es sich nochmal hatte aufhängen lassen! — daß aber bei der ganzen Geschichte für den Sortimenter nichts herauskam, versteht sich von selbst. — Am gründlichsten aber hat mich 'mal ein feiner Franzose oder Italiener hineingelegt. Der kam mit einem wirklich schönen großen Prachtwerke, und da er als vornehmer Mann nicht gehen konnte, so nahm ich wirklich eine Droschke und fuhr mit ihm zu meinen besten Kunden, von denen auch wirklich zwei subscribirten. Die Bände sollten durch mich geliefert werden und als nichts kam, fragte ich nach Jahresfrist 'mal nach und hörte, daß das ganze Werk geliefert und nachgenommen sei. Und dafür hatte ich einen Tag verloren und das Fuhrwerk bezahlt! — und dann soll man sich nicht ärgern? — aber — „Mensch ärgere dich nicht!" — und somit allen Collegen ein „Fröhlich Neujahr"! Sigma. MiScellen. „Taschen-Catalog des deutschen Sortimenters für das Jahr 1883." — Gute Ideen sind nicht gerade häufig, so nahe sie auch oft liegen, beides aber, gut und naheliegend, war der Gedanke des Hrn. Laugewiesche in Rheydt, dem Sortimenter in einem Taschen-Catalog ein bibliographisch-musikalisches Compen- dium zu bieten, mittelst dessen er tagtäglich im Handel und Wandel an ihn herantretende Fragen kurzweg zu beantworten vermag. Das ist entschieden ein Verdienst, das noch erhöht wird durch die überaus praktische Art der Ausführung. Voran steht ein Kalen darium, mit den für den Sortimenter wichtigen Daten; sodann folgen: die vollständigen Kataloge der Volckmar'schen und Breitkopf L Härtel'schen Baarsortimente; ein sorgfältig bearbeitetes Verzeichniß im Preise ermäßigter Bücher nebst Angabe der Bezugsquellen rc.; eine interessante Preis- Aufgabe für die jüngeren Geschäftsgenossen, für deren beste Lösung der Hr. Verleger und Herausgeber fünfzig Mark aus gesetzt hat, und endlich ein systematisch geordneter Zeitschriften- Katalog; dies alles in einem kleinen, sauber gedruckten Heftchen, das in jeder Brieftasche noch Platz hat, — da darf man bestimmt Voraussagen, daß der „Taschen-Catalog des deutschen Sortimen ters" überall eine gute Aufnahme finden wird. Der Nutzen eines solchen Mentors, der Vortheil, mit dessen Hilfe auf Fragen, wie sie so häufig außerhalb des Geschäfts an den Buchhändler gestellt werden, sofort prompten Bescheid geben zu können, ist ja auch so offenbar, daß gewiß bald kein Buchhändler, herab bis zum Lehr ling, ohne diesen getreuen Begleiter sein und diesem ersten Jahr gang sicher jedes Jahr ein neuer folgen wird. — So dürfen wir den „Taschen-Catalog" allen Collegen angelegentlichst zur An schaffung empfehlen; der kleine Betrag dafür (geh. 1 M- 20 Pf., geb. mit Notizbüchlein 40 Pf. mehr) wird reiche Zinsen tragen. L. S. as- Beiträge zur Geschichte des Buchhandels und der Buch- druckertunst — Biographisches — Aufsätze aus dem Gebiete der Preßgesetzgebung. des Urheberrechts und der Lehre vom Ver lagsvertrag — Mittheilungen zur Bücherlunde — Schilderunge» aus dem Verkehr zwischen Schriftstellern und Verlegern — sowie statistische Berichte aus dem Felde der Literatur und des Buch handels finden willkommene Aufnahme und angemessene Honorirung. — Die gewöhnlichen Einsendungen aus dem Buchhandel werden nicht honorirt.
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