Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19200929
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192009298
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19200929
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-09
- Tag1920-09-29
- Monat1920-09
- Jahr1920
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X: 220, 29. September 1920. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. heißt da: »In den buchhändlerischen Fachblättern ist noch immer alles voll von Krieg und Kriegsgerichten; die Verleger drohen die Sortimenter zu boykottieren, weil diese von sich aus einen kleinen Zuschlag zu den schon genügend hohen Verlegerpreisen erheben; die deutschen Autoren rufen den Staat an, die Ver leger zu zwingen, ihnen Honorare zu zahlen, die ihre Existenz ermöglichen; die Verleger behaupten, daß ihr Geschäft auf den Hund komme, wenn sie keine Staatsunterstützung erhalten, und die deutschen Exporteure sagen, daß der von den Verlegern auf- gezwungene Auslandzuschlag ihren ganzen Handel ruiniert habe und daß Deutschland schnell seine Weltstellung als Buchhandels zentrale verliere«. In England steht der Verlagsbuchhandel auf der Höhe, wie die stattliche »Export«-Nummer es außerdem beweist; in Canada, Indien und Australien ist die Nachfrage nach Büchern groß, in Südafrika hat man noch nie solchen Wohlstand gesehen, immerhin sei zu befürchten, daß die Regierung — psmv «issff -m<l gaumt kooltsbl^ — den Handel durch Erhöhung der Postgebühren usw. erschwere. In den Vereinigten Staaten haben die vereinigten Buch händler und Verleger des Landes auf einem Kongreß in Phila delphia beschlossen, einen großen Pressefeldzug für das Buch zu eröffnen; sie hoffen dadurch die leerstehenden s-üoa bars in Leih bibliotheken und Buchläden verwandeln zu können. In Frankreich macht der Buchhandel trotz großer interner Schwierigkeiten bedeutende und befriedigende Anstrengungen, um seinen Absatz im Ausland« zu vergrößern; er wird dabei von der französischen Regierung unterstützt; sagte doch letzthin der weitblickende französische Unterrichtsminister Honnorat: »Ich wünsche nur eins: den Autoren und Verlegern zu helfen, damit sie ihre Aufgabe ganz erfüllen können. Das Buch ist oder sollte heute eins der hauptsächlichsten Werkzeuge der französischen Macht sein«. Wie ernst es den Franzosen mit der Auslandpropaganda für das französische Buch ist, können wir aus den einzelnen Konsu latsberichten ersehen; dabei werden die Länder mit sogenannter schlechter Valuta nicht vergessen, man will auch diese Gebiete einem anderen Einfluß nicht zugänglich wissen. So schrieb letzt hin nach ihm zugegangcnen Mitteilungen der französische Han delsminister August Jsaac, daß es der französischen Literatur zurzeit unmöglich sei, in Ungarn einzudringen. In diesem Lande, in dem die französische Sprache immer verbreitet und die lite rarischen und wissenschaftlichen Werke immer gesucht waren, koste, infolge der Entwertung des Geldes, die Nummer einer fran zösischen Zeitung, die in Paris mit 15 Centimes verkauft wird, ungefähr 9 Kronen, das 4.50 Francs-Buch etwa 100 Kronen; die neue Preiserhöhung der Werke der laufenden Literatur auf 5.75, ja selbst auf 7 Franken habe die Lage noch wesentlich weiter verschlechtert. Ungarn, durch den Frtedensschluß eines Teiles seiner Hilfsmittel beraubt, kann seinen Bibliotheken und Unter- richtsanstalten nicht mehr die nötigen Fonds zum Kauf der teuren Bücher zur Verfügung stellen. Der französische Handels attache in Budapest wird von Buchhändlern, Leitern und Leh rern von Schulen bestürmt, bei den französischen Autoritäten zu intervenieren, um Büchersendungen zu billigen Preisen durchzu setzen. Wenn der jetzige Zustand länger andauert, würde Ungarn, das man durch ständige Bemühungen glaubte Frankreich genähert und Deutschland sowohl politisch als wirtschaftlich entrissen zu haben, wieder unter den früheren Einfluß zurückfallen, aus dem ganz einfachen Grunde, weil jede Möglichkeit fehlt, französische Kultur zu treiben. ES wird vorgeschlagen, um der Kalamität für den französischen Einfluß in Ungarn abzuhelfen, in den ver schiedenen Ministerien unbenutzt liegende Werke, sowie einen Teil des Lagers von Doubletten der öffentlichen Bibliotheken dorthin zu senden; es wird auch unerläßlich sein, daß die fran zösischen Verleger sich direkt und ohne deutsche, österreichische oder schweizer Vermittlung an die ungarischen Sortimenter wenden und ihnen 3—5jährige Kredite gewähren, so wie es die Deutschen und Engländer zu tun beschlossen haben, damit sie die Wiederherstellung des Gleichgewichts abwartcn könnten. Diese doch sicher interessanten Handelsberichte scheinen den Franzosen aber noch nicht zu genügen; jedenfalls veranstaltet die sehr intelligent geleitete literarische Zeitschrift »Ua dlwervs ti-Lii?Liss, eine Enqußt« über die Einführung französischer Lite ratur-Attaches im Auslande. In dem Zirkularbriefe heißt es auszugsweise: »Wir haben die Ehre, Ihnen einliegend mit eini gen Erwägungen über di« Vertretung der französischen Literatur im Auslande zwei Fragen borzulegen; wir wären sehr glück lich und würden uns sehr geehrt fühlen, wenn Sie sie beant worten wollten. Es ist eine Enquete; Sie sind vielleicht der Meinung, daß man diese Art von Rundfragen ein wenig miß braucht hat, wir denken jedoch, daß diese Sie nicht gleichgültig lassen werden. Es handelt sich in der Tat nicht darum, eine Übersicht von Meinungen zu gewinnen, sondern, so hoffen wir es wenigstens, zur Gründung einer Organisation zu gelangen, die dazu bestimmt ist, die Ausbreitung des französischen Gedan kens außerhalb Frankreichs zu erleichtern und zu sichern und uns gleichzeitig über die intellektuelle Bewegung im Auslande zu informieren«. Das Rundschreiben selbst bezieht sich dann auf einen Artikel der Zeitschrift, in dem ein Herr Lucien Maury die Ernennung literarischer Vertreter vorschlug, die den Botschaftern und bevoll mächtigten Gesandten im Auslande im Einverständnis mit den Ministern des Äußeren und des Unterrichts boigegeben werden sollten. Ein solcher Vertreter, der natürlich von jeder politi schen Sorge entbunden sein müßte, würde zur Aufgabe haben, die Entwicklungen und Schwankungen des literarischen Marktes in dem Lande seiner Residenz zu verfolgen, das französische Buch zu beobachten, ihm neue Bahnen zu öffnen, in diesem Lande und in Frankreich zur Verfügung aller reichliche und zuverlässige Informationen zu geben, den Austausch und die Übersetzungen zu erleichtern, sich über die geistigen Bewegungen und alles, was nottut, auf dem laufenden zu halten und, ohne sich an den kaufmännischen Operationen zu beteiligen, sie zu erleichtern, zu unterstützen und die Verwirklichung und Ausführung zu be günstigen. Darauf sollen sich aber der Wirkungskreis und die wertvolle Tätigkeit eines solchen Vertreters nicht zu beschränken haben. Eine verantwortliche Organisation würde nicht nur fortlaufend, und da, wo es nötig ist, die fremden Völker über die unend« ichen Hilfsmittel französischer Wissenschaft unterrichten, sie würde auch Frankreich die Literaturgebiete bezeichnen, die es nicht kennt, sie würde die politischen Auskünfte vervollständigen und wesentlich zur neuen Ordnung der Dinge beitragen, die die zivili sierten Nationen durch das Zusammenlegen ihrer besten Hilfs mittel herbeizufllhren suchen. Diese Erwägungen haben die »Masrvs kraaestss« dazu geführt, die Meinung kompetenter Per sönlichkeiten einzuholen 1. über die Zweckmäßigkeit, die Durch führung und die Natur selbst der vorgeschlagenen Einrichtung, 2. über die anderen Mittel, im Auslande das Prestige des fran zösischen Gedankens zu erhalten und zu erweitern, sei es, daß diese Mittel sich dem vorgeschlagenen anpassen, oder daß dieses sie im Gegenteil ersetzt. Es wird sich Wohl Gelegenheit bieten, später noch aus di« Angelegenheit zurückzukommen. Zum Beweise des Interesses, das die Maervs keaiiemss seit ihrer Gründung fortlaufend der intellektuellen Tätigkeit außerhalb der Landesgrenzen zugewandt hat, verweist das Blatt auf seine »Die französische Kultur im Auslinde« betitelte Artikelserie, die die einzelnen Erdteile und Länder behandelt und unsere führenden Kreise wohl interessieren dürfte. In Amerika hat man auf literarischem Gebiete noch kein« so ehrgeizigen und weltpolitischen Ziele wie unsere westlichen Nachbarn; man hat Muße, die Zeit für sich arbeiten zu lassen und zu warten, bis die Früchte auch hier reifen. Inzwischen geht man daran, das ganze Land selbst noch mehr zum Lesen zu er ziehen und dem Buche zu erschließen, und bereitet einen groß angelegten nationalen Zeitungsfeldzug für das Buch vor, wie ich eingangs schon erwähnte. Das amerikanische Fachblatt »Iwdll- sbsrs' tVselrff« schreibt, daß die Pläne für das gemeinsame An zeigeunternehmen sich im Geiste des leitenden Ausschusses klär ten ; aus den aus dem Lande hereinkommenden Erklärungen und Erörterungen würde immer deutlicher erkennbar, daß der Buch handel in seiner Gesamtheit von der Idee durchdrungen sei, daß II6S
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder