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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1861
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1861-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1861
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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13, 30. Januar. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 201 Act. 2. sagt ausdrücklich, was sich übrigens bei einer unbefange nen Anschauung von selbst versteht: „Anthologien, welche aus den Werken mehrerer Verfasser gezogen sind". Wir dürfen darauf gefaßt sein, den Advocaten der Hildburghäuser Firma, wenn deren Bibliothek der deutschen Klassiker auf der Anklagebank sich befinden wird, plaidiren zu hören: — nun ja, die Bibliothek der deutschen Klassiker ist eine nicht bloß aus den Werken mehrerer, sondern eine aus denen von mehr als hundert Verfassern gezogene Anthologie, also kein vom Gesetze unter sagter Nachdruck. Wir kennen das Meininger Gerichtsverfahren nicht, wir wissen von dem hohen Gerichtshöfe zu Hildburghauscn noch weniger, aber die Ueberzeugung haben wir doch: — er wird dem vorliegenden Thalbestande gegenüber solchen Einwand rich tig würdigen! Die Bibliothek der deutschen Klassiker ist keine Anthologie aus den Werken der hundert Verfasser, die auf der Rückseite des rothen Umschlages als Inhalt aufgczählt werden; jedes Bändchen der Bibliothek ist ein Auszug aus den Werken des einzelnen Autors, wird einzeln für 5 Ngr. verkauft, ist eben, um mit den Worten des Art. 2. des Meininger Gesetzes zu reden, „weder eine größere Sammlung bloß einzelner Stellen und kleinerer Stücke eines größeren Wer kes, noch eine Chrestomathie, Anthologie rc. aus den Werken mehrerer Verfasser", jedes einzelne Bändchen ist so recht das, von dem der Art. 3. des Meininger Gesetzes sagt, daß cs als Nachdruck anzusehcn: ein Auszug aus andern Werken! Wir erfahren, daß die Verlagshandlung, die zuerst durch die Bibliothek in ihrem Eigenthume gekränkt worden, bereits am Orte der That gerichtliche Schritte cingeleitet; wir dürfen nicht zweifeln, daß der gewünschte Erfolg ausbleibcn wird; wir dürfen aber auch hoffen, daß keiner von allen Verlegern, deren Eigcn- thum durch das Unternehmen bedroht wird, — kommt die Reihe an ihn,— die nöthigen Schritte am Orte der That unterlassen wird! Wenn wir sagten: das Unternehmen trete mit einer seltenen Dreistigkeit auf, so unterdrückten wir dasjenige Wort, wel ches sein Auftreten viel richtiger charakterisiren würde; sagt doch die Entgegnung mit dürren Worten: die Bibliothek der deut schen Klassiker wird die Werke der deutschen Literatur soweit und soviel wiedergcbcn, als cs das Gesetz gestattet; nun, wenn das Gesetz irgend eines deutschen Staates ein Unternehmen, wie das vorliegende, zuläßt, dann sinkt der Werth der ganzen literarischen Gesetzgebung Deutschlands, an die der deutsche Buchhandel seit 30 Jahren mit so großem Fleiße und so vieler Intelligenz gear beitet, zusammen; dann ist Bresche geschossen für die nicht kleineAahlDerjenigen, die nicht gewohnt sind, mit Schriftstellern, sondern nur mit Leuten zu verkehren, welche diese Schriftsteller ausplündern! Das ist der Grund, weshalb wir das Unternehmen der Bi bliothek der deutschen Klassiker, das für den deutschen Verlags handel eine so gefährliche Seite hat, in so entschiedener Weise be kämpfen und bekämpfen werden; mit der Hildburghäuser Firma haben wir es dabei nur soweit zu thun, als sie der Unternehmer der Bibliothek ist; wir wissen die geschäftliche große Geschicklich keit wohl zu würdigen, die der Firma von ihrem Gründer her eigen ist, wir bedauern, daß sie solche auf ein Unternehmen ver wendet, das vom Gesetze nicht gestattet werden kann. iJ Miscellen. Aus Berlin, 28. Jan. ist uns die nachfolgende Eorre- spondenz mit der Bitte um Veröffentlichung derselben zugegan- gen: Wenn an den Stätten, denen insbesondere die Pflege der Wissenschaften und Künste obliegt, das Andenken Friedrich Wilhelm des Vierten durch feierliche Acte geehrt wird und die Herze» Derer von tiefer Trauer erfüllt sind, denen sein köni gliches Wohlwollen die Bahnen des Wissens und der Kunst eröff- nete oder ebnete, so gebührt dem Verewigten nicht minder an die ser Stelle ein Wort dankbarster Erinnerung. Friedrich Wil helm trug in sich einen hohen und seltenen Geist. Sein Wissen durchdrang und umfaßte die weitesten Gebiete und sein eminentes Gedächtniß orientirte ihn schnell über alles, was ihm je in seinem vielbcwegtcn Leben entgegengetretcn war oder was er sich durch Studium und den engen und stetigen Verkehr mit den berühmte sten Gelehrten zu eigen gemacht hatte. Der Ursprung und die Elassisicativn eines selten vorkommcndcn Steines, aus dem ein Palast oder eine Kirche erbaut war; die Jahreszahl einer weit- entlegenen historischen Thatsache; die Lage und nähere Bezeich nung eines sonst kaum gekannten OrtcS; die Ideen der verschie denen philosophischen Systeme und ihr Verhältniß zu einander; die Geburtsstätte eines Künstlers; das Vaterland einer seltenen Pflanze; die Kenntniß der Kunstgeschichte und der Architektur aller Zeiten und Nationen, alles dies und vieles Andere fand iu ihm den richtigen und beredten Ausdruck, die gebührende Anwen dung. In geistreichster Weise wußte seine Unterhaltung anzure- gcn, in liebenswürdigster Weise verstand er cs, seine Umgebung zu belehren. Mit der Höhe seines Geistes wetteiferte die Vor- trefflichkeit seines Herzens. Wen der erstcrc angezogcn, den hielt das letztere mit unauflöslichen Banden für immer gefesselt. Was Friedrich Wilheln für die Hebung der Wissenschaften und Künste durch die Begünstigung und den Schutz, die er ihnen gewährte, durch die Heranziehung von Gelehrten und Künstlern gethan, ist bekannt und anerkannt, nicht aber in gleichem Maße, wascrspeciclldemBuchhandelgewcsenist. Wo es darauf ankam, eincaufeincn höhcrenZwcck gerichtete kostspieligere Unternehmung zu fördern, da konnte der Verleger — welchem deutschen Staate er auch angehören mochte — gewiß sein, daß der König, nachdem ihm die Sache in angemessener Weise vorgestcllt, eine größere An zahl von Exemplaren zur Anschaffung für seine Privatbibliothek befehlen würde; und oft geschah cs, daß solcher Befehl erst die sichere Basis für das ganze Unternehmen wurde. Aber auch au ßerdem fanden alle Werke, die sich über das Niveau des Gewöhn lichen erhoben, eine bereite Aufnahme und gaben neuen Stoff für die durch geistreiche Unterhaltung und Lcclürc belebten Abende in dem engeren Kreise des königlichen Hofes. Größere Pracht werke wurden wiederholt angeschaffr, um zu Geschenken verwen det zu werden, aber viele schmücken noch heute die Bibliothek in mehrfacher Anzahl. Diese Privatbibliothck, die im königlichen Schlosse zu Berlin in mehreren Sälen erst neuerdings ihre Auf stellung und Anordnung gefunden hat, weil die ihr früher ange wiesenen Räume nicht mehr ausrcichten, zeugt am besten von der wahrhaft königlichen Weise, in welcher der Verewigte die Litera tur ehrte, denn nach einem ungefähren Anschlag mag dieselbe den Werth einer halben Million Thalcr erreichen. Und als sein königlicher Geist nicht mehr alles umfassen, alles beleben konnte, blieb doch sein holder Sinn auf dem trauernden Sans souci lebendig! Die edle Königin befahl noch kurz vordem Heim gänge des Königs die Anschaffung eines kostspieligen Werkes in zehn Exemplaren und ließ die Bemerkung hinzufügen: Für S. Majestät den König und I. M. die Königin! - So sei denn hiermit dem Verklärten der wohlverdiente Dank des deutschen Buchhandels dargebracht. Sein Andenken sei gesegnet. Sein Geist bleibe szum Heil der Wissenschaft und Kunst leben dig für alle Zeit! Stuttgart, 5. Jan. Seit gestern Nachmittag ist eine der sinnigsten Maschinen, welche im Laufe der neueren Zeit gebaut
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